WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

19. September 2008

Konjunktiv ist Glückssache

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 23:04

… und zwar selbst bei einem Ex-Minister: „Es wäre ein Riesenfehler von Grünen und Umweltbewegung, wenn sie an diesem Punkt unrealistisch sind“, lässt sich der Grüne Joschka Fischer auf der Politik-Seite in der WAZ vernehmen. Nun ist ja Konjunktiv heutzutage schon fast verpönt und gilt allenfalls als verstaubtes sprachliches Relikt aus dem letzten Jahrhundert, möchte man meinen. Es wäre aber kein Riesenfehler vom Ex-Minister gewesen, wenn er Folgendes von sich gäbe (nicht gibt): „Es wäre ein Riesenfehler von Grünen und Umweltbewegung, wenn sie an diesem Punkt unrealistisch wären.“

Das könnte uns (oder auch den Grünen) dann zu denken geben. Und nicht etwa „zu Denken“, wie die WAZ im Kommentar auf Seite 2 schreibt.

Und zum Abschluss noch eine schöne Formulierung im Wirtschaftskommentar: „Ein Problem der KfW sind auch die viel zu vielen Politikerköpfe, die in der Bank rumwurschteln“. Das finde ich allerdings auch. Rumwurschtelnde Köpfe sahen schon immer doof aus.

18. September 2008

Brutaliserende Aktionen toben auf dem Höhepunkt

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:17

Die WAZ gibt immer dann am meisten her, wenn sich ihre Autoren empören und ihre Leser mit in ihre Empörung hineinziehen und hineinschreiben wollen. Da reichen dann normale Sprachbilder nicht aus, da werden neue Adjektive erfunden oder so verstärkt, dass sie nahezu unverständlich werden. So auch heute im Bericht zum Film „der Bader-Meinhoff-Komplex“ auf der Kultur-Seite.

D.h., eigentlich fängt es schon auf der Titelseite an. Unter einem Szenenfoto verunglückt schon das erste Adjektiv, „die eiskalte Mordlust“. Es gibt eiskalte Mörder und eiskalt ausgeführte Morde, aber eiskalte Lust? Wenn die Mordlust schon unbedingt durch ein Adjektiv aufgewertet werden muss, um die Empörung zu verstärken, wie wär’s denn dann mit „rein“? Denn wenn die Lust kalt wird, sollte man sich eher Gedanken um seine Libido machen.

Auch der Kommentar auf Seite 2 überschlägt sich vor Mordlust: Der Terror „… hat unter dem verlogenen Anspruch, eine gerechte Welt zu schaffen, skrupellos Leid und Trauer gesät.“ Mal abgesehen davon, dass man sich fragt, wie ein Anspruch verlogen sein kann, ist der Rest des Satzes auch wieder reichlich neben der Spur. Denn wie man Leid und Trauer sät, und dann auch noch skrupellos und unter einem Anspruch, muss mir der Autor mal vormachen.
Einige Zeilen später wird dann die RAF „als Mordlustbande“ entmystifizert. Von Banden hat man schon gehört, von Mordbanden auch, aber von Mordlustbanden?
Das ist dann ein eher kruder Ausdruck, und so etwas gibt es auch tatsächlich, nicht aber die „kruden Sympathiesanten“, von denen am Ende des Kommentars die Rede ist.

Die eigentlichen Highlights zum Thema finden wir dann aber auf der Kultur-Seite in besagtem Bericht. Hier erfahren wir z.B., dass in den 60er Jahren „die Studentenunruhen auf dem Höhepunkt tobten“. Wie toben Unruhen? Und dann noch auf dem Höhepunkt? Dass sich die Unruhen nur auf dem Höhepunkt befanden, war dem Autor offenbar nicht heftig genug, also ließ er sie toben. Und mich gleich mit.
Da schrecken mich dann die „Bürgerskinder“ im nächsten Absatz kaum noch, vermutlich sind sie die Abkömmlinge des Bürgersmanns. Aber dass „sich die Aktionen der Terroristen von Mal zu Mal brutaliseren„, stört mich schon wieder mehr, und nicht nur wegen des fehlenden „i“. Hätte es nicht gereicht, dass sie immer brutaler wurden?
Es folgt der neue deutsche Genitiv, der ohne Flexion auskommt: „Entführung von Arbeitgeberpräsident Schleyer“. Warum ist es so schwer, die „Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer“ zu schreiben? Danach eine falsche Trennung: „Pist-ole“, eine schöne Wortkombination: „als sie als“ und zwei Schwurbelsätze, wenn erstens „Regisseur Edel dem Ziel, den RAF-Mythos als hohl und alle Wahrheit verzerrend zu demaskieren, tatsächlich nahe“ kommt und wenn es zweitens „wiederholt … wirkt … , als seien er und Regisseur Edel verklärenden Anwandlungen erlegen.“ Das wirkt dann wiederholt, als sei der Autor verschreibenden Anwandlungen erlegen.
Worauf ein interessanter Superlativ folgt: „Den hartherzigsten RAF-Gegner muss es erweichen …“ Hartherzig, hartherziger, am hartherzigsten. Oder: hartherzig, härterherzig, amhärtestenherzig? Geht auch nicht. Wirklich herzig. Nee, am herzigsten.
In der Folge lassen wir dann „Assoziationen aufkeimen mit Christus am Kreuz“, oder „manches grausam bildhaft greifbar“ machen, „was romantisierende Erinnerungen an das Wüten der RAF unterschlagen“, aber ohne etwas zu werden, „das das Leid der RAF-Opfer aufhellen hilft“.
Aber immerhin wird „das menschenverachtende Wesen des RAF-Terrorismus am entwürdigenden Martyrium von Schleyer erfahrbar“. Ja, ja, die Adjektive. Ist ein Martyrium nicht schlimm genug, muss es auch noch entwürdigend sein.

17. September 2008

… da lässt man sich ein Lob entfahren …

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:26

Ja, ich hab auch erst gedacht, es ginge um was Peinlich- bis Unanständiges. Aber steht so etwas in der Zeitung? Nein, tatsächlich steht (unter der Überschrift „Das Märchen geht weiter“) auf der „Menschen“-Seite: „Selbst Joop van den Ende … ließ sich ein Lob entfahren.“ Aber warum auch nicht, denn kurz zuvor konnten wir noch lesen: „Romina strahlt Spaß ab.“ Also: die eine strahlt was ab und der andere lässt einen fahren …

Dafür dann auf der Kultur-Seite ein interessantes Wort, von dem ich nicht weiß, ob es ein Tipp-Fehler ist: “ … was sechs Theater aus Finnland, Portugal … da gerade vereinbart haben, hätte prächtig ins ÜProfil 2010 gepasst.“ ÜProfil. Gibt’s das? Der Duden kennt’s nicht, aber bei Google gibt es 20 Einträge dazu. Die helfen allerdings nicht viel weiter, denn da finde ich Aussagen wie: „hei geh mal auf meine homepage pls im meinem ÜProfil sit aber ne randy orton fanpage kannste ja nen eintrag hinterlassen doer so wir kölnnen da auch chatten …“ Was, ehrlich gesagt, auch nicht allzu weit von der täglichen WAZ-Sprache entfernt ist.

Ist man versehrt, dann ist man verletzt, verwundet, invalide oder auch beschädigt. Wer unversehrt ist, ist demzufolge all das nicht. Offenbar gibt es aber auch was dazwischen: „Denn deutsche Banken sind bislang noch einigermaßen unversehrt aus der globalen Finanzkrise hervorgegangen …“ Vermutlich berichtet die WAZ auch bald noch über Frauen, die einigermaßen schwanger sind.

16. September 2008

US-Finanzkrise frisst sich voran

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:51

Diese Headline stand so tatsächlich heute auf der Wirtschaftsseite der WAZ. Und wirft eine Reihe von Fragen auf: Wie frisst eine Krise? Und wie frisst man sich? Aber auch: Wie frisst man sich voran? Wie frisst sich eine Krise irgendwo hin? Frisst sie sich nicht vielleicht durch, wenn sie überhaupt frisst? Und wenn sie sich nicht durchfrisst, was macht sie dann? Wie kann sie sich voran fressen? Kann man sich überhaupt voran fressen? Kann man sich auch wieder zurück fressen? Oder kann das nur eine Krise, nachdem sich voran gefressen hat? Und frisst man auch vorweg, wenn man z.B. beim RWE vorweg gegangen ist? (o.k., das war jetzt bösartig). Wenn man sich voran frisst, in welche Richtung frisst man dann? Und was frisst man dann alles? Was ist das Ziel des Voranfressens? Wo kommt man aus (oder gar raus), wenn man sich voran gefressen hat? Und vor allem: Woher kommt der Ausdruck: „voran fressen“? Oder gar: „sich voran fressen?“ Wie schräg muss man drauf sein, um dergleichen zu formulieren?

15. September 2008

Ringe über die Kante

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:39

Wieder einmal ein besonders kreativer Einsatz unserer Universalpräposition. Auf der Politik-Seite, im Bericht über die Papstreise nach Frankreich, sind es nun die französischen „Spitzen-Sozialisten“, die „am Ende beeindruckt über diesen Kirchenführer“ waren. Und nicht etwa von ihm.
Dabei hatte der Artikel doch schon so gut angefangen: „Die Ringe unter den Augen sprechen Bände.“ Da hören wir doch schon gleich ganz gespannt zu.
Und gegen Ende des Berichtes „gab sich der Papst indes ein Stück weit volksnäher“, diesmal wenigstens richtig geschrieben (vgl. Eintrag vom 13.08.08). Wirklich besser wird der Ausdruck dadurch allerdings nicht …

Auf der Wirtschafts-Seite dann wieder die beliebte Kante. Diesmal wird keine Kante gezeigt, wie bei der Polizei in Duisburg (vgl. 03.09.08), auch keine klare, diesmal hat Ferdinand Porsche „den Konflikt zwischen Porsche und Volkswagen auf Kante geschoben.“ Wie macht man denn sowas?

