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9. September 2009

Da rollten die führenden Köpfe

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:59

Heute wird es recht blumig, denn die Kommentatoren und Leitartikler von der Seite 2 bemühen sich wieder einmal um eine besonders bildreiche Sprache. Und wie so oft, geht es auch diesmal schief.

So lesen wir im Kommentar: „General Motors behält die Stieftochter Opel und verzichtet kühl auf die Milliarden-Mitgift, die Berlin ausschließlich dem Zulieferer Magna mit auf die Brautschau gegeben hat.“
Moment mal! Da scheint ein kleines bisschen durcheinander geraten zu sein. Wer bringt normalerweise die Mitgift? Richtig: die Braut! Also die Tochter, selbst wenn sie die Stieftochter ist. Und wer geht auf Brautschau? Auch richtig: der Bräutigam! Also ein wirklich treffendes Bild! Nur ist es im vorliegenden Fall dann wohl eher so, dass die (Stief-)Mutter der Braut während der Bräutigamschau auf die Mitgift des Bräutigams verzichtet. Aber der Rest stimmt.

Was man von folgender Formulierung aus dem nebenstehenden Artikel nicht sagen kann: „Fast deckungsgleich rollten die führenden Köpfe der großen Koalition… “ Was ist denn da passiert? fragt man sich unwillkürlich. Werden führenden Koalitionäre rausgeschmissen? Doch Halt! Der Satz geht ja weiter: „… ihre roten Afghanistan-Fäden aus…“ Wird aber dadurch auch nicht viel besser. Denn so schön es ist, wenn man in einer Rede einen roten Faden erkennen kann, so schwierig ist es, ihn deckungsgleich auszurollen, und von einem „Afghanistan-Faden“ hat man ohnehin noch nie gehört.
Fast ebenso selten hat man davon gehört, dass eine Rede „voll mit Lob und Preis für Merkel getränkt war“, wie man im nächsten Absatz lesen kann. Vielleicht war die Rede ja mit Lobpreisungen voll, aber selbst dann ist das mit dem Tränken so eine Sache.
Wie auch übrigens die Behauptung, „dass die Bundeswehr in Afghanistan … die Sicherheit in Deutschland befördere“, denn wenn schon, dann müsste es heißen, dass die Bundeswehr die Sicherheit von Afghanistan nach Deutschland befördere. Aber angesichts der jüngsten Vorkommnisse wäre uns wohl lieber, wenn sie dort bliebe – wenngleich ich fürchte, dass der Satz so gar nicht gemeint war.

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