„Der Wind hat sich für die Kommunen in diesem Jahr scharf gedreht“ (Freitag, 13. November 2015, Rhein-Ruhr). Jawohl: Wem es nicht reicht, dass sich der Wind dreht oder dass ein scharfer Wind weht, braucht eine scharfe Drehung.
15. November 2015
2. August 2015
Sonst braucht keiner klagen
Das tut weh: „Sonst braucht keiner über geringe Wahlbeteiligung klagen“ (Montag, 27. Juli 2015, Essener Lokalteil).
26. Juli 2015
Weil: Fünf Minuten Gestammel … und die Welt hält den Atem an
„Ein letzter Flossenschlag, dann ist der Mensch mal weg. Und die Welt hält den Atem an. Oder, nun, mindestens Essen-Steele: Neben der Ruhr vor Spannung, in der Ruhr vor Entschlossenheit. Zwölf Freitaucher sind im Fluss, machen Meter unter Wasser, unsichtbar und ohne jemals Luft zu holen. Weltrekord!“ (Montag, 20. Juli 2015, Rhein-Ruhr).
„Weil: ,Das hat noch keiner gemacht.‘ Sagt Ideengeber und Tauchlehrer Werner Giove. Das Guinnessbuch kommt zwar nicht, … aber das erste Mal ist irgendwie ja immer Rekord“ (ebd.).
„Und auf dem Trockenen kriegen die Zuschauer Schnappatmung.“ (ebd.)
„Sie haben jetzt alle ein wenig Angst. Zumal: Die Ruhr ist kein Schwimmbad, auch wenn sie 25 Grad haben soll an ihrer Oberfläche. Es gibt „Berge, Täler, Steine, Felsen“ da unten, „das Wasser kann dich in einen Krater wirbeln“, heißt es, gemeint sind tatsächlich: Bombenkrater.“ (ebd.)
„Dann ist es still, nur die Blesshuhn-Küken tun, was mancher gern würde: Sie schreien.“ (ebd.)
Sie haben extra ein Seil gespannt, und doch: Eine Frau kommt vom Weg ab, taucht erstaunt am Ufer auf, „man sieht nix“. Ein anderer hat sich mit dem Fuß „in der Leine verheddert, ein Riesenschreck“ (ebd.)
„Die Flussbiegung hat indes niemand sonst erkannt, aber man freut sich für die Gewinner, die eine Urkunde kriegen.“ (ebd.)
„… aber später stehen sie abseits und sagen so: „Was fandst du denn daran schön?“ (ebd.)
19. Juli 2015
Fühlt ist
„Die Kanzlerin wirkt dann bisweilen, wie gerade in Rostock, beinahe unsicher – und sucht nach Halt dort, wo sie sich sicher fühlt ist: in den üblichen politischen Versatzstücken (Freitag, 17. Juli 2015, Politik).
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„Den Beschäftigen drohen Einschnitte“ (ebd., Wirtschaft). Hätte man durchgehen lassen können, klingt aber zu doof.
12. Juli 2015
Über darüber und noch und nöcher
„Die Eurogruppe will am heutigen Samstag bei einem Sondertreffen darüber über das Papier der Griechen beraten (Samstag, 11. Juli 2015, Titelseite).
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„Essen leistet sich noch als eine der wenigen Städte in NRW noch eine wöchentliche Tonnenleerung (Freitag, 10. Juli 2015, Lokalteil-Titel).
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„Am Sonntag wurde Prinzessin Charlotte getauft, gestern veröffentlichte der Palast vier offizielle Foto zur diesem Ereignis“ (ebd., Panorama).
5. Juli 2015
In Zigarettenautomat
Ja, mit dem Automaten ist das so eine Sache: „Blutbeschmierte Spritze in Zigarettenautomat“ muss natürlich nicht dekliniert werden (Freitag, 3. Juli 2015, Panorama).
31. Mai 2015
Strafe gegen
„Landgericht erhöht Strafe gegen Hetzer“ (Donnerstag, 28. Mai 2015, Lokalteil Essen). So schwer es auch zu glauben fällt: Eine Strafe ist für jemanden und genauso wenig gegen ihn wie ein Urteil.
24. Mai 2015
Urteil kippt gegen Ruander
„Karlsruhe kippt Urteil gegen Ruander“ (Freitag, 22. Mai 2015, Headline, Politik).