13. September 2008

Macht abstieg pleite?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:51

Dass selbst ein Professor Unsinn schreiben kann, dürfen wir heute in der WAZ auf der Politik-Seite erleben. Hier schreibt Karl-Rudolf Korte, seines Zeichens Politikwissenschaftler: „Kurt Beck hat … eine detaillierte Chronik seines Machtabstiegs geliefert.“ Was ist ein Machtabstieg? Der Duden gibt keine Auskunft. Und nicht einmal das Gegenteil, einen „Machtaufstieg“, kann ich irgendwo finden. Vielleicht war einfach nur der Abstieg gemeint? Oder der Machtverlust? Wir können nur raten …
Nämlich zu besserem Deutsch, Herr Professor. „Das filigrane Machtmobile der SPD-Spitze war aus der Sicht von Beck von Samstag auf Sonntag dramatisch in Bewegung geraten“, lässt er uns weiter wissen. Ein Mobile ist ein Spielzeug, das man sich ins Zimmer hängen kann und das sich beim leisesten Windhauch bewegt. Und es liegt in der Natur der Sache, dass es filigran ist. Aber was ist dann ein Machtmobile bei der SPD? Hing Herr Beck neben Herrn Steinmeier unter der Decke, direkt unterm linken und rechten SPD-Flügel? Oder wie muss man sich das Ganze vorstellen? Zumal bei mir die Vorstellungskraft nachlässt, wenn ich Herrn Beck mit der Vokabel „filigran“ in Verbindung bringen soll. Und jetzt sollen die auch noch dramatisch in Bewegung geraten. Weil Herr Müntefering gepustet hat?
„Der faktischen Realität entsprach dies leider nicht“, erklärt uns der Professor weiter. Dem kann ich nur zustimmen, abgesehen davon, dass ich mich frage, ob es noch eine andere als faktische Realität geben kann. Wie heißt es noch so schön? In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders …
Mit den Adjektiven hat es der Professor ohnehin: „… die drei hatten sich … auf eine arbeitsteilige Aufgabenverteilung verständigt.“ Sieh an! Das ist mal echt überraschend: Man verteilt Aufgaben arbeitsteilig!
Das grammatikalische Highlight folgt auf dem Fuße: „Müntefering … brauchte nur abwarten, Mehrheiten … organisieren und … zur Verfügung stehen.“ Wer „brauchen“ nicht mit „zu“ gebraucht, braucht „brauchen“ überhaupt nicht zu gebrauchen!
„Doch das Muster von politischer Macht wird analytisch klar sichtbar“, tröstet uns der Professor. „Erst ändert sich die aufbereitete und gefilterte Wahrnehmung, dann die Lageeinschätzung, danach die politische Realität.“ Irgendwie tun mir seine Studenten leid. Wer soll so etwas verstehen?
„Machtabstiege gehen häufig mit gezielten Intrigen einher“, geht es unverdrossen weiter, und auch wenn der Machtabstieg nun in den Plural gesetzt wird, gibt es ihn im Deutschen immer noch nicht, und ich frage mich gleichzeitig, ob es auch „ungezielte“ Intrigen gibt (außerdem erinnert es mich fatal an diese idiotische Apotheken-Werbung, in der man aufgefordert wird, „gezielt“ nach der Apotheken-Umschau zu fragen).
Glücklicherweise kommen wir nun zum Ende des Artikels, und hier wird’s noch einmal ganz dramatisch: „Unsere Demokratie steht unter enormen Kommunikationsstress mit einem neuen Opfer an der Spitze der SPD.“ Was muss man sich unter – übrigens enormem (Dativ, Herr Professor!) – „Kommunikationsstress“ vorstellen? Wenn Kommunikation „die Aufnahme, der Austausch und die Übermittlung von Informationen“ ist, was ist dann „enormer Kommunikationsstress“, unter dem unsere Demokratie steht? Die armen Studenten tun mir immer mehr leid.
Zumal ja nun noch der Schlusssatz folgt: „Doch in einem politischen Machtmobile sind die Opfer immer ein stückweit gleichzeitig auch Täter.“ Nun hat sich zwar das filigrane in ein politisches Machtmobile gewandelt, besser wird es dadurch aber nicht. Und was ist ein stückweit? Mal abgesehen davon, dass es dummes Sozialarbeitergeschwätz ist (Entschuldigung, liebe Sozialarbeiter!), muss es „ein Stück weit“ heißen, wenn es zumindest richtig geschrieben sein soll. Ansonsten ist dieser Satz aber nicht nur ein stückweit, sondern kompletter Unsinn.

Sozusagen eine Pleite. Die schreibt man bei der WAZ allerdings heutzutage klein: „Britischer Reisekonzern macht pleite“ lautet eine Headline auf der Wirtschafts-Seite. Entweder: „ist pleite“ oder: „macht Pleite„. Aber was macht das schon: allenfalls einen Abstieg. Und das könnte dann der Machtabstieg sein, nach dem wir gesucht haben.

12. September 2008

Nur wer sich nicht auf dem Status Quo festbetoniert hat, kann dem Tod von der Schippe rutschen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:19

Wieder ist es der Kommentar auf Seite 2, der unsere Aufmerksamkeit fesselt: „Es ist schon bemerkenswert (Komma vergessen!! – d. Verf.) mit welcher Kraft und Eintracht Verdi, SPD, Sparkassenchefs und Kommunen gegen Änderungen am Sparkassengesetz in NRW anrennen. Diese Mobilisierung … ist … jenseits der Grenze des Seriösen angelangt.“ Wie kann eine Mobilisierung jenseits irgendeiner Grenze anlangen? Und wo ist die Grenze des Seriösen? Jedenfalls nicht bei der WAZ: „Schon das Konstrukt, das den Privatisierungspopanz hält, ist zurechtgebogen.“ Aha. Ein zurechtgebogenes Konstrukt hält einen Popanz. „Und deshalb betonieren sich die Funktionäre auf dem Status Quo fest.“ Sich auf irgendetwas fest zu betonieren, dürfte schon nicht ganz einfach sein, aber auf dem Status Quo?

Da ist es doch schon viel einfacher, was ein Immobilienmakler im Essener Lokalteil auf der Seite „Menscheln“ – Verzeihung: „Menschen“ unternahm: „Er wurde fristlos rausgeschmissen, schrammte zweimal an einer Insolvenz vorbei und rutschte dem Tod bei einem Motorradunfall von der Schippe.“ Ist das nicht toll? Nach dem Rausschmiss noch zweimal schrammen und dann dem Tod von der Schippe rutschen! Das muss ihm erstmal einer nachmachen! Zumal man ja normalerweise dem Tod von der Schippe springt. Aber das war dem armen Makler wohl nach dem ganzen Schmeißen und Schrammen und während des Unfalls einfach egal, und er dachte: Hauptsache, weg von der Schippe, das ist doch gerutscht wie gesprungen…

11. September 2008

Ausländer, die aus dem Ruder laufen – wer bietete mehr?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:11

Auf der Titelseite überrascht uns die WAZ unter der Headline „Fürstin gegen Pille und Kondome“ mit einer sehr eigenwilligen Form des Konjunktivs von „bieten“: „… Treue bietete wirksameren Schutz vor HIV als Kondome“. Da bietete ich dann wirklich nicht mehr mit.

Käm‘ ich auch nicht weit mit, denn, wie man im Kommentar auf Seite 2 lesen kann: „Die Ausländer laufen aus dem Ruder.“ Natürlich kann einem so einiges aus dem Ruder laufen – und die WAZ-Artikel sind beredtes Beispiel dafür – aber Ausländer?

Auf der Wirtschaftsseite („Barmer hilft – bei Kündigungen“) mal wieder einer der üblichen Beziehungsfehler: „Krankenkassen haben ein vitales Interesse daran, sich mit Arbeitgebern gut zu stellen. Schließlich sammeln sie für die Kassen das Geld ein und überweisen die Beiträge.“ Wer sammelt da für wen ein, bitte?

