Wow, geht das los im Seite-2-Kommentar: „Nach dem Auspuffrohrkrepierer Rußfilterförderung und der hinter dem Ereignishorizont Bundestagswahl verschwundenen CO2-Besteuerung versenkt das Kabinett jetzt ein Milliardensümmchen für den blinden Aktionismusplan einer Steuerbefreiung für Neuwagen.“
Da zu fällt mir jetzt Piet Klocke ein: „Das müssen Sie sich mal auf der Zunge vorstellen!“
Ja, wirklich: Nicht nur der „Auspuffrohrkrepierer“ (haha!), sondern auch noch ein Ereignishorizont, hinter dem die CO2-Besteuerung verschwindet. Normalerweise liegt ja etwas hinter dem Horizont, was wir noch nicht kennen, und wenn es dahinter nicht weiter geht, dann mag vielleicht ja auch etwas dort verschwinden. Aber der Ereignishorizont hat damit überhaupt gar nichts zu tun. Das ficht aber einen WAZ-Schreiber nicht an, weil es erstens das Ereignis enthält, das man so schön mit der Bundestagswahl in Verbindung bringen könnte und zweitens den Horizont, hinter dem was verschwindet. Also vermuddeln wir das alles schön mit einander und hoffen, dass niemand die komplette Sinnlosigkeit des Konstruktes bemerkt.
Mit dem Aktionsmusplan ist es nicht viel anders. Zugegeben: es gibt blinden Aktionismus. Und es gibt vielleicht auch Pläne, die auf blindem Aktionismus beruhen. Aber deswegen gibt es noch lange keine blinden Aktionismuspläne. Es gibt schon keine Aktionismuspläne. Wie sollen die dann auch noch blind sein?
31. Oktober 2008
Blinder Aktionismusplan für taumelnde KfZ-Händler
30. Oktober 2008
Kreditklemme der Finanzkrise widergeben
Wirtschaftliche Zusammenhänge zu begreifen, ist schon schwer genug. Warum macht es uns die WAZ noch schwerer? Z.B. im Kommentar auf Seite 2 mit Formulierungen wie dieser: „Das Kuriositäten-Kabinett aus dem Reich der Finanzen ist um eine schillernde Facette reicher.“ Ein Kabinett mit Facetten? Naja. Oder dieser: „Der staunende Zuschauer auf den Rängen fragt sich völlig zu Recht, wie eine an sich seriöse und sinnvolle Einrichtung derart verkommen kann und ohne Schiedsrichter Exzessen freien Lauf lässt.“ Da hätt ich nicht nur die Frage, auf wie vielen Rängen der staunende Zuschauer denn so sitzt, oder ob er immer hin- und her springt, und ob man Exzessen lieber mit Schiedsrichter freien Lauf lässt oder ohne keinen. Aber ich frage natürlich nicht, seit wann die Börse eine „an sich seriöse und sinnvolle Einrichtung“ ist …
Aber wie das hier funktioniert, wüsste ich schon gern: „Volkswagen machte zeitweise mehr als ein Viertel des Wertes im gesamten Dax aus, was wiederum zu einem Automatismus führt.“ Wieso wiederum? Wieso Automatismus? Man versteht es einfach nicht, und das liegt nicht an uns Leserinnen und Lesern.
Doch den Spitzenreiter an Unverständlichkeit erleben wir mit folgendem Absatz. „Voodoo, mögen manche rufen und die sofortige Schließung aller Börsen fordern. Dabei ist es sinnvoll, wenn sich Unternehmen nicht nur bei Banken Geld borgen, sondern bei anderen Kapitalgebern welches besorgen können – was die drohende Kreditklemme der Finanzkrise deutlich macht.“
Versteht das jemand? Manche mögen „Vodoo“ rufen und dann alle Börsen schließen. Hm. Dabei ist es irgendwie sinnvoll, wenn Unternehmen bei anderen (also nicht bei Banken) Geld besorgen können. Also dann über die Börsen, scheint gemeint zu sein. Gut, das ist noch nachvollziehbar. Aber wieso macht das die Kreditklemme deutlich? Und warum ist es die der Finanzkrise? Äh, und was ist eigentlich eine Kreditklemme?
Aber selbst, wenn wir die Kreditklemme jetzt mal überwunden haben, dann ist „der Dax … nicht nur irgendeine Kurve im Auf und Ab, sondern er gibt im Idealfall die Entwicklung des Wertes der Top-30-Unternehmens wider.“ Da er sie aber nicht widerspiegelt, sondern nur wiedergibt, hilft das alles nicht wirklich weiter. Und der kreative Genitiv-Plural mag mich auch nicht überzeugen, denn da hätte mir bei die Unternehmens deutlich besser gefallen – das ist wenigstens echte Ruhrsprache, die einer Dr. Antonia Cerwinski-Querenburg würdig gewesen wäre. Vielleicht hätte sie dann sogar ein paar neue Ruhr-Formulierungen wider gegeben …
29. Oktober 2008
Auswüchse stattlich abfedern
Auf der Titelseite gibt es schon gleich mal wieder Probleme mit dem Satzbau: „Das ramponierte Image der Banken hält viele Geldhäuser nicht davon ab, auch mitten in der schwersten Finanzkrise weiter für Vermögensanlagen zu werben, die auf den ersten Blick nicht transparent sind.“
Das wäre ja einfach für den Anleger. Schon nach dem ersten Blick erkennt er, das die Sachen nicht transparent sind und kann sie ablehnen. Ich vermute aber, dass etwas völlig anderes gemeint war. Dass es um Anlagen geht, die nicht auf den ersten Blick transparent sind, sondern z.B. völlig undurchsichtig. Und das ist etwas völlig anders.
Da ist dann unser Ministerpräsident viel transparenter: „Die soziale Marktwirtschaft habe in der Demokratie den Vorteil, wirtschaftliche Auswüchse sozial abzufedern.“ Grandios! Und zwar nicht nur, dass die Marktwirtschaft in der Demokratie einen Vorteil hat, den sie – so steht zu vermuten – in einer Diktatur nicht hätte … (Sorry, da muss ich schon stutzen: hat er das wirklich so gesagt und auch gemeint?), sondern auch noch sozial abfedert. Und zwar wirtschaftliche Auswüchse. Auswüchse, auch noch wirtschaftliche, werden abgefedert. Tut mir leid, ich stelle mir so etwas immer bildlich vor: Ein Auswuchs, der auf Federn ruht. Geiles Bild.
Alles nichts gegen die Transparenz im Kommentar auf der Wirtschaftsseite, denn dort: … muss die jetzt so viel beschworene Transparenz eben durch stattliche Vorgaben geschaffen werden.“ Das finde ich auch! Weg mit den staatlichen Vorgaben! Stattliche sind einfach viel … hm … stattlicher!
28. Oktober 2008
Anziehung entfalten
„Ob solche Namen im Ausland eine gewisse Anziehung entfalten, muss sich sowieso noch zeigen.“ Ich fürchte, das wird sich nicht zeigen. Eine Anziehung wird nun mal in erster Linie ausgeübt, mit Entfalten wird sie sich eher schwer tun …
27. Oktober 2008
Schon wieder klare Kante
Wer hat eigentlich diese unsägliche Redensart in die Welt gesetzt? Alle zeigen neuerdings klare Kante. Müntefering vorweg, aber laut WAZ auch kürzlich erst die Polizei Duisburgs, und heute (im Kommentar auf der Titelseite) sind es Köln und Bochum, die das gegenüber den Rechtsextremisten tun.
