Auf der Titelseite jagt heute ein „neuer Rettungsschirm“ (Headline) „ein neues Rettungspaket“ und „nach dem 500 Milliarden Euro schweren Banken-Rettungspaket bereits der zweite staatliche Schutzschirm“ den Deutschlandfonds. Oder andersherum.
Da ich aber die vielen Schirme und Pakete nicht mehr kommentieren will, wenden wir uns doch lieber der „Rhein-Ruhr“-Seite und damit der Spendenaktion für Bangladesch zu, die ja auch immer wieder für außergewöhnliche Formulierungen gut ist.
Beispielsweise diese: „Heute muss Lima also etwa 24 sein, eine hübsche Frau mit sehr glänzenden schwarzen Haaren, die sie in einem schweren Knoten bändigt.“
Oder dieses sprachliche Kleinod: „Lima trägt heute Grün, es hebt sich leuchtend ab von ihrer dunklen Haut, und den Kopf oben.“ Es hebt sich ab von der Haut und den Kopf oben? Müsste es nicht „von dem Kopf oben“ heißen? Ach, nein, so war das ja gar nicht gemeint! Sondern so: Sie trägt Grün und den Kopf oben – was einerseits nicht sonderlich überrascht, denn wo trägt man den Kopf sonst? Unterm Arm? Und was andererseits schon für sich eine ziemliche gewagte Verbindung ist, die durch den Einschub wahrlich nicht besser wird.
Aber Limas Kopf geht es besser: „Eben hat sie ihn noch verschämt gesenkt, aber nun, da sie ihre Geschichte erzählt hat, sieht sie aus, als wäre sie sie losgeworden, sie hebt jetzt die Augen und blickt in die Zukunft: Lima will dem Besuch etwas zeigen.“ Erst hatte sie den Kopf oben, nun hebt sie die Augen (nicht etwa den Blick!). Wohl, damit sie besser in die Zukunft schauen kann. Gleichzeitig will sie etwas zeigen. Nur was? Das erfahren wir nicht, stattdessen geht es naht- und atemlos weiter:
„Das Baby von damals, geboren im Herbst 1998, kann sie nicht mehr zeigen; es kam schwer behindert auf die Welt, lebte, geliebt und gepflegt von den Frauen im Heim, keine vier Jahre.“ Sozusagen totgepflegt.
„Aber Lima hat andere Schätze, die so viele andere in ihrem armen Land nicht haben.“ Wie tröstlich!
„Ohne das Heim hätte sie nichts von dem, das sie nun vorführt schnellen, selbstbewussten Schritts.“Ich glaube, der letzte, den ich mit selbstbewusstem Schritt sah, war Arnold Schwarzenegger als Terminator. Allerdings hat er dabei nichts vorgeführt, dürfte ja auch ein bisschen schwerfallen.
Doch muss sie vorsichtig sein, wo sie hergeht, mit selbstbewusstem oder unbewusstem Schritt, denn „in den Gängen muss man quer gehen, um nicht stecken zu bleiben zwischen den Fliegen.“
Es ist überhaupt ziemlich eng: „Es gibt hier mehr Kinder, als zwischen den brüchigen Zaun passen…“ Die einen passen nicht zwischen den Zaun, die anderen bleiben zwischen Fliegen stecken, „aber es ist ein Zuhause. Limas Zuhause. Lima, die Ausgestoßene, hat hier ihren Platz in der Gesellschaft gefunden. Es ist ein enger, übelriechender Platz, den bei gutem Wetter die Sonne verbrennt und der bei schlechtem droht fortzuspülen.“
Aha, der Platz in der Gesellschaft riecht schlecht und droht außerdem fortzuspülen. Nicht etwa, fortgespült zu werden. Und was spült er fort? Nach Lage der Dinge fällt mir dazu eigentlich nur eins ein: verständliches Deutsch.