Die heutige Ausgabe ist mal wieder eine Fundgrube. Es beginnt schon auf der Titelseite, der Kommentar: „Russischer Bär an bezwungenem Tiger. Es ist ein (Propaganda)-Bild der Gewalt, das Moskaus Putin nach Brüssel gen Gipfel schickt.“ Wenn er’s wenigstens gen Brüssel zum Gipfel geschickt hätte, dann hätte man den Humbug mit dem Bären an dem Tiger, das ein Bild der Gewalt sei, vielleicht überlesen können. So aber wird man glatt Leser an Irritation.
Der Kommentar auf Seite 2 hat es auch in sich: Hier ist die Rede vom Hurrikan „Katrina“, der nicht nur als verheerender Sturm in die Geschichte eingegangen sei, „sondern auch als desolates Beispiel staatlichen Versagens“. Vermutlich war gemeint, dass die staatlichen Stellen seinerzeit desolat waren. Oder ein Beispiel für desolate Behörden und damit für staatliches Versagen abgaben. Das Beispiel selbst kann jedoch nicht „desolat“ sein.
Dafür finden wir dann auf Seite 3 die bemerkenswerte Formulierung: „Die Ankündigungen seien ,schockierend‘. ,Das Gegenteil war angekündigt‘.“ Das verstehe, wer will.
Daneben (in vielerlei Beziehung) der Satz: „Sie wollen eher im Anorak und mit Nordic Walking Stöcken erkennbar sein, statt nackig im Sand verwechselt zu werden.“ Bitte wenigstens: „Nordic-Walking-Stöcke“ und „als“ statt „statt“. Allerdings würde das den Satz auch nicht wirklich retten …
Das Schönste für heute steht auf der Politik-Seite. Unter der Headline „Die Lagerkämpfer kommen“ gibt es einen außerordentlich kreativen Umgang mit dem Dativ: “ … und der FDP-Bewerber dem bürgerlichen Lager entscheidende Stimmen kosten kann“. Mir kostet das Nerven!
Dagegen verblassen dann ja fast die Schüler auf der nächsten Politik-Seite, die laut Headline „auf Spurensuche nach Helden sind“. Ja, der Gebrauch von Präpositionen bleibt Glücksache bei der WAZ. Die Schüler mögen ja auf der Suche nach irgendwas sein, aber wenn sie auf Spurensuche sind, dann doch wohl von Helden.
Am Ende der heutigen Lektüre menschelt es dann kräftig. Und zwar so sehr, dass dann wieder ein paar Bilder durcheinander purzeln. Vom Berber Bastiniak ist da die Rede: „Seine Bahn wird schief und er landet auf der Straße.“ Nun gut, es gibt Menschen, die auf die schiefe Bahn geraten, wie man so schön sagt. Hier aber ist nur eines schief: die Formulierung.