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„Soviel Streik war lange nicht“ (Mittwoch, 20. Mai 2015, Headline, Titelseite).
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„Ein Teilerfolg hat Bülow schon in seiner Partei erzielt“ (Montag, 18. Mai 2015, Politik). Ja, Deklinieren ist unmodern geworden. Wen hat er erzielt? Ein Erfolg. Das tut ein doch in den Ohren weh!
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Dafür gibt’s aber auch endlich mal was Positives: „Wir Politiker müssen aber das Heft selbst in die Hand nehmen“ (ebd.). Ist zwar auch Blödsinn, weil es bei der Redewendung nur darum geht, wer das Heft in der Hand hat, aber es ist wenigstens nicht mehr vom „Heft des Handelns“ die Rede. Man wird ja schon richtig anspruchslos!
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“ … die Kapazität um eine Drittel erhöhen“ (Samstag, 23. Mai 2015, Titelseite).
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„Denn Sattler ist auch ein Getriebener seiner Ehefrau und Anwältin“ (Samstag, 23. Mai 2015, Hören & Sehen).
17. Mai 2015
Hohe Beute im kleines Bundesland
„Hohe Beute machten Unbekannte …“ (Dienstag, 12. Mai 2015, Rhein-Ruhr). Das muss wohl Fettdeutsch sein …
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„Eine 81-jährige Frau hatte sich gerade in auf ihren Rollator gesetzt …“ (ebd.).
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„Die Sozialdemokraten, die seit 70 Jahren im kleines Bundesland regieren …“ (Montag, 11. Mai 2015, Tagesthema, Headline).
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„Soviel chinesische Kunst war nie“ (Dienstag, 12. Mai 2015, Kultur & Freizeit, Headline). Aua! Grausame Anbiederei an „Trend“-Sprache …
10. Mai 2015
Kreise einengen und eine Teppichreinigung mit pakistanischen Wurzeln
„Störe meine Kreise nicht!“ soll Sokrates seinerzeit gesagt haben. Und beispielsweise Skandale können immer größere Kreise ziehen. Vielleicht hat das den Autor folgender Zeilen zu dem Glauben verleitet, man könne auch das Gegenteil schreiben: „Nach fünf Jahren muss der grüne NRW-Umweltminister Johannes Remmel erstmals Rückschläge hinnehmen. Die SPD engt seine Kreise ein“ (Montag, 4. Mai 2015, Politik).
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„… ein Inhaber einer Teppichreinigung mit pakistanischen Wurzeln“ (Dienstag, 5. Mai 2015, Politik).
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„So würden … Ältere massiv zum Abschluss teurerer Neuverträgen gedrängt …“ (Mittwoch, 6. Mai 2015, Titelseite).
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„Jetzt erfuhr die ‚Bunte‘ aus dem engsten Umfeld der beiden erfahren, dass sie es noch einmal mit einander versuchen wollen (Donnerstag, 7. Mai 2015, Leute).
3. Mai 2015
Anlasslos Wirtschaftsspionage betreiben
… ist ja wirklich ein starkes Stück: „Der Ex-NSA-Mann hatte darüber berichtet, dass sein früherer Arbeitgeber anlasslos die Kommunikation überwacht, Politiker abhört, Wirtschaftsspionage betreibt“ (Mittwoch, 29. April 2015, Politik). Also, das Mindeste ist ja, dass es für Spionage einen Anlass gibt!
„Die Abgeordneten wollen die Aufklärung deshalb selbst in die Hand nehmen und – im Untersuchungsausschuss“ (ebd.). Hallo? Wo bleibt das Ende des Satzes?
26. April 2015
Das schlechte Gewissen setzt sich in Bewegung, um die Spitze es Eisbergs freizukratzen
„Die ‚Washington Post‘ hat nun die Spitze des Eisbergs freigekratzt“ (Dienstag, 21. April 2015, Panorama). Interessant, da wäre ich gern dabei gewesen!
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„Das schlechte Gewissen setzt sich in Bewegung“ (ebd., Titelseitenkommentar).
