Danke, WAZ, danke. Hatte ich gestern schon fast die Befürchtung, man habe bei der WAZ einen Korrektoren eingestellt und dieser Blog wäre nun endlich überflüssig, gab’s dann heute wieder eine Reihe heftiger Klopfer gleichzeitig.
Na bitte!
1. Schön sind ja sowieso immer die Kommentare, hier ist ja geradezu ein Spielfeld für durcheinander purzelnde Sprachbilder, weil Kommentatoren immer meinen, besonders … äh …kommentatorenhaft (also wohl: möglichst blumig) daher kommen zu müssen. Da strengen sie sich gewaltig an. Schwelgen in Sprachbildern. Und schon geht’s schief:
Unter der Überschrift „Der hohe Preis der Polit-Prominenz“ lässt sich der Kommentator wie folgt vernehmen: „… dass es wie immer die schwarzen Schafe sind, die das Renommee der gesamten Kaste verhageln“.
Wow! Schwarze Schafe verhageln das Renommee einer Kaste! Wie mag das angehen? Wie tun die das?
Nun gut: Es kann schon mal jemandem „die Petersilie verhageln“ (wer es nicht weiß: das ist ein feststehender Begriff für: „es geht ihm nicht gut“ oder „ihm ist was Schlimmes widerfahren“ – oder so.) Aber wie verhagelt man ein Renommee? Und dann noch das einer Kaste! Und wie sollen Schafe das machen? Schwarze zudem? Die dann auch noch kleingeschrieben sind?
Fragen über Fragen …
2. Auf der Wirtschafts-Seite geht’s dann ähnlich verquer weiter:
Unter der Überschrift: „Seine Majestät, Middelhof“ heißt es über den Arcandor-Chef:
„Da mag zum einen Ehrfurcht mitschwingen, es könnte aber auch eine gewisse Abschätzigkeit zum Ausdruck kommen.“
Ogottogott! „Abschätzigkeit“! Was ist das denn, bitteschön, für eine Wortschöpfung? Gemeint ist vermutlich „Geringschätzung“. Die hat aber mit „Abschätzen“ nix zu tun. Man kann etwas abschätzen, vielleicht die Zeit, die man braucht, um einen WAZ-Artikel zu schreiben (in dem Fall vielleicht 35 Minuten). Aber „Abschätzigkeit?“ Mal abgesehen davon, dass, wenn was „zum einen“ mitschwingt, auch irgendwas „zum anderen“ passieren sollte, aber mit solchen Feinheiten braucht man einem durchschnittlichen WAZ-Schreiber ja gar nicht erst zu kommen.
Aber es geht in dem Artikel noch weiter: „Middelhoff sieht es indes gar nicht als Ziel, Jedermanns Liebling zu mimen.“ Verständlich, denn dann müsste er bei den Salzburger Festspielen auftreten, ansonsten wird jedermann nämlich klein geschrieben.
Es geht aber noch weiter. Ein paar Zeilen später steht der bemerkenswerte Satz: „Den Urlaub … hatte er gerade beendet und legte mit breitem Lächeln seine Zwischenbilanz.“ Punkt.
Ja was denn? Hin? Weg? Auf den Boden? Ins Auto? Oder einfach: vor?
Die WAZ lässt uns rätseln.
Und noch ein paar Zeilen später überrascht uns der Autor mit einer Innovation in der Bekleidungsindustrie: „… und wollen ihm eine moralische Mitverantwortung in die stets blinkenden Schuhe schieben“. Aha: blinkende Schuhe. Wie muss man sich die vorstellen? Mit Leuchtdioden, wenn man etwa links einbiegen will? Oder ist dem Autor einfach nur die passende Vokabel („blitzblank“) entfallen und da kamen ihm die „blinkenden“ einfach nur gerade recht?
Hinzu kommt: Man kann jemandem etwas in die Schuhe schieben. Aber nur dann, wenn er eigentlich unschuldig ist und mit gefälschten Beweisen belastet wird. Aber eine Mitverantwortung? Und dann noch eine moralische? Und das alles rein in die blinkenden Schuhe?
Dazu muss man wohl WAZ-Autor sein.