WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

16. Juli 2009

Der Kapitalismus enthauptet sich und Niki Lauda gibt sich selbst das Fläschchen nebst Windel

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:21

„Es ist viel geschrieben worden“, liest man heute im Seite-2-Kommentar, „über die Krise der Marktwirtschaft, über den Kapitalismus, sich angesichts von Gier und menschlichen Entartungen selbst enthauptet.“
Sich selbst enthaupten, das ist schon mal schwierig. Wenn man es genau überlegt, so hat es noch keinen Selbstmörder gegeben, dem das je gelungen ist. Man müsste sich dazu ja auch selbst auf den Richtblock legen und sich an schließend mit dem Beil den Kopf abschlagen. Reife Leistung.
Aber warum sollte der Kapitalismus, selbst wenn er dieses Kunststück beherrschte, es ausgerechnet angesichts von Gier und menschlichen Entartungen tun? Das werden wir, fürchte ich, auch wieder nicht klären können.
Ein paar Zeilen tiefer geschieht ebenfalls Merkwürdiges: „Arbeit wandert aus.“ Ah, ja! Und wenn die „die, die jahrzehntelang arbeiten … allzu schnell in Abhängigkeit fallen“, dann fragt man sich ebenfalls, wie das wohl funktionieren soll.

Auf der Wirtschaftsseite wird dann dem Chef von Trigema Unrecht getan. Aber wirklich! „Der Mann, dessen drahtiger Körper vom maßgeschneiderten Anzug eingeschlossen wirkt wie von einer Rüstung, ist ein Kontrollfreak. Aber auch ein Patriarch (hier fehlt das Komma!) wie es nur wenige noch gibt.
Der uns empfängt, ist tatsächlich dieser Affe.“ Das ist gemein! Das hat der Firmenchef nun wirklich nicht verdient!
Selbst dann nicht, wenn der gegen Ende des Artikels sagt: „Wir können Qualität“ – und damit eine Sprachmode mitmacht, die außerordentlich ärgerlich ist. „Können“ ist ein Modalverb, es hilft einem anderen Verb, sich darzustellen. „Wir können Qualität herstellen„, müsste es daher heißen. Oder, was ich auch noch zulassen würde: „Wir können kein Deutsch.“

Auf der „Menschen“-Seite schließlich müssen wir über Niki Lauda lesen, „dass er sich künftig auch Fläschchen geben und Windeln wechseln werde“. Ja, ist es denn schon so weit mit ihm gekommen? Nun gut, dass er sich hin und wieder ein Fläschchen reinzieht, das wollen wir ihm nachsehen, denn das tun offenbar viele WAZ-Redakteure auch. Aber dass er sich auch die Windeln wechseln will, das musste man uns nun wirklich nicht zumuten!
Aber bevor wir uns enthaupten, geben wir uns lieber das Fläschchen, um das alles zu ertragen. Und Gott sei dank gibt es ja auch inzwischen die 4-Liter-Windel.

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