WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

30. August 2008

Verheilende Narben

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:18

Schöne Sprachbilder, heute: Schon auf Seite 2 „sind es vor allem die besorgten Nato-Mitglieder Estland, Lettland und Litauen sowie die Polen und die Tschechen, die den russischen Teufel immer krasser an die Wand malen.“ Tut mir leid, aber das geht nicht. Man kann den Teufel an die Wand malen, wenn man übermäßig pessimistisch ist, das Schlimmste voraussieht oder dergleichen. Das ist dann aber ein allgemeiner Teufel, kein russischer. Und immer krasser malen? Wie malt man denn krass? Oder gar krasser?
Da ist dann die „Abschreckungswirkung gegen Russland gering“. Zumal eine Wirkung auf etwas ausgeübt wird und nicht gegen. Aber man muss ja schon froh sein, wenn es keine Wirkung „über“ Russland ist … Denn sonst könnte ja folgendes eintreten: „Es bestünde die Gefahr, dass sich alles hochschaukelt.“ Das befürchte ich allerdings auch!

Weiter geht’s auf Seite 3, denn dort „läuft … die Debatte um die Kohlenmonoxid-Röhre des Bayer-Konzerns heiß“ (wie soll das angehen? es mag heiße Debatten geben oder heißgelaufene Motoren) und „ein Parlaments-Votum zum Bayer-Projekt geriete zum Show-down über die NRW-Industriepolitik“. Klar: „über“. Die Universalpräposition mal wieder. Dabei wäre doch ein Showdown für die Industriepolitik viel sinnvoller gewesen!

Das schönste Sprachbild für heute ist auf der Sport-Titelseite. Dort liest man die dicke Headline: „Schalkes Narben sind noch nicht verheilt“.
Das wundert mich nicht, denn Narben können gar nicht verheilen. Schließlich sind sie selbst Ergebnis eines Heilungsprozesses; sie entstehen, wenn Wunden verheilen. Und so etwas wollte der Autor vielleicht auch zum Ausdruck bringen: dass nämlich Schalkes Wunden noch nicht verheilt, aber Narben geblieben sind …

29. August 2008

Schärfere Noten, schärfere Spaltung

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:58

„Schärfere Noten“ fordert die FDP auf Seite 2, ich vermute, sie meint eine schärfere Benotung. Auf derselben Seite lesen wir im Kommentar von einer „scharfen Spaltung“, wo es doch allenfalls eine tiefere gibt. Nun ja, Semantik ist nicht jedermanns Sache.

O.K., es ist nur ein Leserbrief: „Ansonsten schließt sich für mich bei einer Spaßgesellschaft die Verantwortung mit all seinen Facetten nicht aus.“

Auf der Seite „Menschen“ dann noch die Unvollendete (Nachricht): „Sieben Jahre ist es her, dass Michael Jackson sein letztes Album herausgebracht.“ Punkt.

28. August 2008

Die Maus vor der Katze

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:46

Der Chefredakteur höchstselbst lässt sich herab, seinen Lesern die Welt zu erklären. Ein Essay, „ibergetitelt“ (wie mein Deutschlehrer zu sagen pflegte): „Geschichte ohne Ende“.
Aber was müssen wir da lesen? „Es gibt keine Gesetze der Geschichte (außer dieses).“ Ich habe bei besagtem Deutschlehrer gelernt, dass nach „außer“ der Dativ steht: „außer diesem„. Alles andere tut mir in den Ohren weh.
Doch damit nicht genug. Es gibt noch eine schönen Formulierung am Ende des Artikels: „Und Europa? Pflegt sein ergrünendes Lebensgefühl. Erschöpft sich im Kampf gegen den Klimawandel. Wirkt darüber hinaus seltsam hilflos. Und erstarrt. Wie die Maus vor der Katze.
Nun möchte man fast mit „Radio Eriwan“ antworten: „Im Prinzip ein schönes Bild. Nur erstarrt nicht die Maus, sondern das Kaninchen. Und das nicht vor der Katze, sondern vor der Schlange.“ Die Schlange kann ja angeblich ihre Beutetiere hypnotisieren, so dass diese in eine Starre verfallen (und daher kommt jenes Sprichwort). Eine Katze vermag das allerdings nicht. Und deshalb haut die Maus schnellstens ab, wenn eine Katze hinter ihr her ist. Es gibt zwar auch ein „Katz-und-Maus-Spiel“, wenn die Katze eine gefangene Maus immer wieder laufen lässt, um sie anschließend wieder zu fangen, aber mit „Erstarren“ hat das nun einmal gar nix zu tun. Darum möge man doch beide Bilder bitte tunlichst auseinander halten! Gerade, wenn man Chefredakteur ist.

Gab es gestern noch die „auseinander klaffenden“ Gehälter, so ist es heute ein „auseinandergehender Trend“, ausgemacht übrigens von unserer Schulministerin, Frau Sommer. Und die muss es ja wissen. Zumal sie das Wörtchen „muss“ in ihrem Interview in jeder zweiten Antwort benutzt. Außerdem will sie Kinder so fördern, „das erste Unterschiede weg sein müssen„. Wie wäre es denn mal mit einer Sprachförderung für Schulminister?

Auf der Politik-Seite zeigt sich unsere Kanzlerin „,tief erschüttert‘ über den Anschlag“, nicht etwa von demselben (wieder einmal „über“ als Universalpräposition). Und im selben Artikel sagt der stellvertretende Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, die „permanente Ignoranz berechtigter Kritik“ an Defiziten des Einsatzes erweise sich als Bumerang. „Und das wird auf dem Rücken unserer Soldaten ausgetragen.“ Wenn man das mal aufdröseln will, dann würde das Folgendes heißen: Auf dem Rücken der Soldaten wird ein Bumerang ausgetragen, der daraus besteht, dass berechtigte Kritik an Defiziten des Einsatzes permanent ignorant ist. Aaaah-ja!

Nach einigen Tippfehlern, die u.a. für eine Geschlechtsumwandlung der SPD-Vorsitzenden sorgen: „NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und Opposionsführer Hannelore Kraft …“ (Subline auf der Politik-Seite), oder aber auch den Unterschied zwischen Singular und Plural aufheben: „… dass vor allem der Auskunftsdienst über Änderungen im Angebot informiert sind“ (Essener Lokalteil) finden wir dann noch eine recht hübsche Formulierung über Hillary Clinton auf einer weiteren Politik-Seite: „Niemand kann ihr vorwerfen, dass sie Barack Obama nur halbherzig unterstützt hat, dass ihre Rede von bösen Hintergedanken durchtrieben war …“ Durchtrieben ist ein Mensch, der raffiniert, gerissen, möglicherweise gar hinterhältig ist, eine Rede mag von bösen oder anderen Gedanken durchsetzt sein. Ansonsten wird die Absicht des Schreibers hintertrieben.

