WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

30. September 2009

Auf mehreren Schultern verteilen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:31

Aber zunächst wird im Titelseitenkommentar „geklärt, wer den Hut auf hat.“ Das klingt ja recht sprichwörtlich und schön volksnah, ist es aber nicht. Man kann zwar seinen Hut nehmen, wenn man z.B. zurücktreten muss. Oder man kann jemandem eins auf den Hut geben, wenn man ihn zurechtweist. Auch kann einem der Hut hochgehen, man kann ihn vor jemandem ziehen, sich etwas an ihn stecken oder ihn gar in den Ring werfen. Aber wer den Hut auf hat, das kann uns ganz schön egal sein. Weil es nichts aussagt und nur eine schief gelaufene Redewendung ist. Nur wenn wir Pech haben, dann geht sie bald in den Sprachgebrauch der WAZ-Redakteure über.
Im nächsten Satz steht dafür etwas Richtiges: „Man verteilt die Führung auf mehrere Schultern …

Zurück zur Seite 2, wo ebenfalls eine falsche Ortsangabe zu finden ist. Im Leitartikel heißt es: „Wer im SED-Willkürsystem verstrickt war …“ Derjenige befand sich also irgendwo innerhalb des Systems und hat sich dann in irgendwas verstrickt. Sollte gemeint sein, dass er zuviel mit dem Willkürsystem zu tun hatte, dann war in dasselbe verstrickt. Was allerdings ein kleines semantisches Problem bereitet, weshalb sich der Autor dann wohl auch schnell „im“ Willkürsystem verstrickte. Vielleicht hätte er die so von ihm Gebrandmarkten sich lieber in die Willkürmaßnahmen des Willkürsystems verstricken lassen. So hat er sich leider hoffnungslos in der Sprache … äh … verstrickt.

Aber nur, um es weiter hinten (auf der Politik-Seite) wieder falsch zu machen. Dort lesen wir über FRank-Walter Steinmeier: „Es sei sein Vorschlag, ‚das wir die Neuordnung der Partei auf mehreren Schultern verteilen.“ Egal, wer es nun verbockt hat, der SPD-Kanzlerkandidat oder die WAZ: Nach dieser Formulierung steht oder sitzt jemand auf mehreren Schultern, während er etwas verteilt. Will er die Aufgabe jedoch mit anderen teilen, dann sollte er zusehen, dass er sie auf mehrere Schultern verteilt.

Noch ein Letztes von der „Menschen“-Seite. Hier steht in einem Kasten über den Komiker Oliver Pocher: „Schon damals arbeitete er nebenbei für mehrere Radiosendern …“

29. September 2009

Mentalität – heute gratis

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:36

Wenn ein Gratis-Spiel ein Spiel ist, das man umsonst bekommt und Gratis-Musik eine, für die man nicht bezahlen muss, was ist dann das hier: „Denn die klassenkämpfende Linke in NRW ist mit ihrer Gratis-Mentalität von Regierungsfähigkeit noch meilenweit entfernt“? Doch hat offenbar der Kommentator von der heutigen Titelseite etwas anderes im Sinn gehabt, vielleicht so etwas wie die Mentalität von Leuten, die alles kostenlos haben wollen. Man kann es also beschreiben. Wenn man will.

Bereits gestern hatten wir darauf hingewiesen, dass Journalisten nach Wahlen wohl besonders gern blumig schreiben. Als ob es noch eines Beweises bedurft hätte, stehen in der heutigen „Wahl-Spezial“-Beilage Formulierungen wie: „Dazu kommt eine CSU, die nach der Wahlnacht wie ein mit Betäubungspatronen angeschossener Löwe im Käfig liegt.“ Wussten wir noch gar nicht, dass die CSU im Käfig liegt. Und dazu noch wie ein angeschossener Löwe! Welcher, wenn man den zahlreichen Abenteuerfilmen glauben darf, nicht liegt, sondern dann besonders gefährlich ist. Es sei wohl denn, er ist mit Betäubungspatronen angeschossen. Dann wirken diese zwar nicht (weil der König der Tiere ja nicht effektiv getroffen, sondern nur angeschossen wurde), scheinen ihn aber dennoch in den Tiefschlaf zu schicken. Wie eine CSU im Käfig. Alles klar!

