WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

28. August 2009

Unfairer

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:19

Kann man „Un“-Wörter steigern? Eher nicht, denn wenn etwas „un“-irgendwas ist, dann ist es eben nicht irgendwas und noch nichter geht nicht. Okay, das kling jetzt ziemlich kompliziert. Also ein paar Beispiele: Wenn etwas unschön ist, dann ist es nicht schön. Wenn jemand unfreundlich ist, ist er nicht freundlich. Gibt es trotzdem Leute, die unfreundlicher sind als andere? Und wenn etwas ungesund, also nicht gesund ist, kann es wohl kaum etwas geben, das noch nichter gesund, also ungesünder ist. Oder doch? „Unfairer kann Realität kaum sein“, steht heute im Titelseiten-Kommentar. Und das ist so auch schon fast wieder richtig, weil man auch „unfair“ nicht steigern kann.

27. August 2009

Aus europäischen Augen kann es nicht überraschen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:48

„Dass Barak Obama im Alltag seinen Glanz verlieren würde, kann nicht überraschen“ müssen wir heute im Seite-2-Kommentar lesen. Warum ist es eigentlich so schwer, das in vernünftigem Deutsch ausdrücken? „Dass Barak Obama im Alltag seinen Glanz verlieren würde, war absehbar.“ Oder: „Dass Barak Obama im Alltag seinen Glanz verliert, kann niemanden überraschen.“ War doch ganz einfach!
Im nächsten Absatz wird es noch ein bisschen schräger: „Aus europäischen Augen ist Amerika einfach anders.“ Stimmt leider nicht. Denn entweder ist es in europäischen Augen anders, oder aus europäischer Sicht.
Also geh‘ mir aus den Augen, WAZ!

26. August 2009

Auf den Köpfen der Mitarbeiter herumtrampeln

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:03

Oh, Nein! Warum müssen auch Betriebsräte Stuss reden? Und dann noch in solch wichtigen Angelegenheiten. Laut Aufmacher von heute sagt der Opel-Betriebsratschef: „Es kann nicht unendlich so weitergehen, dass GM auf den Köpfen der Mitarbeiter herumtrampelt!“ Bei aller berechtigten Empörung: Man kann zwar etwas über jemandes Kopf hinweg entscheiden, man kann kann auch auf den Nerven der Mitarbeiter herumtrampeln – aber das mit dem Herumtrampeln auf Köpfen geht einfach nicht – weder unendlich noch endlich.
Da will dann aber die SPD-Landesvorsitzende noch einen draufsetzen: „Ich finde den Poker auf dem Rücken der Beschäftigten unerträglich.“ Ich auch, weil ich mir so etwas immer gleich bildlich vorstelle.
Mit dem Poker hat es auch der CDU-Außenexperte: Seiner Ansicht nach „dürfe GM die ‚Pokerpartie um Opel‘ nicht überreizen.“ Ob ihm hier vielleicht ein bisschen Skat reingerutscht ist? 18, 20, Zwo, Null, Royal Flush … äh!

25. August 2009

Sich im Gegenteil mit dem Rücken an die Wand stellen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:58

Geht alles (und folgt).

24. August 2009

Nix?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:44

Bisher nix gefunden …

22. August 2009

Eine gewisse Abgebrühtheit könnte sich einschleichen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 10:33

… und dann? (folgt)

21. August 2009

Händel an Selle in Deuschland

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 05:28

Mit folgenden Fragen überrascht uns einer der Seite-2-Kommentare: „Lernen das nicht schon die Erstklässler: Dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen soll? Und dass man Leuten nicht trauen kann, die behaupten, dass es egal ist, wie viele Nährstoffe das Obst enthält – Hauptsache es verkauft sich gut?“ Das mit den Äpfeln kann man ja noch nachvollziehen, aber das mit den Nährstoffen? Das lernen Erstklässler? Zwischen dem Alphabet und dem kleinen Einmaleins? Also, dann wird unseren Kindern doch ein bisschen viel zugemutet …
Doch es folgt am Ende des Artikels noch eine weitere gute Frage: „Wie rekrutiert man an Selle gehetzter Karrieristen junge Menschen, die Zeit hatten, so erwachsen zu werden, wie sie es angesichts der multimorbiden Weltlage sein müssen?“

Die Frage muss dann wohl auch unbeantwortet bleiben, denn die Politik-Seite hält Folgendes für uns bereit: „Möglicher Grund könnte ein sogar schriftlich fixierter Händel zwischen Schröder und Josef Esch gewesen sein.“ Gemeint ist hier ein Abkommen, ein Händel ist allerdings das genaue Gegenteil: Auseinandersetzung, Handgemenge, Handgreiflichkeiten, Rauferei usw.
Aber macht nichts, denn „Josef Esch, Köln und die Superreichen Deuschlands, auch das sind Beziehungsgeflechte von besonderer Delikatesse.“

20. August 2009

Dort in die Kopfpauschale hineinschreiben

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:56

„Wie mutig und zukunftsweisend war die CDU“, fragt der Chefredakteur heute im Seite-2-Leitartikel, „als sie nicht nur die Kopfpauschale strich, sondern dort hinein auch allerhand schrieb, was die Lobbyisten reicher, die Parteien aber ärmer macht (siehe Wirtschaftsteil)?“
Versteht das jemand? Ich meine nicht nur das mit den Lobbyisten und den Parteien. Das ist zwar schon komplett unverständlich, aber noch nichts gegen die Kopfpauschale, in die allerhand hineingeschrieben worden ist.
Und doch: Es ist noch zu toppen. „Wäre das anders, der Blick würde frei auf die Kleider der Kaiserin“, lautet Schlusssatz des Artikels. Und lässt uns Leser in totaler Verwirrung zurück. Denn die Geschichte um „des Kaisers neuen Kleider“ haben wir ganz anders in Erinnerung: Hier waren es geschickte Betrüger, die einen Kaiser und seinen ganzen Hofstaat narrten, in dem sie ihm angeblich Kleider aus einem Stoff anfertigten, den angeblich nur Leute sehen konnten, die nicht dumm seien. Tatsächlich aber nähten sie – nichts. Doch da niemand sich die Blöße geben wollte, die Stoffe und die Kleidung nicht sehen zu können, kamen sie mit ihrem Betrug durch. Soweit das Märchen.
Aber was hat das jetzt mit einem verstellten Blick auf Kleider der Kaiserin zu tun, der jetzt frei wird? Auch wenn das Ganze mit „Merkels Kleider“ überschrieben ist, hilft es uns wenig weiter.
Vermutlich muss man dazu die Kopfpauschale lesen …

19. August 2009

So, so!

