WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

2. Juni 2009

Es wird wieder unterfüttert

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:28

„Harte Einschnitte“ in einer Unterzeile auf der Titelseite. Bin ja gespannt, wann man endlich auch die weichen Einschnitte entdeckt.

Kein Problem, denn „letzteres wird dadurch unterfüttert, dass Bau-Geschäftsführer Wittke sein Landtagsmandat und die Funktion als CDU-Wirtschaftssprecher behalten will.“ Vielleicht gibt das einem Gerücht neue Nahrung, aber das hat wenig mit Füttern zu tun. Und unterfüttert werden ausschließlich Kleidungsstücke.

18. Januar 2015

Befeuern und unterfüttern

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 10:43

„Rot-Grün regiert in Düsseldorf fast unheimlich harmonisch, Schwarz-Grün ist nicht ansatzweise inhaltlich unterfüttert“ (Montag, 12. Januar 2015, Politik). Früher mussten Argumente untermauert werden, bis irgendwer anfing, sie zu unterfüttern. Und heute kann man offensichtlich unterfüttern, was man will.
„Sie unterstützt die parteilose Kandidatin der Grünen … und befeuert nebenbei schwarz-grüne Gedankenspiele“ (ebd.) Und wenn man alles unterfüttern kann, warum soll man nicht auch alles befeuern, was man früher mühselig anheizen musste – selbst wenn es Gedankenspiele sind?
„Der liberale CDU-Oppostionsführer Laschet könnte zwar glaubwürdig für Bündnisoptionen jenseits der siechen FDP werben …“ (ebd.). Eine Opposition in der CDU? Mit eigenem Führer? Das kann ja nur im Jenseits sein …

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„… geht hier offenbar so leicht keine rechten Rattenfängern auf den Leim“ (Dienstag, 13. Januar 2015, Tagesthema). So problematisch das Bild vom Rattenfänger an sich schon ist, muss er jetzt auch noch unbedingt mit Leim arbeiten?

22. Dezember 2008

Erst auf den Magen schlagen, dann um die Ohren hauen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:59

„Bio und Öko ist gut“, erfahren wir in einer Buchbesprechung auf der Seite „Media-Tipps“. O.k., beides ist gut, aber beide zusammen sind gut.
„Daher fühlen sie (die Autoren, d. Verf.) sich befleißigt, ihrem Leser zu erklären, dass ihr Buch keinesfalls eine Abrechnung oder sensationsgierige Entlarvung sei.“
Man kann sich genötigt fühlen, etwas zu tun. Oder sich befleißigen. Z.B. eines besseren Sprach- oder Schreibstils. Hätte das auch der Autor dieses Artikels getan, wäre uns so manches erspart geblieben. Auch die sensationsgierige Entlarvung.
Oder der folgende Satz: „Faktenreich und flott lesbar werden Öko-Freaks und Bio-Essern auf den Magen schlagende Fakten um die Ohren gehauen.“ Da fragt man sich, wo die faktenreichen Fakten zuerst hin schlagen, auf den Magen oder um die Ohren…
Es scheint wirklich so zu sein, dass jeder Unsinn, den ein WAZ-Autor schreibt, dankbar von einem anderen aufgegriffen wird: „Maxeiner und Miersch unterfüttern ihre Aussagen durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen.“ Warum belegen sie ihren Aussagen nicht einfach? Am 1. Dezember stand dieses unsägliche “Unterfüttern” im Sportkommentar. Es wird nicht besser dadurch, dass man es wiederholt.

1. Dezember 2008

Clement entmannt und Merkel renoviert

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:37

Herr Clement! Sie hatten doch schon ein Sprachordnungsverfahren von mir bekommen! Und was muss ich heute auf der WAZ-Titelseite von Ihnen vernehmen? „Ich sollte unter Mitwirkung von Franz Müntefering entmannt werden.“ Mal abgesehen davon, dass einer von uns beiden einen falschen Begriff von „Entmannen“ hat (oder sollten Sie gemeint haben, dass nach der Rüge Ihre Äußerungen nicht mehr so … äh … spritzig sein würden?), ist auch der Satzbau reichlich schräg: Unter Mitwirkung von! Soll das Deutsch sein? Entweder „unter“ oder „mit“ oder „von“, alle drei Präpositionen auf einmal sind ein bisschen viel. Schon „Münteferings Mitwirkung“ hätte da einiges besser gemacht. Bleibt dann immer noch das „Unter“. Und das klingt einfach nicht gut. Aber „mit Mitwirkung“ geht natürlich auch nicht. Vertrackte Geschichte, echt! Vielleicht liegt das daran, dass das Ganze insgesamt Blödsinn ist: Jemanden unter der Mitwirkung von jemandem entmannen.
Es wird auch nicht besser davon, dass es auf der Politik-Seite noch zweimal wiederholt wird. Nein, stattdessen wird es schlimmer. Zumal Sie mit dem Satz zitiert werden, Sie wollten sich nicht „einer eingeschränkten Meinungsfreiheit unterwerfen„. Keine Sorge, das geht nämlich gar nicht: Einer Meinungsfreiheit kann man sich nicht unterwerfen, weder einer eingeschränkten noch einer uneingeschränkten. Ich vermute, Sie wollten Ihre Meinungsfreiheit nicht einschränken lassen oder aber sich nicht irgendwelchen strengen Regeln unterwerfen.
Das alles wäre jetzt genug Material, Ihnen eine weitere Sprachrüge zu erteilen, aber ich fürchte, Sie würden dann am Ende noch aus der deutschen Sprache austreten und das wäre doch – irgendwie wunderbar!