Ein klare Linie, die kenne ich. Aber die ist vermutlich nicht kantig genug. Die Kante klingt so schön … äh … kantig. Und dazu muss sie natürlich auch klar sein. Wer will schon eine unklare Kante? Ist doch alles irgendwie totaler Blödsinn, oder?
Um nicht falsch verstanden zu werden: Zeigt den Rechtsextremisten alles mögliche, am besten, wo der Ausgang ist, aber lasst doch bitte endlich diese dämliche klare Kante!
25. Oktober 2008
Führende Chefvolkswirte leichthändig verspottet
Es geht schon wieder auf der Titelseite los mit der Zweiten Stadt im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms, die sich „in 1000 Meter Tiefe“ befindet.
Soll ich es aufgeben? Ist es schon richtig, nur weil es dauernd falsch gesprochen und geschrieben wird? (Das ist eben der Nachteil an normativer Sprachbetrachtung: Machen es nur genug Leute falsch, ist es plötzlich richtig, und dann stehste da mit deinen schönen Regeln!) Dennoch bleibt diese „Zweite Stadt“ für mich bis auf Weiteres: in 1000 Metern Tiefe!
Dann noch eine schöne Trennung: „Halte- (nächste Zeile) rner Stausee“.
Und im Artikel am Fuß der Seite: „Eine Minister-“ (na, was kommt jetzt wohl?) „iumssprecherin versicherte …“
Die „führenden Chefvolkswirte“ finden wir auf der Wirtschaftsseite, vermutlich, weil man einfachen Volkswirten die dreimalige Gewinnwarnung in dem Artikel nicht abgenommen hätte: „die Angst vor einer Rezession, Gewinnwarnungen großer Konzerne und Panikverkäufen„, (da kann man sich höchstens damit rausreden, dass die Angst auch vor Panikverkäufen gemeint sei, das haut aber nicht wirklich hin) „eine Welle von Gewinnwarnungen großer Konzerne“ und schließlich „die Gewinnwarnung von Sony“.
Dafür wird auf der Politik-Seite „Angela Merkel … inzwischen leichthändig verspottet“. Wie macht man das? Wie verspottet man leichthändig? Nun habe ich vom Verspotten ja durchaus einiges weg, und die WAZ macht es mir ja auch einfach, aber ich habe es bisher noch nicht einmal leichtfüßig versucht.
Ja, und dann haben wir noch einen recht eigenwilligen Satzbau auf der Sportseite: „Denn Pfleger versteht es, die Geheimnisse des Spiels so einfach und doch so anschaulich offenzulegen, dass auch Hobbyspieler die Gedankengänge der Stars verstehen zu glauben.“ Es wäre ein so schöner Satz geworden, wenn man bis zum Schluss konzentriert geblieben wäre. Dann hätte es aber geheißen: „… dass auch Hobbyspieler die Gedankengänge der Stars zu verstehen glauben.“ Und vielleicht wäre es selbst mir gelungen, die Gedankengänge der WAZ-Redakteure verstehen zu glauben.
24. Oktober 2008
Koch ist gefährlicher als Lafontaine
Zumindest für die deutsche Sprache. Wobei er (im Interview auf der Politik-Seite mit der Überschrift: „Gefährlicher ist Lafontaine“) grammatikalisch gar nicht so sehr daneben greift, wohl aber semantisch. Beziehungsweise nicht daneben greift, sondern eigentlich nichts sagt. Zumindest nichts von Bedeutung. O.k., der Mann ist Politiker, was soll man also in dieser Hinsicht von ihm erwarten, höre ich nun etliche Stimmen. Aber kann man nicht selbst von einem Politiker ein Mindestmaß an Inhaltlichem erwarten?
Stattdessen dies: „Zweifellos schürt der gewaltige Umbruch, den wir derzeit erleben, tiefe Verunsicherung.“ Ein Feuer kann man schüren, eine tiefe Verunsicherung jedoch allenfalls erzeugen. Denn wenn man ein Feuer schürt, ist das ein bewusster Prozess, man versucht, es anzufachen. Wie das ein Umbruch tun soll, muss Herrn Kochs Geheimnis bleiben. Nebenbei ist ein Umbruch eine tiefgreifende Veränderung, dass diese dann auch noch gewaltig tiefgreifend sein soll, hört sich vielleicht gut an, sagt aber nichts aus.
Genau so wenig wie der nächste Satz : „Unsere Herausforderung ist, die Krise zu bewältigen, ohne unsere Prinzipien aufzugeben.“ Das impliziert zunächst, dass es schwierig ist, eine Krise zu bewältigen, wenn man Prinzipien hat. Wofür es aber weder Beispiel noch Beleg gibt, zumindest nennt Herr Koch nichts dergleichen. Es impliziert darüber hinaus, dass Herr Koch (bzw. nicht näher bestimmte weitere Personen, die er unter „uns“ bzw. „unsere“ subsumiert) überhaupt Prinzipien hat. Was mit Sicherheit viele bezweifeln werden. Da will ich mich mal raushalten, hätte es aber hilfreich gefunden, wenn er an der Stelle das eine oder andere Prinzip mal wenigstens benannt hätte.
„Ach! Märkte orientieren sich an staatlichen Vorgaben. Es gab schwere unternehmerische Fehler, aber auch der Staat hat versagt.“ Was will er uns nun damit sagen? Inwiefern orientieren sich Märkte an welchen staatlichen Vorgaben? Und zweifellos gab es unternehmerische Fehler, und vermutlich hat auch der Staat mal wieder versagt, aber wann, wo und wie? Da sagt er nix, der Koch, und so bleibt das Ganze eine leere Sprechblase.
Aber nun sagt er was: „Heute können wir mit großem Selbstvertrauen sagen, dass sich die soziale Marktwirtschaft außerordentlich bewährt hat.“ Klingt doch gut, oder? Wir können mit großem Selbstvertrauen sagen. Toll! Dass sich die soziale Marktwirtschaft außerordentlich bewährt hat. Wow! Sie hat sich nicht nur bewährt, sondern gar außerordentlich! Wäre ja kaum zu ertragen gewesen, wenn sie sich nur ordentlich, oder gar nur bewährt hätte!
„Ohne Markt gibt es keinen Wohlstand, aber ein Markt sollte nicht ohne Grenzen sein. Das haben wir der Welt vorgelebt.“ Wie jetzt? Plötzlich muss ein Markt Grenzen haben? Keine grenzenlosen Märkte mehr? Warum das? Und wir haben der Welt vorgelebt, dass es ohne Markt zwar keinen Wohlstand gibt, aber ein Markt Grenzen haben muss? Kann ich mich irgendwie nicht dran erinnern …
Und dann kommt ein Satz, der nicht nur leer ist, sondern völlig unverständlich: „es ist im Inhalt ein Buch, das auf dem Boden der sozialen Marktwirtschaft steht.“ Ich finde es schon schwierig, mir vorzustellen, dass ein Buch auf dem Boden von Irgendwas steht, geschweige denn auf dem Boden der sozialen Marktwirtschaft, von der ich nicht mal wusste, dass sie selbigen hat. Aber es steht da ja nicht alleine oder nur so, sondern im Inhalt. Nein, falsch: Es steht nicht im Inhalt auf dem Boden, es ist im Inhalt ein Buch, das steht. Nee, das gibt auch keinen Sinn. Vielleicht, weil das, was Herr Koch sagt, keinen Sinn hat?
Versuchen wir’s mal damit: „Aber ohne das staatliche Eingreifen wäre eine ganze Industrie gefährdet.“ Welche denn? Die Autoindustrie? Die Schwerindustrie? Die gesamte Industrie? Oder wer? Oder gar warum? Sagt er nicht.