Ein paar Seiten weiter geht es um die SPD. Und hier lesen wir über den Vorsitzenden: „Seine Gelassenheit ist nicht aufgesetzt. Im Auge des Orkans ist es am ruhigsten.“ Was man durchaus bezweifeln kann, denn der Orkan hat kein Auge. Er ist nur ein besonders starker Sturm. Ein Auge haben nur Wirbelstürme, also z.B. ein Hurrikan.

28. September 2009

Unüberhörbares Grummeln vorläufig herunterschlucken

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:38

… und anschließend wieder hochwürgen? Nach überstandenen Wahlen scheinen Journalisten immer gern besonders blumig zu schreiben. Das beginnt heute schon auf der Titelseite. Allerdings erst nach einem kleinen Rechtschreibfehler incl. Deppenleerzeichen: „‚Ein Weiter so kann es nicht geben‘ hieß es in der Parteizentrale.“ Demnach kann es so ein Weiter nicht geben. Wenn ein „Weiter-So“ gemeint gewesen wäre, hätte man es auch so schreiben müssen.
Gegen Ende des Artikels erfahren wir dann, dass Grüne und Linke „nach ersten Analysen massiv in die sozialdemokratische Wählerschaft eingebrochen“ sind. Aber mit dem Einbrechen ist das so eine Sache. Denn auch, wenn z.B. die deutschen Exporte wegen der Krise eingebrochen sind oder die Aktienkurse im DAX, muss das für die Wählerschaft nicht unbedingt stimmen. Und selbst, wenn wir das verzeihen wollten, so ist ja laut WAZ nicht die Wählerschaft eingebrochen, sondern die Grünen und die Linken, und zwar in dieselbe. Und das ist ein noch größerer Blödsinn.

Doch ist das erst der Anfang. Nach dem Umblättern ist es den Linken „offenkundig gelungen, von links nachhaltig in die sozialdemokratische Stammwählerschaft einzubrechen, während von rechts eine sozialpolitisch zuletzt sehr moderate Union nagt.“ Auch nicht schlecht.

Auf der Politik-Seite geht indes „das Ergebnis wie eine gewaltige Welle auf die Wartenden in der CDU-Zentrale nieder“, was normalerweise einem Gewitter vorbehalten bleibt, während eine Welle eher bricht.
Soll man das kritisieren? Nein, man macht es besser wie diese hier: „Potenzielle Herausforderer und Kritiker schlucken ihr unüberhörbares Grummeln über den erneuten Aderlass der Union vorläufig herunter …“ Das ist fein.

Im Artikel darunter lesen wir vom Aufstieg des Parlamentarischen Geschäftsführers der Unionsfraktion zum Kanzleramtsminister: „Der 44-Jährige würde dort den Faden von Thomas de Maizière aufnehmen …“ den er dort verloren hat? Oder welcher Faden ist gemeint? Vielleicht der, mit dem man den Pullover de Maizières aufribbeln kann? Nein, jetzt ist es klar: Den der rollenden Köpfe vom 9. September!

26. September 2009

Wer den Oppositionsführer abgibt, dem kann die Kritik vor die Füße fallen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:05

Klingt wie ein Sprichwort, ist aber keins. Der erste Teile steht auf der Politik-Seite und ist ganz anders gemeint als geschrieben: „Will er (gemeint ist Steinmeier – WAZblog) den Oppositionsführer abgeben?“ Wer jetzt annimmt, dass Steinmeier kein Oppositionsführer werden will, ist auf dem Holzweg, denn das Gegenteil ist gemeint. Man hätte schreiben können, dass Steinmeier einen guten Oppositionsführer abgeben könnte. Hat man aber nicht. Man hätte auch schreiben können, dass er den Oppositionsführer gibt. Hat man aber auch nicht. Stattdessen hat man Unsinn geschrieben.
Und zusätzlich noch einen Zeichenfehler in der Headline-Unterzeile platziert: „Je nach Ergebnis der Wahl, (Komma falsch) könnte die Partei binnen einiger Wochen eine komplett andere Strategie einschlagen“.

Der zweite Teil des Sprichwortes befindet sich auf einer anderen Politik-Seite. Nachdem dort zunächst vom „Wählerpotenziell der CDU“ die Rede war, lesen wir zwei Absätze weiter über die Kanzlerin: „Dann könnte ihr die Kritik vor die Füße fallen …“

Das wollen wir doch nicht hoffen, „weil das Virus sozusagen zurückgehalten werden“, wie wir wiederum auf der Rhein-Ruhr-Seite erfahren.

