„Dann kommt die Bundestagswahl, nach der ein Heulen und Zähneknirschen in der Republik anheben wird“, kann man heute im Seite-2-Kommentar lesen. Merkwürdig, denn was ist mit dem Klappern? War es gerade nicht greifbar, lag es dem Schreiber nur auf der Zunge, ohne seinen Weg auf die Tastatur und dann in den Artikel zu finden? Wir wissen es nicht.
Genauso wenig, wie wir wissen, wo denn der Sumpf abgeblieben ist, wenn wir ein paar Zeilen später lesen müssen: „Geschlossenheit ist auch angesagt, um sich am eigenen Schopfe aus der Misere zu ziehen.“
Mal ehrlich: Warum kann man Redensarten nicht so lassen, wie sie sind? Warum kann man das Klappern nicht einfach nachschlagen, wenn es einem nicht einfallen will? Und warum merkt da keiner, dass man sich am Zopf zwar aus dem Sumpf, nicht aber aus einer Misere ziehen kann?
31. August 2009
Heulen und Zähneknirschen
29. August 2009
Und wem gedenken wir heute?
Meine Mutter hatte es ja damals schon gewusst: In Comics steht kein richtiges Deutsch. Den Beleg findet man heute in „Blondie“. Hier will Dankwart Briefmarken kaufen und erhält vom Postbediensteten die Information, dass man ein „sehr schönes Sondermarken-Gedenkset“ im Angebot habe. Daraufhin fragt er: „Wem oder was gedenken die?“ Komischerweise erhält er darauf die Antwort: „All der Preissprünge … bei den Briefmarken“.
28. August 2009
Unfairer
Kann man „Un“-Wörter steigern? Eher nicht, denn wenn etwas „un“-irgendwas ist, dann ist es eben nicht irgendwas und noch nichter geht nicht. Okay, das kling jetzt ziemlich kompliziert. Also ein paar Beispiele: Wenn etwas unschön ist, dann ist es nicht schön. Wenn jemand unfreundlich ist, ist er nicht freundlich. Gibt es trotzdem Leute, die unfreundlicher sind als andere? Und wenn etwas ungesund, also nicht gesund ist, kann es wohl kaum etwas geben, das noch nichter gesund, also ungesünder ist. Oder doch? „Unfairer kann Realität kaum sein“, steht heute im Titelseiten-Kommentar. Und das ist so auch schon fast wieder richtig, weil man auch „unfair“ nicht steigern kann.
27. August 2009
Aus europäischen Augen kann es nicht überraschen
„Dass Barak Obama im Alltag seinen Glanz verlieren würde, kann nicht überraschen“ müssen wir heute im Seite-2-Kommentar lesen. Warum ist es eigentlich so schwer, das in vernünftigem Deutsch ausdrücken? „Dass Barak Obama im Alltag seinen Glanz verlieren würde, war absehbar.“ Oder: „Dass Barak Obama im Alltag seinen Glanz verliert, kann niemanden überraschen.“ War doch ganz einfach!
Im nächsten Absatz wird es noch ein bisschen schräger: „Aus europäischen Augen ist Amerika einfach anders.“ Stimmt leider nicht. Denn entweder ist es in europäischen Augen anders, oder aus europäischer Sicht.
Also geh‘ mir aus den Augen, WAZ!
26. August 2009
Auf den Köpfen der Mitarbeiter herumtrampeln
Oh, Nein! Warum müssen auch Betriebsräte Stuss reden? Und dann noch in solch wichtigen Angelegenheiten. Laut Aufmacher von heute sagt der Opel-Betriebsratschef: „Es kann nicht unendlich so weitergehen, dass GM auf den Köpfen der Mitarbeiter herumtrampelt!“ Bei aller berechtigten Empörung: Man kann zwar etwas über jemandes Kopf hinweg entscheiden, man kann kann auch auf den Nerven der Mitarbeiter herumtrampeln – aber das mit dem Herumtrampeln auf Köpfen geht einfach nicht – weder unendlich noch endlich.
