Wer ist eigentlich „die Politik“? Früher mal war das ein mehr oder weniger abstrakter Begriff, der etwas mit dem Verhalten von Menschen und Machthabern in einem Staat zu tun hatte. Seit neuestem wird aber Politik mehr und personifiziert. Laufend kann man davon lesen, dass die Politik etwas übersehen habe oder noch dies oder jenes tun müsse. Den vorläufigen Höhepunkt dieser Entwicklung lesen wir heute im Seite-2-Kommentar: „Die Politik musste lernen, wie wenig ein Rettungspaket über hunderte von Milliarden Euro nützt … “ Wie soll sie das tun? Müsste nicht hier nicht viel eher die Bundesregierung lernen (bei der Gelegenheit: das Rettungspaket war auch nicht „über“, sondern „von“), wie wenig ein Paket von Milliarden nützt? Zumindest sind es immer Politiker, die irgend etwas entscheiden oder tun, die etwas übersehen haben oder lernen müssen. „Die Politik“ kann da herzlich wenig tun und lernen kann sie schon gar nicht. Fragt sich nur, woher diese merkwürdige Personifizierung kommt. Ist es eine Mode, Wichtigtuerei, der Versuch der Verschleierung wahrer Verantwortlichkeiten oder schlicht und einfach Dummdeutsch?
Solche Fragen müssen wir uns glücklicherweise nicht stellen, wenn wir die kleine Headline von der Kulturseite lesen: „Jaggers wollte Wenders nicht“. Hier ist einfach nur ein „s“ zuviel. Vermutlich bei Wim Wender.