Und schließlich noch eine schöne Unterzeile auf der Welt-Seite: „Nach Inzest-Skandal wogt die Aufregung hoch“. Nun ist „wogen“ ja ohnehin schon ein merkwürdiges Verb, aber der Duden kennt es, und nicht nur als Präteritum von „wiegen“ (nebenbei – wie bildet man von „wogen“ eigentlich das Präteritum? Wie wäre es denn – analog zum kreativen Konjunktiv auf Seite 1 – mit: „er/sie/es wogtete“?). Aber „hochwogen“ gibt es nun wirklich nicht. Und dann auch die Aufregung. Warum schlägt sie nicht einfach hohe Wellen? Ansonsten wogte nämlich auch bei mir das Unverständnis hoch …

10. September 2008

Entgeisterte Gesichter, sturzhafter Rücktritt und Sparkassen an WestLB

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 23:03

„Ruhe und Gelassenheit, das ist die erste Führungsaufgabe“, steht im Kommentar auf Seite 2. Aber nein, das ist es nicht! Vielleicht ist allenfalls die Aufgabe, dergleichen herzustellen …
Wie auch immer – bei mir gelingt das nicht. Oder soll ich ruhig und gelassen bleiben, wenn ich Folgendes lesen muss (Seite 3: „Blumen für die Jubilare)“:

„… aber natürlich kann der Vorsitzende des Ortsvereins nicht fehlen heute abend, nicht in diesen Tagen, es ist ja auch nur ein Stellvertreter im Lande.“ Kann man das irgendwie verstehen? Es kommt aber noch schlimmer: „Und dann erinnert man sich als Reporter, dass in vergangenen Jahren SPD-Ortsvereine schon öfter recht still waren, wenn ganz oben in ihrer Partei krachend was umstürzte – das ist vielleicht Schweigen aus schleichender Gewöhnung. Aber dass sie Witze drüber machen?“ Versteht das jemand? Was ist „schleichende Gewöhnung“? Und überhaupt: Was ist eigentlich gemeint? Ein bisschen später dann noch ein Highlight: „Dann schweift er immer weiter aus in seinem gut sozialdemokratischen Rechenschaftsbericht …“ Schweift er nicht vielleicht eher ab? Oder ist er vielleicht ausschweifend? Warum sagt uns das keiner?
Hier beruhigt uns die WAZ: „Es gibt keine Fragen“. Um uns anschließend direkt wieder zu beunruhigen: „Der Bundesvorsitzende hat sich weggeputscht, die Personalzentrifuge dreht sich weiter …“ Dass mit dem „Wegputschen“ und dass man das nicht mit sich selbst kann, hatten wir gestern schon, und heute haben wir auch noch die Personalzentrifuge. Das Personalkarussell scheint nicht mehr ausreichend zu sein, aber warum die Zentrifuge hier nicht passt, mag jeder selbst nachlesen.
Und dann noch ein paar merkwürdige Kreise. Keine Kornkreise, aber mindestens genauso mysteriös: „… es gibt in unserer Partei Kreise, die wollen nicht geschlossen sein, …“ Irgendwie kann man das verstehen, ich wollte auch nicht geschlossen sein.
Der Artikel endet genauso schlimm, wie er begonnen hat: „Die drei jüngsten Teilnehmer sind schon eine Stunde weg.“ Wo sind die? So weit weg, wie man in einer Stunde fahren kann? Oder was? Wenn indes gemeint war, dass sie seit einer Stunde weg sind, dann hätte man genau das schreiben sollen … Ich jedenfalls bin hin und weg ob dieses kreativen Umgangs mit unserer Sprache.

Bitte umblättern. Auf der Politik-Seite zwei hochinteressante Artikel. In dem Beitrag „Wenn der Münte Agenda-Reden schwingt …“ finden wir „in Frankfurt viele entgeisterte Gesichter.“ Man kann entgeistert dreinschauen, vielleicht findet man sogar entgeisterte Häuser, nachdem ein Ghost-Buster da war. Aber Gesichter …
Vielleicht waren die deshalb so entgeistert, weil die SPD „Agenda-Architekt Steinmeier und ihren ,Moses‘ Müntefering als Krisenmanager einsetzt“. Moses? Bei der Seefahrt ist der „lütte Moses“ der Jüngste und meist auch irgendwie Doofste an Bord. Der 67-jährige Ex- und neue Vorsitzende?

Den Agenda Architekt Steinmeier“ (anstatt den Agenda-Architekten) will ich mir noch gefallen lassen (das sagt und schreibt ja heutzutage eh jeder), so weh das meinen Ohren auch tut. Aber wie im Artikel: „Getroffen, aber nicht gebrochen“ auf derselben Seite dekliniert wird, das geht nun wirklich nicht!! „Schon vor Monaten habe er die Entscheidung getroffen, Frank-Walter Steinmeier als Kanzlerkandidat zu benennen.“ Der Kandidat, des Kandidaten, dem Kandidaten, den Kandidaten. Demzufolge: „… als Kanzlerkandidaten zu benennen.“ Als wen oder was. Grmpflsssmm. Das tut so weh!
Da kann einem der „sturzhafte Rücktritt“ und der Blick der Sozialdemokraten, der „stramm auf die Zukunft gerichtet“ ist, kaum noch was anhaben.

Zum Abschluss noch eine schöne fette Headline auf der Wirtschafts-Seite: „FDP: Sparkassen an WestLB kein Tabu“. Ist das deutsch? Oder mal wieder eine falsch eingedeutschte Redewendung aus französischen Kochbüchern, also wie: „Salat an Bohne“? Hallo! Erde an WAZ: „Wir sind hi-hier!“

9. September 2008

Irritiert über das Heft des Handelns und die Spreizung der Gesellschaft im ruhigen Fahrwasser

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:21

Kaum ist so ein Kurt Beck zurückgetreten, werden wieder reichlich Bilder bemüht. Wobei die Betonung auf „Mühe“ liegt. Und gerne purzeln sie durcheinander.
So ist auf Seite 3 davon die Rede, ob es „Steinmeier und Müntefering gelingt, den Kahn SPD wieder auf Kurs zu bringen“.
Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, und man doch schon so schön im sprachlichen Wasser planscht, wird dann noch von einem SPD-Mitglied berichtet, dass „sich auf ruhigeres Fahrwasser ein(stellt).“
Nun bedeutet aber die Redewendung, der oder das „ist im Fahrwasser von“, dass man jemandem nacheifert oder gar abhängig von ihm ist. Etwas völlig anderes ist es, wenn man sich freut, aus stürmischer See in ruhigere Gewässer zu kommen. Das heißt dann etwa, dass sich die Lage beruhigt, und das war wohl auch gemeint, mit dem Fahrwasser. Ein anderer Kommentator (Seite 2) hat das Problem übrigens umschifft, er fragt sich, „ob das neue Führungsduo die Partei auch inhaltlich wieder in ruhigere Gewässer steuern kann.“ (Wobei für mich allerdings neu ist, dass man die Wahl hat, formal oder inhaltlich zu steuern.)
Leider geht der Artikel aber noch weiter. Wir erfahren im Weiteren, dass „in der SPD nun mehr Disziplin, an der Spitze wie an den Flügeln“ erwartet wird, „zumal die Auswechselbank geräumt ist“. Wir hören, dass „Politik auch für junge politische Sprinter zu schnell geht“ und dass es nur gut sein kann, „wenn es denn die neue Spitze schaffe, die Flügel halbwegs auf Kurs zu bringen. Schön wär’s, sagt (das SPD-Mitglied) Stock nach all den Querelen, Talfahrten und dem ständigen Hauch von Mitleid …“ Ständiger Hauch von Mitleid? Den habe ich eher, wenn ich so was lesen muss. Und vor allem am Ende: „Junge Leute in Foren und Projekte einbinden … sie nicht als Alibi für eine Scheinverjüngung missbrauchen.“ Dieser Satz ist so verknotet, dass es schwer fällt, da überhaupt einen Sinn zu entdecken. Ein Alibi ist der Beweis dafür, dass man zur Tatzeit „anderswo“ gewesen ist. Daneben gibt es umgangssprachlich auch die „Alibifrau“ (einzige Frau in einem Männergremium) und darum meinetwegen auch „Alibijugendliche“ in einer vergreisten Partei. Aber wie die Jugendlichen als Alibi für eine Scheinverjüngung herhalten oder gar missbraucht werden können, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Im Artikel: „Ein Putsch auf Raten“ (Seite 2) muss der arme Beck dann gleich zweimal Unmögliches vollbringen: „Allerdings konnte niemand außer ihm wissen, dass der Putsch gelingen würde, denn Beck hat ihn mit seinem Rücktritt erst selbst vollzogen.“ Demnach hat Beck gegen sich selbst geputscht (was dem Wesen eines Putsches radikal widerspricht) und konnte daher wissen, dass derselbige gelingen würde.
Es kommt indes noch schlimmer: „… ein politischer Mord im Orientexpress, bei dem viele einmal zugestochen haben, und auch Beck selbst.“ Ich stelle mir das gerne bildlich vor, wie ein Mordopfer, von vielen Messern gestochen, aus vielen Wunden blutend und mehr tot als lebendig, sich auch noch das Messer selbst irgendwo rein rammt (mich erinnert das an den alten Witz, wonach der Richter den Angeklagten fragt: „Sie wollen uns doch nicht im Ernst erzählen, Ihre Schwiegermutter sei Ihnen 23 mal ins Messer gefallen?“)
Und das, obwohl seinen Beratern daran lag, „ihm das Heft des Handelns in die Hand zu drücken.“ Wer das Heft in der Hand hat, der übt die Kontrolle aus, der hat alles im Griff. Im Schwertgriff übrigens, denn daher kommt die Redewendung, mit einem Schreibheft hat das nichts zu tun. Und woher nun das unsägliche „Heft des Handelns“ kommt (von dem ich nicht nur in der WAZ lesen oder hören musste), weiß der Geier. Deutsch ist das jedenfalls nicht.
Genauso wenig wie die Aussage, dass „Müntefering den Vorsitzenden mit einer brillanten Rede in einen nachtfarbenen Schatten gestellt“ hat, was man gegen Ende des Artikels noch lesen muss.

Gleich zweimal bekommen wir es heute mit der beliebten Universalpräposition „über“ zu tun: Auf der Titelseite ist der IG Metall-Chef „mehr als irritiert über den SPD-Führungswechsel“ und nicht etwa von ihm, und im Essener Lokalteil verkündet eine Headline: „Politik will klare Zahlen über die Philharmonie“.