Dafür sagt er uns, wer gefährlich ist, der Lafontaine nämlich: „weil seine Politik dauerhaft Wohlstand in Deutschland vernichten würde.“ Nun liegt es ja in der Natur der Dinge, dass, wenn etwas vernichtet wird, dies auch dauerhaft geschieht. Irgendwie ist das ja das Wesen der Vernichtung, oder? Aber wie der Lafontaine das macht, bzw. seine Politik, dass sagt uns der Koch nicht. Stattdessen sagt er: „Wir müssen die Linkspartei sehr, sehr ernst nehmen.“ Gut, nehmen wir. Und nun soll wohl so etwas folgen wie eine Begründung: „Gerade in einer so unübersichtlichen Zeit, in der viele Menschen Angst davor haben, dass sie gefährdet sind in ihrer sozialen Situation.“ Also: Normalerweise müssen wir (wer ist „wir“, die CDU, die Politiker, die Gesellschaft, oder – um mit Otto zu reden – „vier alle“?) die Linkspartei schon ernst nehmen, aber nun erst recht. Weil wir nämlich eine unübersichtliche Zeit haben. Ich will jetzt nicht fragen, was eine übersichtliche Zeit ist, sondern mich mehr mit dem Rest des Satzes beschäftigen, in dem viele Menschen Angst davor haben, dass sie gefährdet sind. Und zwar in ihrer sozialen Situation. So sehr ich auch über diese Formulierungen nachdenke, ich kann ihnen keinen Sinn entlocken. Denn entweder hat man Angst davor, dass man gefährdet sein könnte. Oder man erkennt, dass man bereits gefährdet ist. Und die Situation, die soziale zumal, fragt sich überhaupt, wie man in ihr gefährdet sein kann.
Aber vielleicht werden wir mit dem nächsten Satz schlauer: „Lafontaine, Gysi und ihr Präsidentschaftskandidat Sodann sind Rattenfänger, die versuchen, schlecht informierte Menschen durch vereinfachende und verkürzende Parolen in die Irre zu führen.“ Klappt leider nicht. Schon beim Rattenfänger beginnt das Durcheinander: Das war ja jemand, der die Ratten, welche die Stadt Hameln überschwemmten und kahl fraßen, in der Weser ertränkt und so die Stadt von diesen Schädlingen befreit hat. Jetzt haben wir laut Koch drei Rattenfänger. Und die Schädlinge, die alles kahl fressen, also die Ratten, sind die schlecht informierten Menschen? Das kann er doch nicht gemeint haben! Nein, so etwas würde ein Politiker wie Koch doch nie tun: Menschen, und seien sie noch so schlecht informiert, mit Ratten gleich zu setzen!
(Vielleicht hat er sich ja auch nur vertan, und meinte Bauernfänger? Das würde insgesamt besser passen. Aber kann ein Politiker vom Schlage Koch derartig sprachlich daneben greifen? Ich fürchte, ja: Ratten hin – Bauern her …)
Nein, nein, außerdem versuchen das ja die Rattenfänger auch nur, und zwar, indem sie „durch vereinfachende und verkürzende Parolen in die Irre … führen“. Zwar habe ich selten von Parolen gehört, die nicht verkürzend oder vereinfachend waren (ich vermute sogar fast, es ist ihr Wesen), aber Gottseidank führen die nicht in die Weser, sondern nur in die Irre! Da können die Ratten – Pardon! die schlecht informierten Menschen – ja aufatmen.
Oder doch nicht, denn „Seriöse Politik hat es schwer gegen solche gnadenlosen Populisten.“ Dass diese Populisten auch immer gleich so gnadenlos sein müssen! Wenn sie ein bisschen gnädiger wären, die Populisten, wie leicht hätte es dann die seriöse Politik!
Stattdessen kommt es noch schlimmer: „Insofern ist die Linkspartei eine Gefahr für die Zukunft Deutschlands.“ Vor allem für die deutsche Sprache, denn zunächst fragen wir uns: Inwiefern insofern? Insofern, als die Politik es schwer hat? Und dann noch eine Gefahr für die Zukunft. Heißt das, dass sie eine Gefahr darstellt, mit der wir es erst in der in Zukunft zu tun haben werden? Nein, das kann er nicht gemeint haben, dazu ist er in der Gegenwart zu aufgeregt. Also muss er gemeint haben, dass die Zukunft Deutschlands u.U. nicht eintreten kann, weil sie gefährdet ist? Aber das ist doch kompletter Blödsinn, und so etwas wird ein Politiker, ein Alphatier vom Schlage eines Koch nie im Leben gesagt haben wollen. Aber was hat er dann gesagt, wenn es nicht wieder eine leere Sprechblase sein soll?
„Aber wir müssen die Auseinandersetzung mit ihr offensiv führen.“ Jetzt hätte er auch sagen können: „Wir müssen uns offensiv mit ihr auseinandersetzen.“ Nur wäre das wohl nicht so ober-wichtig daher gekommen. Auseinandersetzen ist eines Politikers nicht würdig. Eine Auseinandersetzung zu führen, und zwar offensiv, schon eher!
Leider ist das Interview noch nicht zu Ende. Und in der Online-Ausgabe sagt Herr Koch dann auch noch: „Jenseits der Tatsache, dass ich natürlich hoffe, dass Horst Köhler mit einem guten Ergebnis wiedergewählt wird, ist es skandalös, dass die Linkspartei einen Herrn Sodann mit seinen Sprüchen gegen zwei respektable Persönlichkeiten wie Bundespräsident Köhler und Frau Schwan stellt.“ Warum enthält man solche klugen Äußerungen den WAZ-Lesern vor? Formulierungen wie: „Jenseits der Tatsache“ sind doch reine Lyrik! Und Tatsache ist, dass Herr Koch hofft, bzw. natürlich hofft (andere verhüten höchstens mal natürlich). Das muss doch mal gesagt werden! Und dass es jenseits dieser Tatsache überhaupt noch was gibt, muss uns zu denken geben. Nämlich einen Skandal. Der darin besteht, dass eine Partei ihr Recht wahrnimmt, einen Kandidaten aufzustellen.
Als rein sprachorientierter Beobachter einer großen Tageszeitung versage ich mir an dieser Stelle jegliche Kommentare zum Demokratieverständnis eines hessischen CDU-Politikers und beschäftige mich lieber mit seiner nächsten Äußerung: „Wir sollten maßvoll Impulse geben, um ein allzu scharfes Absacken der Konjunktur zu vermeiden.“ Auch diese findet sich nur in der Online-Ausgabe, vermutlich, weil sich selbst bei der WAZ niemand etwas unter einem scharfen Absacken vorstellen kann. Wie wäre es mit einem harten (wird auch immer wieder gerne genommen)? Bloß kein kräftiges oder starkes, bitte, das wäre geradezu mutlos!
Und wo führt sowas hin? „Steinmeier hat bislang nicht den Mut, das Spiel von Frau Ypsilanti zu beenden. Dann wird er dafür mit seiner Partei bitter bezahlen.“ Wann dann? Und wie bezahlt man bitter? Das müssen wir dringend wissen, denn „ich hoffe, dass am Ende nicht auch Deutschland dafür bezahlen wird.“ Und gar noch mit sauer verdientem Geld. Ich weiß nicht, warum, aber hier kommt mir ein Vers von Erich Kästner in der Sinn, den er in seiner Schildbürger-Nacherzählung einem Bürgermeisterkandidaten in den Mund legt: „Ich bin ein Bürger und kein Bauer, und mache mir das Leben bitter!“ Und ein anderer reimt daraufhin: „Ich bin ein Bürger und kein Ritter, und mache mir das Leben sauer!“ Bittersehr!