27. August 2008

Chemie klafft auseinander

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:19

Klingt komisch, nicht wahr? Wie soll denn die Chemie auseinander klaffen? Normalerweise klafft ja so etwas auseinander wie „Arm und Reich“ oder „Anspruch und Wirklichkeit“. Also immer zwei Dinge. Bei der WAZ klaffen heute auf der Titelseite „Gehälter“ auseinander, und die sogar immer weiter. Können die aber gar nicht. Wenn es wenigstens niedrige und hohe gewesen wären. So jedoch klafft auch jedes einzelne Gehalt auseinander, und das war vermutlich nicht gemeint.

Was hat das nun mit Chemie zu tun? Steht auf Seite 3. Als ich ziemlich missmutig die Zeitung durchblätterte, weil ich außer der geraden besprochenen Headline kaum etwas fand, worüber ich mich ärgern konnte, habe ich – eher per Zufall – dort den folgenden Artikel entdeckt, und ich möchte dieses Kleinod journalistischer Sprachkunst gerne in voller Länge präsentieren:

„,Das Leben ist Gas‘, sang Marc Bolan 1971. Und meinte, dass das Leben flüchtig ist. „Gib Gas, ich will Spaß“, sang Markus 1982. Und wollte dasselbe sagen. Jedoch steht das Gas im Kontext der Blumenrevolution für den unausweichlichen Tod. Während es im deutschen Schlager positiv besetzt ist. Vielleicht, weil es in flüssiger Form (als Benzin) vorlag. Was auf Kenntnisse chemischer Zusammenhänge schließen lässt. Die Rezeption der Chemie verläuft also wellenweise. Die eine Generation kritisiert, bei der anderen stimmt die Chemie.“

Ich will nun nicht mehr auf alles eingehen, weil ich denke, die Hervorhebungen sprechen für sich. Aber dass es auf Kenntnisse chemischer Zusammenhänge schließen lässt, weil das Benzin in flüssiger Form, ahem, „vorlag,„, das ist so daneben, dass man sich fragt, an welchem Gas der Autor dieses sprachlichen Glanzstücks wohl geschnüffelt hat …

26. August 2008

Terror, Selbstmord-Mörder und die pure Lüge

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:44

Auf der Titelseite heute wieder ein Kommentar, der insgesamt etwas schräg daherkommt. Da ist zunächst die Rede von Terroristen, die „Chaos und Schrecken verbreiten wollen“. Das mit dem Schrecken kann eigentlich nicht verwundern, heißt doch „Terror“ auf Latein „Schrecken“. Da hätte man dann ja auch bei der üblichen Floskel von „Angst und Schrecken“ bleiben können, aber das war wohl nicht schlimm genug, also musste das „Chaos“ her. Nun gut, seien wir an der Stelle nicht zu pingelig.
Aber weiter im Text: „Terroristen bemänteln ihr Vorgehen mit religiösen Motiven. Mit dem Islam. Was eine Lüge ist.“ Wie jetzt? Bemänteln sie das nun oder nicht? Oder ist es eine Lüge, dass sie es mit dem Islam bemänteln? Vielleicht war ja gemeint, das religiöse Motive nur vorgeschoben sind. Doch dann sollte man das auch schreiben …
„Doch die Lüge hilft, Selbstmord-Mörder zu rekrutieren“, heißt es weiter. Also keine Selbstmörder, sondern Selbstmord-Mörder, hm. Interessantes Wort. Man könnte glatt darüber philosophieren: Wenn ein Witwen-Mörder Witwen umbringt, dann tötet der Selbstmord-Mörder …
Wie auch immer, dieser Fall zeigt, laut WAZ, „allen, die in den Griff des Terrors – siehe oben – geraten: Leben ist wichtiger als der Tod.“ Was ist der Griff des Terrors und wie gerät man hinein? Doch der Fall kann noch mehr: Nicht nur die Augen öffnen, er kann „die Augen zur Einsicht öffnen“, und zwar zu der: „Keine Religion ist so monströs, ihre eigenen Kinder ins Verderben zu schicken.“ Wessen Kinder? Egal: „Das Mädchen hat dem diabolischen Terror getrotzt.“

25. August 2008

Das Abfackeln der olympischen Flamme in den Blickpunkt gerückt

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:28

Es beginnt mal wieder mit „über“, der Universalpräposition. Diesmal ist es die „Geschichte von Carol Thatcher über das Vergessen ihrer Mutter … “ wie wir auf der Titelseite im Kommentar lesen können. Eine Geschichte „über“, nicht etwa „von“.

Im Kommentar auf Seite 2 haben „wir im Westen … die Themen in den Blickpunkt gerückt, ohne sie lösen zu können“. Das wundert mich nicht, wer kann schon Themen lösen? Mit Problemen wäre das was anderes … Und außerdem nehme ich an, dass entweder der Mittelpunkt oder das Blickfeld gemeint war, wohin wir die nicht lösbaren Themen gerückt haben.

Es folgt (auf der Politik-Seite) einer der üblichen Tippfehler: „… ihre Tochter erwartete wie immer eine schlagfertiges, blitzgescheites Polit-Alphatier …“

Und schließlich der Sportkommentar, in dem es heißt: „Jacques Rogge hat es sich verkniffen, beim Abfackeln der olympischen Flamme in Peking …“ Das ist neu: eine Flamme abfackeln. Bisher kannte ich den Begriff „Abfackeln“ im Zusammenhang mit Brandstiftung. „Da hat jemand die alte Scheune abgefackelt“, heißt es zum Beispiel, wenn jemand so ein Gebäude in Brand gesetzt hat. Die olympische Flamme wurde allerdings abgedreht, ausgepustet, gelöscht. Und das ist nunmal das krasse Gegenteil von „Abfackeln“.
Auch im übernächsten Absatz eine nette Formulierung: „Olympia zwischen Glanz, Tristesse – ja, und auch zwischen Zwielicht.“ Ja, zwischen wem oder was, bitte? „Zwischen A und B“, zum Beispiel. Aber: „zwischen A und zwischen B“ – das geht einfach nicht.
Gegen Ende des Artikels finden wir dann mal wieder etwas, das „im Drogensumpf wurzelt“ (letztes Mal war es noch der Dopingsumpf, in dem gewurzelt wurde), diesmal sind es „finstere Vermutungen“ und am Ende gibt es dann noch den bemerkenswerten „defizitären Erklärungsbedarf“, und den habe ich jetzt auch, weil ich mir darunter schlichtweg nichts vorstellen kann.