Da will dann aber die SPD-Landesvorsitzende noch einen draufsetzen: „Ich finde den Poker auf dem Rücken der Beschäftigten unerträglich.“ Ich auch, weil ich mir so etwas immer gleich bildlich vorstelle.
Mit dem Poker hat es auch der CDU-Außenexperte: Seiner Ansicht nach „dürfe GM die ‚Pokerpartie um Opel‘ nicht überreizen.“ Ob ihm hier vielleicht ein bisschen Skat reingerutscht ist? 18, 20, Zwo, Null, Royal Flush … äh!
25. August 2009
24. August 2009
22. August 2009
21. August 2009
Händel an Selle in Deuschland
Mit folgenden Fragen überrascht uns einer der Seite-2-Kommentare: „Lernen das nicht schon die Erstklässler: Dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen soll? Und dass man Leuten nicht trauen kann, die behaupten, dass es egal ist, wie viele Nährstoffe das Obst enthält – Hauptsache es verkauft sich gut?“ Das mit den Äpfeln kann man ja noch nachvollziehen, aber das mit den Nährstoffen? Das lernen Erstklässler? Zwischen dem Alphabet und dem kleinen Einmaleins? Also, dann wird unseren Kindern doch ein bisschen viel zugemutet …
Doch es folgt am Ende des Artikels noch eine weitere gute Frage: „Wie rekrutiert man an Selle gehetzter Karrieristen junge Menschen, die Zeit hatten, so erwachsen zu werden, wie sie es angesichts der multimorbiden Weltlage sein müssen?“
Die Frage muss dann wohl auch unbeantwortet bleiben, denn die Politik-Seite hält Folgendes für uns bereit: „Möglicher Grund könnte ein sogar schriftlich fixierter Händel zwischen Schröder und Josef Esch gewesen sein.“ Gemeint ist hier ein Abkommen, ein Händel ist allerdings das genaue Gegenteil: Auseinandersetzung, Handgemenge, Handgreiflichkeiten, Rauferei usw.
Aber macht nichts, denn „Josef Esch, Köln und die Superreichen Deuschlands, auch das sind Beziehungsgeflechte von besonderer Delikatesse.“
20. August 2009
Dort in die Kopfpauschale hineinschreiben
„Wie mutig und zukunftsweisend war die CDU“, fragt der Chefredakteur heute im Seite-2-Leitartikel, „als sie nicht nur die Kopfpauschale strich, sondern dort hinein auch allerhand schrieb, was die Lobbyisten reicher, die Parteien aber ärmer macht (siehe Wirtschaftsteil)?“
Versteht das jemand? Ich meine nicht nur das mit den Lobbyisten und den Parteien. Das ist zwar schon komplett unverständlich, aber noch nichts gegen die Kopfpauschale, in die allerhand hineingeschrieben worden ist.
Und doch: Es ist noch zu toppen. „Wäre das anders, der Blick würde frei auf die Kleider der Kaiserin“, lautet Schlusssatz des Artikels. Und lässt uns Leser in totaler Verwirrung zurück. Denn die Geschichte um „des Kaisers neuen Kleider“ haben wir ganz anders in Erinnerung: Hier waren es geschickte Betrüger, die einen Kaiser und seinen ganzen Hofstaat narrten, in dem sie ihm angeblich Kleider aus einem Stoff anfertigten, den angeblich nur Leute sehen konnten, die nicht dumm seien. Tatsächlich aber nähten sie – nichts. Doch da niemand sich die Blöße geben wollte, die Stoffe und die Kleidung nicht sehen zu können, kamen sie mit ihrem Betrug durch. Soweit das Märchen.
Aber was hat das jetzt mit einem verstellten Blick auf Kleider der Kaiserin zu tun, der jetzt frei wird? Auch wenn das Ganze mit „Merkels Kleider“ überschrieben ist, hilft es uns wenig weiter.
Vermutlich muss man dazu die Kopfpauschale lesen …
19. August 2009
So, so!
Die Politik-Seite berichtet heute über Ulla Schmidt und „Pflege. Gesundheit. So Sachen eben.“ Was sind denn so Sachen? Vor allem eine so grauenhafte Formulierung!