25. September 2009

Mit einem halben Ei bei der Sache

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:46

Sachen gibt’s! Aber es ist eine Äußerung von Dieter Bohlen auf der Seite „Hören und Sehen“, und dem darf man ja eigentlich nichts vorwerfen, denn der kann ja nix dafür … Trotzdem wollen wir ihn einmal zur Gänze zitieren, vielleicht hat ja irgend jemand eine Idee, welche Redensart das sein könnte: „Es hilft Daniel auch nicht, wenn ich nur mit einem halben Ei bei der Sache bin“. Möglicherweise haben wir es hier mit Bohlens Eingeständnis zu tun, mit den Eiern zu denken, aber warum er dann nur ein halbes Ei für seinen Superstar zur Verfügung hat, erschließt sich sofort. Es sei denn, dass ihm insgesamt nur ein Ei … aber lassen wir das!

Wenden wir uns lieber der nebenstehenden Filmkritik zu, wo „200 Menschen sterben, als sich in 3200 Meter Höhe ein eingeschlossener Schmelzwasser-See Tsunami-mäßig seinen Weg ins Tal bahnt“.

Oder der Titelseite, wo Eon „die bereits ruhenden Arbeiten am Kesselhaus, Rauchgaslager und Siloanlagen nicht weiterführen“ darf.
Und so verwundert uns auch der Einleitungssatz nicht länger: „Für den Energiekonzern Eon wird ein Fiasko beim Bau seines 1,5 Milliarden Euro teuren Steinkohlekraftwerks in Datteln immer konkreter.“

Denn irgendwie müssen wir ja nun wirklich echt mal konkret werden, sonst sind wir nur mit einem halben Ei bei der Sache!

24. September 2009

Ein Leben im Jenseits

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:17

Die Frohe Kunde ereilt uns im Aufmacher des Chefredakteurs: „Darin macht Laschet sich stark für eine ‚kluge Steuerung der Zuwanderung‘ mit Hilfe eines Punktesystems, in dem Qualifikation und die Aussicht, ein selbstbestimmtes Leben jenseits der deutschen Sozialsysteme führen zu können, Maßstab werden für die Einwanderungserlaubnis.“ Damit ist nach den vielen jenseitigen Vorkommnissen endlich klar: Es gibt auch ein Leben im Jenseits!

Und es gibt noch mehr Überraschungen, nämlich „diejenigen, die in Zuwanderer-Stadtteilen wirklich leben, statt aus sicherer Entfernung ihren Theorien nachzuhängen“, wie man nach dem Umblättern im Leitartikel lesen kann. Ich stelle mir das insgesamt etwas schwierig vor, das Nachhängen aus sicherer Entfernung, selbst wenn es nur bei Theorien ist.

23. September 2009

Vertrauen in die kalte Schulter setzen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:04

Ja, Beziehungen sind nicht immer ganz einfach. Ob im wirklichen Leben oder in der Sprache. So lesen wir heute im Seite-1-Kommentar: „Der Wähler, so sieht es aus, zeigt einer Politik die kalte Schulter, in die er immer weniger Vertrauen setzt.“

Einen ähnlichen Beziehungsfehler finden wir nach dem Umblättern im Kommentar: „Ob aufstrebende Schwellenländer wie China oder Indien Wachstumsgrenzen akzeptieren, auch wenn es andere sind, die auf Kosten der Umwelt wirtschafteten …“

Kein Beziehungsfehler, dafür einfacher Unsinn steht auf der Politik-Seite in einer kleinen Meldung: „Die SPD erzielt laut Umfrage Prozent (+1,5%), die Grünen kommen auf elf Prozent (-1) ab. Die Linkspartei erreicht auf 11,5 Prozent (-0,5).“

Und auf der Gesellschaftsseite schließlich, in einer ebenso kleinen Meldung, geht’s dann mal wieder mit der Deklination schief: „Die 39 Jahre alte Frau hatte … sich mit zwei ihrer Kinder verschanzt.“ Denn mit wem hatte sie sich verschanzt? Aber Zahlwörter deklinieren? Dann müsste sich die Frau ja mit zweien ihrer Kinder verschanzen …

22. September 2009

Ist Langarbeit die Verlängerung der Kurzarbeit?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:58

Die Frage muss bis morgen offen bleiben (ansonsten geht’s aber schon voran).