24. August 2008

… von erfüllten Träumen umzingelt, birst der Himmel und fällt als Paradies auf die Erde

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:54

Es wurde ja noch recht poetisch, am Samstag, und zwar im Artikel „Bilder für Geld“. Nach ein paar einleitenden Sätzen wie: „Gou Jingjing sitzt auf dem Podium“ (ich vermute, dass es sich immer noch um ein Podest handelt, aber warum sitzt sie darauf?) gibt es dann eine geballte Ladung WAZ-Poesie: „Sie müsste doch lächeln, aber sie schaut ernst. Sie wirkt wie jemand, der von erfüllten Träumen umzingelt ist … Das ganze Leben ist Kampf und Wettbewerb, aber was hat dieses wahre Leben jetzt bei einer Siegerehrung verloren? Was sucht dieses wahre Leben in der glitzernden Scheinwelt von Olympia?“
Ja, und vor allem: Was will uns der Autor damit überhaupt sagen? Denn wie wirkt eigentlich jemand, der von unerfüllten Träumen umzingelt ist? Und was ist das mit dem „wahren Leben“ bei einer Siegerehrung und in der glitzernden Scheinwelt? Das alles will irgendwie nicht in meinen Kopf …
Was kein Wunder ist, denn schließlich hat „Olympia, das wurde in Peking deutlich, … seinen guten Kopf verloren.“ Dass man den „Kopf verlieren kann“, (also panisch reagiert), davon habe ich schon gehört. Dass aber Olympia irgendwie panisch wurde, ist mir neu. Ich wüsste auch nicht, wie das gehen sollte. Doch war es ja auch der „gute“ Kopf, der verloren ging (der schlechte ist wohl irgendwie übrig geblieben).
Nun ja, vermutlich liegt das daran: „Am Ende gewinnt der Holländer … Gold, und wieder entblättert sich eine Geschichte von der Art, wie sie seit Wochen durch Fernsehen und Zeitungen geistern.“ Es ist also kein Mensch, der sich da „entblättert“, sondern eine Geschichte, vermutlich kann sie dann auch besser geistern.
Inzwischen sieht der Holländer „so glücklich aus, als sei der Himmel über ihm geborsten und als Paradies auf die Erde gefallen“. Eine wahrhaft erstaunliche Begebenheit: Der Himmel birst, er zerbricht also, und fällt dann als Paradies auf die Erde!
Da leuchtet es ein, wenn am Schuss des Artikels zu lesen ist: „Olympia hat viele Bilder.“ Auch, wenn viele Gesichter gemeint sind.

23. August 2008

Wie man Hoffnungen furchtloser trägt …

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:35

Gibt es eine Steigerung von „furchtlos“? Kann es eigentlich nicht geben, denn wenn man furcht-los ist, ist man ohne Furcht, und „ohnerer“ geht es ja nicht. Sollte man meinen. Für die WAZ ist das aber kein Grund, auf die Bildung eines Komparativs zu verzichten. Und schon lesen wir (im heutigen Kommentar auf Seite 2) den übrigens auch sonst recht rätselhaften Satz: „Volksparteien wie CDU und SPD könnten die Dynamik der direkten Demokratie und ihrer Köpfe furchtloser annehmen.“
Auch sonst ist dieser Satz, wie gesagt, recht rätselhaft. Denn wie kann man man „die Dynamik der direkten Demokratie“ annehmen? (Ach ja: und ihrer Köpfe.) Ob furchtlos oder furchtloser?
Ein paar Zeilen weiter kommt es dann noch ein bisschen dicker: „Nur sie (die Parteien) können Entscheidungen … durch die unverzichtbaren Strukturen der repräsentativen Demokratie navigieren.“ Entscheidungen navigieren. Durch Strukturen. (Welche unverzichtbar sind). Strukturen der repräsentativen Demokratie. Das können nur die Parteien und sonst niemand. Hat das jemand verstanden? Ich nicht.
Mindestens genauso unverständlich (wenn nicht „unverständlicher“, um hier auch mal einen unmöglichen Komparativ zu bilden) ist ein Satz ein paar Zeilen zuvor: „Wer gleich mit dem Gesinnungsverdikt ‚Lebenslänglich‘ droht oder dem Schriftführer, wirkt auf Quereinsteiger … wenig attraktiv“. Wer droht da jetzt wem, warum und womit?
Aber auch der Schlusssatz gibt uns Rätsel auf: „Der politische Diskurs vor Ort darf nicht allein von der eher zufälligen Durchsetzungskraft einzelner Initiativen abhängen.“ Dazu kann man irgendwie nicken: Jau, find ich auch. Jetzt müsste man nur noch wissen, was der Autor damit gemeint haben könnte. Denn der Diskurs ist ein ziemlich kompliziertes Ding (ursprünglich ein hin und her gehendes Gespräch, aber seit Habermaß u.a. „Schauplatz kommunikativer Rationalität“, wie man bei Wikipedia nachlesen kann) und inwieweit das von irgendwas „abhängen“ kann, und gar „von der eher zufälligen Durchsetzungskraft“ will mir nicht einleuchten.
Schade, dabei hatte der Kommentar so gut begonnen. Und sogar ein in unseren Breiten vermutlich völlig unbekanntes Wort einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht: „Die Bereitschaft, sich für Belange in seinem Sprengel einzusetzen …“ Hut ab, dachte ich und habe extra nachgeguckt: Laut Duden ist ein Sprengel das Amtsgebiet eines Pfarrers oder Bischofs. Man ist ja so unendlich dankbar, wenn sich merkwürdige und ungewohnte Wörter in WAZ-Artikeln als normale, vom Duden akzeptierte Wörter entpuppen – und nicht etwa als Wortneuschöpfungen eines durchgeknallten WAZ-Redakteurs.
Schade, dass dann der Artikel im weiteren Verlauf so total aus der Kurve geraten ist …