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„Ein Ingenieur würde Griechenland als Sollbruchstelle einordnen: Es ist die Sicherung, die durchbrennen darf, damit das große Ganze – der Euro-Raum – nicht Schaden nimmt (Montag, 20. April 2015, Tagesthema). Aha! Die Sollbruchstelle ist die Sicherung, die durchbrennen darf.
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„Stiftung im Gedenken an Absturzopfer“ (Samstag, 25. April 2015, Headline Rhein-Ruhr). Vielleicht sollte man der Opfer gedenken und höchstens an sie denken …
19. April 2015
Verstärkung durch weiterem Sicherheitspersonal
„Erst mit Verstärkung durch Polizisten, herbeieilenden Türstehern und weiterem Sicherheitspersonal waren die Streithähne zu bändigen“ (Montag, 13. April 2015, Rhein-Ruhr).
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„Ihre Glaubwürdigkeit, die tiefen Gräben zwischen den Parteien überbrücken zu können, ist überschaubar.“ (ebd., Tagesthema). Typisch schräge WAZ-Formulierung.
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“ … denn an der selben Stelle gab es … schon eine Rollschuhstrec-(Trennung!)ke (Dienstag, 14. April 2015, Rhein-Ruhr)
12. April 2015
Die Gemüter erhitzen sich, ob das Heft des Handelns eine Welle der stillen Erleichterung auslöst
„So behielt sie das Heft des Handelns“ (Freitag, 10. April 2015, Politik). Unausrottbar! Das Heft des Handelns verfolgt uns wieder.
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„Derzeit erhitzen sich die Gemüter, ob die Beitz-Villa unter Denkmalschutz gestellt werden soll“ (Mittwoch, 8. April 2015, Lokalteil Essen). Sie können sich eigentlich nur darüber erhitzen …
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„Als Gerichtsdiener Paul Lünen ab 14.05 Uhr Ortszeit das umfassende Urteil verlas, entlud sich eine Welle der stillen Erleichterung“ (Donnerstag, 7. April 2015, Panorama).
5. April 2015
Ungelöste Knackpunkte des Pilot
„Zum Tatmotiv des Co-Pilot haben die Ermittler noch keine Antwort“ (Montag, 30. März 2015, Titelseite). Der Genitiv hat’s wirklich schwer …
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„Das bestätigt Spekulationen, dass die Richter ihren Freispruch für Knox und Sollecito weniger mit der Unschuld der Angeklagten als mit dem „Fehlen von Beweisen“ begründen werden – und dass die italienische Spurensicherung heftig für ihre Schlampereien rüffeln werden“ (ebd., Panorama). Da fehlt doch was? Richtig: „sie“!
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„Knackpunkte sind ungelöst“ (Dienstag, 31. März 2014, Politik). „In den Atomverhandlungen … sind unmittelbar vor Toresschluss zentrale Knackpunkte nach wie vor ungelöst“ (ebd.) Aufgaben kann man lösen, Probleme sowieso und gerne auch Kreuzworträtsel. Aber bitte keine Punkte – und schon gar keine zentralen Knackpunkte!
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„Brecht zu teuer für die Ewigkeit – wenn das keine Dialektik ist“ (ebd., Kultur & Freizeit). Versteht das jemand?
29. März 2015
Sich Lug und Betrug bedienen
„Dafür lassen sie nur selten große Heere aufmarschieren, sondern bedienen sich Lug und Betrug, Intrige und Verschwörung“ (Montag, 23. März 2015, Panorama). Mal abgesehen davon, dass es um Lug und Trug geht – wenn man sich dessen bedient, gehört da ein Genitiv hin und dann bedienen sie sich des Lug und Trugs, der Intrige und der Verschwörung.
22. März 2015
Nachhaltigen Schwenkarm verhagelt
„Wenn Computer-Hacker Zugang finden, könnte Barbie mit Schwenkarm oder Drohungen gefüttert werden …“ (Freitag, 20. März 2015, Panorama). Wirklich saudoof, wenn die Autokorrektur keinen Schweinkram kennt, oder? Darum besser nochmal selber lesen, bevor man auf den Knopf drückt. So ein Schwenkarm, äh, Schwenkarm, äh, verdammt: Schweinkram!
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„Immer mehr Verbraucher wollen nachhaltig gefangenen Fisch“ (Mittwoch, 18. März, Leben). Heutzutage muss ja alles nachhaltig sein. Aber nachhaltig Fische fangen geht einfach nicht – jedenfalls nicht semantisch.
