Trennungen tun weh. Und weil sich Boris Becker von Sandy trennt, scheint es die WAZ heute mit Trennungen besonders schwer zu haben. So redet sie in dem Bericht auf der „Welt“-Seite über die Trennung der beiden laufend von Boris‘ Beziehungen „zu Angela Ermanokova … Sabrina Setlur, Patrice Farameh …“, obwohl es sich in dem Fall um Beziehungen mit den Genannten handelt. (Feinheiten der deutschen Sprache, zugegeben. Nur: gerade als deren Hüter setzt sich die WAZ sonst so gern in Szene).
Aber auch einfache Trennungen gehen schief: „… die USA zur führenden Nation zu machen, in (ohne Trennungszeichen, neue Zeile) dem er seine Zustimmung signalisierte“, steht schon auf der Titelseite. „Zahl- (neue Zeile) ungen“ wird auf der Wirtschaftsseite getrennt, „brutal- (neue Zeile) stmöglich“ auf der Politik-Seite und „kränk (neue Zeile)“ auf der Seite „Hören und Sehen“. Boris, was hast du da angerichtet!
A propos „angerichtet“. Man ja kann so einiges anrichten. Manches wird einem auch auf dem Silbertablett serviert. Aber: „Dem neuen Präsidenten bietet sich nun auf dem Silbertablett die historische Chance, sich vom globalen Blockierer zum globalen Helden zu wandeln“, wie der Direktor des Klimaforschungsinstituts auf der Titelseite von sich gibt, ist mir ein bisschen zu viel auf dem Silbertablett.
Zuviel sind mir auch die Formulierungen im Kommentar auf der Seite 2. „Die geringe Wertschätzung. die John McCain … genießt, dürfte seiner republikanischen Herkunft gedankt sein,“ steht da beispielseise. Dabei glaube ich kaum, dass er die geringe Wertschätzung genießt, und republikanisch ist seine Herkunft auch keineswegs, aber selbst wenn man das ganze Konstrukt akzeptiert, dann ist es der Herkunft geschuldet und nicht gedankt.
Einige Zeilen weiter hat „der US-Präsident … fast keine Gelegenheit ausgelassen, die angeblich gemeinsamen Werte in den Dreck zu treten.“ Mann oh Mann! Der Präsident kann die Werte allenfalls in den Dreck ziehen, auch wenn das dem Autor nicht heftig genug ist, und er sie deshalb lieber treten würde. Das bleibt aber dem Staub vorbehalten, in den man jemanden (und nicht etwas!) treten kann.
Wo soll uns das nur hinführen? Z.B. dahin: „Dass zuletzt marktradikale Kamikaze-Banker unter Bush das gesamte Welt-Finanz und -Wirtschaftssystem an den Abgrund führten, tut ein Übriges“. Wenn wir einmal von den marktradikalen Kamikaze-Bankern unter Bush absehen wollen, dann führt man jemanden (oder auch etwas) an den Rand des Abgrunds oder in denselben. Rein sprachlich gesehen sind wir dort ohnehin schon lange!
Zumal, wenn ich den Kommentar auf der Titelseite lese: „Dass über Jahre Privates und Beruf flott miteinander vermischt wurden, riecht nach Skandal. Egal, ob aus Unwissenheit oder mit Vorsatz.“
Denn erstens wird Privates und Berufliches mit einander vermischt, wenn nicht gar Privates mit Beruflichem vermischt wird, (was wesentlich eleganter wäre) und zweitens riecht es weder aus Unwissenheit noch mit Vorsatz nach Skandal. Es riecht einfach nur so. In dem Fall ein bisschen nach Unwissenheit.
Kommen wir zur Politik-Seite und damit zu Sätzen wie: „Ein Mann … steht im Herbst wie ein Hoffnungsträger vor heraufziehenden Neuwahlen“ oder: „Strategisch nutzte er den Schatten, den die grelle Auseinandersetzung der SPD mit der Linkspartei erzeugte, um das Profil des politischen Gewalttäters abzustreifen“. Tut mit leid, ich muss bei sowas immer kichern: jemand nutzt einen Schatten, den eine grelle Auseinandersetzung erzeugt, um ein Profil (nein, mehr: das des politischen Gewalttäters!) abzustreifen. Kichert da jemand mit?
Tja, und dann haben wir noch diese Frage: „Fürchten Sie nicht, dass eigene Leute Sie so vor die Pumpe laufen lassen wie Ypsilanti?“ Hier stimmt nur der Bezug nicht, denn „jemanden vor die Pumpe laufen lassen“ scheint tatsächlich eine Redensart zu sein. Und lieber vor die Pumpe laufen als in den Dreck treten, oder?