Aber kommen wir nun endlich zu den getragenen Hoffnungen (nicht etwa zu den Hoffnungsträgern), selbige begegnen uns – mal wieder im Sportteil. Unter der Überschrift: „Zu viel Bolt für die USA“ lesen wir so schöne Sätze wie: „So sehr die Zweifel auf der Bahn und im Becken liegen, weltweit überwiegt die Euphorie über die unvorstellbaren Vorstellungen gegenüber der Skepsis über deren Sauberkeit.“ Viermal „über“. Das muss man erstmal hinkriegen! Und das schafft man auch nur, wenn man „über“ mal wieder als Universalpräposition nutzt: Euphorie über. (Gibt’s nicht). Skepsis über. (Wenn es wenigstens „gegenüber“ gewesen wäre!) Und nicht zuletzt die Zweifel, die auf der Bahn und im Becken liegen! ich stelle mir sowas ja immer gleich bildlich vor … Zweifel, die im Becken liegen!
Und dann kommt erstmal wieder einer von meinen Lieblingsfehlern: „Vor Tagen hieß es noch, er sei 1,93 Meter groß, nun wird von 1,96 Meter gesprochen.“ Metern! Es wird von 1,96 Metern gesprochen, verd …!!
Anschließend eine Passage, die ich jetzt mal in voller Länge wiedergebe:
„Mit welchen Mitteln sich Usain Bolt und seine Kollegen diese schnellen Beine gemacht haben, darüber kann nur spekuliert werden. Eines ist jedoch klar, für das, was sich einige andere Staffeln geleistet haben, gibt es nichts in der Apotheke. Gegen“ (na was nun, für oder gegen?) „Dummheit gibt es keine Medikamente. In den Vorläufen der Männer-Sprintstaffeln waren die USA, Nigeria und Großbritannien gescheitert. Sie waren nicht in der Lage, das Staffelaluminium ins Ziel zu tragen. Aber auch auf der Reggae-Insel wird es einen heißen Tanz geben, denn das läuferisch praktisch unschlagbare Frauen-Quartett aus Jamaika ließ ebenfalls den Stab fallen.“
Das gelbe Trikot schreibt man übrigens nicht immer groß, sondern nur bei der Tour de France, aber das juckt uns bei der WAZ natürlich nicht: „Dem Himmel am nächsten kam im Gelben Trikot der Australier Steve Hooker mit 5,96“
Und schließlich kommen dann unserer Hoffnungsträger: „Nach dem Qualifikations-Aus von Tim Lobinger trug vor allem der Weltmeisterschafts-Dritte Danny Ecker aus Leverkusen die Hoffnungen.“ Und nicht etwa sein Päckchen, das müssen wir tragen …

Nun „holen“ wir uns noch schnell „die ungeteilte Hochachtung ab“ (Sportkommentar) und sinnieren noch einen Moment über „die Gold-Gewinnerin, die wohl leider aussichtslos von besseren Zeiten träumt“. Dann machen wir Schluss für heute.

Ein weiterer schöner Artikel, in dem jemand „von erfüllten Träumen umzingelt ist“ muss dann leider erstmal bis morgen warten.

22. August 2008

Ahlmann doppelt ausgeschlossen, weil er einen Schandfleck nicht nur auf dem Rock der Reiter, sondern auch in Hongkong hinterließ

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:04

Gleich zweimal hat die WAZ heute den als Doping-Sünder verdächtigten Springreiter Ahlmann ausgeschlossen. So heißt es auf Seite 1: „Christian Ahlmann ist … von den Reiterspielen suspendiert worden.“ Und exakt vier Zeilen später finden wir die sensationelle Neuigkeit: „Almann wurde von den Spielen ausgeschlossen.“ Wer hätte das gedacht. Aber vielleicht gibt es einen relevanten Unterschied zwischen Ausschließen und Suspendieren, von dem ich noch nichts weiß?

Aber die WAZ wäre nicht die WAZ, wenn das schon alles wäre. Im Kommentar auf Seite 2 kann man lesen, dass die CSU-Generalsekretärin versuchte, „den demonstrativen Charakter solcher Auftritte … in relativ missratener Form anzusprechen“. Schon frage ich mich, wie man das hinkriegt: einen demonstrativen Charakter anzusprechen. Und dann geht es ja noch um die Form der Ansprache. Die war zwar missraten, aber nur „relativ“. Na Gottseidank!
Dafür „begehen“ SPD und Union „eine leicht zu durchschauende Heuchelei“. Ja, was ist das denn jetzt? Man kann heucheln, ohne Frage, aber eine „Heuchelei begehen“, und dann noch eine leicht zu durchschauende, ist irgendwie ziemlich daneben …

Kommen wir zum Sport, also zum „Spocht“, wie es früher bei der Wochenshow hieß. Da haben wir zunächst unter der Überschrift „Max hält, hält, hält“ eine grammatikalisch recht eigenwillige Konstruktion: „Er hatte keine Chance, das auf ihn zustürzende Rudel … zu entkommen.“ Genauso wenig wie wir, das Geschreibsel zu entfliehen. Dabei hätte man hier ja mal so schön dem Dativ anwenden können, was wir doch sonst bei jeder Gelegenheit tun.
Wie auch immer, Max jedenfalls „überlebte diesen extatischen Ausbruch seiner Teamkollegen. Denn sie brauchen ihn noch“. Hatte der ein Glück! Wenn sie ihn nicht bräuchten, er hätte nicht überlebt! Und darum „drückte (die deutsche Mannschaft) noch einmal richtig aufs Gas“. Ahem. Bitte, bitte: Entweder drückte sie auf die Tube oder sie trat aufs Gas.

Aber kommen wir nun zum „Schandfleck auf dem Rock der Reiter“, wie der Sportkommentar überschrieben ist, bzw. dem zu Schandfleck, den Ahlmann „in Hongkong … hinterlassen hat“. Da fragen wir Sprachpuristen zunächst: Was ist eigentlich ein Schandfleck? Im normalen Sprachgebrauch finden wir dann Formulierungen wie: „das ist ein Schandfleck für die Olympische Bewegung“ oder: „Der Krieg im Irak – ein Schandfleck für die Menschheit“ und dergleichen. Dass man aber wahlweise einen Schandfleck auf einem Rock der Reiter oder aber in Hongkong „hinterlassen“ kann, ist „relativ missraten“, tut mir leid!
Das ist aber noch gar nichts dagegen, wenn „diese prickelnde Unwägbarkeit … durch den Versuch des gemeinen Betrugs ausgehebelt werden soll“. Echt, ey! Die prickelnd Unwägbarkeit! Wird ausgehebelt! Durch Betrug! Nein, durch gemeinen Betrug. Denn ein einfacher Betrug ist ja wohl nicht schlimm genug, er muss auch noch gemein sein. Aber es geht noch verschnörkelter: Durch den Versuch des gemeinen Betrugs. Hm, jetzt könnte ich ja noch ein bisschen gemeiner sein und fragen: „Was hat der gemeine Betrug denn versucht?“, aber das will ich mir mal verkneifen, weil es sonst „als glatte Lüge ausgelegt worden wäre“, wie ein paar Zeilen weiter zu lesen ist.
Und leider ist das auch mal wieder Humbug. Denn entweder ist etwas „eine glatte Lüge“, dann muss man es nicht als solche auslegen. Oder etwas ist eher zweifelhaft und wird nur gegen jemanden ausgelegt. Aber beides zusammen …
Hallo, Herr Justen! Sie waren einer besten Sportkommentatoren Deutschlands und sprachlich immer vorbildhaft. Was ist los mit Ihnen? Nehmen Sie irgend welche Medikamente? Oder sind Sie gar gedopt?