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„Sturm, Streiks und Fernbusse haben erhoffte Zahlen verhagelt“ (Dienstag, 17. März 2015, Titelseiten-Kommentar). Wenn einer schlechte Laune hat, dann hat es ihm die Petersilie verhagelt. Aber wie ein Sturm (ohne Hagel) nebst Fernbussen und Streiks das mit Zahlen hinkriegen soll, muss erst noch ergründet werden!
15. März 2015
Gewachsene Wurzeln kappen
„Auch wenn man akzeptiert, dass es immer eine Illusion war anzunehmen, ein einzelner Mensch könne in acht Amts-Jahren die Wurzeln des gegenseitigen Misstrauens kappen, die über Jahrhunderte gewachsen sind, so kann man Obama nicht von jeder Mithaftung für das Bild der Zerrissenheit befreien, das Amerika heute abgibt“ (Montag, 9. März 2015, Tagesthemen). Preisfrage: Wie viel Sprachbilder wurden hier miteinander vermuddelt? Richtig! Verbindungen kappt man, mit den Wurzeln kann man etwas ausreißen, und wachsen kann das Misstrauen (Wurzeln zwar auch, aber eben nicht im Sprachbild).
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„Ina zieht also nach einem Wohnungsbrand erstmal bei Hinnerk an …“ (ebd.).
7. März 2015
Welch für ein unguter Beigeschmack
„Welch für ein Triumph für den BVB!“ (Montag, 2. März 2015, Titelseite).
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„Doch es bleibt ein unguter Beigeschmack“ (Dienstag, 3. März 2015, Politik). Es ist schon so eine Sache mit dem Geschmack. Ist es ein Beigeschmack, dann ist er übel (nicht ungut), und wenn er nach dem Ereignis noch bleibt, bezeichnet man ihn als Nachgeschmack.
1. März 2015
Bohrende Frager, harte Zusagen und jetzt muss sich Schulpolitik ehrlich machen
„Die Schulpolitik muss sich beim Unterrichtsausfall endlich ehrlich machen“ (Donnerstag, 26. Februar 2015, Tagesthema). Nach Köln-Bonn ist also nun die Schulpolitik mit dem Dammdeutsch dran: Wenn einer mit dem Blödsinn anfängt, hält es der nächste gleich für richtig.
Da wundert es auch nicht, wenn sich Frau Löhrmann einer Methode bedient, „die sie der Vorgängerregierung stets um die Ohren geschlagen hatte“ (ebd.)
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„Vor allem, weil es rund um Frankreichs Thron nur so wimmelt von jungen Männer“ (ebd., Hören und Sehen).
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„Die Union als Volkspartei muss ‚Stadt‘ und ‚Land‘ können“ (Montag, 23. Februar 2015, Politik).
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„In seinem früheren Leben … war Edathy selbst gern bohrender Frager“ (Dienstag, 24, Februar 2015, Tagesthema). Ja klar: Wenn es bohrende Fragen gibt, warum keine bohrenden Frager? Und baggernde Antworter …
„Sogar der Abschlussbericht … sei durchgesteckt worden“ (ebd.).
„Lüttich soll Dienstgeheimnisse … durchgestochen haben“ (ebd.). Na, bitte, geht doch!
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„CSU will nur bei harten Zusagen zustimmen“ (ebd., Politik – Wirtschaft).
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„… eine zweistöckige Villa mit insgesamt 1100 Quadratmeter Wohnfläche“ (Mittwoch, 25. Februar 2015, Panorama).
„… ein Druckbett von mehr als 350 Quadratmetern Fläche“ (ebd.). Hm, geht doch!
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„… im Zusammenhang mit dem Neubau des Stadion Essen“ (ebd., Lokalteil Essen).
„… als Rücklage für die bauliche Unterhaltung des Museum Folkwang gedacht“ (ebd.). Wenn schon ohne Genitiv-S, dann wenigstens konsequent.
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„‚Es ist klar, dass wir darum noch ringen müssen‘, sagte die Mülheimer Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld (SPD) als Wortführerin unserer Zeitung. (ebd., Politik). Wie, ist das nicht mehr der Chefredakteur?
