Im Titelseiten-Kommentar schreibt der Chefredakteur über den „CSU-Mann Guttenberg – und der schneidet auf die Frage, wer uns am besten durch die Krise führt, fast doppelt so gut ab wie der SPD Kanzlerkandidat.“ Gut oder schlecht abschneiden kann man allenfalls bei einer Umfrage, auf eine Frage kann man höchstens antworten.
Und die folgende Formulierung auf der Politik-Seite schneidet da auch nicht besser ab: „Sie wünschen sich mehr Sicherheit und sie verbergen auch nicht ihre Wut über eine EU, die ihrer Ansicht nach zu fern ist von ihrer Heimat ist.“
„Der Regierungschef klammerte sich gestern an die Trümmer seiner politischen Karriere …“ steht auf der nächsten Politik-Seite. Nun gut, soll er sich klammern. Auch wenn die einen vor den Trümmern ihrer Karriere stehen, während die anderen sich an ihre letzte Hoffnung klammern.
Das ist jedenfalls auch nicht schlimmer, als „mit den massiven Labour-Stimmverlusten das Momentum ihrer Rebellion vorwärts zu treiben“ wie man gegen Ende des Artikels lesen kann. Wie sie das hinkriegen wollen, wird man wohl nicht erfahren, denn ein Momentum hat etwas mit Börsenkursen zu tun, und der Duden kennt das Wort überhaupt nicht.
Egal, denn „kurz vor diesem für Brown brenzligen Treffen sind weitere E-Mails aufgetaucht, die seinen Charakter diskreditieren.“
Eine brenzlige Situation kennt man, ein brenzliges Treffen ist nicht so bekannt. Dafür aber ist hier wenigstens „E-Mail“ richtig geschrieben, was man von dem Folgesatz nicht behaupten kann: „Die Email aus dem Jahr 2008 wurde pikanterweise öffentlich, nachdem Brown ihn vergangene Woche als seinen Stellvertreter eingesetzt hatte.“ Hier ist nämlich eher von Kochtöpfen die Rede als von elektronischer Post.
Aber vielleicht klammert sich hier jemand an die Trümmer der Sprache, um auf die Frage nach richtigem Deutsch besser abzuschneiden und das Momentum seiner Rebellion gegen unsere Muttersprache noch ein bisschen vorwärts zu treiben.