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:29

Die Politik-Seite berichtet heute über Ulla Schmidt und „Pflege. Gesundheit. So Sachen eben.“ Was sind denn so Sachen? Vor allem eine so grauenhafte Formulierung!
Der nächste Absatz beginnt mit einer ebenfalls denkwürdigen Satzkonstruktion: „Erste Reporterfragen erwiderte Schmidt hörbar gereizt.“ Da ist ein bisschen schief gelaufen, denn man kann entweder Fragen beantworten oder etwas auf Fragen erwidern.

Kaum haben wir uns von den Sosachen und den erwiderten Frage erholt, müssen wir auf der Kultur-Seite weitere absonderliche Dinge zur Kenntnis nehmen. Hier nämlich „steht dem … Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens für einen Moment die grabeskalte Angst auf der Stirn“. Von Schweißtropfen auf einer Stirn hat man schon gehört und möglicherweise sind diese ja durch Angst hervorgerufen worden. Aber letztere, sei sie grabeskalt oder urnenwarm, kann allerhöchstens in den Augen stehen.
„Angefangen von der sprachlos machenden Grevenbroicher Freizeitpolitikerin Ursula Kwasny (real) und NRW-Ministerpräsident Rüttgers (sehr real) bin hin zu CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla und Kanzlerin Angela Merkel“, zeigt der Artikel dann später, dass die gedankliche Beschäftigung mit einem Thema („Ich bin dann mal weg“) einem Autor beim Schreiben durchaus in die Quere kommen kann.
So Sachen passieren eben, wenn einem grabeskalte Angst auf die Stirn tritt.

18. August 2009

In die Büsche jagen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:30

… und sich dafür in die Wüste schlagen? Zumindest legt das der Leitartikel auf der 2 nahe: “ … in Zeiten wie diesen reicht schon das Wörtchen neoliberal,“ – welches man hätte in Anführungsstriche setzen müssen – „um den allerbeliebtesten Politiker in die Büsche zu jagen.“

17. August 2009

Die Durchsetzung durchsetzen und über die Klippe springen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:04

Nein, so geht es nicht weiter mit der Gleichberechtigung: „Denn selbst die Männer, die dazu bereit waren, freiwillig die Durchsetzung einer Frauenquote in Vorständen und Verbänden durchzusetzen …“ kann man im Seite-2-Kommentar finden.

Und im Artikel daneben findet man Folgendes: „Die biologische Klippe des Juso-Alters hat sie mit 35 Jahren gerade übersprungen: Manuela Schwesig ist das neue Gesicht der SPD in der Frauen- und Familienpolitik.“ Schön, schön, nur kann man Klippen nicht überspringen, allenfalls umfahren oder umschiffen. Indes gibt es durchaus etwas, worüber man bisweilen springen muss: Das wäre dann aber die Klinge. Okay, das klippt … äh … klingt ziemlich ähnlich, sollte man aber besser nicht verwechseln.

Denn wenn man die Durchsetzung dieses Bildes durchsetzen würde, würden alle in den ewigen Jagdgründen landen, die die Klinge umschiffen würden.

15. August 2009

In Kassen überweisen, wenn nicht jetzt wäre

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:40

Im heutigen Aufmacher werden „die teilweise hoch verschuldeten Kommunen in Nordrhein-Westfalen … bis 2019 weitere rund fünf Milliarden Euro in die Kassen ostdeutscher Rathäuser überweisen müssen.“ Nun kann man mit Kassen ja viel anfangen, z.B. sie klingeln lassen oder füllen. Geld kann in sie hineinfließen oder man kann zu einer gebeten werden – allein das mit dem Überweisen, das geht nicht: Man kann nur auf Konten überweisen, nicht in Kassen.

Auch der Chefredakteurs hat für seinen Leitartikel (Seite 2) interessante Formulierungen ersonnen: „Bisher lief der Wahlkampf wie in einem schwülen Hohlraum; also mehr oder weniger resonanzfrei nach draußen.“
Und ein paar Zeilen weiter schreibt er: „wenn nicht jetzt wäre“, und man fragt sich unwillkürlich, was denn später wäre. Bis man feststellt, dass hier nur ein paar Kommas fehlen: „Wann wenn nicht jetzt wäre zu streiten über die Zukunft unserer Sozialsysteme …“ Was auf gut Deutsch heißen würde: „Wann (Komma!), wenn nicht jetzt (Komma!), wäre zu streiten …“

Für diese Erkenntnis müsste jetzt jede Menge Kohle in meine Kasse überwiesen werden – wenn nicht gerade jetzt wäre.

14. August 2009

Das Füllhorn ausgießen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 05:09

Wenn man nicht weiß, wo Kommas hin müssen, lässt man sie am besten weg. Zumindest scheint der Seite-1-Kommentar so zu verfahren: „Denn endlich kann dieses vom Bundestag eingesetzte Gremium … ans Werk gehen. Kann sich (Komma fehlt!) von internen Querelen befreit (Komma fehlt!) mit dem Schicksal jener … Menschen beschäftigen …“
Anschließend noch eine etwas drollige Formulierung: „Endlich entwickelt sich das Bewusstsein, dass die damalige Erziehungspraxis unter den Augen beider Kirchen Unrecht war.“ Die Praxis unter den Augen der Kirchen? Hm.