22. Februar 2015
Sich ehrlich machen mit ausgepacktem Damoklesschwert
Einer der schlimmsten Ausdrücke neuerer Zeit ist: „sich ehrlich machen“. Ich weiß nicht, wer das über uns gebracht hat hat, aber es hängt vermutlich mit einem „Lied“ von Naddel abd el Farrag zusammen, in dem es hieß: „Zieh dich aus, kleine Maus, mach dich nackig“.
Wenn man sich nackig machen kann, warum also nicht auch ehrlich? Das muss sich jemand gedacht haben, als er dann diese Sprechblase platzen ließ, die zum dümmsten Dummdeutsch gehört, das in unserer an Dummdeutsch nicht gerade armen Zeit produziert worden ist.
Und da bekanntlich kein Dummdeutsch blöd genug ist, um nicht von der WAZ schnellstmöglich aufgegriffen zu werden, lesen wir nun: „Köln-Bonn muss sich ehrlich machen“ (Montag, 16.Februar 2015, Tagesthema). So macht sich die WAZ mal wieder lächerlich und wir können uns darüber lustig machen.
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Nach dem Dummdeutsch ein völlig unverständlicher Absatz: „‚Ich hab mich so auf den Karneval gefreut, sagt Tom in seinem Gockel-Kostüm. Sagt es und beißt in seine Möhre – das Bier möchte nicht so recht alle werden“ (ebd., Rhein-Ruhr). Dazu muss man schon einigen Bierkonsum hinter sich haben …
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„Mensch Putin – Porträt über Russlands Präsident“ (Dienstag, 17. Februar 2015, Hören und Sehen). Wenn man schon ein unsinnige Präposition benutzt, sollte man vielleicht wenigstens den Präsidenten deklinieren, oder?
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„… etwa 30 Prozent der Gelder wurde in Wertpapiere angelegt, etwa in ausländische Staatsanleihen“ (ebd., Wirtschaft).
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„Bis zum Mai 1945 wurden Handwerker … mit den Aufräumarbeiten beauftragt und vor allem KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene zur Strafarbeit verpflichtet worden“ (ebd., Lokalteil Essen).
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„‚Wir sind sehr zufrieden‘, sagte Patricia Adamski, Geschäftsführerin des Festkomitee Essener Karneval, der WAZ“ (Mittwoch, 18. Februar, Essener Lokalteil). Das Genitiv-S steht schon auf der Roten Liste!
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„Der Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL war zwar vordergründig in eine Art Winterschlaf gefallen.
Hinter den Kulissen blieb der Druck im Kessel jedoch hoch. Schon in seiner Weihnachtsbotschaft an alle GDL-Mitglieder hatte Gewerkschaftsboss Weselsky die Lokführer mit säbelrasselnder Rhetorik auf einen harten Arbeitskampf 2015 eingeschworen.
Am Mittwoch packte der GDL-Chef das dazu passende Damoklesschwert aus“ (Donnerstag, 19. Februar, Titelseiten-Kommentar). Der Druck hinter den Kulissen führt zu Säbelrasseln mit ausgepacktem Damoklesschwert, ah-ja!
15. Februar 2015
Über festgefahrene Fronten drängen sich Fragen auf
„Wenn nicht alle Anzeichen trügen, dann kommt offenbar Bewegung in die festgefahrenen Fronten des Ukraine-Konflikts“ (Montag, 9. Februar 2015, Tagesthema). Normalerweise trügt ja der Schein, während Zeichen und Wunder geschehen, aber da wollen wir jetzt nicht so pingelig sein. Schlimmer sind da schon die festgefahrenen Fronten, weil die nämlich eigentlich verhärtet sind, während festgefahren allenfalls Verhandlungen sein können …
„Über die Absichten Putins aber rätselt der Westen seit langem“(ebd.). Auch wenn seit Langem schon seit Langem groß geschrieben wird …
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“ … die … die europäischen Partner immer lautstärker zur Waffenhilfe … aufgefordert hatte“ (ebd.). Na bitte: Geht doch!
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„Der laute Ruf … hat gerade einen großen Schalldämpfer bekommen“ (Dienstag, 10. Februar 2015, Tagesthema).
