Die ersten beiden Seiten heute haben es in sich: „NRW-SPD-Chefin Hannelore Kraft sprach vom ‚aufschreckenden Alarmzeichen …'“, ohne sich darüber zu wundern, dass ein Alarm in ungefähr 99 % aller Fälle aufschreckt.
Und im Seite-1-Kommentar wird zu einer merkwürdigen Passiv-Konstruktion gegriffen: „Es scheint, als werde nicht begriffen …“ Ist das irgendwie „modischer“, als einfach zu sagen: „Es scheint, als begreife niemand …“? Es wird nicht begriffen – das liegt irgendwo auf einem ähnlichen Level wie diese unsägliche Formulierung: „das gefällt nicht“. Oder: „das macht wütend“.
Am Ende des Artikels wird da sogar noch einer draufgesetzt: „Doch dass der Linksmob … ein langfristiges Ziel hat, den Staat zu übernehmen, ist nicht zu meinen.“ Dass so etwas noch Deutsch ist, ist nicht zu meinen. Dass es Dummdeutsch ist, wäre eher zu meinen. Das meine ich jedenfalls.
Eine ziemlich beknackte Formulierung finden wir auch nach dem Umblättern im nächsten Kommentar: „Von der SPD wird Schwans Bewerbung um das höchste Amt und Stimmen der Linken ohnehin mehr ertragen als getragen.“ Man kann eben nicht alles in einem Atemzug nennen, nur um ein paar Wörter einzusparen.
Ein paar Zeilen tiefer „entfaltet die Nachricht weitere Botschaften.“ Wer hätte das gedacht!
„Dennoch sind die Intrigen, die man der Branche fallweise unterstellen muss und selten nachweisen kann, nicht schön anzusehen.“ Das glaube ich gern, obwohl ich nicht weiß, wie man fallweise unterstellt.
Den Vogel abgeschossen hat aber eine Headline auf der Titelseite: „Steinmeier wollte lieber Fischer als Präsident“. Hätte es hier nicht eher heißen sollen, dass Steinmeier lieber Fischer sein wollte als Präsident? Ich z.B. wäre viel lieber Fischer als Präsident. Vielleicht aber auch Bäcker oder Journalist.
Doch da fällt mir ein: Steinmeier steht ja als Präsidentschaftskandidat gar nicht zur Debatte. Nur: Wenn er da lieber den Politiker Fischer haben wollte, dann als Präsidenten. Noch muss man im Deutschen deklinieren, auch wenn die WAZ das gern vergisst. Und in dem Fall steht der Wen-Fall. Denn als Wen wollte er den Fischer? Eben.