Und darüber bin ich mindestens genauso irritiert wie über die „Spreizung der Gesellschaft in arm und reich“, die die Grünen auf der der Rhein-Ruhr-Seite beklagen. Hätte es nicht eine normale Spaltung auch getan? Zumal es die zwischen Arm und Reich ist. Entschuldigung, aber darüber musste ich mich jetzt einfach noch ein bisschen ausspreizen.

8. September 2008

Halb und halb mit überirdischer Heilkraft beladen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:42

„Halb zog sie ihn, halb sank er hin“, schreibt der gute alte Johann Wolfgang von Goethe in seiner Ballade vom Fischer. Und, was macht die WAZ daraus? „Am Schluss fiel Kurt Beck halb hin, halb wurde er weggeputscht.“ So steht es heute auf der Titelseite. Knapp vorbei ist auch daneben. Der gute Kurt, er fiel ja nicht halb hin, sondern ganz. Und jemanden „wegputschen“ kann man weder halb noch ganz, weil es das Wort nicht gibt. Und von der Satzmelodie wollen wir mal komplett schweigen …

Aber nicht von der folgenden, die ist nämlich riesig: „Außenminister sind keine Rummelboxer. Außenminister sind auch keine Visionäre. Außenminister, das sind Handwerker. Außenminister sind die Tischler der Weltinnenpolitik. Außenminister ist Frank-Walter Steinmeier seit drei Jahren.
Er ist ein guter Außenminister. Frank Walter-Steinmeier ist der Sohn eines Tischlers.
Tischler haben die Füße auf dem Boden, genau wie die Werkstücke, die sie herstellen.“
So rummelt es im Kommentar auf Seite 2. Oje oje: Handwerker, Tischler der Weltinnenpolitik mit Füßen auf dem Boden, wie ihre Werkstücke. Kommentar überflüssig.

Doch können wir da noch einen drauf setzen: „Die zwei beliebtesten Sozialdemokraten der Republik, die in den vergangenen Wochen wechselweise mit der Erwartung überirdischer Heilkraft beladen worden waren …“ steht nämlich im Artikel daneben. Wie kann man jemanden mit einer Erwartung beladen? Und auch noch wechselweise? Tja, und dann hätten wir da noch die überirdische Heilkraft …

6. September 2008

Wie kann man sich noch unberechenbarer in die Quere stellen?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:17

Es fängt schon wieder gut an. Bereits auf der Titelseite, wo der Papst nicht nur Organe spendet, sondern auch vorangeht, steht zu lesen: „Die Ehrfurcht vor dem toten Leib verbietet einen Eingriff in die körperliche Integrität des Verstorbenen.“ Verschwurbelter geht es wohl nicht. Denn mit „Integrität“ ist normalerweise „die charakterliche Unbescholtenheit, Unversehrtheit oder Unverletzlichkeit von jemandem“ (Wiktionary) gemeint. Und einen „Eingriff“ in eine Integrität (und dann eine körperliche!) kann man sich auch nur schwer vorstellen. Zumal ihn ja die „Ehrfurcht vor dem toten Leib“ verbietet.

Dafür fordern dann auch die Grünen auf Seite 3: „professionelle Bildung im Kindergarten“. Was immer das sein mag, denn der Artikel unter dieser Headline schweigt sich dazu aus. Dabei hätte mich das wirklich mal interessiert …

Gerne und immer mal wieder nehmen wir bei der WAZ zwei Sprachbilder und machen eines daraus: „… wo sich die finnische Fußball-Auslese nicht als sperriges Hindernis auf dem Weg zur WM 2010 in die Quere stellen dürfte“, heißt es heute ziemlich verquer im Sportkommentar.
In die Quere kommen oder in den Weg stellen, da muss man sich schon mal entscheiden – sonst stelle ich mich nämlich quer, möglicherweise sogar als „sperriges Hindernis“.
Davor noch ein netter Beziehungsfehler: „Bei einem Euro Einsatz kommt kaum mehr als ein Euro zurück, weshalb es unergiebig wäre, überhaupt einen Cent auf Löws Kandidaten zu setzen.“ Soweit, so gut. Neuer Absatz und dann weiter: „Die muss und die wird gewinnen.“ Wer? Die Kandidaten? Nein, „die DFB-Elite“. Die kam zwar weit davor davor zur Sprache und zum Einsatz, weshalb sich das Pronomen unmöglich darauf beziehen kann, aber Beziehungsprobleme sind ja heutzutage en vogue.

Übrigens auch im McCain-Kommentar auf Seite 2. Darin geht es zwar in erster Linie um McCain, das sollte aber kein Grund sein, nachdem man sich ausführlich mit Obama beschäftigt hat („Obama braucht für den Wahlsieg … er kann auch als Epochenphänomen gewinnen …“) einfach mit einem Pronomen weiter zu machen: „Das war der Grund, warum er in Saint Paul unkonventionelle Wege gehen musste …“, denn nun bezieht sich das „er“ eindeutig auf Obama, und man muss erst noch eine ganze Weile weiter lesen, ehe man merkt, dass McCain gemeint ist.

Im „Wochenende“ dann noch was aus der Rubrik „unmögliche Komparative“. Unter der Überschrift: „Neulich …“ wird wie folgt gesteigert: „Nichts macht einen übelgelaunten Vorgesetzten unberechenbarer als fröhliche Untergebene.“ Wenn jemand unberechenbar ist, ist er eben nicht berechenbar! Nichter berechenbar geht leider nicht. So etwas könnte mich glatt noch unerbittlicher gegenüber den WAZ-Stilblüten machen. Und übelgelaunter sowieso.

5. September 2008

Unter die Hufe nehmen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 23:00

Gibt ein Gorilla Widerworte? Möglich, denn laut WAZ „gibt diese Idylle eher das typische Familienleben auf der Anlage wider.“ (Seite 3, „Eine schrecklich nette Familie“). Wie so oft stellt sich die Frage: War das nur ein Tippfehler und wusste es der Autor nicht besser? Denn so etwas passiert ja immer wieder und wider die deutsche Rechtschreibung …

Auf der Sportseite dann mal wieder ein davon galoppierendes Sprachbild. Im Sportkommentar geht es um Ross und Reiter beim Pferdedoping, und da sind die Doping-Sünder „autonome Unternehmer, die das Pferd, ihr Kapital, eigenverantwortlich unter die Hufe nehmen.“ Vielleicht kann ja jemand unter die Hufe geraten, (oder vielleicht besser unter die Räder?) aber ein Pferd bzw. auch noch Kapital unter die Hufe nehmen – wie das klappen soll, das muss mir erstmal jemand zeigen!

4. September 2008

Museum über

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:50

Haben Sie vielleicht ein Museum über? Vielleicht über Vertreibung? Die WAZ schon: „Berlin ebnet Museum über Vertreibung den Weg“, steht heute auf der Seite 6. Da ist sie nun wieder, die Universalpräposition. Und dass man sie jetzt auch über ein Museum anwenden kann, überrascht mich eigentlich kaum noch.

3. September 2008

Vergrabene Leichen und mehr-Russen füttern Attacke

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 23:06

Nachdem auf Seite 1 die „Polizei in Duisburg Kante zeigt“, um „den sozialen Brennpunkt zu entschärfen“, geht es ohne Pause im Kommentar über Sarah Palins Privatleben auf Seite 2 weiter: „Kandidaten für öffentliche Ämter werden … gründlich auf den Kopf gestellt“. Das ist mir neu, aber noch nicht alles: Wir „wüssten … lieber selbst, wo die Leichen vergraben sind“. Mag ja sein, gemeint ist aber wohl eher, dass man gerne wüsste, ob da Leichen im Keller sind, so zumindest kennt man dieses Bild. Mit vergrabenen Leichen hat das relativ wenig zu tun. Macht aber nix, denn: „Nur die Heuchler und Heckenschützen füttern ihre Attacken“, und das wollen wir dann auch lieber bleiben lassen.

Zumal wir ja auch „Heute mehr-Russen im Knast als zu Sowjetzeiten“ haben, so eine kleine Headline auf der Politik-Seite. Wer oder was auch immer „mehr-Russen“ sein mögen, mehr Kante will ich heute nicht zeigen, um die Attacke nicht zu überfüttern …

2. September 2008

Desolates Beispiel kann dem bürgerlichen Lager was kosten

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 23:02

Die heutige Ausgabe ist mal wieder eine Fundgrube. Es beginnt schon auf der Titelseite, der Kommentar: „Russischer Bär an bezwungenem Tiger. Es ist ein (Propaganda)-Bild der Gewalt, das Moskaus Putin nach Brüssel gen Gipfel schickt.“ Wenn er’s wenigstens gen Brüssel zum Gipfel geschickt hätte, dann hätte man den Humbug mit dem Bären an dem Tiger, das ein Bild der Gewalt sei, vielleicht überlesen können. So aber wird man glatt Leser an Irritation.

Der Kommentar auf Seite 2 hat es auch in sich: Hier ist die Rede vom Hurrikan „Katrina“, der nicht nur als verheerender Sturm in die Geschichte eingegangen sei, „sondern auch als desolates Beispiel staatlichen Versagens“. Vermutlich war gemeint, dass die staatlichen Stellen seinerzeit desolat waren. Oder ein Beispiel für desolate Behörden und damit für staatliches Versagen abgaben. Das Beispiel selbst kann jedoch nicht „desolat“ sein.

Dafür finden wir dann auf Seite 3 die bemerkenswerte Formulierung: „Die Ankündigungen seien ,schockierend‘. ,Das Gegenteil war angekündigt‘.“ Das verstehe, wer will.