Der nächste Absatz beginnt mit einer ebenfalls denkwürdigen Satzkonstruktion: „Erste Reporterfragen erwiderte Schmidt hörbar gereizt.“ Da ist ein bisschen schief gelaufen, denn man kann entweder Fragen beantworten oder etwas auf Fragen erwidern.
Kaum haben wir uns von den Sosachen und den erwiderten Frage erholt, müssen wir auf der Kultur-Seite weitere absonderliche Dinge zur Kenntnis nehmen. Hier nämlich „steht dem … Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens für einen Moment die grabeskalte Angst auf der Stirn“. Von Schweißtropfen auf einer Stirn hat man schon gehört und möglicherweise sind diese ja durch Angst hervorgerufen worden. Aber letztere, sei sie grabeskalt oder urnenwarm, kann allerhöchstens in den Augen stehen.
„Angefangen von der sprachlos machenden Grevenbroicher Freizeitpolitikerin Ursula Kwasny (real) und NRW-Ministerpräsident Rüttgers (sehr real) bin hin zu CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla und Kanzlerin Angela Merkel“, zeigt der Artikel dann später, dass die gedankliche Beschäftigung mit einem Thema („Ich bin dann mal weg“) einem Autor beim Schreiben durchaus in die Quere kommen kann.
So Sachen passieren eben, wenn einem grabeskalte Angst auf die Stirn tritt.
18. August 2009
In die Büsche jagen
… und sich dafür in die Wüste schlagen? Zumindest legt das der Leitartikel auf der 2 nahe: “ … in Zeiten wie diesen reicht schon das Wörtchen neoliberal,“ – welches man hätte in Anführungsstriche setzen müssen – „um den allerbeliebtesten Politiker in die Büsche zu jagen.“
17. August 2009
Die Durchsetzung durchsetzen und über die Klippe springen
Nein, so geht es nicht weiter mit der Gleichberechtigung: „Denn selbst die Männer, die dazu bereit waren, freiwillig die Durchsetzung einer Frauenquote in Vorständen und Verbänden durchzusetzen …“ kann man im Seite-2-Kommentar finden.
Und im Artikel daneben findet man Folgendes: „Die biologische Klippe des Juso-Alters hat sie mit 35 Jahren gerade übersprungen: Manuela Schwesig ist das neue Gesicht der SPD in der Frauen- und Familienpolitik.“ Schön, schön, nur kann man Klippen nicht überspringen, allenfalls umfahren oder umschiffen. Indes gibt es durchaus etwas, worüber man bisweilen springen muss: Das wäre dann aber die Klinge. Okay, das klippt … äh … klingt ziemlich ähnlich, sollte man aber besser nicht verwechseln.
Denn wenn man die Durchsetzung dieses Bildes durchsetzen würde, würden alle in den ewigen Jagdgründen landen, die die Klinge umschiffen würden.
15. August 2009
In Kassen überweisen, wenn nicht jetzt wäre
Im heutigen Aufmacher werden „die teilweise hoch verschuldeten Kommunen in Nordrhein-Westfalen … bis 2019 weitere rund fünf Milliarden Euro in die Kassen ostdeutscher Rathäuser überweisen müssen.“ Nun kann man mit Kassen ja viel anfangen, z.B. sie klingeln lassen oder füllen. Geld kann in sie hineinfließen oder man kann zu einer gebeten werden – allein das mit dem Überweisen, das geht nicht: Man kann nur auf Konten überweisen, nicht in Kassen.
Auch der Chefredakteurs hat für seinen Leitartikel (Seite 2) interessante Formulierungen ersonnen: „Bisher lief der Wahlkampf wie in einem schwülen Hohlraum; also mehr oder weniger resonanzfrei nach draußen.“
Und ein paar Zeilen weiter schreibt er: „wenn nicht jetzt wäre“, und man fragt sich unwillkürlich, was denn später wäre. Bis man feststellt, dass hier nur ein paar Kommas fehlen: „Wann wenn nicht jetzt wäre zu streiten über die Zukunft unserer Sozialsysteme …“ Was auf gut Deutsch heißen würde: „Wann (Komma!), wenn nicht jetzt (Komma!), wäre zu streiten …“
Für diese Erkenntnis müsste jetzt jede Menge Kohle in meine Kasse überwiesen werden – wenn nicht gerade jetzt wäre.