Es wird gedingelt, dass sich einem der Magen umkrempelt

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 00:25

Interessante Wortneuschöpfung heute auf Seite 3, im Artikel über den Rücktritt von Evonik-Chef Werner Müller: „Den Atomausstieg hat Müller als Minister gedingelt …“ Nur – was ist damit gemeint? Hat vielleicht was mit „Ding“ zu tun oder auch mit „Dengeln“, was wiederum was mit Mähen zu tun hat. Nur: was hat das alles mit dem Atomausstieg zu tun?
Aber wenn wir bei der WAZ schon mal dabei sind, dann legen wir auch gleich richtig los: zunächst ist die Rede davon, den „Konzern börsenfein zu machen und aufs Parkett zu schieben“ zumal sich der Müller „nach dem Studium von Philosophie und Linguistik … auch gern selber reden hört.“ (Vorher nicht? Und wann genau hat das angefangen: direkt nach dem Studium?) Interessant sind auch die „Satzungen, die über Gremienvorbehalte seine Kreise stören“. Wieder frage ich mich, wie das gehen soll. Wie stören Satzungen über Gremienvorbehalte irgendjemandes Kreise?
Ganz zu schweigen von den „Hintergrundrunden“, in denen er „mit Journalisten sein Projekt Alpha für die Öffentlichkeit“ vorbereitete. Allerdings: „Von solchen Alleingängen getrieben, rumpelte Alpha über die Startlinie“.

Auch im Sportteil mal wieder grandiose Erkenntnisse: Den „Flug durch das Pekinger Vogelnest“ kann man ja vielleicht noch verzeihen, denn das Stadion heißt ja nunmal so – haha! – aber dass sich „Supermann I … mit Kyptonit gestärkt“ habe, muss jeden Comicfan entsetzen: schließlich ist Kryptonit das Einzige, was dem ansonsten unverwundbaren Superman etwas anhaben kann – also das genaue Gegenteil von „Stärkung“ (kleine Erläuterung für Nicht-Comicleser).
Anschließend finden wir einen klassischen Beziehungsfehler: Die Rede ist von Tobias Unger, welcher Bolt beim Warmlaufen beobachtet. „In Badehose und Jogginghose sei er gekommen … er habe eine Steigerung und seinen Probestart gemacht“ (Hä?) „und sei dann 9,92 Sekunden über 100 Meter getrabt.“ Und dann geht’s direkt weiter: „Für ihn sei das eine Riesenverarschung“. (Gemeint ist Unger, aber der Satz bezieht sich eindeutig auf Bolt.)
Danach noch ein schöner Tippfehler (bin mir mal wieder nicht sicher, ob es wirklich einer ist): „In Jamaika steht es mit dem Kampf gegen den Manipulation im Sport nicht zum Besten“.
Am Rande erwähnen sollte man vielleicht noch, dass sich Bolt „den Weg nach oben geebnet“ hat (also ist es jetzt eben oder oben?), aber deutlich besser ist dann noch die Nachricht, dass bei den Frauen „nur Läuferinnen von der 2,8 Millionen-Einwohner-Insel auf dem Podium“ standen. Wo standen die, bitte? Nein, nicht auf dem Siegertreppchen oder auf dem Podest. Und wenn uns das richtige Wort nicht einfällt, dann nehmen wir einfach das nächstbeste Wort mit „P“. Podium hin – Podest her, das merkt doch eh keiner!

Da „krempelt sich vermutlich der Magen um“, wie im Kommentar eine Spalte daneben zu lesen ist. Dabei wäre der fast fehlerfrei nach Hause gebracht worden, wenn man einfach nur die übliche, wenn auch wenig originelle Formulierung genommen hätte, wonach sich der Magen nun mal umdreht. Aber das war wohl wieder nicht blumig oder kräftig genug, da musste dann das „Krempeln“ her.
Man kann sich die Ärmel aufkrempeln, man kann auch ein Leben oder die Gesellschaft umkrempeln, aber den Magen? Und der auch noch sich selbst?

Zum Abschluss unserer heutigen Blütenlese noch eine kurze Nachricht in voller Länge. Oder besser: Eine Nicht-Nachricht. Wäre ich jetzt WAZ-Journalist, würde ich wahrscheinlich „Nichtricht“ schreiben, haha. Hier ist sie:

„LKA sprengte Pikrinsäure
Essen. Der Kampfmittelräumdienst des Landeskriminalamts hat getrocknete Pikrinsäure aus einer Essener Apotheke gesprengt. Wie die Polizei mitteilte, rückte das LKA wenige Stunden nach dem Hinweis der Apotheke an. In der Apotheke werden dringend benötigte Arzneien für ein Krankenhaus hergestellt. Die Beamten hoben am Dienstag auf einem angrenzenden Grüngelände eine Grube aus und sprengten die Substanz.“

Soweit die Meldung auf der Seite Rhein-Ruhr. Wer kann mir erklären, was da passiert ist? Hat das irgend jemand verstanden? Ist da draußen wer? Hallo? Manchmal fühle ich mich so allein …

21. August 2008

Eine harte Ansprache

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 09:01

Jeder kennt Ansprachen. Sie werden zumeist auf Jubiläen, Hochzeiten oder anderen Partys gehalten, zumeist sind sie ob ihrer Langweiligkeit gefürchtet.
Aber was ist eine „harte Ansprache“? Damit beglückt uns die WAZ im heutigen Kommentar auf Seite 2 zum Thema Russland: „wer den Bogen überspannt, hat nichts anderes verdient als eine harte Ansprache“.
Ich sehe sie also schon, unsere Kanzlerin, wie sie demnächst auf einer Russenfeier eine Ansprache halten wird. Und nicht nur eine langweilige, nein, eine „harte“! Der Russe hat schließlich nichts anderes verdient.