Daneben (in vielerlei Beziehung) der Satz: „Sie wollen eher im Anorak und mit Nordic Walking Stöcken erkennbar sein, statt nackig im Sand verwechselt zu werden.“ Bitte wenigstens: „Nordic-Walking-Stöcke“ und „als“ statt „statt“. Allerdings würde das den Satz auch nicht wirklich retten …

Das Schönste für heute steht auf der Politik-Seite. Unter der Headline „Die Lagerkämpfer kommen“ gibt es einen außerordentlich kreativen Umgang mit dem Dativ: “ … und der FDP-Bewerber dem bürgerlichen Lager entscheidende Stimmen kosten kann“. Mir kostet das Nerven!

Dagegen verblassen dann ja fast die Schüler auf der nächsten Politik-Seite, die laut Headline „auf Spurensuche nach Helden sind“. Ja, der Gebrauch von Präpositionen bleibt Glücksache bei der WAZ. Die Schüler mögen ja auf der Suche nach irgendwas sein, aber wenn sie auf Spurensuche sind, dann doch wohl von Helden.

Am Ende der heutigen Lektüre menschelt es dann kräftig. Und zwar so sehr, dass dann wieder ein paar Bilder durcheinander purzeln. Vom Berber Bastiniak ist da die Rede: „Seine Bahn wird schief und er landet auf der Straße.“ Nun gut, es gibt Menschen, die auf die schiefe Bahn geraten, wie man so schön sagt. Hier aber ist nur eines schief: die Formulierung.

1. September 2008

Streiten – für, gegen oder mit?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:37

Reichlich schräge Headline auf der Kultur-Seite: „Leggewie streitet gegen Russland“. Legge – Wie? (wenn man mir diesen Kalauer verzeihen will). Normalerweise streitet man ja mit jemandem. Aber Leggewie hat ja wohl kaum mit Russland gestritten. Aber mit wem dann? Leider gibt uns der Text dazu keine Antwort, allenfalls, dass Europa „sich einig sein (muss) – gegen Russland.“
Was mich zu der Frage bringt: Kann man eigentlich überhaupt gegen etwas streiten? Leider finde ich bei Google 2.970 Einträge dazu, und einer schräger als der andere … Und der Duden lässt mich im Stich.

Aber es gibt noch eine kryptische Headline: „Stammräuber im Sexshop“ lesen wir auf Seite 3. Was ist das denn, bitte, ein „Stammräuber„? Und welche Stämme hat er geraubt – im Sexshop?

30. August 2008

Verheilende Narben

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:18

Schöne Sprachbilder, heute: Schon auf Seite 2 „sind es vor allem die besorgten Nato-Mitglieder Estland, Lettland und Litauen sowie die Polen und die Tschechen, die den russischen Teufel immer krasser an die Wand malen.“ Tut mir leid, aber das geht nicht. Man kann den Teufel an die Wand malen, wenn man übermäßig pessimistisch ist, das Schlimmste voraussieht oder dergleichen. Das ist dann aber ein allgemeiner Teufel, kein russischer. Und immer krasser malen? Wie malt man denn krass? Oder gar krasser?
Da ist dann die „Abschreckungswirkung gegen Russland gering“. Zumal eine Wirkung auf etwas ausgeübt wird und nicht gegen. Aber man muss ja schon froh sein, wenn es keine Wirkung „über“ Russland ist … Denn sonst könnte ja folgendes eintreten: „Es bestünde die Gefahr, dass sich alles hochschaukelt.“ Das befürchte ich allerdings auch!

Weiter geht’s auf Seite 3, denn dort „läuft … die Debatte um die Kohlenmonoxid-Röhre des Bayer-Konzerns heiß“ (wie soll das angehen? es mag heiße Debatten geben oder heißgelaufene Motoren) und „ein Parlaments-Votum zum Bayer-Projekt geriete zum Show-down über die NRW-Industriepolitik“. Klar: „über“. Die Universalpräposition mal wieder. Dabei wäre doch ein Showdown für die Industriepolitik viel sinnvoller gewesen!

Das schönste Sprachbild für heute ist auf der Sport-Titelseite. Dort liest man die dicke Headline: „Schalkes Narben sind noch nicht verheilt“.
Das wundert mich nicht, denn Narben können gar nicht verheilen. Schließlich sind sie selbst Ergebnis eines Heilungsprozesses; sie entstehen, wenn Wunden verheilen. Und so etwas wollte der Autor vielleicht auch zum Ausdruck bringen: dass nämlich Schalkes Wunden noch nicht verheilt, aber Narben geblieben sind …

29. August 2008

Schärfere Noten, schärfere Spaltung

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:58

„Schärfere Noten“ fordert die FDP auf Seite 2, ich vermute, sie meint eine schärfere Benotung. Auf derselben Seite lesen wir im Kommentar von einer „scharfen Spaltung“, wo es doch allenfalls eine tiefere gibt. Nun ja, Semantik ist nicht jedermanns Sache.

O.K., es ist nur ein Leserbrief: „Ansonsten schließt sich für mich bei einer Spaßgesellschaft die Verantwortung mit all seinen Facetten nicht aus.“

Auf der Seite „Menschen“ dann noch die Unvollendete (Nachricht): „Sieben Jahre ist es her, dass Michael Jackson sein letztes Album herausgebracht.“ Punkt.

28. August 2008

Die Maus vor der Katze

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:46

Der Chefredakteur höchstselbst lässt sich herab, seinen Lesern die Welt zu erklären. Ein Essay, „ibergetitelt“ (wie mein Deutschlehrer zu sagen pflegte): „Geschichte ohne Ende“.
Aber was müssen wir da lesen? „Es gibt keine Gesetze der Geschichte (außer dieses).“ Ich habe bei besagtem Deutschlehrer gelernt, dass nach „außer“ der Dativ steht: „außer diesem„. Alles andere tut mir in den Ohren weh.
Doch damit nicht genug. Es gibt noch eine schönen Formulierung am Ende des Artikels: „Und Europa? Pflegt sein ergrünendes Lebensgefühl. Erschöpft sich im Kampf gegen den Klimawandel. Wirkt darüber hinaus seltsam hilflos. Und erstarrt. Wie die Maus vor der Katze.
Nun möchte man fast mit „Radio Eriwan“ antworten: „Im Prinzip ein schönes Bild. Nur erstarrt nicht die Maus, sondern das Kaninchen. Und das nicht vor der Katze, sondern vor der Schlange.“ Die Schlange kann ja angeblich ihre Beutetiere hypnotisieren, so dass diese in eine Starre verfallen (und daher kommt jenes Sprichwort). Eine Katze vermag das allerdings nicht. Und deshalb haut die Maus schnellstens ab, wenn eine Katze hinter ihr her ist. Es gibt zwar auch ein „Katz-und-Maus-Spiel“, wenn die Katze eine gefangene Maus immer wieder laufen lässt, um sie anschließend wieder zu fangen, aber mit „Erstarren“ hat das nun einmal gar nix zu tun. Darum möge man doch beide Bilder bitte tunlichst auseinander halten! Gerade, wenn man Chefredakteur ist.

Gab es gestern noch die „auseinander klaffenden“ Gehälter, so ist es heute ein „auseinandergehender Trend“, ausgemacht übrigens von unserer Schulministerin, Frau Sommer. Und die muss es ja wissen. Zumal sie das Wörtchen „muss“ in ihrem Interview in jeder zweiten Antwort benutzt. Außerdem will sie Kinder so fördern, „das erste Unterschiede weg sein müssen„. Wie wäre es denn mal mit einer Sprachförderung für Schulminister?

Auf der Politik-Seite zeigt sich unsere Kanzlerin „,tief erschüttert‘ über den Anschlag“, nicht etwa von demselben (wieder einmal „über“ als Universalpräposition). Und im selben Artikel sagt der stellvertretende Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, die „permanente Ignoranz berechtigter Kritik“ an Defiziten des Einsatzes erweise sich als Bumerang. „Und das wird auf dem Rücken unserer Soldaten ausgetragen.“ Wenn man das mal aufdröseln will, dann würde das Folgendes heißen: Auf dem Rücken der Soldaten wird ein Bumerang ausgetragen, der daraus besteht, dass berechtigte Kritik an Defiziten des Einsatzes permanent ignorant ist. Aaaah-ja!

Nach einigen Tippfehlern, die u.a. für eine Geschlechtsumwandlung der SPD-Vorsitzenden sorgen: „NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und Opposionsführer Hannelore Kraft …“ (Subline auf der Politik-Seite), oder aber auch den Unterschied zwischen Singular und Plural aufheben: „… dass vor allem der Auskunftsdienst über Änderungen im Angebot informiert sind“ (Essener Lokalteil) finden wir dann noch eine recht hübsche Formulierung über Hillary Clinton auf einer weiteren Politik-Seite: „Niemand kann ihr vorwerfen, dass sie Barack Obama nur halbherzig unterstützt hat, dass ihre Rede von bösen Hintergedanken durchtrieben war …“ Durchtrieben ist ein Mensch, der raffiniert, gerissen, möglicherweise gar hinterhältig ist, eine Rede mag von bösen oder anderen Gedanken durchsetzt sein. Ansonsten wird die Absicht des Schreibers hintertrieben.