14. August 2009
Das Füllhorn ausgießen
Wenn man nicht weiß, wo Kommas hin müssen, lässt man sie am besten weg. Zumindest scheint der Seite-1-Kommentar so zu verfahren: „Denn endlich kann dieses vom Bundestag eingesetzte Gremium … ans Werk gehen. Kann sich (Komma fehlt!) von internen Querelen befreit (Komma fehlt!) mit dem Schicksal jener … Menschen beschäftigen …“
Anschließend noch eine etwas drollige Formulierung: „Endlich entwickelt sich das Bewusstsein, dass die damalige Erziehungspraxis unter den Augen beider Kirchen Unrecht war.“ Die Praxis unter den Augen der Kirchen? Hm.
Kommen wir zum Füllhorn. Und damit zur Politik-Seite und einen Bericht über einen verstorbenen Essener SPD-Politiker, der „als OB-Kandidat 1999 ein Füllhorn an Ideen ausgoss“. Da Füllhörner gemeinhin nicht mit Flüssigkeiten gefüllt sind, ist es entsprechend schwer, sie auszugießen. Warum konnte man es also nicht einfach ausschütten? Dann könnte man das „Horn an Ideen“ genauso verzeihen wie das Huhn an Fenchelsalat …
13. August 2009
Es will nicht einleuchten, dass die Prüferin in die Gesamtnote eingeht
„Es will nicht einleuchten, warum der Minister die Kanzlei beauftragt hat“, so kommt der Seite-1-Kommentar wieder in bestem Mode-Sprech daher. Und mir will immer noch nicht einleuchten, dass man die Person(en), denen etwas einleuchten soll, einfach weglassen darf. Da mich aber schon an anderen Stellen darüber geärgert habe, will ich das heute nicht weiter vertiefen.
Stattdessen richten wir unser Augenmerk auf den folgenden Beziehungsfehler von der Rhein-Ruhr-Seite: „Frau D. behauptet, es seien Würmer im Essen, aber darum gibt die Prüferin nichts: ‚Übers Essen wird oft gemeckert, natürlich ist das immer subjektiv.‘ Und geht deshalb nicht in die Gesamtnote ein.“ Zweifellos ist es hier die Prüferin, die in die Gesamtnote eingeht (bzw. es nicht tut), ob es nun einleuchten will oder nicht.
12. August 2009
Das Huhn im Dreieck
Ein merkwürdiges Dreiecksverhältnis heute auf der Seite 2: „Politische Kommunikation spielt sich im Dreieck von Politik, Medien und Bürgern ab. Wer da Huhn ist und wer Ei, wer am Ende Schuld hat an der Inhaltsleere, ist schwer zu sagen.“ Finde ich auch, zumal sich jetzt ja eine ganze Reihe von Möglichkeiten ergeben: Wenn die Politik das Huhn ist, sind die Medien das Ei; die Bürger stehen allerdings ein bisschen bedröppelt da. Sind die Bürger das Huhn und die Politik das Ei, wissen wir nicht, wohin mit den Medien. Und wenn die Medien das Huhn und die Bürger das Ei sind, was ist dann mit der Politik? Außerdem ginge es ja auch noch andersherum: Die Medien das Huhn und die Politik das Ei, wiederum ohne die Bürger. Oder die Politik das Huhn und die Bürger das … Ei, Ei, Ei, da blickt ja keiner mehr durch!
Am Ende ticken dann wir alle im Dreieck.