Weiter geht’s auf der Wirtschaftsseite: „es gibt Nachrichten, die sind ein Treibsatz für die Erhitzung der Volksseele“. Find ich auch. Aber schauen wir uns – dessen ungeachtet – die Bestandteile dieser unglücklichen Wortkonstruktion doch einmal genauer an: Was ist ein Treibsatz? So bezeichnet man einen fertig konfektionierten Antrieb für Modellraketen. Erhitzen kann man damit gar nichts, am allerwenigsten eine Volksseele. Aber wer will denn überhaupt eine Volksseele erhitzen? Vielleicht wollte der Verfasser damit zum Ausdruck bringen, dass sie irgendwann kochen könnte? Aber warum tut er es dann nicht?
„Oder muss der Staat im Sinne der Hygiene bremsend eingreifen …?“ Ja, das frage ich mich auch. Wir wissen zwar nicht, welche Hygiene hier plötzlich gemeint ist, aber dass der Staat eingreifen muss, am liebsten auch bremsend, finde ich schon lange! Bitte, lieber Staat, greife bremsend ein!
Vor allem, wenn es wie folgt weitergeht: „Zweitens ist diese Fingerzeigepolitik virtuell, da jeder Eingriff in die Vertragsfreiheit krachend am Verfassungsgericht zerschellen dürfte.“
Das muss mir mal jemand erklären: Was ist eine „Fingerzeigepolitik“, und wie kann ein Eingriff „zerschellen“? Und auch noch „krachend“ …

20. August 2008

Eia popeia, was raschelt im … Wald?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 08:48

Normalerweise raschelt es ja im Stroh. Oder meinetwegen auch im Papierkorb. Man kann auch mit Blättern rascheln. Aber dass „der britische Blätterwald raschelt“, und dann auch noch „bedrohlich“, wie uns die WAZ heute auf der Seite 3 wissen lässt, wage ich zu bezweifeln.
Im Wald raschelt es nicht, da rauscht es. Und vielleicht sogar bedrohlich …

19. August 2008

Über-Macht

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 09:22

„Über“ ist eine Universalpräposition. Was musste ich da nicht schon alles lesen und hören! Da ist jemand „verletzt darüber, dass du das jetzt sagst“ (anstatt dass er davon verletzt worden ist), oder es ging „um den Konflikt über das iranische Atomprogramm“. Und einmal wurde sogar ein „Krieg über die Ölinteressen“ geführt und selbst das „Lügen über“ etwas scheint heutzutage möglich zu sein. Die WAZ fügt dem heute eine weitere schöne Variante hinzu: „Athleten und Funktionäre sind sehr zufrieden über den reibungslosen Ablauf“, und sie sind nicht etwa mit demselben zufrieden (Kommentar „Halbzeit in Peking“, Seite 2).

Auf der Titelseite finden wir dann „wackere Leistungs-Helden“, und der Sportkommentar hat es immer noch mit den Teichen: „Michael Phelps, der acht Goldmedaillen aus dem Schwimmteich fischte“, während „überirdische Kräfte“ … „im Doping-Sumpf“ wurzeln“. Darüberbin ich jetzt irgendwie unzufrieden …

17. August 2008

Ein abenteurerhafter Abenteurer, der im Gegenzug pfeift

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 23:29

Da bin ich mal zwei Tage nicht da, und schon schlägt die WAZ komplett über die Stränge (unterschiedliche, an denen auch noch gezogen wird):

Am Freitag geht es schon heftig los:

Nicht nur, dass sich auf Seite 1 die „Hochschulbildung fortpflanzt“ (naja), und auf Seite 3 „Spuren noch heiß sind“, da „wachsen“ im Kommentar auf Seite 2 „die Differenzen“ – nein, nicht ins Unermessliche, wie es richtig wäre – sondern „ins Grundsätzliche“. Wie, bitteschön, wächst irgend etwas ins „Grundsätzliche“? Als ich noch ein Computer-Neuling war, stürzte mein Rechner mal ab mit der kryptischen Meldung: „Der Stack ist in den Heap hineingewachsen“. Nach der Lektüre dieses Kommentars denke ich, dass das eine vergleichsweise verständliche Mitteilung war.
Aber leider geht es in besagtem Kommentar noch weiter. Die Rede ist da von „Merkels außenpolitischen Büchsenspanner(n)“, während „Steinmeiers Bataillone in Georgiens hitzköpfigem Präsidenten Saakaschwili die Züge eines hasardeurhaften Abenteurers entdeckten“. Wie machen die das? Lt. Wikipedia ist ein Hazardeur jemand, „der ein hohes Risiko eingeht, ein Glücksspieler oder Abenteurer“. Demnach ist also von einem abenteurerhaften Abenteurer die Rede, dessen Züge irgendwo in einem Staatsoberhaupt verborgen sind, so dass sie nur von mehreren Bataillonen (das sind jeweils 300 bis 1.200 Soldaten) gefunden werden können. Hm.
Leider ist der Kommentar da noch nicht zu Ende: „Während Merkel … demokratische Defizite beschwört …“ heißt es weiter. Moment mal! Was kann man eigentlich so alles beschwören? Außer der Wahrheit ist das gern die „Gemeinsamkeit der Demokraten“ zum Beispiel oder sonst was Positives. Aber „demokratische Defizite“? So etwas beschwören kann nur die WAZ, vor allem, wenn die Kanzlerin „ihren Hintersassen Steinmeier als einen Beschwichtiger darstellen“ lässt (hä?), während der „im Gegenzug pfeift“ und im Übrigen auch „kein Hehl aus seinem Unverständnis macht“. Mach ich auch nicht, denn der Artikel ist ohnehin total aus der Kurve.
Da hat die Kanzlerin dann ja auch wirklich Recht, wenn sie das alles „mit einem gewissen Befremden versagte“ und „an unterschiedlichen Strängen“ zieht.
Ja, ja, es gibt in der Tat das Sprachbild, dass man „an einem Strang zieht“, wenn man gemeinsam was erreichen will. Aber „unterschiedliche Stränge“? Da ziehen wir doch lieber Leine!

