WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

9. Mai 2009

Es überrascht und tröstet

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:16

Die sprachliche Unsitte, notwenige Ergänzungen und Bezüge wegzulassen, finden wir heute gleich zweimal, und zwar im Seite-2-Kommentar: „Deshalb überrascht, mit welcher Vehemenz die Bürger … die Grundwerte von Staat und Nation hochhalten.“ Und im nächsten Absatz: „Es mag zudem trösten, dass die Finanzkrise manchen Reichen auch materiell wieder mehr Bescheidenheit lehrt.“
Wer ist hier überrascht? Wer wird getröstet? Ich habe mich darüber schon mehrfach echauffiert, und es scheint sich als neue Mode im Dummdeutschen zu etablieren: „Das gefällt nicht“, „es macht wütend“, „er kann bezwingen“. Ist das fehlender Mut, die Betroffenen zu benennen, oder will man so die eigene Wichtigkeit unterstreichen? Etwa so: „Ich bin so wichtig, dass das, was mir nicht gefällt, auch allen anderen nicht gefällt, deshalb gefällt es eben nicht.“ Oder: „Weil es mich überrascht, haben gefälligst alle überrascht zu sein, also überrascht es.“ So oder so ähnlich muss es wohl sein. Oh, was macht das wütend!
Da lese ich dann doch noch lieber so herrlich durcheinander purzelnde Sprachbilder wie das hier im folgenden Absatz: „Es wäre Spielerei, die nun seit 60 Jahren bewährte Säule des Staatswesens ohne Not in die politische Arena zu werfen.“ Das finde ich auch, denn man weiß ja nie, wer gerade so in der politischen Arena spielt und von einer solchen dicken Säule erschlagen werden könnte …

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