Eigentlich reicht es ja für heute, aber auf derselben Seite im Artikel über die Liberalen steht noch ein Satz, zu dem ich mir einen Kommentar nicht verkneifen kann: „Der 68-jährige zeichnete die Zukunft Deutschlands schwarz.“
Man kann für die Zukunft schwarz sehen, vielleicht auch ein düsteres Bild von der Zukunft malen, aber dieselbe schwarz zeichnen … Warum muss man so etwas lesen? Manchmal fühle ich mich sooo müde!
23. Oktober 2008
Über die Bühne laufen
Auf Seite 2 wundert sich Ralph Giordano, „dass es so glatt über die Bühne gelaufen ist“. Mich wundert das auch, denn entweder läuft etwas glatt oder es geht über die Bühne.
22. Oktober 2008
Unbillen einer fehlgeleiteten Führung
Heute auf der Kulturseite: „Der Krieg … wird im Kino und in Romanen bevorzugt als Geschichte aufrechter Wehrmachtsoffiziere und -soldaten erzählt, die den Unbillen einer fehlgeleiteten Führung tapfer trotzen.“
Das Problem dabei ist nur, dass es keine „Unbillen“ gibt, denen man trotzen kann – ob tapfer oder ängstlich. Man kann Unbill erleiden, dann wird man ungerecht behandelt. Oder man kann den Unbilden z.B. des Wetters trotzen, also Unannehmlichkeiten, die schlechtes Wetter so mit sich bringt. Wem also können die armen Wehrmachtsoffiziere nun noch trotzen, zumal ihre Führung ja auch noch fehlgeleitet ist, vielleicht vom fehlgeleiteten Führer?
„Und dann erscheint dieses Buch,“ heißt es sofort im nächsten Satz, „in dem eine Frau ihre Tagebuchnotizen aus der Zeit der unmittelbaren Nachkriegsmonate im sowjetisch besetzten Berlin der Öffentlichkeit preisgibt.“ Lieber wär’s mir gewesen, sie hätte Geheimnisse preis– oder sonstige Dinge wie z.B. Tagebuchnotizen der Öffentlichkeit übergeben, aber man kann ja nicht alles haben.
Vielleicht war es deshalb „für Erfolgsproduzent Günter Rohrbach ein Unding …“ Für mich ist es eher ein Unding, dass es nicht für den Erfolgsproduzenten ein Unding war, obwohl diese Art von unflektierwilliger Bezeichnung (wenn ich das mal so ausdrücken darf) wie ein Lauffeuer um sich greift, so sehr ich diesen Unbillen auch trotzen möchte: „Für Präsident Bush“, „gegen Gehirnchirurg Dr. Aufschneider“ oder ganz schlimm: „mit Kollege Mustermann“. Brrr!
Dass es auch anders geht, finden wir überraschenderweise drei Absätze später: „Nach ersten körperlichen Übergriffen durch Soldaten sucht sie den Kontakt zum Offizierskorps und findet in dem Obersten Andrej einen Beschützer“. Dabei hätte ich den Kontakt zu Oberst Andrej erwartet. Die WAZ kann mich doch immer wieder überraschen!
Allerdings meistens mit arg unkonventionellen Formulierungen wie dieser hier: „,Anonyma‘ keilt eine in ähnliche Kerbe …“ bei der ich auch meckern würde, wenn der Satzbau in Ordnung wäre. Oder passt hier ein grober Keil in eine Kerbe anstatt auf den groben Klotz?
Da ist dann ja fast tröstlich, wenn man lesen kann: „Nina Hoss spielt diese Journalistin und Fotografin mit entschlossenem Blick und lässt keinen Zweifel, dass sie allen Lagen trotzen wird, die da noch kommen werden.“
Wir wollen nun nicht oberpingelig werden und fragen, ob Nina Hoss mit entschlossenem Blick spielt oder ob die Fotografin einen entschlossenem Blick hat, da wir nun endlich etwas haben, dem getrost getrotzt werden kann, wenn es schon nicht die Unbillen sind: alle Lagen, die da noch kommen werden.
21. Oktober 2008
Über zu als wie ob
Komisch. Da benutzen sie laufend „über“, ob es nun passt oder nicht, aber wenn man es wirklich benutzen sollte, dann heißt es z.B.: „Gegen Debatte zu Managergehältern“, wie heute auf der Titelseite. Aber Debatten führt man nun wirklich über etwas, zu etwas kann und sollte man Stellung nehmen oder besser schweigen.
Immer noch besser wie Müll reden. Tut das weh in den Ohren? Wenn Sie WAZ-Autor sind, dann bleiben Sie jetzt aber schmerzfrei. Und fabrizieren Sublines wie diese hier auf der Wirtschaftsseite: „Die meisten Führungskräfte haben prozentual keine höheren Einkommenssteigerungen wie Normalverdiener“. Aua!
Das wäre jetzt so’n richtig schöner Schluss für meinen heutigen Eintrag gewesen, aber leider gab es dazu auch noch einen Artikel, in dem z.B. steht: „Zudem können die Chefs von DAX-Firmen in guten Zeit deutlich mehr verdienen …“ und in dem auch schon mal gern auf ein Komma verzichtet wird, wie hier: „Liegt der Umsatz unter einer Million Euro (Komma fehlt!!) sind für den Geschäftsführer …“ oder hier: „In der Wirtschaft sieht man das anders und bezweifelt ob eine Begrenzung praktikabel ist und den betroffenen Banken eher schadet als hilft“.
Und diesem Satz fehlt nicht nur das Komma nach „ob“, sondern auch der Sinn. Denn erstens muss man hier bezweifeln, dass eine Begrenzung praktikabel ist und zweitens fehlt dem zweiten Teil des Satzes der Bezug. Da steht nämlich, genau genommen (und ich nehme hier ja alles immer verflucht genau!): „In der Wirtschaft bezweifelt man, ob den betroffenen Banken eher schadet als hilft“. Und da man das (abgesehen vom schrägen Satzbau) ja gar nicht bezweifeln kann, sondern sich höchstens eine entsprechende Frage stellt, ist das alles so daneben, dass ich bezweifeln muss, ob der Artikel lesbar ist und der deutschen Sprache eher schadet als hilft.
20. Oktober 2008
Von völlig anderem Gewicht
„Das Trio Steinmeier, Müntefering und Steinbrück … ist auch von völlig anderem Gewicht“, erläutert uns der Chefredakteur im Kommentar auf Seite 2. Es gab mal einen Ritter von der traurigen Gestalt, nun gibt es Leute von anderem Gewicht. Und damit wir das auch kapieren, schreibt er weiter: „Drei gestandene Profis … bringen eben mehr auf die Waage als ein … auch rhetorisch nicht allzu tief pflügender Pfälzer“. Dass drei Leute schwerer sind als einer, leuchtet mir noch irgendwie ein. Aber wird man schwerer, wenn man tiefer pflügt? Und wie pflügt man rhetorisch?