Im Sport ist „Christian Danner enttäuscht über die Umbesetzung“, womit die Universal-Präposition wieder einmal die eigentlich angebrachte Präposition „von“ verdrängt, und ein paar Zeilen weiter schreibt man einen Satzanfang zur Abwechslung einmal klein: „vielleicht fährt er ja in Monza.“
Auf der „Menschen“-Seite redet Stefan Aust ohne Punkt und Komma, dafür kann er aber nichts, weil es nur falsch aufgeschrieben wurde: „Ich habe mich unheimlich darüber gefreut – vor allem (Komma fehlt!) weil er Journalist ist.“
Und im zugehörigen Kasten wird er mit folgenden Worten vorgestellt: „1988 avancierte der Niedersachse zum Chef von ’Spiegel-TV‘, nach sechs Jahre danach zum Chef der Print-Ausgabe.“
Noch nach Jahre danach werden wir über solche Formulierungen schmunzeln können.
11. August 2009
Bloß kein Streit mit hartleibigen Machthabern
„Mach bloß kein’ Scheiß!“ sagt der Ruhrgebietler, und das wollen wir ihm auch durchgehen lassen. Aber darf man deshalb auch schreiben: „Bloß kein Streit“, wie das die Headline des heutigen Seite-2-Kommentars tut?
Nein, darf man nicht. Denn das tut eher weh, da die obige Aussage eine Abkürzung ist. Möglicherweise von: „Wir wollen bloß keinen(!!) Streit haben.
Vielleicht könnte es noch von etwas Anderem abgekürzt sein? Mal sehen: „Nun macht bloß kein Streit“? Klingt genauso furchtbar. „Wir können alles gebrauchen, bloß kein Streit“? Nee, geht auch nicht. Aber irgendwas mit „alles“, das ginge. Vielleicht das hier: „Alles darf sein, bloß kein Streit“. Jau, das geht! Auf der Linie gerettet!
Doch nicht mehr zu retten ist das hier, was wir heute auf der Politik-Seite finden: „Angesichts der Hartleibigkeit der Machthaber im Iran beschwören sie in Frankreich zugleich das Prinzip Hoffnung.“ Hartleibigkeit??
Aber da wollen wir nicht hartherzig sein, denn wir wollen ja bloß kein Streit. Aua!
10. August 2009
Die Bratwurst-Bräter wird lang und länger
Wieder einmal unverständliches Kauderwelsch in einer Reportage. Die Rhein-Ruhr-Seite wartet mit Folgendem auf, und es beginnt noch relativ harmlos: „Ein einziger Rundgang, vorne und hinten geschoben, dauert so lange wie ein Fußballspiel, Nur gucken, nicht anfassen.“
Soweit und soweit durcheinander, aber warum nur schreiben wir „Nur“ groß?
Noch ein bisschen weniger verständlich wird es dann einige Absätze später: „Goldkette geht genauso wie guter Anzug, schick ist das Schalke-Trikot von 1987 mit Stretch überm Bauch ebenso High Heels, die rosa Losabschnitte durchkämmen.“ Die High Heels befinden sich überm Bauch oder wie?
Und schließlichlich: „Der ‚Shake‘ schüttelt alle(s) gut durch, ‚Checkpoint‘ wie ‚Airspace‘ schaukeln über Champignon-Pfanne und Bratwurst-Bräter – und beide Produkte bunt durcheinander. Letztere wird lang und länger, einen halben Meter mindestens oder XXL, was ungefähr dasselbe ist.“
Demnach ist Bratwurstbräter eine Produkt, die lang und länger wird. Ah-ja!
Völlig unverständlich wird es dann am Schluss: „Schreien nutzt gar nichts. Und bei Kreischern dreht sich allenfalls gerade der Magen um. Wer weg ist, ist weg. Es sei denn, die Sippe kommt im Familien-Look, so gesehen beim Schaum-Eis: alle in derselben Farbe, und Papa sieht Rot. Oder Mama hängt dem Kind eine Karteikarte um: „Ich bin der . . ., bitte ruf . . . an.” Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
8. August 2009
Magere Zensuren
Ein recht merkwürdiges Phänomen begegnet uns heute im Essener Lokalteil. Dort werden laut einer fetten Überschrift „Schüler mit mageren Zensuren gesucht“. Ich habe lange überlegt, was damit gemeint sein kann, zumal der Artikel darunter mit keinerlei erhellenden Informationen aufwartet, uns also ebenfalls doof sterben lässt. Magere Zensuren. Was kann das sein? Gibt es auch mollige, dicke oder gar fette Zensuren?