Kommen wir zum Füllhorn. Und damit zur Politik-Seite und einen Bericht über einen verstorbenen Essener SPD-Politiker, der „als OB-Kandidat 1999 ein Füllhorn an Ideen ausgoss“. Da Füllhörner gemeinhin nicht mit Flüssigkeiten gefüllt sind, ist es entsprechend schwer, sie auszugießen. Warum konnte man es also nicht einfach ausschütten? Dann könnte man das „Horn an Ideen“ genauso verzeihen wie das Huhn an Fenchelsalat …

13. August 2009

Es will nicht einleuchten, dass die Prüferin in die Gesamtnote eingeht

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:19

„Es will nicht einleuchten, warum der Minister die Kanzlei beauftragt hat“, so kommt der Seite-1-Kommentar wieder in bestem Mode-Sprech daher. Und mir will immer noch nicht einleuchten, dass man die Person(en), denen etwas einleuchten soll, einfach weglassen darf. Da mich aber schon an anderen Stellen darüber geärgert habe, will ich das heute nicht weiter vertiefen.

Stattdessen richten wir unser Augenmerk auf den folgenden Beziehungsfehler von der Rhein-Ruhr-Seite: „Frau D. behauptet, es seien Würmer im Essen, aber darum gibt die Prüferin nichts: ‚Übers Essen wird oft gemeckert, natürlich ist das immer subjektiv.‘ Und geht deshalb nicht in die Gesamtnote ein.“ Zweifellos ist es hier die Prüferin, die in die Gesamtnote eingeht (bzw. es nicht tut), ob es nun einleuchten will oder nicht.

12. August 2009

Das Huhn im Dreieck

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:14

Ein merkwürdiges Dreiecksverhältnis heute auf der Seite 2: „Politische Kommunikation spielt sich im Dreieck von Politik, Medien und Bürgern ab. Wer da Huhn ist und wer Ei, wer am Ende Schuld hat an der Inhaltsleere, ist schwer zu sagen.“ Finde ich auch, zumal sich jetzt ja eine ganze Reihe von Möglichkeiten ergeben: Wenn die Politik das Huhn ist, sind die Medien das Ei; die Bürger stehen allerdings ein bisschen bedröppelt da. Sind die Bürger das Huhn und die Politik das Ei, wissen wir nicht, wohin mit den Medien. Und wenn die Medien das Huhn und die Bürger das Ei sind, was ist dann mit der Politik? Außerdem ginge es ja auch noch andersherum: Die Medien das Huhn und die Politik das Ei, wiederum ohne die Bürger. Oder die Politik das Huhn und die Bürger das … Ei, Ei, Ei, da blickt ja keiner mehr durch!
Am Ende ticken dann wir alle im Dreieck.

Im Sport ist „Christian Danner enttäuscht über die Umbesetzung“, womit die Universal-Präposition wieder einmal die eigentlich angebrachte Präposition „von“ verdrängt, und ein paar Zeilen weiter schreibt man einen Satzanfang zur Abwechslung einmal klein: „vielleicht fährt er ja in Monza.“

Auf der „Menschen“-Seite redet Stefan Aust ohne Punkt und Komma, dafür kann er aber nichts, weil es nur falsch aufgeschrieben wurde: „Ich habe mich unheimlich darüber gefreut – vor allem (Komma fehlt!) weil er Journalist ist.“
Und im zugehörigen Kasten wird er mit folgenden Worten vorgestellt: „1988 avancierte der Niedersachse zum Chef von ’Spiegel-TV‘, nach sechs Jahre danach zum Chef der Print-Ausgabe.“

Noch nach Jahre danach werden wir über solche Formulierungen schmunzeln können.

11. August 2009

Bloß kein Streit mit hartleibigen Machthabern

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:56

„Mach bloß kein’ Scheiß!“ sagt der Ruhrgebietler, und das wollen wir ihm auch durchgehen lassen. Aber darf man deshalb auch schreiben: „Bloß kein Streit“, wie das die Headline des heutigen Seite-2-Kommentars tut?
Nein, darf man nicht. Denn das tut eher weh, da die obige Aussage eine Abkürzung ist. Möglicherweise von: „Wir wollen bloß keinen(!!) Streit haben.
Vielleicht könnte es noch von etwas Anderem abgekürzt sein? Mal sehen: „Nun macht bloß kein Streit“? Klingt genauso furchtbar. „Wir können alles gebrauchen, bloß kein Streit“? Nee, geht auch nicht. Aber irgendwas mit „alles“, das ginge. Vielleicht das hier: „Alles darf sein, bloß kein Streit“. Jau, das geht! Auf der Linie gerettet!

Doch nicht mehr zu retten ist das hier, was wir heute auf der Politik-Seite finden: „Angesichts der Hartleibigkeit der Machthaber im Iran beschwören sie in Frankreich zugleich das Prinzip Hoffnung.“ Hartleibigkeit??
Aber da wollen wir nicht hartherzig sein, denn wir wollen ja bloß kein Streit. Aua!

10. August 2009

Die Bratwurst-Bräter wird lang und länger

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:37

Wieder einmal unverständliches Kauderwelsch in einer Reportage. Die Rhein-Ruhr-Seite wartet mit Folgendem auf, und es beginnt noch relativ harmlos: „Ein einziger Rundgang, vorne und hinten geschoben, dauert so lange wie ein Fußballspiel, Nur gucken, nicht anfassen.“
Soweit und soweit durcheinander, aber warum nur schreiben wir „Nur“ groß?
Noch ein bisschen weniger verständlich wird es dann einige Absätze später: „Goldkette geht genauso wie guter Anzug, schick ist das Schalke-Trikot von 1987 mit Stretch überm Bauch ebenso High Heels, die rosa Losabschnitte durchkämmen.“ Die High Heels befinden sich überm Bauch oder wie?
Und schließlichlich: „Der ‚Shake‘ schüttelt alle(s) gut durch, ‚Checkpoint‘ wie ‚Airspace‘ schaukeln über Champignon-Pfanne und Bratwurst-Bräter – und beide Produkte bunt durcheinander. Letztere wird lang und länger, einen halben Meter mindestens oder XXL, was ungefähr dasselbe ist.“
Demnach ist Bratwurstbräter eine Produkt, die lang und länger wird. Ah-ja!
Völlig unverständlich wird es dann am Schluss: „Schreien nutzt gar nichts. Und bei Kreischern dreht sich allenfalls gerade der Magen um. Wer weg ist, ist weg. Es sei denn, die Sippe kommt im Familien-Look, so gesehen beim Schaum-Eis: alle in derselben Farbe, und Papa sieht Rot. Oder Mama hängt dem Kind eine Karteikarte um: „Ich bin der . . ., bitte ruf . . . an.” Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.