21. September 2009

Gepaarte Polizisten, ein Wattebäuschchenteppich und das Beiboot für einen absaufenden Öltanker

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:25

Wie paart man eigentlich Polizisten? Ganz einfach: „Aber mehr Polizisten, gepaart mit beherzter Zivilcourage der Bürger, könnten unser Leben sicherer machen“, belehrt uns der Titelseitenkommentar. Wobei man sich außerdem fragt, was eine beherzte von einer unbeherzten Zivilcourage unterscheidet.
Wir haben aber noch mehr offenen Fragen, denn „Deeskalation hat sich als Haltung wie ein Wattebäuschchenteppich über die gesamte Gesellschaft gelegt“, wie am Ende des Artikels zu lesen ist, und da fragt man sich nicht nur, was das für ein merkwürdiger Teppich ist, sondern auch, wie er über der Gesellschaft zu liegen kommt.

Da ist es ja fast noch einfacher, die Grünen bzw. ihre Parteichefin zu verstehen, die sich auf der Politik-Seite wie folgt äußert: „Jamaika bleibt in der Karibik. Wir sind kein Beiboot für einen Tanker, der ohne uns absaufen würde.“ Versteht das jemand? warum ist ausgerechnet von einem Tanker die Rede? Über welche Beiboote verfügt ein solcher? Und warum säuft er ohne Beiboot ab? Selbst ein normales Schiff kann man durch ein Beiboot nicht vorm Absaufen schützen, da hinein retten sich nur die Passagiere, die aber auf einem Tanker kaum vorhanden sind. Und dann ist es kein Beiboot, sondern ein Rettungsboot. Was will uns also Claudia Roth mit ihrem etwas angestrengten Bild sagen? Tanker, Beiboot, absaufen. Vielleicht will sie einfach nur diese Vokabeln platzieren.
Ihr Kollege Özdemir befürchtet indes, dass Frau Merkel dabei ist, „eine Brücke bis zum Bau neuer Atomkraftwerke zu bauen“, was als Bild nicht weniger anstrengend ist. Denn eine Brücke zum Bau von etwas zu bauen, wer mag sich das vorstellen?

Zum Abschluss haben wir noch etwas aus den Essener Stadtteilen. Hier war offenbar jemand am Werk, der eilig fort musste, und so hat er nur folgende Bildunterschriften hinterlassen können: „Ein buntes, neues Gesicht wünschen sich viele Kinder. Entsrpechend umlagern sie den Schminkstand …“ Und: „Auf dem Kinderflohmarkt haben Julius und Ayman, beide neun Jahre jung, ein Siel mit Fangkörben erstanden.“

19. September 2009

Gezielt geplant

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:46

Kleine Meldung auf der Titelseite: „Der 19-jährige Amokläufer von Ansbach hatte seine Tat offensichtlich gezielt geplant.“ Das ist verwunderlich, wir kannten bisher nur Täter, die ihre Planungen völlig ungezielt vornehmen. Oder nur geplant zielen.

18. September 2009

Trennungen tun weh

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 08:48

… besonders, wenn sie an der falschen Stelle stattfinden (folgt).

17. September 2009

Risiken bedenkenlos in den Wind schlagen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:28

Wo kommen wir da hin? Schlimm genug, wenn Warnungen in den Wind geschlagen werden. Darum hatten die Richter vom Oberverwaltungsgericht NRW völlig Recht, als sie laut Seite 2 die Bauplanung in Datteln rügten: „Auch beklagen sie Umweltrisiken, die offenbar bedenkenlos in den Wind geschlagen wurden.“

16. September 2009

Von eigenen mangelnden Inhalten ablenken

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:00

… wollen wir demnächst.

15. September 2009

Rasseln und bilden

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:51

Wer beispielsweise sein Examen nicht besteht, von dem heißt es häufig, er sei durchgerasselt. Aber offenbar kann man nicht nur durch Prüfungen, sondern auch „in Scharen durch unsere Schul- und Ausbildungssysteme rasseln“, wie heute im Titelseitenkommentar zu lesen ist.
Aber um einzusehen, warum man zwar durch Prüfungen, nicht aber durch Schulsysteme rasseln kann, muss man vermutlich gebildet sein. Und wie wird man gebildet? Auch dazu hat der Kommentator eine Idee: „Migrantenkinder müssen besser sein, um eine Stelle zu bekommen. Das kann man beklagen, ändern können es nur Schulen, die sie besser bilden.“ Was tun demnach die Schulen? Sie bilden Schüler. Wie andere Arbeitskreise oder eine Kette. Und nicht etwa aus.
Erklärbar ist das eigentlich nur, wenn der Autor heftig durchs Schulsystem gerasselt ist, auch wenn sein Lehrer vielleicht noch versucht hat, ihn zu bilden.