Nach dem rhetorischen Pflügen kommen rhetorische Fragen: „Wie lassen sich die anscheinend hilflosen ,kleinen Leute‘ vor einem Teil der Bosse schützen?“ Und schon frage ich mich, gar nicht rhetorisch tief pflügend: Warum nur vor einem Teil? Und vor dem anderen Teil nicht? Vermutlich hat er gemeint, dass nur ein Teil der Bosse so schlimm ist, dass man die anscheinend (warum anscheinend?) hilflosen kleinen Leute davor schützen muss. Hat er aber nicht geschrieben. Und kann man von einem Chefredakteur nicht erwarten, dass er schreibt, was er meint?
18. Oktober 2008
Die Enthaftungsmentalität hat den Pfeiler der Wettbewerbswirtschaft eingerissen
Wenn Sie sich jetzt fragen, was damit eigentlich gemeint ist, geht es Ihnen ähnlich wie mir. Vor allem fragt man sich: Was ist überhaupt eine Enthaftungsmentalität und von welchem Pfeiler ist die Rede? Darum habe ich dann den dieser Subline zugehörigen Artikel auf der heutigen Wirtschaftsseite gelesen. Aber wird man dadurch schlauer?
Wohl kaum, denn diese Rätsel werden nicht nur nicht gelöst (weil man weder diesen merkwürdigen Pfeiler, noch die Enthaftungsmentalität, noch die Wettbewerbswirtschaft findet), sondern es werden auch noch Sätze formuliert wie: “ … als diese Blase … prall gefüllt war …“, wo es doch fast zum Wesen einer (Seifen-)Blase gehört, dass sie platzt und dann eben nichts enthält; oder: „holten sich abertausende Tretminen in die Bilanzen“, was wohl noch nicht einmal ein Wirtschaftswissenschaftler versteht; oder: „erstmals … hat die Politik die Möglichkeit, auf Augenhöhe der Globalisierung zu kommen“, was nun leider kompletter Unsinn ist, denn weder hat die Globalisierung Augen, auf deren Höhe man kommen könnte, noch ist das Bild hier überhaupt angebracht, weil man normalerweise versucht, mit irgend jemandem auf Augenhöhe zu verhandeln oder wenigstens zu sprechen, was man mit der Globalisierung beim besten Willen nicht kann, noch ist das Ganze auch nur einigermaßen grammatikalisch korrekt, denn zumindest hätte es heißen müssen: „auf Augenhöhe mit der Globalisierung zu kommen.“ (Hrrrmmpf!! Tief Luft hol!)
Und zusätzlich, sozusagen als Pfeiler der Enthaftungsmentalität des Autors, gibt es noch eine Reihe von Tippfehlern (wenn sie das mal sind!) und schrägen Formulierungen: „Das, was uns da seit drei Wochen Heim sucht …“ Oder: „Bürgschaften, Kredite, Kapital – retten eben und gut.“ Oder: „Es wäre viel zu einfach (Komma fehlt!) jetzt zu rufen …“ Und schließlich: „Wer Fachbücher über zu den neoliberalen Konzepten … lesen will“.
Tja, da fühle ich mich jetzt eben und gut über zu Heim gesucht. Oder enthaftet.
17. Oktober 2008
Zurecht vom allerfeinsten
Erhitzte Gemüter kann man beruhigen. Die große Krise kann laut WAZ aber noch mehr, wie wir heute im Kommentar auf Seite 2 lesen können: „Sie konzentriert die Gemüter.“ Phänomenal! Dennoch komme ich damit irgendwie nicht zurecht.
Genauso wenig wie die WAZ-Autoren mit der Groß- und Kleinschreibung. Denn auf der „Rhein-Ruhr“-Seite „rüffelt der Diplom-Ökonom und Alternativbanker die eigene Branche, von der er sich so gern distanziert. Zurecht, wenn man bedenkt, welche Schauergeschichten seit mehreren Monaten über die Banken weltweit zu Tage treten.“ Dabei rüffelt er doch zu Recht, zumindest im Sinne der deutschen Rechtschreibung. (Und von den Schauergeschichten, die nicht erzählt werden, sondern zu Tage treten, was normalerweise Wahrheiten vorbehalten ist, wollen wir jetzt mal schweigen). Kurz danach haben wir dann noch die „Transparenz vom allerfeinsten“, die doch vom Allerfeinsten ist, zumindest, wenn die Rechtschreibung zu Tage tritt.
16. Oktober 2008
Harte Einschnitte mit Rücksicht an die Hinterbliebenen
Was es alles für Einschnitte gibt! Tiefe, heftige, blutende. Die WAZ fügt nun noch eine Variante hinzu: „Bei den Banken werde es … harte Einschnitte geben“ können wir heute auf der Seite 2 lesen. Man kann sich schon vorstellen, dass es für die Banker hart wird, wenn die Einschnitte erfolgen, aber dass dadurch aus weichen harte Schnitte werden, wage ich zu bezweifeln.
Ein interessantes Adjektiv gibt es heute auch auf der Welt-Seite, wo im „Madonna“-Artikel „Frau Mutter … die Paparazzi mit dem schmallippigen Kommentar … zu vertreiben sucht“. Ich nehme mal an, dass Frau Mutter schmallippig ist, denn einem Kommentar dürfte so etwas schwer fallen.
Kurz davor ein Satz, bei dem man nach Luft schnappen muss: „Madonna hat meine Ehe zerstört, behauptete Alex Rodriguez, … und versorgte damit die Propheten des Unheils mit frischem Futter.“ Das wusste ich noch nicht, dass Propheten frisches Futter benötigen. Aber ich kannte bisher ja auch keine Propheten des Unheils …
Auch den neuen Gebrauch einer Präpositon dürfen wir kennen lernen: „Er appellierte an die Medien, mit Rücksicht an die Hinterbliebenen die Berichterstattung über den Unfall einzustellen“, steht im Haider-Artikel auf derselben Seite. Dazu erspare ich mir hier jeden dicklippigen Kommentar mit Rücksicht an den Autor.
15. Oktober 2008
Griff ins Wespennest
Heute hat der Chefredakteur höchstselbst mal wieder zugeschlagen: von einem „weltweiten Geld-Tsunami, dessen Folgen niemand vorhersehen konnte“, erzählt er uns im Kommentar auf Seite 2 zur Finanzkrise. Dabei hätte ich das gar nicht so schlecht gefunden: Eine große Geldwelle, die über uns zusammenschlägt. Ehrlich gesagt, da warte ich eigentlich schon lange drauf. Im Geld schwimmen. Das hat er aber irgendwie nicht gemeint. Doch was dann?
Auch mit den weiteren Formulierungen hab ich so meine Probleme: „Ob es am Ende hätte so schlimm kommen können wie am Schwarzen Freitag 1929, konnte guten Gewissens niemand mehr ausschließen.“ Gemeint ist wohl eher: Dass es hätte so schlimm werden können, konnte niemand ausschließen. Oder: ob es hätte so schlimm werden können, konnte niemand wissen. Oder bin ich hier wieder zu pingelig?
Auch dass „den Bürgern in diesem Moment atemlosen Erschreckens ein Stück existzenzieller Sicherheit zurückgegeben“ wurde, halte ich für reichlich übertrieben, und nicht nur wegen des überflüssigen „z“ in der Existenz.
Aber das merkwürdigste Bild kommt zum Schluss: „Greife niemals in ein Wespennest. Aber wenn Du greifst, dann greife fest.“
Von einem Griff ins Wespennest habe ich noch nie vorher gehört. Von einem Stich schon. Oder von einem Griff ins Klo.
14. Oktober 2008
Im Schlagschatten der Finanzkrise schärfer auf die Finger gucken
Wir finden ihn heute auf der Wirtschafts-Seite, den „Schlagschatten der Finanzkrise“, in welchem die Tarifrunde startet. Es mag ja sein, dass ein Ereignis überschattet wird, und gegebenenfalls auch von einer Finanzkrise, aber dass eine Krise einen Schlagschatten wirft, kann wohl nur einem WAZ-Autor einfallen.