Am Samstag werden wir vor allem im Sportteil fündig:

„Aus dem Mund der 24-jährigen Berlinerin sprudeln in den Katakomben des Aquatic-Cube die Worte heraus“. Aah-ja! Na klar: „Das Beste war gut genug, auch, wenn ihre Zeit drei Zehntelsekunden über dem Weltrekord lag“. Soso. Denn „keine andere Schwimmerin kann eine so starke zweite Bahn in das Becken zaubern.“ Ja nee, iss klar. Denn: „Britta Steffens Zustand war gut, sehr gut, obwohl sie eine durchwachte Nacht hinter sich gebracht hatte. Um zwei Uhr schon war sie hellwach gewesen.“ Im Gegensatz zu dem Verfasser dieser Zeilen, dem das offenbar den ganzen Tag über nicht gelungen ist.
Dafür hat der Schreiber des Artikels direkt darunter („Endlauf verpasst“) offenbar hellwach einen wundervollen Satz geprägt: „Dagegen konnte die 24-jährige Berlinerin die deutsche 4×100-m-Lagenstaffel … nicht in den Endlauf verhelfen“. Hauptsache, sie wurden geholfen.
Aber auch nebenan kein Highlight: Unter der Headline „Eigentlich nicht mehr auf der Rechnung“ finden wir die bemerkenswerte Formulierung „… dass der Superstar Michael Phelps eine Goldmedaille nach der anderen aus dem olympischen Teich zaubert …“
Vielleicht kann man was aus dem Hut zaubern, oder ein … äh … Storch, kann ein Baby aus einem Teich … oder so. Aber aus einem olympischen Teich? Und dann zaubern?
Da, um es mit der WAZ ein paar Zeilen weiter zu sagen, „schwappt eine Flutwelle an Zweiflern hoch“! Jawoll! Das ist es! Besser kann man es gar nicht ausdrücken!

14. August 2008

Heute im Angebot: billige Preise

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:08

Headline auf der WAZ-Wirtschaftsseite: „Billigere Gaspreise wohl im Frühjahr“.
Na fein, aber was hat denn jetzt der Verbraucher davon? Wer will schon Gaspreise kaufen? Lieber wär‘ uns wohl, wenn das Gas billiger werden würde, gell?
Der Preis, der sollte niedriger werden, da würden wir uns freuen. Ein Preis kann niedrig oder hoch sein, aber nicht billig. Ein niedriger Preis bedeutet billigere Ware. Ein hoher Preis bedeutet teure Ware. Und nicht etwa einen teuren Preis! Preise können nicht billig oder teuer sein, weil man sie nicht kaufen kann. (Übrigens gibt es auch keine „tiefen“ Preise, aber das nur nebenbei). Und selbst, wenn die Discounter dauernd von „billigen“ oder „tiefen“ Preisen faseln – es ist einfach Unsinn! Genauso wie die „gute Qualität“ oder die „schnelle Zeit“ (letztere lass ich höchstens beim Sport zu). Es gibt keinen billigen Preis! Hrrgttnchml!!

Auf der Sport-Seite schreibt Hans-Josef Justen (und das ist wirklich schade, denn er war mal einer der fähigsten, wenn nicht gar der fähigste deutsche Sport-Kommentator, und nur darum nenne ich hier seinen Namen), dass die deutschen Sportler ihren „verdienten Lohn eingefahren“ hätten. Gibt es unverdienten Lohn? Und „einfahren“ kann man eher eine Ernte als einen Lohn. Hm, vielleicht wollte er sagen, dass sich die Sportler ihren Erfolg verdient haben. Oder dass der Erfolg der Lohn ihrer Anstrengungen war. Oder dass sie eine reiche Medaillenernte eingefahren haben.
Aber warum schreibt er es dann nicht? Zeitdruck? Sonstiger Stress? Um es mal mit Maischberger (s. WAZblog vom 09.08.) zu sagen: „Wir wissen es nicht.“

13. August 2008

Kassandra-Zungen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:22

Es gibt Kassandra-Rufe und es gibt böse Zungen. Neu ist eine Kombination aus beidem. Das sind dann „böse Kassandra-Zungen“. So heute im WAZ-Kommentar auf Seite 1 (ich sage ja, die Kommentare sind immer ergiebig). Übrigens sind diese Zungen laut Kommentar sogar „sehr böse“. Wie die meine.

„Wenn ein Eigenname auf einen stimmlosen S-Laut endet und kein Artikel davor steht, wird zur schriftlichen Kennzeichnung des Genitivs der Apostroph verwendet.“ Einleuchtende Regel. Kennt aber bei der WAZ keiner. So heißt es dort auf der Politik-Seite: „So soll nach Rüttgers Ansicht …“. Denn ein „s“ reicht doch! Das klingt doch schon fast wie ein Genitiv. Warum sich also mit weiterem Schnickschnack abgeben? Aber warum dann nicht so: “ … Rüttgers seine Ansicht“. Oder, damit nicht wieder zwei „s“ aneinander stoßen: „Rüttgers ihm seine…“
Ein paar Zeilen davor lässt die WAZ den Rüttgers ein „Programm … schnüren“. Nun kann man ja mit Programmen allerlei machen: schreiben, veröffentlichen, man kann sie sogar ausstrahlen. Aber schnüren? Das war bisher den Paketen vorbehalten …

Und nun noch etwas aus der Rubrik: „Tippfehler, die keine sind“. Auf einer anderen „Politik“-Seite („Nach dem Krieg“) lesen wir: „Das Moskau dem zustimmt … ist kaum vorstellbar.“ Ja, ja, das „Das“ und das „Dass“! Seitdem man das „ß“ in solchen Fällen mit „Doppel-s“ auflöst, weiß wohl kaum noch einer, wo’s langgeht. Sicherheitshalber kümmert man sich bei der WAZ gar nicht erst darum und benutzt einfach in allen Fällen das normale „s“.

Auch mit den Personalpronomen bzw. der Unterscheidung von Singular und Plural haben wir so unsere Probleme bei der WAZ. Auf der „Ratgeber-Seite“ liest man den bemerkenswerten Satz: „Neben 14 weiteren Chefärzten gehört Prof. Baumgart zum Kolumnisten-Team, die den Lesern wöchentlich Tipps geben.“ Aber was reg ich mich auf? Im Team sind doch mehrere Leute, das ist doch Plural, oder? Das sollte Schule machen: „die Fußball-Elf haben gewonnen“, oder „die Familie fahren in Urlaub“, oder auch: „Die WAZ-Redaktion schreiben nix gut“.