Doch halt! Jetzt hab ich eine Idee! Es gibt eine magere Ausbeute! Sollte am Ende also eine „magere Zensurenausbeute“ gemeint gewesen sein, die dann aber wegen Platzmangels auf „magere Zensuren“ zusammen geschrumpft werden musste? Möglich wär’s!
7. August 2009
Von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens sind 18 Stunden
Zunächst bleibt es bei den üblichen Rechtschreib- und Grammatikfehlern. So heißt es im Lokalteil in einer groß gesetzten Unterzeile: „Zollverein-Konzerte mit so unterschiedlichen Künstler wie Mike Stern, den Kings Singers, Hagen Rether oder Boris Bloch“.
Und in einer Bildunterschrift steht dann (übrigens mit unterschiedlicher Schreibweise bezüglich der King’s Singers): „Die King’s Singers gehören seit langem zu den Klassikern der Vokalmusik. Das fünfköpfige Ensemble vereint dabe außergewöhnliche i Stimmkultur mit hoher Musikalität.“
Und ab hier geht es auch zahlentechnisch ein wenig durcheinander: Denn auf dem Foto zählen wir: Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Personen.
Auch auf der Kulturseite haben wir heute ein bisschen Probleme mit den Zahlen: „Es gibt Jägerschnitzel, Himbeeren, einen guten Riesling und eine Lebensgeschichte, von 18 Uhr abends bis sechs Uhr morgens erzählt. Grantelnd, wehmütig, aber auch entspannt. Zuse will alles loswerden, veröffentlicht werden darf es aber erst nach seinem Tod. 18 Stunden Tonbandaufnahmen aus einer Vollmondnacht.“ Hm.
6. August 2009
(Nicht nur) ein gewaltsames Ende
Wir hangeln uns erst mal vorbei an solchen Formulierungen und Trennfehlern auf der Titelseite wie: „Innerhalb eine Tages stieg die Zahl der Infizierten …“ oder: „Der Verkauf von abzuwrack-
(neue Zeile) enden Autos …“
Wir ignorieren sodann den Lapsus im Lokalteil Essen: „Der Vertrag soll automatisch Ende Juni 2009 geendet und nicht erneuert worden sein.“
Und kommen so schließlich zum finalen Ende auf der Kulturseite: „Die Geschichte ist ein waghalsiges Konstrukt, das sich stets weiter verästelt, dabei immer Gefahr laufend, leicht zu zerbrechen – so wie die Liebe von Mateo und Lena, die schließlich auf Lanzarote ihr gewaltsames Ende findet.“ Ein wirklich schöner Beziehungsfehler!
Und damit findet auch unsere Liebe zu den heutigen Enden ihr gewaltsames Ende.
5. August 2009
Erst befördert, dann befeuert
Gestern wurden wir befördert, das war eigentlich schon schlimm genug. Heute wird aber befeuert, das ist noch ein bisschen schlimmer: „Der Protest gegen die angeblich islamfeindliche Zeile im Vereinslied des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 wurde auch von Islamisten befeuert.“ Warum reicht es hier nicht, das der Protest angeheizt wird? Ist das nicht heiß genug? Oder kam dem Verfasser des Artikels hier das „Anfeuern“ der Fußballstars durch die Fans in die Quere? Und das dann ein bisschen vermengt mit dem Befördern von gestern? Ist denkbar …
Denkbar ist auch, dass man die Zeichensetzung bei der WAZ nicht so ganz richtig drauf hat, denn sonst wäre diese Headline von der Rhein-Ruhr-Seite undenkbar gewesen: „Laumann: Grippe kein Grund (Komma!!!) Kirmes abzusagen“.
Vielleicht sollte man die Anstrengungen in dieser Hinsicht mal ein bisschen befeuern.