Da wundert es kaum noch, dass die „Lohnforderung auf ein Arbeitgeberlager … prallt„.
Beim Lesen der zweiten Sport-Seite musste ich mich dann allerdings wieder wundern: „Schärfer auf die Finger gucken“, will man da, wie uns schon die Headline in großen Lettern verspricht. Nun kann man gerne genauer hinsehen, vielleicht sogar schärfer. Man kann auch jemandem auf die Finger gucken,, dann will man ihn kontrollieren. Aber erst unscharf und dann schärfer auf die Finger gucken kann man nur bei der WAZ.
Was haben wir noch? Ein verirrtes Personalpronomen auf der Titelseite: „Es ist ein großes Versprechen, das die Kulturhauptstadt gibt. Hoffen wir, dass sie es halten„. Wer sind sie? Jedenfalls nicht die Kulturhauptstadt, denn die käme im Singular daher.
Sodann mal wieder einen unmöglichen Komparativ: „Auch die Verteilung der Einkommen ist immer ungleicher geworden“, lässt uns auf Seite 2 ein berühmter Historiker wissen, womit einmal mehr bewiesen ist, dass auch berühmte Wissenschaftler bisweilen Humbug von sich geben. Denn selbst wenn es in „Animal Farm“ heißt, dass manche Tiere gleicher seien als andere, sollte man daraus nicht unbedingt den Schluss ziehen, dass auch das Gegenteil möglich ist.
Und zum Schluss mal ein Kombinations-Sprachbild: „Es ist allzu einfach, bösen und gierigen Bankern den Scherbenhaufen vor die Tür zu kippen“. Sorry, aber das ist es nicht. Man kann einen Scherbenhaufen anrichten oder hinterlassen (den dann andere zusammenfegen müssen). Das heißt dann, dass jemand eine ziemliche Katastrophe angerichtet hat. Oder man kann jemandem Müll vor die Tür kippen, vielleicht auch Kuhmist. Was wiederum bedeutet, dass man mit irgend etwas nichts mehr zu tun haben will. Wenn man aber den Müll nicht trennt, dann kippt man den Scherbenhaufen mit dem Bade aus.
13. Oktober 2008
Befreiende Worte auf dem Ölteppich
Nach ein paar Tagen WAZ-Abstinenz (ich war einige Zeit im Ausland) überfällt mich die Bildersprache meiner Lieblingszeitung gleich wieder mit voller Wucht – und das schon auf der Titelseite. Nicht nur, dass „die televisionäre Verblödungsmaschinerie in dieser schalen Kölner Show ihren vorläufigen Höhepunkt erlebt“ oder „die kulturpessimistische Welt über die Galle des greisen Büchernörglers jubelt“, es wurde auch „ein reinrassiges Kulturgewächs ans Mikro“ geholt, „das nicht mehr viel zu verlieren hat“. Die schönste Erkenntnis ist aber die folgende: „Abende wie die Fernsehpreisgala sind Verabredungen auf dem Ölteppich eilfertiger Schmeicheleien.“
Ein Ölteppich entsteht normalerweise nach einem Tankerunfall auf dem Meer. Hier entsteht er aber durch Schmeicheleien. Das könnte ich noch verzeihen, wenn diese nicht auch noch eilfertig wären. Und dann kann man sich auch noch auf dem Teppich verabreden. Allerdings als Abend. Nein, als Abend wie. Und so gesehen, ist dann auch „eine Mutmaßung als Wermutstropfen gestattet“.
Im Kommentar auf der Seite 2 kann man dann „eines schweren Hitzschlags bezichtigt“ werden und pleitegehen, obwohl man zumindest nach der neuen Rechtschreibung hätte Pleite gehen müssen.
Das anschließende „Tohuwabohu vor einstürzenden Bankbauten“ will ich noch mal durchgehen lassen, obgleich man sich fragt, warum es nicht nach dem Einstürzen entsteht, aber dass „keine größere Kanone als die mögliche Verstaatlichung“ blieb, „um den Schrecken zu vertreiben“, leuchtet mir nicht wirklich ein. Denn wie soll man mit einer Kanone, mit der man ja sonst gerne auf Spatzen schießt, nun ausgerechnet Schrecken vertreiben?
Vielleicht, indem man den Versuch startet, „aus dem vermeintlichen Scheitern einer neoliberalen Idee politische Süppchen zu brauen“? Kann nicht klappen, weil man Süppchen kocht, während sich vielleicht irgendwas Schlimmes zusammen braut.
Da wundert es nicht, dass wir es auf der Seite 3 mit dem „Zorn des alten Mannes“ zu tun bekommen. Zumal sich MRR anschickte, „den schönen Schein einfach auszuknipsen, als schon mehr als die Hälfte der Aufzeichnung glimpflich über die Bühne gegangen war.“ Ich weiß nicht, wie man einen schönen Schein ausknipst und kenne allenfalls Leute, die glimpflich davon gekommen sind, oder Veranstaltungen, die über die Bühne gehen, aber nichts und niemanden, der glimpflich über die Bühne geht.
Wie auch immer. „,Blödsinn‘ sei all das hier gesehene“, müssen wir weiter lesen, ich vermute aber, dass MRR das Gesehene (Substantiv!) gemeint hat, Literaturpapst, der er ist. Und wenn er dann „hoch empört und in charakteristischer Manier ins Mikro … raunzt“, dann frage ich mich, warum er nicht tief empört ist. Vielleicht, weil seine befreienden Worte auf dem Ölteppich gebraut wurden?
11. Oktober 2008
Die Zerreißprobe ist ein Trauerspiel
So steht es zumindest heute im Kommentar auf der Titelseite: „Die Zerreißprobe der Dortmunder SPD ist ein Trauerspiel.“ Das ist aber noch nicht alles, denn „zwar ist mit dem Verzicht Gerhard Langmeyers … der Vorhang gefallen. Allerdings ist erst ein Akt vorbei.“ Aha!
Und noch mehr Wunderliches geschieht: „Die grassierende Politik-Verdrossenheit, die in Wahrheit eine Parteien-Verdrossenheit ist, hat neue Nahrung erhalten.“ Ich weiß auch nicht, wie das geht, dass eine Verdrossenheit Nahrung erhält, aber bei der WAZ ist ja nichts unmöglich.
Auch das hier nicht: „Diskutiert wird jetzt über Langemeyers angebliche Verfehlungen, sein Missmanagement, seinen Machttrieb.“ Machthunger ist bekannt, Machtstreben ebenfalls, und vielleicht treibt den Langemeyer auch irgend etwas an, aber ein Machttrieb ist weder in der Psychologie noch in der deutschen Sprache bekannt (außer vielleicht bei Journalisten, die ja gerne von einander abschreiben).
Und zum Abschluss des Artikels lesen wir noch Folgendes: „Dass Dortmund unter seiner Regie einen beachtenswerten Schub nach vorne gemacht hat, rückt in den Hintergrund.“ Dabei bekommt man entweder einen Schub oder man macht einen Sprung. Nun ja, aber warum sollte auch ein WAZ-Autor auf solche Sachen Rücksicht nehmen, wenn er ein Trauerspiel schreibt?