Der Chefredakteur wurde nicht entmannt, trotzdem hat er Probleme mit Beziehungen. Im Kommentar auf Seite 2 fabriziert er zwei geradezu exemplarische Beziehungsfehler: „Grund genug für Tillich, viele Jahre zu verschweigen, wie tief er sich eingelassen hatte. (Absatz) Angela Merkel hat es nicht verschwiegen. Sie war Mitglied der Freien Deutschen Jugend… “ Demnach hat sie nicht verschwiegen, wie tief sich Tillich eingelassen hat.
Im nächsten Absatz wird es dann noch schöner: „Die Akademie-FDJler beschafften Merkel eine provisorische Bude, renovierten sie und besorgten ihr auch noch die Möbel.“ Wenn die FDJler Merkel renoviert haben, wundert einen natürlich gar nichts mehr!

Das hätte jetzt ein schöner Schlusssatz werden können, aber leider steht heute noch viel mehr in der WAZ. Auf der Rhein-Ruhr-Seite übt man Rechtschreibung: Unter der Headline „Zuhause“, steht im Artikel zunächst „zu Hause“ und am Ende wieder „zuhause“. Nach der reformierten Rechtschreibreform ist jetzt zwar beides möglich, aber muss es den unbedingt in einem Text sein, damit man sich dann was aussuchen kann?
Auf derselben Seite noch eine interessante Rechtschreibübung: „… dass sich im-(neue Zeile) Laufnoch eine Patrone befand“ und auf der Rückseite in der Headline ein WAZologismus: „Großer Sehnsuchts-Stau“. Im zugehörigen Artikel eine Formulierung, die man sich wirklich mal (wie Piet Klocke so schön sagt) „auf der Zunge vorstellen“ kann: „Wer den Nervenkitzel gesucht hatte, konnte ihm deshalb in im Wortsinn geordneten Bahnen nachschmecken.“

Auf der „Menschen“-Seite wird eine „Prinzessin sieben Jahre als“ anstatt alt und auf der Politik-Seite (über Clements Entmannung) soll mal wieder „niemand auf die Idee kommen, Frau Merkel sei eine Getriebene“.

Besonders ergiebig ist heute auch der Sportkommentar. Hier ist zunächst die Rede von „hochfliegenden Ansprüchen, die von happigen Millionen-Investitionen unterfüttert wurden…“ Normalerweise werden Mäntel unterfüttert, seit Neuestem wohl auch hochfliegende Ansprüche.
Kurz danach ist die Rede davon, dass „der Uefa-Cup bereits ein kümmerliche Trostpreis“ war.
Gegen Ende des Kommentars finden wir eine total verunglückte Formulierung: „Die Zahl der Kritiker von Trainer Fred Rutten, der offenbar weder mit der Klasse noch mit dem Charisma seines Landsmanns Huub Stevens vergleichbar ist, wächst proportional mit jenen Zweiflern, die Manager Andreas Müller und seine missratene Personalpolitik mit Recht in Frage stellen.“ Puh! Was für ein Satz! Da weiß man gar nicht so recht, wo man anfangen soll. Also: zunächst mal kann man schlecht einen Trainer mit einem Charisma vergleichen (dann schon lieber die berühmten Äpfel mit den Birnen), sodann wächst eine Zahl nicht so leicht mit den Zweiflern (sondern auch eher mit ihrer Anzahl), und gar proportional mit denselben dürfte ihr noch schwerer fallen; und schließlich frage ich mich (aber nur beiläufig), warum die Zweifler die Personalpolitik nicht zu Recht in Frage stellen.
Wenn man jetzt denkt, man hätte damit das Schlimmste hinter sich, hat man den Einfallsreichtum von WAZ-Autoren unterschätzt, denn nun folgt: „Dieses Gebräu an Misshelligkeiten könnte sich zum großen Knall entladen…“
Man möchte hinzufügen: Und wer weiß, wer dadurch entmannt wird!

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