8. August 2009

Magere Zensuren

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:56

Ein recht merkwürdiges Phänomen begegnet uns heute im Essener Lokalteil. Dort werden laut einer fetten Überschrift „Schüler mit mageren Zensuren gesucht“. Ich habe lange überlegt, was damit gemeint sein kann, zumal der Artikel darunter mit keinerlei erhellenden Informationen aufwartet, uns also ebenfalls doof sterben lässt. Magere Zensuren. Was kann das sein? Gibt es auch mollige, dicke oder gar fette Zensuren?
Doch halt! Jetzt hab ich eine Idee! Es gibt eine magere Ausbeute! Sollte am Ende also eine „magere Zensurenausbeute“ gemeint gewesen sein, die dann aber wegen Platzmangels auf „magere Zensuren“ zusammen geschrumpft werden musste? Möglich wär’s!

24. Juli 2009

Auf der Erfolgspur (mit Schafkäse) extra verlieren

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:43

Extra. Das bedeutet in erster Linie: „besonders, außergewöhnlich, außerhalb“ und dergleichen. Was soll uns dann diese Headline von der Titelseite sagen: „Carstensen verliert extra“? Ok, ok, „extra“ kann auch die Bedeutung von „absichtlich“ annehmen, was hieße, dass er absichtlich verlor. Das allerdings funktioniert auch nicht, da man eine Wahl eben nicht absichtlich verlieren kann (sonst könnte man sie ja auch absichtlich gewinnen, das würde der SPD momentan ganz gut in den Kram passen). Auch dann nicht, wenn Journalisten nicht müde werden, das immer wieder zu behaupten, wie dann auch später auf der Politik-Seite: „Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) hat im Landtag gestern wunschgemäß per absichtlich verlorener Vertrauensfrage (37 Nein, 1 Ja, 28 Enthaltungen) die Voraussetzungen herbeistimmen lassen, um das Parlament aufzulösen.“ Jetzt sogar wunschgemäß per Absicht!

Nicht-wunschgemäß und eher unabsichtlich dürften jedoch die folgenden Missgeschicke auf der Rhein-Ruhr-Seite passiert sein. Im ersten Satz gibt es einen Kommafehler: „Nach dem Großbrand in einem Iserlohner Chemiewerk, (Komma falsch) sind die Flammen auf dem Unglücksgelände gestern erneut ausgebrochen.“
Danach einen Trennfehler: „… die Feuerwehrleute im Märk- (Trennung)
ischen Kreis …“
Ja, und dann folgt etwas, von dem man nicht weiß, ob es nur ein Tippfehler ist oder ob der Satz komplett in die Hose gegangen ist: „Das Gewerbegebiet im großräumig abgesperrt und teilweise evakuiert.“ Aber eigentlich will ich es gar nicht wissen.

Dafür wüsste ich gern, warum das „S“ immer mehr aus der Mode kommt. Hat es uns was getan? Ist es als Laut zu zischig? Gerade der Genitiv leidet darunter, insbesondere, wenn da schon irgendwo ein „S“ oder ähnlicher Zischlaut im Spiel ist: „Der Vorsitzende des Haushaltsauschuss“ wird z.B. gern gesagt und geschrieben, oder es heißt in einer idiotischen Werbung für ein Hygieneprodukt, es „begünstigt die Auflösung des Ohrenschmalz“. Ahrggg! In der Werbung gehen die Schafsköpfe – pardon: Schafköpfe – noch einen Schritt weiter und reden von „Schafkäse“ und „Schafmilch“. Kein Wunder, dass man heute auf der Wirtschaftsseite in einer Subline lesen muss: „Der Sauerländer brachte Porsche in die Erfolgspur.“ Wobei man sich außerdem noch darüber streiten könnte, ob er Porsche nicht eher auf die Erfolgsspur gebracht hat.

Ein doppelter Genitiv galt schon immer als schlechter Stil. Insofern haben wir dann auf der „Menschen“-Seite einen dreifachen Rittberger, der jeder DDR-Nachrichtensendung („Vorsitzender des Zentralkomitees der Soundso-Partei der DDR“) alle Ehre gemacht hätte: „… stellvertretender Leiter der IT-Abteilung der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Münster“, so wird auf der „Menschen“-Seite der Vorsitzende der Piratenpartei vorgestellt.

23. Juli 2009

Erneuter Gefechtsnebel, diesmal umfeuert

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:10

Und weil es so schön war, gleich noch einmal: Der Gefechtsnebel ist wieder da. Heute legt er sich auf einen Bericht zum Koalitionsbruch im Norden (Seite 2): „Von Kritik derart umfeuert, bewegen sich Carstensens Hoffnungen auf eine schwarz-gelbe Mehrheit nach Neuwahlen momentan in dichtem Gefechtsnebel.“ Supiee! Was für eine klare und informative Aussage: Da sind zunächst die von Kritik umfeuerten Hoffnungen. Umfeuert? Was soll das denn sein? Aber selbige bewegen sich auch noch im Gefechtsnebel. Selbst, wenn keiner weiß, was das ist. Naja, es bleibt halt ein bisschen nebulös!

Im Kommentar nebenan wird darüber nachgedacht, „wie Obama dieses heiße Eisen managt …“ Verständlich, da heiße Eisen allenfalls angepackt werden, wenn es nach der Redensart geht. Doch vielleicht ist das ja nicht innovativ genug für eine moderne Tageszeitung. Also: Wir müssen die heißen Eisen endlich … hm … managen!