Die Wirtschaftsseite überrascht uns mit dieser Überschrift: „Autobänder stehen noch länger still“. Was, bitte schön, sind Autobänder? Sind es „Selbst“-Bänder? Also eine Art Schlips? Oder ist ein Autoband etwas, das man um sein Auto(mobil) schlingt, um es hübscher zu machen? Nichts dergleichen. Der Artikel klärt uns auf, dass bei Opel in Bochum die Bänder stillstehen. Also die Fließbänder. Und nicht die Autobänder.
Ansonsten ist dann der Essener Lokalteil noch ziemlich ergiebig. In der Unterzeile zur „Lupus“-Kolumne bleiben „Stadt und Oberbürgermeister … hart in der Frage Philharmonie-Intendant“.
Im Artikel selbst wird gefordert: „Eine Brücke muss her, die die Verbindung zwischen Stadt und Sponsoren wiederherstellt“.
Und noch bevor wir uns von der Brücke erholt haben, lesen wir Folgendes: „Die Theater und Philharmonie GmbH … muss auch künftig ein Essener Leuchtturm bleiben.“ O-Oh, muss es denn unbedingt wieder ein Leuchtturm sein? Und wenn schon, dann reicht es, wenn man entweder sagt: „er soll es auch künftig sein“ oder: „er soll es bleiben“. Soll er es „auch künftig … bleiben“, ist es reichlich doppeltgemoppelt.
Eine Seite weiter sagt ein Essener Buchhändler, von dem man eigentlich Besseres erwarten sollte: „Nach der anfänglichen Schockstarre über die Entscheidung habe ich mich … informiert“. Allerdings wohl nicht über den Gebrauch von Präpositionen und so sind wir wieder bei der Universalpräposition gelandet, darüber könnte ich dann glatt in eine Schockstarre verfallen.
Noch eine Seite weiter haben wir dann einen Artikel über eine Straßenbahnlinie, und hier heißt es: „Mit mehr als 37000 Einssteigern pro Tag ist sie die Abstand nachfragestärkste Linie…“ Jetzt würde ich direkt nachfragen, ob’s auch Zwei- oder Dreisteiger gibt, aber ich befinde mich noch immer in Schockstarre…
10. Oktober 2008
Den Hasardeuren Grenzen ziehen
Okay, man kann Grenzen ziehen. Quer durch die Landschaft, vielleicht von Ost nach West. Die WAZ schafft es aber auch mit den Hasardeuren: „Gleichzeitig ist es überreif, den Hasardeuren in der Bankenwelt deutliche Grenzen zu ziehen.“
Wer oder was ist überreif? „Es“! Na gut, da will ich nicht weiter drauf rumreiten, aber das mit den Grenzen geht so wirklich nicht. Denn wenn man jemandem klarmachen will, wo deutliche Grenzen sind, dann setzt man ihm welche.
Sonst müsste ich jetzt den WAZ-Schreibern deutliche Grenzen ziehen. (Mann, hört sich das furchtbar an!)
Und auch, „dass sich die abgehobenen Spekulanten nie wieder ungeschoren die Taschen füllen können“, gefällt mir nicht, weil ich gerade überlege, wie sich bodenständige (ist das das Gegenteil von abgehoben?) Spekulanten geschoren die Taschen füllen.
Einen Kommentar tiefer haben wir dann noch mal Spekulanten, jetzt aber weniger abgehoben, dafür mit doppelter Verneinung: „Denn eines werden die … Spekulanten nicht tun: Sie werden nicht das System infrage stellen …“ Darum werde ich jetzt eines nicht tun: Die WAZ-Kommentare nicht schlecht finden. Oder nicht gut?
9. Oktober 2008
Tote tragen keine Karos …
Von wegen! Man kann sogar kleinkariert tot sein, wie uns die WAZ im Kommentar auf Seite 2 über die Stadt Essen berichtet: „Stellt sich kleinkariert tot, weigert sich, ihren Entschluss zu überdenken …“
Doch auch der Finanzminister hat’s nicht leicht: „Die Nachrichten zu bündeln, den Faden zu behalten und angemessen zu reagieren, ist derzeit die Hauptaufgabe des Ministers, der dies körperlich vor allem in Form glühender Ohren erlebt, wegen des Handys“ steht auf der Politik-Seite. Hab ich mich verzählt? Ich komme immer auf drei Tätigkeiten, die die Hauptaufgabe ist. Wobei ich mich gleichzeitig frage, welchen Faden der Finanzminister da behalten will. Den roten? Von einem Sozialdemokraten wäre das zu vermuten, aber die WAZ lässt uns wieder einmal mit unseren Vermutungen allein und es könnte auch sein, dass die Fäden bei ihm zusammen laufen oder er an denselben ziehen will, sofern er dann nicht Strippen vor-zieht. Und zusätzlich bringt er noch das Kunststück fertig, das alles in Form glühender Ohren zu erleben. Und auch noch körperlich!
Sein Erlebnis geht aber noch weiter: „Das alles erlebt Steinbrück wie eingeklemmt“. Wie macht man das denn? Leider erfahren wir das nicht, auch nicht, zwischen wem oder was er eingeklemmt ist und und was der Autor überhaupt damit meint.
Und was ist, wenn „die Äußerung jetzt möglichwerweise ein Nachspiel“ hat, wie wie ein paar Zeilen zuvor vernehmen durften? Werweiswas …
8. Oktober 2008
Das weiße Loch
Schwarze Löcher, in denen alles verschwindet, kennt man ja. Die WAZ beglückt uns heute auf der Titelseite mit einem weißen: „Als ,Verneigung‘ vor Wolfgang Petersens Film ,das Boot‘ bezeichnet Atze Schröder
dem er einen ahnungslosen U-Boot-Kapitän mimt.“ Das Loch ist mitten in der Zeile und es bleibt unserer Phantasie überlassen, womit wir es füllen.
7. Oktober 2008
Wurzeln schwenken auf Überholspur ein
Der Kommentar auf Seite 2 ist heute mal wieder mit mehr (Sprach-)Bildern ausgestattet, als die Phantasie verkraften kann. „Dabei gibt die EU trotz der Fanfarenstöße, die sie jetzt in eigener Sache anstimmt, kein gutes Bild ab – schlingernd im Kurs …“ Das ist verständlich, werden doch normalerweise Lieder angestimmt, während Fanfarenstöße vielleicht erklingen, wobei ich mir beides ohnehin etwas schwer vorstellen kann, wenn man gleichzeitig im Kurs schlingert.
Wir bleiben bei der Schifffahrt, denn nun „lassen die Iren eine surreale Sparbuch-Garantie vom Stapel“, woraufhin „andere … per Flurfunk die Idee eines europäischen Stützfonds in Umlauf (bringen), die prompt von den Partnern als Humbug unmöglich gemacht wird“. Moment, wie kommt jetzt der Flur in den Stapellauf der surrealen Garantie? Es geht aber noch verworrener, denn „Deutschland verdammt den irischen Alleingang, nur um gleich darauf auf dieselbe Überholspur einzuschwenken.“ Schade, jetzt hatte ich gedacht, Deutschland würde auf irgendeinen Kurs einschwenken, anstatt auf eine Überholspur, denn dann hätte man wenigstens wieder schlingern können. Stattdessen „ging man breitbeinig“, was ich mir auf einem Schiff auch ganz gut vorstellen könnte, inzwischen sind wir aber schon wieder woanders gelandet, denn „Wir sind Nachbarn im Glashaus“. Vielleicht finde ich da jetzt auch den Flurfunk? Mitnichten, denn „Angela Merkels Wende auf der Autobahn lässt den Verdacht zurück, dass auch sie nicht mehr genau weiß, wo es lang geht.“ Wie sollte sie auch, denn wir sind nun mit angestimmten Fanfarenstößen schlingernd im Glashaus auf die Überholspur eingeschwenkt, die dann zur Wende auf der Autobahn führte und konnten bei der Gelegenheit noch einen Verdacht zurück lassen. Das muss uns erst mal einer nachmachen!