27. August 2008

Chemie klafft auseinander

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:19

Klingt komisch, nicht wahr? Wie soll denn die Chemie auseinander klaffen? Normalerweise klafft ja so etwas auseinander wie „Arm und Reich“ oder „Anspruch und Wirklichkeit“. Also immer zwei Dinge. Bei der WAZ klaffen heute auf der Titelseite „Gehälter“ auseinander, und die sogar immer weiter. Können die aber gar nicht. Wenn es wenigstens niedrige und hohe gewesen wären. So jedoch klafft auch jedes einzelne Gehalt auseinander, und das war vermutlich nicht gemeint.

Was hat das nun mit Chemie zu tun? Steht auf Seite 3. Als ich ziemlich missmutig die Zeitung durchblätterte, weil ich außer der geraden besprochenen Headline kaum etwas fand, worüber ich mich ärgern konnte, habe ich – eher per Zufall – dort den folgenden Artikel entdeckt, und ich möchte dieses Kleinod journalistischer Sprachkunst gerne in voller Länge präsentieren:

„,Das Leben ist Gas‘, sang Marc Bolan 1971. Und meinte, dass das Leben flüchtig ist. „Gib Gas, ich will Spaß“, sang Markus 1982. Und wollte dasselbe sagen. Jedoch steht das Gas im Kontext der Blumenrevolution für den unausweichlichen Tod. Während es im deutschen Schlager positiv besetzt ist. Vielleicht, weil es in flüssiger Form (als Benzin) vorlag. Was auf Kenntnisse chemischer Zusammenhänge schließen lässt. Die Rezeption der Chemie verläuft also wellenweise. Die eine Generation kritisiert, bei der anderen stimmt die Chemie.“

Ich will nun nicht mehr auf alles eingehen, weil ich denke, die Hervorhebungen sprechen für sich. Aber dass es auf Kenntnisse chemischer Zusammenhänge schließen lässt, weil das Benzin in flüssiger Form, ahem, „vorlag,„, das ist so daneben, dass man sich fragt, an welchem Gas der Autor dieses sprachlichen Glanzstücks wohl geschnüffelt hat …

26. August 2008

Terror, Selbstmord-Mörder und die pure Lüge

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:44

Auf der Titelseite heute wieder ein Kommentar, der insgesamt etwas schräg daherkommt. Da ist zunächst die Rede von Terroristen, die „Chaos und Schrecken verbreiten wollen“. Das mit dem Schrecken kann eigentlich nicht verwundern, heißt doch „Terror“ auf Latein „Schrecken“. Da hätte man dann ja auch bei der üblichen Floskel von „Angst und Schrecken“ bleiben können, aber das war wohl nicht schlimm genug, also musste das „Chaos“ her. Nun gut, seien wir an der Stelle nicht zu pingelig.
Aber weiter im Text: „Terroristen bemänteln ihr Vorgehen mit religiösen Motiven. Mit dem Islam. Was eine Lüge ist.“ Wie jetzt? Bemänteln sie das nun oder nicht? Oder ist es eine Lüge, dass sie es mit dem Islam bemänteln? Vielleicht war ja gemeint, das religiöse Motive nur vorgeschoben sind. Doch dann sollte man das auch schreiben …
„Doch die Lüge hilft, Selbstmord-Mörder zu rekrutieren“, heißt es weiter. Also keine Selbstmörder, sondern Selbstmord-Mörder, hm. Interessantes Wort. Man könnte glatt darüber philosophieren: Wenn ein Witwen-Mörder Witwen umbringt, dann tötet der Selbstmord-Mörder …
Wie auch immer, dieser Fall zeigt, laut WAZ, „allen, die in den Griff des Terrors – siehe oben – geraten: Leben ist wichtiger als der Tod.“ Was ist der Griff des Terrors und wie gerät man hinein? Doch der Fall kann noch mehr: Nicht nur die Augen öffnen, er kann „die Augen zur Einsicht öffnen“, und zwar zu der: „Keine Religion ist so monströs, ihre eigenen Kinder ins Verderben zu schicken.“ Wessen Kinder? Egal: „Das Mädchen hat dem diabolischen Terror getrotzt.“

25. August 2008

Das Abfackeln der olympischen Flamme in den Blickpunkt gerückt

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:28

Es beginnt mal wieder mit „über“, der Universalpräposition. Diesmal ist es die „Geschichte von Carol Thatcher über das Vergessen ihrer Mutter … “ wie wir auf der Titelseite im Kommentar lesen können. Eine Geschichte „über“, nicht etwa „von“.

Im Kommentar auf Seite 2 haben „wir im Westen … die Themen in den Blickpunkt gerückt, ohne sie lösen zu können“. Das wundert mich nicht, wer kann schon Themen lösen? Mit Problemen wäre das was anderes … Und außerdem nehme ich an, dass entweder der Mittelpunkt oder das Blickfeld gemeint war, wohin wir die nicht lösbaren Themen gerückt haben.

Es folgt (auf der Politik-Seite) einer der üblichen Tippfehler: „… ihre Tochter erwartete wie immer eine schlagfertiges, blitzgescheites Polit-Alphatier …“

Und schließlich der Sportkommentar, in dem es heißt: „Jacques Rogge hat es sich verkniffen, beim Abfackeln der olympischen Flamme in Peking …“ Das ist neu: eine Flamme abfackeln. Bisher kannte ich den Begriff „Abfackeln“ im Zusammenhang mit Brandstiftung. „Da hat jemand die alte Scheune abgefackelt“, heißt es zum Beispiel, wenn jemand so ein Gebäude in Brand gesetzt hat. Die olympische Flamme wurde allerdings abgedreht, ausgepustet, gelöscht. Und das ist nunmal das krasse Gegenteil von „Abfackeln“.
Auch im übernächsten Absatz eine nette Formulierung: „Olympia zwischen Glanz, Tristesse – ja, und auch zwischen Zwielicht.“ Ja, zwischen wem oder was, bitte? „Zwischen A und B“, zum Beispiel. Aber: „zwischen A und zwischen B“ – das geht einfach nicht.
Gegen Ende des Artikels finden wir dann mal wieder etwas, das „im Drogensumpf wurzelt“ (letztes Mal war es noch der Dopingsumpf, in dem gewurzelt wurde), diesmal sind es „finstere Vermutungen“ und am Ende gibt es dann noch den bemerkenswerten „defizitären Erklärungsbedarf“, und den habe ich jetzt auch, weil ich mir darunter schlichtweg nichts vorstellen kann.

24. August 2008

… von erfüllten Träumen umzingelt, birst der Himmel und fällt als Paradies auf die Erde

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:54

Es wurde ja noch recht poetisch, am Samstag, und zwar im Artikel „Bilder für Geld“. Nach ein paar einleitenden Sätzen wie: „Gou Jingjing sitzt auf dem Podium“ (ich vermute, dass es sich immer noch um ein Podest handelt, aber warum sitzt sie darauf?) gibt es dann eine geballte Ladung WAZ-Poesie: „Sie müsste doch lächeln, aber sie schaut ernst. Sie wirkt wie jemand, der von erfüllten Träumen umzingelt ist … Das ganze Leben ist Kampf und Wettbewerb, aber was hat dieses wahre Leben jetzt bei einer Siegerehrung verloren? Was sucht dieses wahre Leben in der glitzernden Scheinwelt von Olympia?“
Ja, und vor allem: Was will uns der Autor damit überhaupt sagen? Denn wie wirkt eigentlich jemand, der von unerfüllten Träumen umzingelt ist? Und was ist das mit dem „wahren Leben“ bei einer Siegerehrung und in der glitzernden Scheinwelt? Das alles will irgendwie nicht in meinen Kopf …
Was kein Wunder ist, denn schließlich hat „Olympia, das wurde in Peking deutlich, … seinen guten Kopf verloren.“ Dass man den „Kopf verlieren kann“, (also panisch reagiert), davon habe ich schon gehört. Dass aber Olympia irgendwie panisch wurde, ist mir neu. Ich wüsste auch nicht, wie das gehen sollte. Doch war es ja auch der „gute“ Kopf, der verloren ging (der schlechte ist wohl irgendwie übrig geblieben).
Nun ja, vermutlich liegt das daran: „Am Ende gewinnt der Holländer … Gold, und wieder entblättert sich eine Geschichte von der Art, wie sie seit Wochen durch Fernsehen und Zeitungen geistern.“ Es ist also kein Mensch, der sich da „entblättert“, sondern eine Geschichte, vermutlich kann sie dann auch besser geistern.
Inzwischen sieht der Holländer „so glücklich aus, als sei der Himmel über ihm geborsten und als Paradies auf die Erde gefallen“. Eine wahrhaft erstaunliche Begebenheit: Der Himmel birst, er zerbricht also, und fällt dann als Paradies auf die Erde!
Da leuchtet es ein, wenn am Schuss des Artikels zu lesen ist: „Olympia hat viele Bilder.“ Auch, wenn viele Gesichter gemeint sind.