Auf der Rhein-Ruhr-Seite „sind 9000 in Kurzarbeit“, auf der Sportseite ist ein Komma zu viel: „Nach dem Fischzug bei den Olympischen Spielen in Peking, (Komma falsch) wirft sie das Netz in Rom aus …“

Beides will ich nicht weiter kommentieren, denn ein Satz im Wirtschaftsseiten-Kommentar bringt mich ins Grübeln: „Der Einwand aus Union und FDP, jede Steuererhöhung sei Gift, ist eine denkbar reflexhafte Plattitüde.“ Nun frage ich mich: Was ist diese Plattitüde? Denkbar reflexhaft, im Sinne von: „denkbar schlecht“? Also: Reflexhafter geht es nicht? Aber dann: Was ist reflexhaft und was ist die Steigerung davon, die man nicht erreichen kann? Wenn man einem Reflex folgt, kann es noch reflexhaftere Reaktionen geben? Also denkbar reflexhaftere?
Oder war es nur ein Tippfehler und es ist eine denkbare reflexhafte Plattitüde? Aber wieso dann reflexhaft? Und gibt es noch andere reflexhafte Plattitüden, wenn das eine davon ist? Welche könnten das sein?
„Meine Sorgen möcht’ ich haben“, hat schon Tucholsky gesagt. Ich eigentlich nicht, damit sich meine umfeuerten Hoffnungen nicht im Gefechtsnebel bewegen, bevor alle heißen Eisen gemanagt sind.

22. Juli 2009

Gefechtsnebel ist nur eine Option

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:41

Undurchsichtiges heute im Seite-2-Kommentar: „Wenn der Gefechtsnebel sich legt, der den Bruch der Koalition und die Entlassung der SPD-Minister umhüllt …“
Hier ist mal wieder einiges durcheinander geraten: Normalerweise umhüllt Nebel nicht, sondern er verhüllt. Außerdem lichtet er sich später und legt sich nicht. Was sich wiederum gerne legt, das ist der Pulverdampf, der in diesem Fall als Sprachbild auch angebracht gewesen wäre, denn was Gefechtsnebel ist, weiß sowieso niemand. „Gefechtslärm“ hätten wir da noch anzubieten und die Tatsache, das möglicherweise etwas vernebelt werden soll. Nun gut, wenn man das alles zusammen mixt, dann kann daraus vielleicht ein sich legender Gefechtsnebel werden.

Im Kommentar zur Rentendiskussion müssen wir Formulierungen hinnehmen wie: „Die Zukunft der gesetzlichen Rente gehört eindeutig nicht zum Kerngeschäft der Bundesbank.“ Ich wüsste nicht, dass die die Zukunft von irgendwas je zum Kern- oder auch sonstigen Geschäft von irgend jemandem gehört hätte.
Oder solche: „Dennoch trägt die einhellige Empörung von Politik, Gewerkschaften und Verbänden Züge von Heuchelei“ Wie soll das gehen? Was sind Züge von Heuchelei und wie kann die Empörung derlei tragen?
Auch „dass den Jungen Überforderungen drohen“, mag man in diesem Zusammenhang nicht recht glauben, da solche selten etwas mit finanziellen Forderungen zu tun haben. Ich bin z.B. oft überfordert, wenn ich angesichts solcher Schreibereien ruhig bleiben soll.
So geht es mir dann auch, wenn Peer Steinbrück „… die Rentengarantie seines Ministerkollegen Olaf Scholz als ‚grenzwertig‘ bezeichnet“.
Was ist heutzutage nicht alles „grenzwertig“! Und was soll das eigentlich sein? Für die Luft oder Nahrungsmittel werden für bestimmte Giftstoffe Grenzwerte bestimmt. Was über diesen Werten liegt, gilt als gefährlich. Und was knapp darunter ist, ist dann grenzwertig? „Wir haben eine ganz schön grenzwertige Luft heute“, sagt der Umweltschützer, wenn er die Staubbelastung gemessen hat. Oder wie?
Was der Duden dazu sagt: „… gerade noch im Bereich des Positiven, Erträglichen o. Ä. liegend“, klingt recht einleuchtend, macht es aber nicht besser. Für mich bleibt der Gebrauch dieses Wortes weiterhin … äh … grenzwertig!
Nach diesem ganzen Zeugs tut der kleine Rechtschreibfehler am Ende des Artikels fast schon gut: „Die Angst der Politik hat etwas würdeloses …“, was man hätte groß schreiben müssen, da es sich um eine Substantivierung handelt.

Fast etwas Würdevolles hat dagegen der Opel-Interessent RHJ, der laut Wirtschaftsseite „garantiert, dass keine Rückkaufoption mit GM vereinbart ist, sondern dies nur eine Option sei.“ Janee, iss klar!

Und schließlich versucht man noch auf der Politik-Seite, „Worms’ Zurückhaltung und Bescheidenheit ins richtige Licht zu rücken.“ Nur geht das leider nicht, da es auch kein falsches Licht gibt. Man versucht, jemanden oder etwas ins rechte Licht zu rücken, damit es besser dargestellt und gesehen werden kann.
Oder damit es nicht im Gefechtsnebel umhüllt und damit zur grenzwertigen Option wird.

21. Juli 2009

Jetzt können wir auch Bären

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:11

Wenn irgendein WAZ-Autor Unsinn verzapft, kann man sicher sein, dass es ihm bald darauf ein anderer nachtun wird. So war es auch nur eine Frage der Zeit, dass diese merkwürdige Ausrufungszeichen-Komma-Kombination, die wir nun schon mehrfach in Reportagen erleiden mussten, nun auch anderswo auftaucht. So steht heute im Seite-2-Kommentar: „Peter Harry Carstensen macht es wie Gerhard Schröder 2005. Er stellt im Parlament eine Vertrauensfrage. Und hofft, Achtung!, sie zu verlieren.“ Anstatt dass mal jemand die Kollegin von der Reportage darauf angesprochen hätte, auf diese schräge Interpunktion zu verzichten, wird ’s auch noch nachgemacht. Nach dem Motto: „Wenn wir’s schon mal so gedruckt haben, dann wird es schon richtig sein!
Es folgt eine „Hintertürchen-Masche im parlamentarischen Räderwerk“, und das ist eine Formulierung, bei der zwar nichts zusammenpasst, die wir aber demnächst vermutlich auch wieder an anderer Stelle werden lesen müssen.