14. September 2009

Blaue Flecken, weiße Weste

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:55

Wenn man sich schuldig gemacht hat, hat man laut Redensart einen Fleck auf der Weste. Und wenn man aus einer schlechten oder gefährlichen Situation mit relativ geringen Schäden herauskommt, dann ist man noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen.
Gelegenheit genug für einen doppelten WAZberger. Und richtig, hier ist er, im heutigen Seite-2-Kommentar: „Man wünscht Ullrich Sierau die Kraft, den Weg … für Neuwahlen freizumachen. So bitter das für ihn persönlich ist: Es ist auch für ihn die letzte Chance, mit ein paar blauen Flecken davon zu kommen.“

12. September 2009

An der Spitze der Aufklärung von Angela Merkel ihr Fett wegkriegen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:00

Wo ist die Spitze der Aufklärung? Und wie kriegt man da das Fett weg? (Antworten demnächst.)

11. September 2009

Wer hat die Kanzlerin beglückt?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:59

„Der wahre Sieg der Islamisten war und ist die Reaktion des Westens, der so tumb agierte, wie es die angeblichen Steinzeit-Terroristen wohl vorausgeahnt hatten“, lesen wir im Seite-2-Kommentar. Da stellt sich nun aber die Frage: Was müssen wir uns unter „Steinzeit-Terroristen“ vorstellen? Unter „angeblichen“ außerdem? Fred Feuerstein mit Kalaschnikow?

Das muss wohl wieder unbeantwortet bleiben und wir wenden uns dem nebenstehenden Artikel zu, in dem „Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) um 15.15 Uhr vor die Presse trat, sichtlich beglückt …“
Wer das wohl wieder gewesen ist? Honni soit qui mal y pense …

10. September 2009

Ein Stellungskrieg der hölzernen Sätze

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:08

Das steht da wirklich! Aber zu früh gefreut! Denn was man da im Seite-1-Kommentar lesen kann, ist nicht als Selbstkritik gemeint, sondern als Befürchtung: „Wenn wir Pech haben … wird der Bundes-Fernseh-Sohwdown mit Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier am Sonntag ein Stellungskrieg der hölzernen Sätze.“ Schade eigentlich, wo es doch ein so schönes neues Sprachbild war.

Auf der Seite „Hören und Sehen“ möchte man indes „nicht um den heißen Brei reden“, wie uns eine fette Headline verkündet. Wenn es schon nicht die Katze ist, die um den heißen Brei schleicht, dann sollte man doch wenigstens um den heißen Brei herumreden, damit kein Stellungskrieg hölzerner Sätze herauskommt.

9. September 2009

Da rollten die führenden Köpfe

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:59

Heute wird es recht blumig, denn die Kommentatoren und Leitartikler von der Seite 2 bemühen sich wieder einmal um eine besonders bildreiche Sprache. Und wie so oft, geht es auch diesmal schief.

So lesen wir im Kommentar: „General Motors behält die Stieftochter Opel und verzichtet kühl auf die Milliarden-Mitgift, die Berlin ausschließlich dem Zulieferer Magna mit auf die Brautschau gegeben hat.“
Moment mal! Da scheint ein kleines bisschen durcheinander geraten zu sein. Wer bringt normalerweise die Mitgift? Richtig: die Braut! Also die Tochter, selbst wenn sie die Stieftochter ist. Und wer geht auf Brautschau? Auch richtig: der Bräutigam! Also ein wirklich treffendes Bild! Nur ist es im vorliegenden Fall dann wohl eher so, dass die (Stief-)Mutter der Braut während der Bräutigamschau auf die Mitgift des Bräutigams verzichtet. Aber der Rest stimmt.