„Wer Obama in diesem Augenblick dabei beobachtete, wie er Merkel beobachtete, spürte eine Wertschätzung, die sich bei der Frau aus dem Osten beinahe physisch auswirkte“ (ebd.). Vor lauter Gesülzte und Geschleime ist hier die Semantik komplett aus der Kurve geraten …
„Auch dann noch, wenn Washington doch noch auf Waffenlieferungen verfallen sollte?“ (ebd.). Vielleicht verfällt Washington eher auf den Gedanken, Waffen zu liefern.
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“ … Sigmar Gabriel, der an Angela Merkels Seite schnell einen schmelzenden Blick bekommt“ (Mittwoch, 11. Februar 2015, Politik). Bekanntermaßen hat Superman den Hitzeblick – aber er ist nix gegen Supersigmar!
„Über die Sisypha der Weltpolitik drängen sich vertraute Fragen auf …“ (ebd.). Was für Dinger? Über die sich Fragen aufdrängen?
„Sisyphoshaft nimmt sie nach jedem Fehlschlag den nächsten Verhandlungsversuch in Angriff …“
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„Je auftrumpfender diese Aussage daherkam …“ (Donnerstag, 12. Februar 2015, Tagesthema).
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„… die Raketenangriffe gegen das ukrainische Hauptquartier …“ (ebd.). Tja, es ist schon ein Kreuz mit den Präpositionen! Da richtet sich etwas „gegen“ und trotzdem muss man „auf“ benutzen! Wie soll das ein einfacher WAZ-Schreiber je verstehen?
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„Natürlich hat die heute 41-Jährige viel getan dafür (Komma!!) vom Model zur Marke zu werden. Wie kaum eine Zweite verstand sie es (Komma!!) auf der Klaviatur der sozialen Medien zu spielen“ (ebd., Leute). Worauf verstand sie zu spielen, bitte?
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„Das Valentins Geschenk für Verliebte“ (ebd., Termine, Anzeige Starlight Express). Merke: Valentins Geschenk ist etwas anderes als ein Valentins-Geschenk!
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„… zweimal bestand die Gefahr, dass er sie wie kleine Kinder abserviert“ (Freitag, 13. Februar 2015, Tagesthema).
„Putinberater Wjatscheslaw Surkow zeigte ihnen dagegen den ausgestreckten Zeigefinger“ (ebd.).
„Aber man dürfe sich keinen falschen Illusionen hingeben …“ (ebd.). Aber richtigen schon, oder?
Der folgende Abschnitt ist sprachlich soweit korrekt. Und entgegen meiner Aussage, hier keine inhaltlichen Dinge zu kommentieren, mache ich jetzt mal eine Ausnahme, denn er wirft ein interessantes Schlaglicht auf die WAZ als glühende Verteidigerin der Pressefreiheit: Der Gipfel war von Anfang an ein Nervenkrieg: ‘Herr Poroschenko, warum töten Ihre Truppen friedliche Zivilisten?’, rief ein russischer Fernsehkorrespondent dem eintreffenden Ukrainer quer durchs Foyer des Palastes entgegen. Der Schreihals wurde von Sicherheitsbeamten abgeführt“ (ebd.).
8. Februar 2015
Wasser im Ouzo
„Die in Europa gehegte Hoffnung, er werde schon gleich nach der Wahl Wasser in seinen Ouzo gießen, erscheint als blauäugiges Wunschdenken“ (Montag, 2. Februar 2015, Tagesthema). Hier purzeln die Sprachbilder schneller durcheinander, als man sie wieder aufdröseln kann. Versuchen wir es trotzdem: Wenn jemand „Wasser in den Wein gießt“, dann dämpft er zu hohe Erwartungen oder die Begeisterung für etwas, indem er eine eher schlechte Nachricht überbringt. Nun spricht eigentlich nichts dagegen, als Gag den Wein durch ein anderes Getränk zu ersetzen. Aber man sollte das Wasser dann schon in den Drink der anderen gießen, nicht in den eigenen. Und der Ouzo ist für solche Manöver leider generell ungeeignet, da er häufig und gerne mit Wasser verdünnt wird.
Was dann wiederum das Wunschdenken dabei soll, das zu allem Überfluss auch noch blauäugig erfolgt, werden wir aber nicht mehr ergründen …
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„Aus 30 Meter Entfernung … “ (ebd., Panorama). Metern! Warum ist das nur so schwer …?
