WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

27. März 2009

Verpuffen oder verdampfen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 12:01

Während uns die Headline auf der Politik-Seite noch zuruft: „Damit die Hilfe nicht verpufft“, wird das Ganze im Artikel selbst ein bisschen eingedampft: „Wie kann diese Armut, dieses Unrecht bekämpft werden? Wie gelingt es, dass Hilfe nicht wie ein Tropfen auf dem heißen Stein verdampft? ‚Indem Strukturen verändert werden‘, sagt Jürgen Thiesbohnenkamp, der Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe.“ Das ist nicht nur unverständlich, sondern auch unsinnig, denn die Redensart vom Tropfen auf dem heißen Stein bedeutet, dass etwas viel zu klein, viel zu wenig ist, um tatsächlich etwas zu bewirken. Und wenn dem so wäre, dann würde auch eine Strukturveränderung nicht viel bringen. Und so verpufft und verdampft das gesamte Rumgemenschel auf dem heißen Stein der Semantik.
Ähnlich ergeht es dem folgenden Satz: „Die Gesellschaft in Bangladesch verstößt diese Mädchen, die Männer, die sie mit falschen Versprechen lockten, erst recht.“ Demnach verstößt die Gesellschaft nicht nur die Mädchen, sondern auch die Männer, und zwar erst recht. Und wer hat wen da gelockt? So, wie der Satz aufgebaut ist, waren es die Mädchen, die die Männer mit falschen Versprechungen umgarnten. So ist der Satz in das Gegenteil dessen verkehrt worden, was man ursprünglich aussagen wollte: Dass die armen Mädchen von der Gesellschaft verstoßen werden und von den Männern erst recht, nachdem sie von denen mit falschen Versprechungen gelockt wurden. Aber das kann man doch schreiben, oder? Zumindest, wenn man ein bisschen über Sprache, Personalpronomen und inhaltliche Bezüge nachdenkt …

Print Friendly, PDF & Email

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. TrackBack URL

Leave a comment

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

Powered by WordPress