Was man von folgender Formulierung aus dem nebenstehenden Artikel nicht sagen kann: „Fast deckungsgleich rollten die führenden Köpfe der großen Koalition… “ Was ist denn da passiert? fragt man sich unwillkürlich. Werden führenden Koalitionäre rausgeschmissen? Doch Halt! Der Satz geht ja weiter: „… ihre roten Afghanistan-Fäden aus…“ Wird aber dadurch auch nicht viel besser. Denn so schön es ist, wenn man in einer Rede einen roten Faden erkennen kann, so schwierig ist es, ihn deckungsgleich auszurollen, und von einem „Afghanistan-Faden“ hat man ohnehin noch nie gehört.
Fast ebenso selten hat man davon gehört, dass eine Rede „voll mit Lob und Preis für Merkel getränkt war“, wie man im nächsten Absatz lesen kann. Vielleicht war die Rede ja mit Lobpreisungen voll, aber selbst dann ist das mit dem Tränken so eine Sache.
Wie auch übrigens die Behauptung, „dass die Bundeswehr in Afghanistan … die Sicherheit in Deutschland befördere“, denn wenn schon, dann müsste es heißen, dass die Bundeswehr die Sicherheit von Afghanistan nach Deutschland befördere. Aber angesichts der jüngsten Vorkommnisse wäre uns wohl lieber, wenn sie dort bliebe – wenngleich ich fürchte, dass der Satz so gar nicht gemeint war.

8. September 2009

Alles über den Schicksals

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 17:39

Im Seite-2-Leitartikel gelingt es dem Chefredakteur, „den Westen in eine zweite Front zu verwickeln“. Was nicht ganz einfach ist, da man allenfalls eine zweite Front eröffnen oder jemanden in einen Konflikt verwickeln kann.

Noch besser wird es aber auf der „Menschen“-Seite, wo sich Reinhard Mey um seinen Sohn sorgt: „Gestern Abend sprach der Künstler in der ARD-Takshow ‚Beckmann‘ über den Schicksals in seiner Familie.“

7. September 2009

a) Posmy, b) Posmyk, c) Posny oder d) Posnyk?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 16:51

Könnte glatt eine Frage bei Jauch werden, oder? Zumindest bringt es die WAZ fertig, heute auf der Gesellschaftsseite den Namen der Lebensgefährtin des Gewichthebers und Olympiasiegers Matthias Steiner in drei unterschiedlichen Varianten zu veröffentlichen: In der Headline steht: „seine Lebensgefährtin Inge Posmy ist schwanger“, im ersten Absatz kann man lesen, „dass er und seine Lebensgefährtin Inge Posnyk im März 2010 Nachwuchs erwarten“ und laut Bildunterschrift sieht man „Steiner und Posmyk„.

5. September 2009

Glaubwürdigkeitsklemme

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:55

Nach der Kreditklemme jetzt ein neuer Blödsinn, heute auf der Titelseite: „Ulrich Sierau, am Wahlabend König für einen Tag, steckt tief in einer Glaubwürdigkeitsklemme. Warum kann nicht in einer ganz normalen Klemme stecken? Haben wir demnächst auch noch mit Wahlversprechens-, Nachrichten- oder Schreibklemmen zu rechnen?

In ein solchen oder zumindest in einer Komma- und Trennungsklemme scheinen zumindest die Kollegen von der Gesellschaftsseite zu stecken: „Unter den Blicken der 250-köpfigen Trauergemeinde legen Jacksons drei Kinder eine Krone auf den von Lilien geschmückten, (Was soll das Komma?) Bronzesarg ihres Vaters.“
Und gegen Ende des Kapitels dieser schöner Trennfehler: „Sharpton, der wortgewaltige Geistliche, hält die ausgesperrte Öffentlichkeit über die Vorgänge im Inneren des Marmor-Maus-
(neue Zeile) oleums auf dem Laufenden.“ Doch vielleicht hängt das ja nur mit der Nähe von Jackos Grab zum Disney-Grab zusammen; da gibt es dann das Micky-Maus-Oleum – oder so.

In welcher Klemme die Autorin im „Leute, Leute!“-Artikel darunter gerade steckte, weiß man nicht, als sie formulierte: „Was ist bloß los mit den Damen? Grad heute lesen wir …“ Vielleicht die Hitzeklemme? So ist dann auch die hohe Gradzahl möglicherweise verantwortlich für die Deklinationskünste im vorletzten Absatz: „Jüngste Fotos zeigen Fetterline, so sein neuer Spitzname, wie ein Grieskloß in der Suppe.“ Wie wen? Wie einen!!! Grieskloß.