4. August 2009
Beförderung
… bedeutet normalerweise, dass etwas von A nach B gebracht wurde. Oder auch, dass jemand eine neue Stufe in seiner Karriere erklommen hat: „Herr XY wurde zum Großmummrich befördert.“ (vgl.: Kalle Blomquist.)
Der Waffenhändler Schreiber, von dem der Artikel auf der Politik-Seite handelt, hat ja schon eine Menge befördert: Geldkoffer, Bargeld, vielleicht auch den einen oder anderen Mummrich. Aber das hier klingt ein bisschen merkwürdig: „Bis heute halten sich Beschuldigungen, Verdächtigungen, Verschwörungstheorien. Schreiber selbst befördert sie gern.“ Aber wohin?
Vielleicht zum Innenminister? Denn laut Titelseite könne der „wegen der unaufgeklärten 100000-Mark-Spende Schreibers in Probleme kommen“. Das hat man nun von der ganzen Beförderei! Früher bekam man lediglich Probleme, heute kommt man in sie rein. Und schon braucht man jemanden, der einen auch wieder rausbefördert.
3. August 2009
GM Motors klar in Panik über Schweinegrippe
Nein, klar ist erst mal jemand anders: Unser Ministerpräsident. Keiner weiß, welche gewaltigen Trainingsmaßnahmen nötig waren, um ihn so fit zu machen, aber es scheint geklappt zu haben, denn heute prangt folgende Headline auf der Titelseite: „Rüttgers klar für Magna“. Doch dann wird man enttäuscht: Er ist gar nicht klar! Er spricht sich nur für eine Entscheidung zugunsten Magnas aus.
Schon kann man in Panik geraten. Nur dass diese über ist, wussten wir noch nicht, werden aber durch den Seite-2-Kommentar eines Besseren belehrt: „Und ehe eine Panik über die Schweinegrippe hierzulande Schule macht, sollten alle Beteiligten ruhig Blut bewahren.“
Man kann ja noch wegen andere Sachen in Panik geraten. Einen schönen bildhaften Vergleich hierzu finden wir auf der Rhein-Ruhr-Seite: „Vanille-Eis auf dem Polster ist daher so willkommen wie ein hungriges Krokodil in einem vollbesetzten Schlauchboot“. Eigentlich sollte man doch ganz froh sein, einmal solch blumige Formulierungen in eine Zeitung zu finden. Wenn da nicht noch ein paar Frage blieben: Ist ein sattes Krokodil im Schlauchboot besser? Oder ein hungriges in einem halbleeren? Und warum überhaupt ein Schlauchboot? Weil das Krokodil dann auch noch die Hülle durchbeißen könnte? Wäre demnach ein vollbesetztes Ruderboot besser? Oder ein halbleeres? Oder … (Meine Sorgen möcht’ ich haben!)
Nun gut, die Fragen bleiben sicher offen. Dafür wirft die Wirtschaftsseite neue auf, denn sie offeriert eine neue Firma: „Opel-Mutter GM Motors hofiert hingegen den Finanzinvestor RHJI“. Da müssen wir nur noch wissen, wer den nun die Firma „General Motors Motors“ ist, der neuerdings Opel gehört.
1. August 2009
Büchstapel sind lendenlahm
Die Kulturseite überrascht uns heute mit folgender Bemerkung: „In dem Alter, als der Büchstapel, der mit nach Hause sollte (Komma fehlt) vom Nabel bis zur Nasenspitze reichte“. Die Frage wird wohl nie beantwortet werden, ob es sich dabei um einen missglückten Buch– oder einen amputierten Bücherstapel handelte.
Auf der „Fernsehen“-Seite „wirkte die börsennotierte Sendergruppe ProSiebenSat.1 lendenlahm“. Das ist allerdings ein etwas merkwürdiges Handicap. Wären die Sender flügellahm, könnte man sich vielleicht noch etwas darunter vorstellen, wie aber Lenden lahmen sollten, vermag uns auch die lebhafteste Fantasie kaum näher zu bringen.
Dass dann vier Absätze weiter ein Film-Serientitel mit „Eine wieder keine“ falsch wie gegeben wird, fällt dann kaum noch auf.