23. August 2008

Wie man Hoffnungen furchtloser trägt …

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:35

Gibt es eine Steigerung von „furchtlos“? Kann es eigentlich nicht geben, denn wenn man furcht-los ist, ist man ohne Furcht, und „ohnerer“ geht es ja nicht. Sollte man meinen. Für die WAZ ist das aber kein Grund, auf die Bildung eines Komparativs zu verzichten. Und schon lesen wir (im heutigen Kommentar auf Seite 2) den übrigens auch sonst recht rätselhaften Satz: „Volksparteien wie CDU und SPD könnten die Dynamik der direkten Demokratie und ihrer Köpfe furchtloser annehmen.“
Auch sonst ist dieser Satz, wie gesagt, recht rätselhaft. Denn wie kann man man „die Dynamik der direkten Demokratie“ annehmen? (Ach ja: und ihrer Köpfe.) Ob furchtlos oder furchtloser?
Ein paar Zeilen weiter kommt es dann noch ein bisschen dicker: „Nur sie (die Parteien) können Entscheidungen … durch die unverzichtbaren Strukturen der repräsentativen Demokratie navigieren.“ Entscheidungen navigieren. Durch Strukturen. (Welche unverzichtbar sind). Strukturen der repräsentativen Demokratie. Das können nur die Parteien und sonst niemand. Hat das jemand verstanden? Ich nicht.
Mindestens genauso unverständlich (wenn nicht „unverständlicher“, um hier auch mal einen unmöglichen Komparativ zu bilden) ist ein Satz ein paar Zeilen zuvor: „Wer gleich mit dem Gesinnungsverdikt ‚Lebenslänglich‘ droht oder dem Schriftführer, wirkt auf Quereinsteiger … wenig attraktiv“. Wer droht da jetzt wem, warum und womit?
Aber auch der Schlusssatz gibt uns Rätsel auf: „Der politische Diskurs vor Ort darf nicht allein von der eher zufälligen Durchsetzungskraft einzelner Initiativen abhängen.“ Dazu kann man irgendwie nicken: Jau, find ich auch. Jetzt müsste man nur noch wissen, was der Autor damit gemeint haben könnte. Denn der Diskurs ist ein ziemlich kompliziertes Ding (ursprünglich ein hin und her gehendes Gespräch, aber seit Habermaß u.a. „Schauplatz kommunikativer Rationalität“, wie man bei Wikipedia nachlesen kann) und inwieweit das von irgendwas „abhängen“ kann, und gar „von der eher zufälligen Durchsetzungskraft“ will mir nicht einleuchten.
Schade, dabei hatte der Kommentar so gut begonnen. Und sogar ein in unseren Breiten vermutlich völlig unbekanntes Wort einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht: „Die Bereitschaft, sich für Belange in seinem Sprengel einzusetzen …“ Hut ab, dachte ich und habe extra nachgeguckt: Laut Duden ist ein Sprengel das Amtsgebiet eines Pfarrers oder Bischofs. Man ist ja so unendlich dankbar, wenn sich merkwürdige und ungewohnte Wörter in WAZ-Artikeln als normale, vom Duden akzeptierte Wörter entpuppen – und nicht etwa als Wortneuschöpfungen eines durchgeknallten WAZ-Redakteurs.
Schade, dass dann der Artikel im weiteren Verlauf so total aus der Kurve geraten ist …

Aber kommen wir nun endlich zu den getragenen Hoffnungen (nicht etwa zu den Hoffnungsträgern), selbige begegnen uns – mal wieder im Sportteil. Unter der Überschrift: „Zu viel Bolt für die USA“ lesen wir so schöne Sätze wie: „So sehr die Zweifel auf der Bahn und im Becken liegen, weltweit überwiegt die Euphorie über die unvorstellbaren Vorstellungen gegenüber der Skepsis über deren Sauberkeit.“ Viermal „über“. Das muss man erstmal hinkriegen! Und das schafft man auch nur, wenn man „über“ mal wieder als Universalpräposition nutzt: Euphorie über. (Gibt’s nicht). Skepsis über. (Wenn es wenigstens „gegenüber“ gewesen wäre!) Und nicht zuletzt die Zweifel, die auf der Bahn und im Becken liegen! ich stelle mir sowas ja immer gleich bildlich vor … Zweifel, die im Becken liegen!
Und dann kommt erstmal wieder einer von meinen Lieblingsfehlern: „Vor Tagen hieß es noch, er sei 1,93 Meter groß, nun wird von 1,96 Meter gesprochen.“ Metern! Es wird von 1,96 Metern gesprochen, verd …!!
Anschließend eine Passage, die ich jetzt mal in voller Länge wiedergebe:
„Mit welchen Mitteln sich Usain Bolt und seine Kollegen diese schnellen Beine gemacht haben, darüber kann nur spekuliert werden. Eines ist jedoch klar, für das, was sich einige andere Staffeln geleistet haben, gibt es nichts in der Apotheke. Gegen“ (na was nun, für oder gegen?) „Dummheit gibt es keine Medikamente. In den Vorläufen der Männer-Sprintstaffeln waren die USA, Nigeria und Großbritannien gescheitert. Sie waren nicht in der Lage, das Staffelaluminium ins Ziel zu tragen. Aber auch auf der Reggae-Insel wird es einen heißen Tanz geben, denn das läuferisch praktisch unschlagbare Frauen-Quartett aus Jamaika ließ ebenfalls den Stab fallen.“
Das gelbe Trikot schreibt man übrigens nicht immer groß, sondern nur bei der Tour de France, aber das juckt uns bei der WAZ natürlich nicht: „Dem Himmel am nächsten kam im Gelben Trikot der Australier Steve Hooker mit 5,96“
Und schließlich kommen dann unserer Hoffnungsträger: „Nach dem Qualifikations-Aus von Tim Lobinger trug vor allem der Weltmeisterschafts-Dritte Danny Ecker aus Leverkusen die Hoffnungen.“ Und nicht etwa sein Päckchen, das müssen wir tragen …

Nun „holen“ wir uns noch schnell „die ungeteilte Hochachtung ab“ (Sportkommentar) und sinnieren noch einen Moment über „die Gold-Gewinnerin, die wohl leider aussichtslos von besseren Zeiten träumt“. Dann machen wir Schluss für heute.

Ein weiterer schöner Artikel, in dem jemand „von erfüllten Träumen umzingelt ist“ muss dann leider erstmal bis morgen warten.

22. August 2008

Ahlmann doppelt ausgeschlossen, weil er einen Schandfleck nicht nur auf dem Rock der Reiter, sondern auch in Hongkong hinterließ

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:04

Gleich zweimal hat die WAZ heute den als Doping-Sünder verdächtigten Springreiter Ahlmann ausgeschlossen. So heißt es auf Seite 1: „Christian Ahlmann ist … von den Reiterspielen suspendiert worden.“ Und exakt vier Zeilen später finden wir die sensationelle Neuigkeit: „Almann wurde von den Spielen ausgeschlossen.“ Wer hätte das gedacht. Aber vielleicht gibt es einen relevanten Unterschied zwischen Ausschließen und Suspendieren, von dem ich noch nichts weiß?

Aber die WAZ wäre nicht die WAZ, wenn das schon alles wäre. Im Kommentar auf Seite 2 kann man lesen, dass die CSU-Generalsekretärin versuchte, „den demonstrativen Charakter solcher Auftritte … in relativ missratener Form anzusprechen“. Schon frage ich mich, wie man das hinkriegt: einen demonstrativen Charakter anzusprechen. Und dann geht es ja noch um die Form der Ansprache. Die war zwar missraten, aber nur „relativ“. Na Gottseidank!
Dafür „begehen“ SPD und Union „eine leicht zu durchschauende Heuchelei“. Ja, was ist das denn jetzt? Man kann heucheln, ohne Frage, aber eine „Heuchelei begehen“, und dann noch eine leicht zu durchschauende, ist irgendwie ziemlich daneben …

Kommen wir zum Sport, also zum „Spocht“, wie es früher bei der Wochenshow hieß. Da haben wir zunächst unter der Überschrift „Max hält, hält, hält“ eine grammatikalisch recht eigenwillige Konstruktion: „Er hatte keine Chance, das auf ihn zustürzende Rudel … zu entkommen.“ Genauso wenig wie wir, das Geschreibsel zu entfliehen. Dabei hätte man hier ja mal so schön dem Dativ anwenden können, was wir doch sonst bei jeder Gelegenheit tun.
Wie auch immer, Max jedenfalls „überlebte diesen extatischen Ausbruch seiner Teamkollegen. Denn sie brauchen ihn noch“. Hatte der ein Glück! Wenn sie ihn nicht bräuchten, er hätte nicht überlebt! Und darum „drückte (die deutsche Mannschaft) noch einmal richtig aufs Gas“. Ahem. Bitte, bitte: Entweder drückte sie auf die Tube oder sie trat aufs Gas.

Aber kommen wir nun zum „Schandfleck auf dem Rock der Reiter“, wie der Sportkommentar überschrieben ist, bzw. dem zu Schandfleck, den Ahlmann „in Hongkong … hinterlassen hat“. Da fragen wir Sprachpuristen zunächst: Was ist eigentlich ein Schandfleck? Im normalen Sprachgebrauch finden wir dann Formulierungen wie: „das ist ein Schandfleck für die Olympische Bewegung“ oder: „Der Krieg im Irak – ein Schandfleck für die Menschheit“ und dergleichen. Dass man aber wahlweise einen Schandfleck auf einem Rock der Reiter oder aber in Hongkong „hinterlassen“ kann, ist „relativ missraten“, tut mir leid!
Das ist aber noch gar nichts dagegen, wenn „diese prickelnde Unwägbarkeit … durch den Versuch des gemeinen Betrugs ausgehebelt werden soll“. Echt, ey! Die prickelnd Unwägbarkeit! Wird ausgehebelt! Durch Betrug! Nein, durch gemeinen Betrug. Denn ein einfacher Betrug ist ja wohl nicht schlimm genug, er muss auch noch gemein sein. Aber es geht noch verschnörkelter: Durch den Versuch des gemeinen Betrugs. Hm, jetzt könnte ich ja noch ein bisschen gemeiner sein und fragen: „Was hat der gemeine Betrug denn versucht?“, aber das will ich mir mal verkneifen, weil es sonst „als glatte Lüge ausgelegt worden wäre“, wie ein paar Zeilen weiter zu lesen ist.
Und leider ist das auch mal wieder Humbug. Denn entweder ist etwas „eine glatte Lüge“, dann muss man es nicht als solche auslegen. Oder etwas ist eher zweifelhaft und wird nur gegen jemanden ausgelegt. Aber beides zusammen …
Hallo, Herr Justen! Sie waren einer besten Sportkommentatoren Deutschlands und sprachlich immer vorbildhaft. Was ist los mit Ihnen? Nehmen Sie irgend welche Medikamente? Oder sind Sie gar gedopt?