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„Mindestlohn befeuert Schwarzarbeit“ (Mittwoch, 4. Februar 2015, Wirtschaft).
1. Februar 2015
Gemengelage immer lautstarker
„In dieser Gemengelage wurde Tsipras zum strahlenden Sieger …“ (Montag, 26.Januar, Tagesthemen). Ja, was würden wir nur machen, wenn wir keine Gemengelage hätten? Dann müssten wir uns mit einer einfachen Lage zufrieden geben. Und wer will das schon? Die Lage gibt’s nicht mehr, an ihre Stelle tritt die Gemengelage, ob passend oder nicht, denn sie klingt ja so viel bedeutsamer.
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„Dass die Separatisten … besonders blutig hinlangen …“(ebd., Politik).
„Dagegen allerdings spricht, dass die Führer der Separatisten immer lautstarker Großoffensiven ankündigen“ (ebd.).
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„Der erste ’Nor’easter‘ … sollte … Schneemassen von mindestens 60 Zentimeter bringen“ (Dienstag, 27. Januar 2015, Panorama). Das tut einem in den Ohren weh!
„Die geltende Rekordmarke … ist neun Jahre alt und liegt bei 68 Zentimer“ (ebd.). Aua!
25. Januar 2015
Angreifer schaukeln sich auf dem konservativen Steckenpferd hoch
„Fast 14 Jahre nach den Anschlägen von 9/11 hat sich die Strategie der Angreifer, die sich in mörderischer Konkurrenz zwischen Al-Kaida und dem islamischen Staat hochschaukeln …“ (Montag, 19. Januar 2015, Tagesthema). Ja, das muss man erst mal hinkriegen: sich in mörderischer Konkurrenz hochzuschaukeln!
„Die Gesellschaft darf junge Migranten gar nicht erst in die Abhängigkeit der Gewaltprediger abgleiten lassen“ (ebd.).
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„Ich hoffe, (Komma falsch!) auf ein klares Ergebnis der Ermittlungen“ (ebd., Politik). Hier also ist das Komma gelandet, das am 4. Januar fehlte …
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„Er hatte das Kind gefesselt, ihm den Mund zugeklebt und es schon bis zum Hals vergraben haben, bevor die Polizei einschritt“ (ebd., Panorama).
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„Ein stramm republikanisch dominierter Kongress, der bei fast allen Themen auf der Gegengeraden läuft …“ (Donnerstag, 22. Januar 2015, Tagesthema). Da ist sie wieder, die „Gegengerade“, die schon am 2. Januar Unsinn war …
„Einer von Obamas Vorgängern im Weißen Haus, Bill Clinton, setzte sich in ähnlicher Lage uneitel aufs konservative Steckenpferd“ (ebd.). Ein „Steckenpferd“ ist ein Hobby oder laut Duden eine „von Außenstehenden leicht als [liebenswürdige] Schrulle belächelte Liebhaberei, der jemand seine freie Zeit widmet“. Andererseits kann man auch schon mal „aufs falsche Pferd setzen“. Warum sich Clinton jetzt aber auf ein Steckenpferd gesetzt hat, und zwar uneitel, wie er war, auch noch auf ein konservatives, muss das Geheimnis der WAZ bleiben …
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„Was das mit dem Euro macht … und ob EZB-Präsident mit seiner ’Bazooka‘ wirklich die Wirtschaft vor allem im kriselnden Südeuropa befeuert“ (ebd., Wirtschaft). Befeuert wird ja immer wieder gerne, jetzt aber sogar mit Bazooka …
18. Januar 2015
Befeuern und unterfüttern
„Rot-Grün regiert in Düsseldorf fast unheimlich harmonisch, Schwarz-Grün ist nicht ansatzweise inhaltlich unterfüttert“ (Montag, 12. Januar 2015, Politik). Früher mussten Argumente untermauert werden, bis irgendwer anfing, sie zu unterfüttern. Und heute kann man offensichtlich unterfüttern, was man will.
„Sie unterstützt die parteilose Kandidatin der Grünen … und befeuert nebenbei schwarz-grüne Gedankenspiele“ (ebd.) Und wenn man alles unterfüttern kann, warum soll man nicht auch alles befeuern, was man früher mühselig anheizen musste – selbst wenn es Gedankenspiele sind?