Auf der Rhein-Ruhr-Seite wurde eine „Infektion … positiv bestätigt“, und das ist natürlich besser, als wenn sie negativ bestätigt worden wäre. Anschließend noch ein kleiner Komma-Fehler: „Sechs Wittener … haben sich vermutlich in Lloret de Mar an der Costa Brava, (Komma überflüssig) angesteckt.“

Nach dem Umblättern zur Politik-Seite kann man den bemerkenswerten Satz lesen: „Dass eine so ehrbare Tradition immer wieder mit Störmanövern überzogen wird, ist absurd und so nur in Deutschland möglich, wo die gleichgültige bis moralinsaure Distanz zur Armee tief verwurzelt ist.“ Tja, es ist ja wirklich nicht ganz einfach, eine Tradition mit Störmanövern zu überziehen. Eher wäre denkbar, dass eine Traditionsveranstaltung von Störmanövern begleitet wird, aber hier will ich dem Autor nicht reinreden. Dafür möchte ich aber wissen, was eine gleichgültige Distanz von einer normalen Distanz unterscheidet, von der moralinsauren ganz zu schweigen.

Die Krone – im wahrsten Sinn des Wortes – setzt dem Ganzen heute aber ein Zahnarzt auf, über den auf der Gesellschaftsseite berichtet wird: „Denn der Dentist hat ja eigentlich Menschen gelernt …“ Mann-O-Mann, wo soll diese Art des Schreibens noch hinführen? Geradewegs hierhin: „… riesige Fangzähne im aufgerissenen Löwenmaul und hinten noch mehr Hauer, mit denen die Raubkatze ‚Gulasch macht‘, sagt Loose. Der mittlerweile auch Bären kann.“ Und ich kann Journalisten. Und zwar hassen oder am liebsten mit dem Setzkasten erschlagen, wenn sie einen derartigen Stuss schreiben. Ist es nicht schlimm genug, dass jemand „nur Qualität kann“? Oder gar „Kanzler“? Das hier ist noch einen Umdrehung mehr. Der Arzt kann mittlerweile auch Bären behandeln! Was ist so toll daran, ein Hilfsverb zum Verb hoch zu stilisieren?
Am Ende des Artikels dann das totale Chaos: „Kaputte Zähne hat er gesehen, von Zuckerwasser ausgetrocknet, das Tanzbären tranken, hat ganze Löcher im Kiefer plastisch verfüllt, von Eisenringen gerissen. In Afrika behandelte er eine Löwin mit spitzen Eckzähnen: abgefressen vom Hunger bis fast auf den Nerv.“ Was ist dem armen Doktor demnach so alles passiert: Erst wurde er vom Zuckerwasser ausgetrocknet, dann wurde er von Eisenringen gerissen und zu guter Letzt noch abgefressen bis auf den Nerv.
Da möchte man wirklich kein Zahnarzt sein, der Menschen gelernt hat und nun auch Bären kann. Da sehe ich zu, dass ich eine moralinsauere Distanz dazu kriege und suche mir eine Hintertürchen-Masche im Räderwerk aus. Und hoffe, dass ich nicht von Störmanövern überzogen werde.

20. Juli 2009

Unerwarteter Abgang droht zu erschüttern

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:45

Ist das nicht schön? Heute haben wir alle einen Abgang! Und zwar schon auf der Titelseite: „Bei Arcandor traf sich nach dem unerwarteten Abgang des Sanierers Horst Piepenburg der Gläubigerausschuss, hieß es im Konzernumfeld.“

Nun, wir wollen nicht weiter auf die Gründe des vorzeitigen Abgangs eingehen und uns lieber mit der nächsten Idiotie beschäftigen. Die folgt bereits nach dem Umblättern, denn: „das gesamte Gesellschaftssystem droht zu erschüttern …“ So zumindest werden dort die 7 Mitgliedsstädte der „Arbeitsgemeinschaft Bergisch Land“ zitiert. Es wird allerdings nicht geklärt, wen das Gesellschaftssystem erschüttern wird. War vielleicht gemeint, das das Gesellschaftssystem selbst erschüttert werden könnte? Dafür gibt es im Deutschen eine eigene Form: Das Passiv. Und wenn es angebracht ist, sollte man sie auch benutzen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Darum gibt es wohl auch „für den aktuellen und parteiübergreifenden Alarmismus gibt es tatsächlich reichlich Anlass“. Das finde ich auch, selbst wenn mir diese Wort neu ist.
Auf jeden Fall ist mein Sprachgefühl hochgradig alarmiert, wenn ich am Ende des Artikels lesen muss: „Schließlich sei die ‚Explosion der sozialen Kosten eindeutige das gravierendste Problem‘ – etwa der Anstieg der Hartz-IV-Kosten, auf die allein die Kommunen sitzen bleiben …“
Denn dann bleibe ich auf die ganzen Fehler sitzen und drohe total zu erschüttern.

18. Juli 2009

Natürlich ist draußen besser

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 17:00

So steht es heute auf der Rhein-Ruhr-Seite, und sogar zweimal: In der Zwischenüberschrift und auch später im Text, als Zitat einer Erzieherin. Und dann ist das Ganze auch als Brief an die Kinder abgefasst. Und was lernen sie so? Falsches Deutsch! Denn entweder ist es draußen besser, oder es handelt sich um eine Substantivierung und dann ist Draußen besser. Natürlich.

17. Juli 2009

Komasaufen als Unterrichtsfach und Zahlen über den Grat im Graben

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:09

Darauf hat die Welt gewartet: „Komasaufen soll Thema im Unterricht werden“. So heißt es zumindest in einer Headline auf der Titelseite. Auch wenn am Ende des Artikels ein Verbandsfunktionär mit den Worten zitiert wird: „Wir brauchen nicht für jedes gesellschaftliche Problem ein neues Unterrichtsfach“, stellt sich doch die Frage: Warum eigentlich nicht? In diesem Sinne: Prost!