Es wird gedingelt, dass sich einem der Magen umkrempelt

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 00:25

Interessante Wortneuschöpfung heute auf Seite 3, im Artikel über den Rücktritt von Evonik-Chef Werner Müller: „Den Atomausstieg hat Müller als Minister gedingelt …“ Nur – was ist damit gemeint? Hat vielleicht was mit „Ding“ zu tun oder auch mit „Dengeln“, was wiederum was mit Mähen zu tun hat. Nur: was hat das alles mit dem Atomausstieg zu tun?
Aber wenn wir bei der WAZ schon mal dabei sind, dann legen wir auch gleich richtig los: zunächst ist die Rede davon, den „Konzern börsenfein zu machen und aufs Parkett zu schieben“ zumal sich der Müller „nach dem Studium von Philosophie und Linguistik … auch gern selber reden hört.“ (Vorher nicht? Und wann genau hat das angefangen: direkt nach dem Studium?) Interessant sind auch die „Satzungen, die über Gremienvorbehalte seine Kreise stören“. Wieder frage ich mich, wie das gehen soll. Wie stören Satzungen über Gremienvorbehalte irgendjemandes Kreise?
Ganz zu schweigen von den „Hintergrundrunden“, in denen er „mit Journalisten sein Projekt Alpha für die Öffentlichkeit“ vorbereitete. Allerdings: „Von solchen Alleingängen getrieben, rumpelte Alpha über die Startlinie“.

Auch im Sportteil mal wieder grandiose Erkenntnisse: Den „Flug durch das Pekinger Vogelnest“ kann man ja vielleicht noch verzeihen, denn das Stadion heißt ja nunmal so – haha! – aber dass sich „Supermann I … mit Kyptonit gestärkt“ habe, muss jeden Comicfan entsetzen: schließlich ist Kryptonit das Einzige, was dem ansonsten unverwundbaren Superman etwas anhaben kann – also das genaue Gegenteil von „Stärkung“ (kleine Erläuterung für Nicht-Comicleser).
Anschließend finden wir einen klassischen Beziehungsfehler: Die Rede ist von Tobias Unger, welcher Bolt beim Warmlaufen beobachtet. „In Badehose und Jogginghose sei er gekommen … er habe eine Steigerung und seinen Probestart gemacht“ (Hä?) „und sei dann 9,92 Sekunden über 100 Meter getrabt.“ Und dann geht’s direkt weiter: „Für ihn sei das eine Riesenverarschung“. (Gemeint ist Unger, aber der Satz bezieht sich eindeutig auf Bolt.)
Danach noch ein schöner Tippfehler (bin mir mal wieder nicht sicher, ob es wirklich einer ist): „In Jamaika steht es mit dem Kampf gegen den Manipulation im Sport nicht zum Besten“.
Am Rande erwähnen sollte man vielleicht noch, dass sich Bolt „den Weg nach oben geebnet“ hat (also ist es jetzt eben oder oben?), aber deutlich besser ist dann noch die Nachricht, dass bei den Frauen „nur Läuferinnen von der 2,8 Millionen-Einwohner-Insel auf dem Podium“ standen. Wo standen die, bitte? Nein, nicht auf dem Siegertreppchen oder auf dem Podest. Und wenn uns das richtige Wort nicht einfällt, dann nehmen wir einfach das nächstbeste Wort mit „P“. Podium hin – Podest her, das merkt doch eh keiner!

Da „krempelt sich vermutlich der Magen um“, wie im Kommentar eine Spalte daneben zu lesen ist. Dabei wäre der fast fehlerfrei nach Hause gebracht worden, wenn man einfach nur die übliche, wenn auch wenig originelle Formulierung genommen hätte, wonach sich der Magen nun mal umdreht. Aber das war wohl wieder nicht blumig oder kräftig genug, da musste dann das „Krempeln“ her.
Man kann sich die Ärmel aufkrempeln, man kann auch ein Leben oder die Gesellschaft umkrempeln, aber den Magen? Und der auch noch sich selbst?

Zum Abschluss unserer heutigen Blütenlese noch eine kurze Nachricht in voller Länge. Oder besser: Eine Nicht-Nachricht. Wäre ich jetzt WAZ-Journalist, würde ich wahrscheinlich „Nichtricht“ schreiben, haha. Hier ist sie:

„LKA sprengte Pikrinsäure
Essen. Der Kampfmittelräumdienst des Landeskriminalamts hat getrocknete Pikrinsäure aus einer Essener Apotheke gesprengt. Wie die Polizei mitteilte, rückte das LKA wenige Stunden nach dem Hinweis der Apotheke an. In der Apotheke werden dringend benötigte Arzneien für ein Krankenhaus hergestellt. Die Beamten hoben am Dienstag auf einem angrenzenden Grüngelände eine Grube aus und sprengten die Substanz.“

Soweit die Meldung auf der Seite Rhein-Ruhr. Wer kann mir erklären, was da passiert ist? Hat das irgend jemand verstanden? Ist da draußen wer? Hallo? Manchmal fühle ich mich so allein …

21. August 2008

Eine harte Ansprache

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 09:01

Jeder kennt Ansprachen. Sie werden zumeist auf Jubiläen, Hochzeiten oder anderen Partys gehalten, zumeist sind sie ob ihrer Langweiligkeit gefürchtet.
Aber was ist eine „harte Ansprache“? Damit beglückt uns die WAZ im heutigen Kommentar auf Seite 2 zum Thema Russland: „wer den Bogen überspannt, hat nichts anderes verdient als eine harte Ansprache“.
Ich sehe sie also schon, unsere Kanzlerin, wie sie demnächst auf einer Russenfeier eine Ansprache halten wird. Und nicht nur eine langweilige, nein, eine „harte“! Der Russe hat schließlich nichts anderes verdient.

Weiter geht’s auf der Wirtschaftsseite: „es gibt Nachrichten, die sind ein Treibsatz für die Erhitzung der Volksseele“. Find ich auch. Aber schauen wir uns – dessen ungeachtet – die Bestandteile dieser unglücklichen Wortkonstruktion doch einmal genauer an: Was ist ein Treibsatz? So bezeichnet man einen fertig konfektionierten Antrieb für Modellraketen. Erhitzen kann man damit gar nichts, am allerwenigsten eine Volksseele. Aber wer will denn überhaupt eine Volksseele erhitzen? Vielleicht wollte der Verfasser damit zum Ausdruck bringen, dass sie irgendwann kochen könnte? Aber warum tut er es dann nicht?
„Oder muss der Staat im Sinne der Hygiene bremsend eingreifen …?“ Ja, das frage ich mich auch. Wir wissen zwar nicht, welche Hygiene hier plötzlich gemeint ist, aber dass der Staat eingreifen muss, am liebsten auch bremsend, finde ich schon lange! Bitte, lieber Staat, greife bremsend ein!
Vor allem, wenn es wie folgt weitergeht: „Zweitens ist diese Fingerzeigepolitik virtuell, da jeder Eingriff in die Vertragsfreiheit krachend am Verfassungsgericht zerschellen dürfte.“
Das muss mir mal jemand erklären: Was ist eine „Fingerzeigepolitik“, und wie kann ein Eingriff „zerschellen“? Und auch noch „krachend“ …

20. August 2008

Eia popeia, was raschelt im … Wald?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 08:48

Normalerweise raschelt es ja im Stroh. Oder meinetwegen auch im Papierkorb. Man kann auch mit Blättern rascheln. Aber dass „der britische Blätterwald raschelt“, und dann auch noch „bedrohlich“, wie uns die WAZ heute auf der Seite 3 wissen lässt, wage ich zu bezweifeln.
Im Wald raschelt es nicht, da rauscht es. Und vielleicht sogar bedrohlich …

19. August 2008

Über-Macht

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 09:22

„Über“ ist eine Universalpräposition. Was musste ich da nicht schon alles lesen und hören! Da ist jemand „verletzt darüber, dass du das jetzt sagst“ (anstatt dass er davon verletzt worden ist), oder es ging „um den Konflikt über das iranische Atomprogramm“. Und einmal wurde sogar ein „Krieg über die Ölinteressen“ geführt und selbst das „Lügen über“ etwas scheint heutzutage möglich zu sein. Die WAZ fügt dem heute eine weitere schöne Variante hinzu: „Athleten und Funktionäre sind sehr zufrieden über den reibungslosen Ablauf“, und sie sind nicht etwa mit demselben zufrieden (Kommentar „Halbzeit in Peking“, Seite 2).

Auf der Titelseite finden wir dann „wackere Leistungs-Helden“, und der Sportkommentar hat es immer noch mit den Teichen: „Michael Phelps, der acht Goldmedaillen aus dem Schwimmteich fischte“, während „überirdische Kräfte“ … „im Doping-Sumpf“ wurzeln“. Darüberbin ich jetzt irgendwie unzufrieden …

« Newer PostsOlder Posts »

Powered by WordPress