Nach dem Umblättern finden wir das hier: „Sofort erkennt er, welchen Rohdiamanten er entdeckt hat. Und beginnt ihn schleifen.“
Jawoll! Und ich beginne jetzt in die Ohrenklemme kommen.

4. September 2009

Wenn die Kanzlerin den Karren aus der Krise zieht und den Gangstern das Fürchten gelehrt wird, ist das dicke Ende nah

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:16

Wir haben heute ein reichliches Pensum vor uns, da unsere Kanzlerin interviewt wurde, die ja immer für kuriose Formulierungen gut ist. Außerdem scheinen ihr einige Autoren nacheifern zu wollen, und so hat die heutige Ausgabe viel Interessantes zu bieten.

Also wollen wir uns erst gar nicht lange damit aufhalten, dass der thüringische Ministerpräsident „als Getriebener“ aus seinem Amt geht, wie wir im Titelseiten-Kommentar lesen können. Zumal wir diesen Unsinn bereits an anderer Stelle ausführlich besprochen haben.

Im Seite-2-Kommentar ist die Rede von einem Urteil, das „sich liest wie eine schallende Ohrfeige“.
Und im Leitartikel darunter erfahren wir: „Der Wasserverbrauch derer, die jetzt ihre Hände in Unschuld waschen, ist enorm.“

Der nebenstehende Artikel verwirrt uns mit folgender Aussage: „Nicht nur die CDU/FDP-Opposition zieht in Zweifel, dass Sierau vom Haushaltsloch nichts gewusst haben will.“ Denn was wollen wir jetzt in Zweifel ziehen? Dass Zierau nichts gewusst hat oder dass er gesagt hat, nichts davon gewusst zu haben?

Aber all das wollen wir nur der Vollständigkeit halber hier wiedergeben. Denn das erste Highlight folgt auf der Rhein-Ruhr-Seite: „Vier kleine Ganoven lehrten zwei großen Gangstern das Fürchten.“ Da fragt man sich höchstens, wer den WAZ-Leuten Deutsch gelernt hat.

Und dann endlich spricht SIE, auf die wir nun schon so lange gewartet haben, die uns schon auf der Titelseite angekündigt wurde: Unser Kanzlerin, die große Politikerin, die mit über 60 % Zustimmung regiert, die anerkannte Rhetorikerin, das Vorbild der Jugend. Und, wie immer, wenn sie spricht, gelingen ihr klare und treffende Aussagen, Formulierungen von großer sprachlichen Schönheit, Worte voller Klarheit und Eleganz. Worte wie diese: „… kann man von den äußeren Umständen so sagen“ (auf die Frage bzw. Feststellung, dass sie eine abgeschottete Existenz führe).
Oder diese im nächsten Absatz: „Kann man so sagen“.
Aber auch das hier ist nicht schlecht: „Leider war vor der Krise der internationale Konsens über die Dringlichkeit des Handelns noch nicht da.“ Der Konsens über die Dringlichkeit des Handelns! Famos!
„Der G20-Gipfel in Pittsburgh Ende September wird konkrete weitere Schritte bringen“, erklärt SIE weiter mit der ihr eigenen Lässigkeit im Umgang mit dem passenden Verb, die Sie auch bei der nächsten Frage ins Spiel bringt: „Dann sollen Banken Staaten nicht länger wegen ihrer hohen systemischen Bedeutung zur Hilfe pressen können.“
Den schönsten Satz finden wir aber im Interview-Teil zur Atomkraft: „Das wäre ein Signal für die Leistungsträger, die den Karren aus der Krise ziehen.“ Wen stört es da, dass man den Karren allenfalls aus dem Dreck zieht, wer mag da kleinlich Kritik üben?
(Außer mir, natürlich.)
Auch wenn wir, wie die Kanzlerin sagt, „international nicht mehr mit dem gleichen Gewicht mitreden“.
Das macht nämlich nix, denn: „Ich will zudem die ergebnisoffene Erkundung von Gorleben als Endlager für Atommüll weiterführen. Am Ende der Erkundung muss, unter Einbindung internationaler Experten, die Eignung entschieden werden.“
Da soll noch einer sagen, Politiker reden unverständlich! Es ist uns doch nun endlich klar, wann eine Eignung entschieden werden kann: Am Ende einer Erkundung, aber nur, wenn diese ergebnisoffen geführt wird. Selbstverständlich unter Einbindung internationaler Experten! Vorher wussten wir nicht einmal, das Eignungen überhaupt entschieden werden können! Ob unter Einbindung nationaler oder internationaler Experten oder gar gänzlich ohne sie.
Manchmal hat man den Eindruck, als gingen Politiker davon aus, man müsse nur bestimmte Stichworte wie „ergebnisoffen“, „Konsens“, „Dringlichkeit“ oder „Einbindung internationaler Experten“ unter Einbindung irgendwelchen sprachlichen Kleisters zusammenfügen, und schon entstehe beim Wahlvolk der Eindruck von Wissen, Erfahrung und Kompetenz. Und leider scheinen sie damit sogar Recht zu haben.

