WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

7. Oktober 2008

Wurzeln schwenken auf Überholspur ein

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 23:02

Der Kommentar auf Seite 2 ist heute mal wieder mit mehr (Sprach-)Bildern ausgestattet, als die Phantasie verkraften kann. „Dabei gibt die EU trotz der Fanfarenstöße, die sie jetzt in eigener Sache anstimmt, kein gutes Bild ab – schlingernd im Kurs …“ Das ist verständlich, werden doch normalerweise Lieder angestimmt, während Fanfarenstöße vielleicht erklingen, wobei ich mir beides ohnehin etwas schwer vorstellen kann, wenn man gleichzeitig im Kurs schlingert.
Wir bleiben bei der Schifffahrt, denn nun „lassen die Iren eine surreale Sparbuch-Garantie vom Stapel“, woraufhin „andere … per Flurfunk die Idee eines europäischen Stützfonds in Umlauf (bringen), die prompt von den Partnern als Humbug unmöglich gemacht wird“. Moment, wie kommt jetzt der Flur in den Stapellauf der surrealen Garantie? Es geht aber noch verworrener, denn „Deutschland verdammt den irischen Alleingang, nur um gleich darauf auf dieselbe Überholspur einzuschwenken.“ Schade, jetzt hatte ich gedacht, Deutschland würde auf irgendeinen Kurs einschwenken, anstatt auf eine Überholspur, denn dann hätte man wenigstens wieder schlingern können. Stattdessen „ging man breitbeinig“, was ich mir auf einem Schiff auch ganz gut vorstellen könnte, inzwischen sind wir aber schon wieder woanders gelandet, denn „Wir sind Nachbarn im Glashaus“. Vielleicht finde ich da jetzt auch den Flurfunk? Mitnichten, denn „Angela Merkels Wende auf der Autobahn lässt den Verdacht zurück, dass auch sie nicht mehr genau weiß, wo es lang geht.“ Wie sollte sie auch, denn wir sind nun mit angestimmten Fanfarenstößen schlingernd im Glashaus auf die Überholspur eingeschwenkt, die dann zur Wende auf der Autobahn führte und konnten bei der Gelegenheit noch einen Verdacht zurück lassen. Das muss uns erst mal einer nachmachen!

Auch mit Wurzeln geschieht heute Merkwürdiges, zumindest mit denen des Nobelpreisträgers Harald zur Hausen. Heißt es noch in der Subline auf Seite 3: „Seine Wurzeln liegen auf einem Bauernhof in Gelsenkirchen“ (rum, ist man versucht zu ergänzen), so liest man in den ersten Zeilen: „Die familiären Wurzeln … sind offenbar so tief vergraben…“ Es ist zu vermuten, dass hier jemand mit Ordnungssinn die rumliegenden Wurzeln vergraben hat. Das haben sie nun davon! Hätten sie sich einfach nur erstreckt, wäre das nicht passiert.
„Er hat mit seinen Ansichten sehr kontrovers dagestanden und musste manches Gelächter einstecken”, sagt eine Kollegin, der man das eigentlich nicht vorwerfen kann. Trotzdem frage ich mich, wie man das macht, kontrovers dazustehen, und auch, wie man Gelächter einsteckt, weiß ich nicht, weil ich das bisher allenfalls von Schlägen oder Enttäuschungen kannte …

Zu guter Letzt haben wir noch einen kleinen peinlichen Tippfehler: „… so Hermann Marth, Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Zollverein“.

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