Zumal auch die folgende Formulierung auf der Rhein-Ruhr-Seite nur unter Alkoholeinfluss entstanden sein kann: „Auf einigen dieser Autos liegt wiederum eine Schicht von Staub, die es nicht lohnen würde, täglich zu entfernen.“ Denn tatsächlich geht es ja um eine Staubschicht, bei der sich eine tägliche Entfernung nicht lohnen würde. So einfach könnte das sein. Und das Beste: Man muss sich nur an die Regeln des Satzbaus halten!

Aber selbst dann kann noch einiges schief gehen: „Auf einem schmalen Grat zu wandern, erfordert besonders viel Geschick, wenn man sich zwischen zwei Parteigräben bewegt und politischen Wurfgeschossen von beiden Seiten ausgesetzt ist.“ Diese mehr als blumige Formulierung finden wir auf der Politik-Seite. Zwischen zwei Parteigräben auf schmalem Grat wandern, das ist schon eine Herausforderung! Zumal man schon gar nicht weiß, was das überhaupt ist, ein Parteigraben. Ist das eine Art Schützengraben? Und dann sind zwei davon so eng nebeneinander, dass nur noch ein schmaler Grat dazwischen stehen bleibt? Könnte schon sein. Aber dann darauf wandern, wie muss man sich das vorstellen? Hinzu kommen noch die politischen Wurfgeschosse, und die auch noch von beiden Seiten.
Kaum haben wir diesen Einstieg überstanden, müssen wir dies lesen: „Seine Erfahrungen im Gratwandern wird Steg mutmaßlich gebrauchen können, wenn er in den Parteigraben der SPD steigt.“ Was als Bild auch ein bisschen schwer rüber kommt, weil man beim Herabsteigen in einen Graben selten auf einem Grat wandert. Und noch immer ist ungeklärt, was eigentlich ein Parteigraben ist.
Es sollte uns nicht weiter belasten, denn „umso erleichterter ist die SPD, den Strategen fest auf ihrer Seite zu wissen, in ihrem Graben also. In diesem gilt es für Steg zunächst ebenfalls, einen Grat zu bewandern.“ Jetzt ist der Parteigraben auf einen einfachen Graben geschrumpft, dort drin befindet sich aber immer noch ein Grat, und diesmal muss Herr Steg nicht nur auf ihm wandern, er soll ihn stattdessen bewandern! Damit er vielleicht im Gratwandern bewandert ist?
Da wundert es nicht, dass „Steg gern mit einem neutralen Kopfnicken bei gefalteter Stirn“ reagiert. Es wundert höchstens, dass es keine gerunzelte Stirn ist, weil es etwas schwierig ist, eine Stirn zu falten, selbst wenn man sie in Falten legen kann.

Damit könnte man eigentlich zum Ende kommen, aber wir haben noch etwas über: „Zahlen über wirklich exzessiven Alkoholmissbrauch“ im Seite-2-Kommentar. Die Universalpräposition schlägt wieder zu. Zahlen über etwas gibt es nicht. Vielleicht gibt es welche zu einem Thema.

Aber bevor Sie mit gefalteter Stirn reagieren, denken Sie daran, welch schmalen Grat wir hier bei exzessiven Alkoholmissbrauch bewandern mussten, den es nicht lohnen würde, täglich zu entfernen.

16. Juli 2009

Der Kapitalismus enthauptet sich und Niki Lauda gibt sich selbst das Fläschchen nebst Windel

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:21

„Es ist viel geschrieben worden“, liest man heute im Seite-2-Kommentar, „über die Krise der Marktwirtschaft, über den Kapitalismus, sich angesichts von Gier und menschlichen Entartungen selbst enthauptet.“
Sich selbst enthaupten, das ist schon mal schwierig. Wenn man es genau überlegt, so hat es noch keinen Selbstmörder gegeben, dem das je gelungen ist. Man müsste sich dazu ja auch selbst auf den Richtblock legen und sich an schließend mit dem Beil den Kopf abschlagen. Reife Leistung.
Aber warum sollte der Kapitalismus, selbst wenn er dieses Kunststück beherrschte, es ausgerechnet angesichts von Gier und menschlichen Entartungen tun? Das werden wir, fürchte ich, auch wieder nicht klären können.
Ein paar Zeilen tiefer geschieht ebenfalls Merkwürdiges: „Arbeit wandert aus.“ Ah, ja! Und wenn die „die, die jahrzehntelang arbeiten … allzu schnell in Abhängigkeit fallen“, dann fragt man sich ebenfalls, wie das wohl funktionieren soll.

Auf der Wirtschaftsseite wird dann dem Chef von Trigema Unrecht getan. Aber wirklich! „Der Mann, dessen drahtiger Körper vom maßgeschneiderten Anzug eingeschlossen wirkt wie von einer Rüstung, ist ein Kontrollfreak. Aber auch ein Patriarch (hier fehlt das Komma!) wie es nur wenige noch gibt.
Der uns empfängt, ist tatsächlich dieser Affe.“ Das ist gemein! Das hat der Firmenchef nun wirklich nicht verdient!
Selbst dann nicht, wenn der gegen Ende des Artikels sagt: „Wir können Qualität“ – und damit eine Sprachmode mitmacht, die außerordentlich ärgerlich ist. „Können“ ist ein Modalverb, es hilft einem anderen Verb, sich darzustellen. „Wir können Qualität herstellen„, müsste es daher heißen. Oder, was ich auch noch zulassen würde: „Wir können kein Deutsch.“

Auf der „Menschen“-Seite schließlich müssen wir über Niki Lauda lesen, „dass er sich künftig auch Fläschchen geben und Windeln wechseln werde“. Ja, ist es denn schon so weit mit ihm gekommen? Nun gut, dass er sich hin und wieder ein Fläschchen reinzieht, das wollen wir ihm nachsehen, denn das tun offenbar viele WAZ-Redakteure auch. Aber dass er sich auch die Windeln wechseln will, das musste man uns nun wirklich nicht zumuten!
Aber bevor wir uns enthaupten, geben wir uns lieber das Fläschchen, um das alles zu ertragen. Und Gott sei dank gibt es ja auch inzwischen die 4-Liter-Windel.