„Der liberale CDU-Oppostionsführer Laschet könnte zwar glaubwürdig für Bündnisoptionen jenseits der siechen FDP werben …“ (ebd.). Eine Opposition in der CDU? Mit eigenem Führer? Das kann ja nur im Jenseits sein …
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„… geht hier offenbar so leicht keine rechten Rattenfängern auf den Leim“ (Dienstag, 13. Januar 2015, Tagesthema). So problematisch das Bild vom Rattenfänger an sich schon ist, muss er jetzt auch noch unbedingt mit Leim arbeiten?
11. Januar 2015
Tiefe Grabenkämpfe
„Die AfD ist darob in tiefe Grabenkämpfe verfallen“ (Montag, 5. Januar 2015, Tagesthema). Weil Gräben tief sein können, müssen es die entsprechenden Kämpfe noch lange nicht sein …
„Die Partei … ist breiter denn je aufgestellt“ (ebd.). Auch wenn das „breite Aufstellen“ immer beliebter wird, bleibt es Dummdeutsch!
4. Januar 2015
Die Gegengerade ist nicht zimperlich ist
„Kemble ist nicht zimperlich ist, wenn ungebetene Gäste vorbeischauen“ (Freitag, 2. Januar 2015, Wirtschaft).
„Ray Kemble war zunächst aus rein persönlicher Betroffenheit auf der Gegengraden“ (ebd.). Vielleicht ist hier die Gegenspur gemeint, denn die Gegengerade finden wir im Sportstadion, und sie führt letztendlich in dieselbe Richtung wie die eigene Gerade, weil es sich immer im Kreis herumgeht …
„Towanda, wo Hotels und Restaurants an der Main Street Preise wie in Washington DC aufrufen, ist schuldenfrei“ (ebd.). Wie muss man sich das vorstellen: Steht da einer auf der Straße, als Preiseaufrufer? Oder ist das dämliche „Aufrufen“, dass wir aus der Web-Sprache kennen („ich habe die Homepage aufgerufen“), jetzt auch in die normale Sprache geschwappt?
„Über die Kehrseite der Medaille, wie sie sich Ray Kemble umhängt, will der Commissioner nicht viel sagen“ (ebd.).
„So weit das Auge reicht (Komma!!) unten im Tal nur gepflegte Hügelketten und Äcker“ (ebd.).
„„Die potenziellen Gesundheits-Risiken sind einfach zu hoch“, sagt der Demokrat“ (ebd.). Hm, irgendwie haben es alle Risiken an sich, dass sie potenziell sind, sonst wären es keine Risiken …
28. Dezember 2014
Weihnachten ist ein Geschenk aus Hollywood
„Für Josh Levin, Programmkino-Macher in Washington, war Weihnachten ein Geschenk aus Hollywood“ (Samstag, 27. Dezember 2014, Politik). Dieser eigentlich völlig unverständliche Satz soll wohl so etwas aussagen wie, dass Josh Levin zu Weihnachten ein besonderes Geschenk aus Hollywood erhielt – aber da können wir nur raten.
„In der Fachwelt bekam `The Interview´einiges Fett weg“ (ebd), auch wenn damit die Redensart eher zerstört wird.
21. Dezember 2014
Wer wirft schon gegen Linienrichter?
„Ein Bierbecherwurf gegen einen Linienrichter, ein Wurf mit einer Billardkugel gegen den führeren Schiedsrichter Markus Merk – und nun ein Metallfeuerzeug, das Co-Trainer Sven Hübscher an den Kopf fliegt: Dreimal in drei Jahren …“ (Montag, 15. Dezember 2015, Titelseiten-Kommentar). Man kann etwas gegen die Wand werfen – aber wenn Personen getroffen werden, hat jemand auf sie geworfen – auch wenn sich die Aktion gegen sie richtet. Aber das ist offenbar nicht ganz einfach einzusehen …
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Dafür stand hier endlich und richtigerweise „dreimal“. Was wir dankbar zur Kenntnis nehmen, denn einen Tag später müssen wir lesen: „Bereits vier Mal musste die Eröffnung verschoben werden“ (Dienstag, 16. Dezember 2014, Wirtschaft).