Mit diesem kleinen Sprachkurs unserer Regierungschefin könnte man es für heute bewenden lassen, wenn nicht auch auf der Politik-Seite Formulierungen von Merkelschem Format zu lesen wären: „Wenn Mimik und Sprache eines Menschen in schicksalhaften Momenten nicht in Deckung zu bringen sind, ist oft das dicke Ende nah. So betrachtet, hatte Dieter Althaus sich schon am Montag aus dem Machtspiel genommen, als er gemeinsam und doch allein mit den Ministerpräsidenten-Kollegen aus dem Saarland und Sachsen an der Seite von Angela Merkel zur Wahlnachlese antrat.“ Versteht das jemand? Das mit der Mimik und den schicksalhaften Momenten, und vor allem das mit dem Machtspiel, gemeinsam und doch allein? Naja, wenigstens ist das Ende nah, wie Weltuntergangspropheten zu prophezeien pflegen, auch wenn sie nicht das dicke Ende meinen, das gemeinhin noch nach kommt, wenn man schon glaubt, das Gröbste sei bereits überstanden.

Das scheint nun zumindest für die heutige Ausgabe überstanden, auch wenn hier noch ein dickes Ende nah ist: „Für Einenkel schwebt über diesen Überlegungen ein Damoklesschwert“, steht im „Magna-Mantra“ von der Wirtschaftsseite. Ein schönes Ende! Wenn man einmal davon absieht, das ein Damoklesschwert nicht schwebt, sondern hängt, und zwar nur gehalten von einem dünnen Rosshaar, und dass es nicht über Überlegungen hängt, sondern über dem Kopf.
So liest es sich leider wie eine schallende Ohrfeige, zumindest für alle, die gutes Deutsch gelehrt wurde, bevor ihnen die WAZ und die Kanzlerin besseres lernten – unter Einbindung internationaler Experten, die einen Konsens über die Dringlichkeit herstellen, eine ergebnisoffene Erkundung führen zu müssen, um die Eignung des Karrens zu entscheiden, den sie aus der Krise ziehen wollen.

3. September 2009

Gerüchteküche trocken legen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:08

Auf der Politik-Seite lässt der SPD-Abgeordnete Dieter Wiefelspütz verlauten: „Der einzige Weg, um die Gerüchteküche trocken zu legen, ist die Herausgabe der Akten an die Bundesanwaltschaft.“ Ich fürchte, das wird nicht so richtig klappen, da man normalerweise Sümpfe trocken legt; Gerüchteküchen dürften davon ziemlich unbeeindruckt bleiben.
Aber, wie wir nun weiter lesen können, „Wiefelspütz‘ Außerungen zielen ab auf teilweise neue Informationen“. Da fragt man sich nur: Zielen sie ab oder auf? Oder auf und ab?

2. September 2009

Wiedr Konkurs beantragt

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:30

Kleiner Tippfehler, auf der Titelseite, kann ja mal vorkommen: „Das Robert-Koch-Institut (RKI) rechnet im Herbst wiedr mit einem Anstieg der Schweinegrippe-Erkrankungen.“

„In Kürze“ hat auf der Wirtschaftsseite „der slowakische Billigflieger Sky Europe … Konkurs beantragt.“ Vermutlich in Unkenntnis der Tatsache, dass er hätte Insolvenz beantragen müssen, während man (früher) den Konkurs anmelden musste. Kann ja mal vorkommen.

1. September 2009

Kümmerer

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:24

Ein neues Lieblingswort (folgt).

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