15. Juli 2009

Frischgebackene Frau manipuliert den Geldautomat

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:59

Wenn jemand „frischgebacken“ ist, dann ist er neu in einer bestimmten Funktion oder Rolle. So kennen wir den frischgebackenen Vorsitzenden, die frischgebackenen Weltmeister oder die frischgebackene Ehefrau. Nur das hier, auf der heutigen Gesellschafts-Seite, ist ein bisschen ungewohnt: „Ein 23-jähriger Türke hat seine frischgebackene Frau einen Tag vor der geplanten Hochzeitsfeier beim Firsör sitzen gelassen.“ Wie kann man frischgebackene Frau werden? Am wahrscheinlichsten durch eine Geschlechtsumwandlung.

Für die totalen Ohrenschmerzen sorgt aber heute eine Headline auf der Rhein-Ruhr-Seite: „Betrüger manipulieren Geldautomat“. Dabei wissen sie’s doch besser! Im Artikel selbst steht, dass die Betrüger „mit Hilfe eines manipulieren Geldautomaten“ das Geld erbeutet haben. Und ein paar Zeilen weiter steht, dass die Täter „ein Aufsatzgerät an einem Automaten“ angebracht hatten. Müssen wir’s noch mal üben? Der Automat, des Automaten, dem Automaten, den Automaten! Und um welchen Fall handelte es sich? Richtig! Um der Akkusativ! Und darum auch um der Automat. (Aaaahhhrrgg!)

14. Juli 2009

Wie wäre es denn mal mit dem Konjunktiv?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:31

Eigentlich gar nicht so schwer. So steht heute auf der Titelseite: „Unternehmen könnten durch eine Nennung einen unverhältnismäßig großen wirtschaftlichen Schaden erleiden oder ‚Betriebsgeheimnisse‘ veröffentlicht werden.“ Nur der Satzbau geht hier daneben: Denn das Subjekt des Satzes ist „Unternehmen“. Und so könnten die Unternehmen – gemäß dieser Formulierung – Betriebsgeheimnisse veröffentlicht werden. Und das ist natürlich ziemlicher Humbug.

So richtig schief geht’s mit dem Konjunktiv dann allerdings auf der Seite „Hören und Sehen“: „Was wäre, wenn die weltweite Energieversorgung nach einem Terroranschlag auf die wichtigsten Öl-Raffinerien zusammenbräche, wenn in Deutschland die Rechten erstarken und die Linken sich abspalten, wenn Bürgerkrieg droht?
Und dabei hatte es noch so gut angefangen! Hier hätte man nur weitermachen müssen: Wenn die Energieversorgung zusammenbräche, wenn die Rechten erstarkten, die Linken sich abspalteten und wenn Bürgerkrieg drohte.
Ja, so einfach wäre es gewesen. Wäre! Im Konjunktiv.

13. Juli 2009

Gänsefüßchen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:30

Wörtliche Rede, Zitate und dergleichen werden normalerweise mit Anführungszeichen, auch „Gänsefüßchen“ genannt, gekennzeichnet. Wenn man aber tolle Reportagen schreibt und sich atemlos durch den Text hechelt, kann man sich nicht um alles kümmern. Und dann können die Strichelchen schon mal auf der Strecke bleiben. So auch heute wieder einmal auf der Rhein-Ruhr-Seite. Es ist ein bisschen schwierig, das hier im Blog darzustellen, darum werden hier nun keine zusätzlichen Zitat-Anführungszeichen gesetzt, sondern nur die, die im Original vorhanden waren – oder eben auch nicht, was die ganze Geschichte eben so verwirrend macht:

Was willst du von mir„, herrschte er seine Frau an, wenn sie wagte zu sagen: Du bist krank. „Ich mach doch alles!“ Er ging sogar arbeiten, meistens jedenfalls, und wenn nicht, ließ er die Gattin anrufen: Mein Mann fühlt sich nicht wohl.“ Feige, sagt er, feige seien Leute wie er auch noch.
Nur zu sich selbst hat er zuweilen gesagt: Vielleicht ist es etwas viel, aber er hatte ja keine Beschwerden. Solange er genug Stoff hatte, um zu funktionieren„. Alkoholismus, sagt Heinz, ist eine Krankheit, die sich selbst verleugnet und alles andere auch, und so hat er die Augen davor verschlossen, dass sie auch eine Familienkrankheit ist: Die Anderen litten mit.

Soweit also die zitierten Zitate. Aber wer hat da eigentlich was gesagt und was wurde im Artikel als wörtliche Rede zitiert und was nicht? Das Doofste hier ist noch, dass der Heinz wohl zu sich selbst gesagt hat: „Vielleicht ist es etwas viel, aber er hatte ja keine Beschwerden.“
Kaum zu glauben, aber es geht noch doofer: „Zehn Tage Entgiftung und viele eindringliche Sätze seines Arztes, der an den Großvater appellierte: ‚Das hat wehgetan.'“ An den Großvater von Heinz? Und wer hat gesagt, dass es weh getan habe, der Arzt?

11. Juli 2009

Felsklüfte

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:13

Wir kennen die Kluft zwischen Arm und Reich. Und auch eine Kluft im Sinne von „Felsspalte“ oder „Schlucht“ ist nicht unbekannt. Aber nun wird’s schwierig. Denn heute lesen wir auf der Rhein-Ruhr-Seite in einem Bericht über einen Erdeinbruch: „Da waren vielleicht Sand und Felsklüfte darunter …“ und sind verwirrt. Was mag das nur sein? Sand und mehrere Felsspalten? Oder Sand mit vielen Schluchten? Wie passt das nur zusammen?

Auch ein paar Absätze vorher passt etwas nicht zusammen: „Ein Tagesbruch!, wird schon in der Nacht aufgeregt gemeldet …“ Das ist wieder einmal die kreative Zeichensetzung , die wir schon einmal hatten: Ausrufungszeichen Komma, das mag innovativ sein, passt aber einfach nicht zusammen, und wenn es noch so oft wiederholt wird.

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