Dass WAZ-Autoren mit Redensarten immer so ein klein bisschen auf Kriegsfuß stehen, ist bekannt. Und der Chefredakteur macht da keine Ausnahme. So schreibt er heute im Kommentar auf Seite 2: „Als Regierung kommt die SPD staatstragend daher, was Münteferings Lockerungsübungen Richtung Links-Partei in den Schatten rückt.“ Wenn man etwas oder jemanden übertrifft, dann kann es sein, dass man es (oder ihn) in den Schatten stellt. Genau das kann hier aber nicht gemeint sein und ist es auch nicht, weshalb sich der Autor dann im letzten Moment für ein anderes Verb entscheidet. Das macht die Sache aber nicht besser, denn nun haben wir eine Redewendung, die irgendwie ein Schattendasein führt, wenn man mir den Kalauer verzeihen will. Die „Lockerungsübungen Richtung Links-Partei“ will ich ihm dann auch mal verzeihen, nicht jedoch das direkt anschließende zweite zertrümmerte Sprachbild: „Diese Konstellation fällt jedenfalls Merkel auf die Butterseite.“
Und wenn der Chef schon mit derartig schlechtem Beispiel vorangeht, soll es da wundern, dass auf der Rhein-Ruhr-Seite „dem … beliebten Flughafen der Wind schärfer ins Gesicht wehen wird“?
Oder dass im selben Artikel „längere Betriebszeiten und eine Verlängerung der Start- und Landebahn … zur Rede stehen“ – anstatt zur Debatte. (Natürlich kann man auch jemanden zur Rede stellen – aber das ist nun wieder eine ganz andere Redensart.)
Manchmal hat es den Anschein, als versuchten die WAZ-Autoren besonders originell zu sein oder „eingefahrenen Gleise“ zu verlassen, wenn sie vom oft Gehörten oder Geschriebenen abweichen. Nur: Zur Redensart gehört nun einmal, dass sie nicht besonders originell ist, sonst wäre sie keine Redensart.
Originalität schön und gut, aber kann sie sich nicht anders zeigen, als dass etwas in den Schatten rückt oder zur Rede steht? Ansonsten fällt nämlich jedes Sprachbild auf die Butterseite.