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17. Juli 2009

Komasaufen als Unterrichtsfach und Zahlen über den Grat im Graben

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:09

Darauf hat die Welt gewartet: „Komasaufen soll Thema im Unterricht werden“. So heißt es zumindest in einer Headline auf der Titelseite. Auch wenn am Ende des Artikels ein Verbandsfunktionär mit den Worten zitiert wird: „Wir brauchen nicht für jedes gesellschaftliche Problem ein neues Unterrichtsfach“, stellt sich doch die Frage: Warum eigentlich nicht? In diesem Sinne: Prost!

Zumal auch die folgende Formulierung auf der Rhein-Ruhr-Seite nur unter Alkoholeinfluss entstanden sein kann: „Auf einigen dieser Autos liegt wiederum eine Schicht von Staub, die es nicht lohnen würde, täglich zu entfernen.“ Denn tatsächlich geht es ja um eine Staubschicht, bei der sich eine tägliche Entfernung nicht lohnen würde. So einfach könnte das sein. Und das Beste: Man muss sich nur an die Regeln des Satzbaus halten!

Aber selbst dann kann noch einiges schief gehen: „Auf einem schmalen Grat zu wandern, erfordert besonders viel Geschick, wenn man sich zwischen zwei Parteigräben bewegt und politischen Wurfgeschossen von beiden Seiten ausgesetzt ist.“ Diese mehr als blumige Formulierung finden wir auf der Politik-Seite. Zwischen zwei Parteigräben auf schmalem Grat wandern, das ist schon eine Herausforderung! Zumal man schon gar nicht weiß, was das überhaupt ist, ein Parteigraben. Ist das eine Art Schützengraben? Und dann sind zwei davon so eng nebeneinander, dass nur noch ein schmaler Grat dazwischen stehen bleibt? Könnte schon sein. Aber dann darauf wandern, wie muss man sich das vorstellen? Hinzu kommen noch die politischen Wurfgeschosse, und die auch noch von beiden Seiten.
Kaum haben wir diesen Einstieg überstanden, müssen wir dies lesen: „Seine Erfahrungen im Gratwandern wird Steg mutmaßlich gebrauchen können, wenn er in den Parteigraben der SPD steigt.“ Was als Bild auch ein bisschen schwer rüber kommt, weil man beim Herabsteigen in einen Graben selten auf einem Grat wandert. Und noch immer ist ungeklärt, was eigentlich ein Parteigraben ist.
Es sollte uns nicht weiter belasten, denn „umso erleichterter ist die SPD, den Strategen fest auf ihrer Seite zu wissen, in ihrem Graben also. In diesem gilt es für Steg zunächst ebenfalls, einen Grat zu bewandern.“ Jetzt ist der Parteigraben auf einen einfachen Graben geschrumpft, dort drin befindet sich aber immer noch ein Grat, und diesmal muss Herr Steg nicht nur auf ihm wandern, er soll ihn stattdessen bewandern! Damit er vielleicht im Gratwandern bewandert ist?
Da wundert es nicht, dass „Steg gern mit einem neutralen Kopfnicken bei gefalteter Stirn“ reagiert. Es wundert höchstens, dass es keine gerunzelte Stirn ist, weil es etwas schwierig ist, eine Stirn zu falten, selbst wenn man sie in Falten legen kann.

Damit könnte man eigentlich zum Ende kommen, aber wir haben noch etwas über: „Zahlen über wirklich exzessiven Alkoholmissbrauch“ im Seite-2-Kommentar. Die Universalpräposition schlägt wieder zu. Zahlen über etwas gibt es nicht. Vielleicht gibt es welche zu einem Thema.

Aber bevor Sie mit gefalteter Stirn reagieren, denken Sie daran, welch schmalen Grat wir hier bei exzessiven Alkoholmissbrauch bewandern mussten, den es nicht lohnen würde, täglich zu entfernen.

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