Auch mit Wurzeln geschieht heute Merkwürdiges, zumindest mit denen des Nobelpreisträgers Harald zur Hausen. Heißt es noch in der Subline auf Seite 3: „Seine Wurzeln liegen auf einem Bauernhof in Gelsenkirchen“ (rum, ist man versucht zu ergänzen), so liest man in den ersten Zeilen: „Die familiären Wurzeln … sind offenbar so tief vergraben…“ Es ist zu vermuten, dass hier jemand mit Ordnungssinn die rumliegenden Wurzeln vergraben hat. Das haben sie nun davon! Hätten sie sich einfach nur erstreckt, wäre das nicht passiert.
„Er hat mit seinen Ansichten sehr kontrovers dagestanden und musste manches Gelächter einstecken”, sagt eine Kollegin, der man das eigentlich nicht vorwerfen kann. Trotzdem frage ich mich, wie man das macht, kontrovers dazustehen, und auch, wie man Gelächter einsteckt, weiß ich nicht, weil ich das bisher allenfalls von Schlägen oder Enttäuschungen kannte …
Zu guter Letzt haben wir noch einen kleinen peinlichen Tippfehler: „… so Hermann Marth, Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Zollverein“.
6. Oktober 2008
In der Wunde rühren
Ja, wer macht denn sowas? Auf der vierten Sportseite müssen wir tatsächlich lesen, „dass er damit kräftig in der Wunde der Gastgeber rührte“. Nun gut: Alte Wunden können aufreißen, obwohl die Zeit bekanntermaßen alle Wunden heilt, und es gibt offene Wunden, sogar klaffende. Aber dass da jemand drin rumrührt (mit einem Kochlöffel vielleicht?), und auch noch kräftig, das entzieht sich meiner Vorstellung. Aber vielleicht will ich es ja gar nicht wissen …
4. Oktober 2008
Kotrolmechanismen miteinbeziehend
„Mit Kritik an den Kotrolmechanismen des Senders wurde ebenfalls nicht gespart“, vermeldet die WAZ auf der Seite „Hören und Sehen“ in der Subline, und die ist ja immerhin so groß, dass es auffällt. Auch, wenn man keinen Hund besitzt.
Auf der Kulturseite finden wir einige interessante Adjektive, und der dazugehörige Satzbau ist reichlich schräg: „Die Theateradaption … hatte Regisseur Ivo van Hove … spielen lassen, dabei die Ingenieurskunst der Architektur ins Konzept miteinbeziehend.“ Hä? Oder: „Wördehoff meint einverständig: Die Verbindung … sei gelungen“. Wieso einverständig? Und schließlich „kam der begeisterungsfähige Chefdramaturg erinnerungsselig … ins Reden“. Da komme ich, die Sprachkunst einbeziehend, völlig einverständig und sprachselig ins Grübeln.
Zum Abschluss noch was aus „derwesten.de“, das ist die WAZ-Onlineausgabe, die ich mir in Ermangelung der echten WAZ angeschaut habe:
„Neu Delhi. US-Außenministerin Condoleezza Rice ist zu Gesprächen des umstrittenen Atomvertrags in Indien eingetroffen“. Da rege ich mich laufend über die Benutzung der Universalpräposition „über“ auf. Aber so war das nicht gemeint! Denn diesmal hätte man getrost mal „über“ benutzen können, anstatt eine so merkwürdige Genitiv-Konstruktion zu wählen. Aber mir kann man es ja irgendwie nie Recht machen …
2. Oktober 2008
Star-Dirigent bekräft, derweil Stümperhaftigkeit den Geiseln das Leben kostet
Heute trumpft die WAZ mal wieder voll auf. Nicht nur, dass schon auf der Titelseite im Kommentar „ein Etat rechthaberisch überzogen“ und „eine Intrige gegen einen Mann angezettelt wurde“, heißt es dann auf der Politik-Seite, recht fett in der Subline: „Die stümperhafte Koordination der beteiligten Staaten hätte den Gefangenen das Leben gekostet.“ Und damit auch klar ist, dass es sich bei diesem Dativ (janee, iss klar: Wem hat es das Leben gekostet? Den Gefangenen) nicht um ein Versehen handelt, steht dann auch im Artikel: „In Wirklichkeit hätte die stümperhafte Koordination … den Geiseln um ein Haar das Leben gekostet.“ Also die Geiseln oder die Überlebenden hätte es nix gekostet. Insofern ist von jetzt ab der Dativ nicht nur dem Genitiv, sondern auch dem Akkusativ sein Tod.
Dafür dürfen wir dann auf der Seite „Rhein-Ruhr“ einen Maueraufgang erleben. Nicht ganz so schön wie der Sonnenaufgang, aber das Herz kann einem aufgehen, wenn man liest: „… 9. November 1989, als die Mauer aufging … “
Das ist dann nur noch zu toppen von der Kultur-Seite, auf der „der Star-Dirigent bekräft, er werde die Essener Philharmonie nicht mehr betreten …“
Das würde ich auch nicht, solange dann auch noch im Artikel geschrieben steht: „Im Übrigen zeige die Auszeichnung der Essener Oper und des Orchesters unter Stefan Soltesz als ‚Oper des Jahres‘ zeige, dass man Spitzenarbeit abliefern und trotzdem seinen Etat einhalten könne.“ Aber nicht, wenn ihm das zuviel kostet, nehme ich an, und das möchte ich hier nochmal ausdrücklich bekräft!
1. Oktober 2008
Heuschober auf offener Bühne löschen, während der Sturm ins Feuer bläst
„Es ist schon ein bemerkenswertes Schauspiel, das die Abgeordneten im US-Repräsentantenhaus auf offener Weltbühne abliefern. Der Heuschober brennt lichterloh …“, vermeldet uns die WAZ heute im Kommentar. Der Heuschober brennt auf der Weltbühne, und das ist nicht das einzige Bild, was von jetzt ab dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt: „Die Finanzkrise enthebt sich aber schon längst solcher ordnungspolitischer Überlegungen, und zwar, weil es sich um Banken handelt, die von einem Flächenbrand bedroht sind.“ Nun hat sich der Heuschober- bereits in einen Flächenbrand verwandelt. Doch: „Es geht hier nicht darum, Missmanagement zu heilen …“ wie beruhigend, denn damit wäre jeder überfordert, zumal ja Banken „groß und weltweit verflochten sind“. Dass sie weltweit verflochten sind, mag ich noch glauben, aber wie ist man groß verflochten?
Ist vermutlich nicht so wichtig, angesichts der Tatsache, dass „jede neue Pleite wirkt … wie ein Sturm, der ins Feuer bläst“. Nun gut, wenn man ins Feuer bläst, wird es angefacht. Auch der Wind kann diese Funktion übernehmen. Außerdem gibt es Feuerstürme. Aber warum muss jetzt unbedingt ein Sturm ins Feuer blasen? Da muss man fast froh sein, dass er nicht noch Öl reingießt …
Derweil erlauben sich die Abgeordneten, die den Heuschober noch immer nicht gelöscht haben, „weiter dieses abstruse Theater“, weil das absurde Theater auf der (nach oben) offenen Weltbühne vermutlich angesichts des ins Feuer blasenden Sturms nicht verrückt genug war.