Es fängt schon wieder gut an. Bereits auf der Titelseite, wo der Papst nicht nur Organe spendet, sondern auch vorangeht, steht zu lesen: „Die Ehrfurcht vor dem toten Leib verbietet einen Eingriff in die körperliche Integrität des Verstorbenen.“ Verschwurbelter geht es wohl nicht. Denn mit „Integrität“ ist normalerweise „die charakterliche Unbescholtenheit, Unversehrtheit oder Unverletzlichkeit von jemandem“ (Wiktionary) gemeint. Und einen „Eingriff“ in eine Integrität (und dann eine körperliche!) kann man sich auch nur schwer vorstellen. Zumal ihn ja die „Ehrfurcht vor dem toten Leib“ verbietet.
Dafür fordern dann auch die Grünen auf Seite 3: „professionelle Bildung im Kindergarten“. Was immer das sein mag, denn der Artikel unter dieser Headline schweigt sich dazu aus. Dabei hätte mich das wirklich mal interessiert …
Gerne und immer mal wieder nehmen wir bei der WAZ zwei Sprachbilder und machen eines daraus: „… wo sich die finnische Fußball-Auslese nicht als sperriges Hindernis auf dem Weg zur WM 2010 in die Quere stellen dürfte“, heißt es heute ziemlich verquer im Sportkommentar.
In die Quere kommen oder in den Weg stellen, da muss man sich schon mal entscheiden – sonst stelle ich mich nämlich quer, möglicherweise sogar als „sperriges Hindernis“.
Davor noch ein netter Beziehungsfehler: „Bei einem Euro Einsatz kommt kaum mehr als ein Euro zurück, weshalb es unergiebig wäre, überhaupt einen Cent auf Löws Kandidaten zu setzen.“ Soweit, so gut. Neuer Absatz und dann weiter: „Die muss und die wird gewinnen.“ Wer? Die Kandidaten? Nein, „die DFB-Elite“. Die kam zwar weit davor davor zur Sprache und zum Einsatz, weshalb sich das Pronomen unmöglich darauf beziehen kann, aber Beziehungsprobleme sind ja heutzutage en vogue.
Übrigens auch im McCain-Kommentar auf Seite 2. Darin geht es zwar in erster Linie um McCain, das sollte aber kein Grund sein, nachdem man sich ausführlich mit Obama beschäftigt hat („Obama braucht für den Wahlsieg … er kann auch als Epochenphänomen gewinnen …“) einfach mit einem Pronomen weiter zu machen: „Das war der Grund, warum er in Saint Paul unkonventionelle Wege gehen musste …“, denn nun bezieht sich das „er“ eindeutig auf Obama, und man muss erst noch eine ganze Weile weiter lesen, ehe man merkt, dass McCain gemeint ist.
Im „Wochenende“ dann noch was aus der Rubrik „unmögliche Komparative“. Unter der Überschrift: „Neulich …“ wird wie folgt gesteigert: „Nichts macht einen übelgelaunten Vorgesetzten unberechenbarer als fröhliche Untergebene.“ Wenn jemand unberechenbar ist, ist er eben nicht berechenbar! Nichter berechenbar geht leider nicht. So etwas könnte mich glatt noch unerbittlicher gegenüber den WAZ-Stilblüten machen. Und übelgelaunter sowieso.