12. August 2008

Hölle, Hölle, Hölle

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:43

Die Rede ist von Christiane F. (Kommentar auf Seite 1), die „alle Höllen durchlitten“ hat. Naja, kann ja sein. Auch über Formulierungen wie: „Sie hat kopfüber in der Kloake gelegen“ (ist nicht vielleicht eher die Gosse gemeint? Aber wie liegt man da kopfüber drin?) oder: „Als Kind hat Christiane F. als lebende Warnung … gedient“ kann man noch hinweg sehen. Auch darüber, dass sie „ihren jungen Körper“ ausgerechnet an „widerwärtige Freier“ verkauft hat, woran, wenn man die „Schuldfrage“ stellt, u.a. „die provozierenden Ego-Tripps von Schicki-Mickis ins Spiel kämen“.
Aber was dann folgt, ist der Tropfen, der der Kloake den Boden ins Gesicht schlägt, um mich mal WAZ-mäßig auszudrücken: „Jetzt ist es ihr zwölfjähriger Sohn, das mit gequälten Gefühlen die Rechnung der Sucht der Mutter bezahlt“. Wie quält man eigentlich Gefühle? Und wie wird solchen dann eine Rechnung der Sucht – Verzeihung! – der Sucht der Mutter (schöner doppelter Genitiv) bezahlt?

Dagegen verblassen dann fast solche Kleinigkeiten wie: „dass die Lage sich nicht stellen werde“ (S.2. im Ottmar-Schreiner-Artikel), oder dass man „ihn als Überläufer anwerben“ will. Auch dass Kinder „auf der Schattenseite des Lebens aufwachsen“ (Kommentar Seite 2) will ich mal durchgehen lassen. Danach kommt dann aber noch was Schönes: „Jede vierte Familie in Deutschland hat einen Migrations-Hintergrund. Zu viele ihrer Kinder stehen … ohne Abschluss da“. Hm. Wie viele Kinder hat denn jede vierte Familie? Müssen aber eine ganze Menge sein, damit „zu viele“ davon ohne Abschluss sein können …

11. August 2008

Die WAZ heute mal ungeachet

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:34

Als ob man sich für meine Meckerei rächen wollte, hatte ich heute keine WAZ im Briefkasten. Und die Kioske rundrum waren waztechnisch auch alle ausverkauft. Erst heute Abend konnte ich ein Exemplar auftreiben.

Dabei steht gar nicht mal sowas Schlimmes oder Spektakuläres drin. Natürlich, die üblichen Tippfehler. Unter der Überschrift: „Die Wiederbelebung der ZVS“ heißt es z.B.: „… an welcher Uni wie viele Studenten in welchen Fach anfangen“, und keine zehn Zeilen weiter: „Dabei werden die Aufnahmekriterien jede Hochschule strikt beachtet.“ Und kurz vorher steht was, da kann man sich gar nicht so sicher sein, ob es sich wirklich nur um einen Tippfehler handelt: „So kämpft allein die Uni Bonn derzeit mit 20 000 Bewerbern auf 2500 Studienplätzen.“ (Kicher!) Das bedeutet, dass die Uni Bonn auf jedem Studienplatz mit acht Bewerbern kämpft. In der Tat, das ist heftig!

Dafür wird im Artikel „Mehr Geld für Uni-Professoren“ auf Seite 1 „das Chaos … an den Hochschulen gelichtet„. Die Reihen können sich lichten, man kann einen Anker lichten und meinetwegen auch den Schilderwald. Aber das Chaos?

Und nicht weit entfernt vom gelichteten Chaos findet sich dann doch noch eine Glanzleistung. Unter dem Foto des vernebelten Olympia-Stadions steht der bemerkenswerte Satz: „Der Kampf um Gold, Silber und Bronze ging am Sonntag ungeachtet weiter.“ Und es war noch nicht einmal „unbeachtet“ gemeint. Dabei hätte das kleine Wörtchen „dessen“ alles retten können …

9. August 2008

Ein Feuerwerk der Bilder

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 15:36

Ja, ja, das kann, das muss man über die WAZ sagen. Die war aber gar nicht gemeint. Vielmehr die Eröffnung der Olympischen Spiele. Und in dem Zusammenhang philosophiert der Kommentator auch über die ARD-Kommentatoren der Übertragung:
„Unaufgeregt berichteten sie, kurz erklärten sie zwischen den Sequenzen die historische Bedeutung …“
26 (von 52) Zeilen lang lobt der Artikel die beiden ARD-Sprecher. Dabei waren Sandra Maischberger (echt schade) und Ralf Scholt (kennichnich) wirklich eine Totalkatastrophe! Plattitüden, Versprecher, nichtssagende Worthülsen, dummes Gefasel. Aber für die WAZ ein Grund zum Lob.
Andererseits: Warum soll das wundern? Die sind doch Brüder (bzw. eine Schwester) im Geiste!

Hier ein paar Kostproben aus den Kommentaren:

„Es sind 2008 Trommler. Diese Zahl ist sicher kein Zufall.“ (Maischberger)

„Mit einem Knalleffekt springen wir hinein in die Gegenwart, in die Moderne, in das Weisen der Zukunft“ (Scholt)

“ ‚Vogelnest‘ wird dieses Stadion ja auch genannt, und es ist eindeutig zu erkennen jetzt. In dieser Form.“ (Maischberger)

„Übrigens: Das kleine Mädchen ist nicht etwa eine bekannte kleine chinesische Sängerin, sondern sie wurde aus tausenden von Bewerberinnen ausgewählt. Nach Talent, nach Aussehen – wir wissen es nicht“ (Maischberger)

„Viel Applaus der 91.000 und deutlich bessere Stimmung als in den Tagen zuvor. Man feiert sich jetzt auch ein bisschen selbst, das gehört dazu und wir hoffen wirklich, dass die Stimmung jetzt vielleicht noch ein bisschen stärker überschwingt, wenn es zu der Darstellung der chinesischen Kampfkunst kommt.“ (Scholt)

„Tai-Chi als Verbindung, als Versuch der Harmonie zwischen Mensch und Natur …“ (Scholt)

„Und die Einheit zwischen Mensch und Natur ist das Thema auch dieser Kinder. Wenn sie lernen, ihre Welt wieder grün zu machen und blau zu machen. Die Einheit von Mensch und Natur ist den Chinesen in den letzten 30 Jahren etwas verloren gegangen.” (Maischberger)

„Diese jungen Männer jetzt sind übrigens von einer der berühmtesten Kampfschulen des Landes“ (Maischberger)

“Und die Kinder sprechen darüber, dass sich die Erdatmosphäre erwärmt, dass die Gletscher schmelzen, dass die Erde zu heiß wird, und sagen, sie möchten gerne wieder Bäume pflanzen und das Gras wachsen lassen, ein Umweltschutzgedanke, den man den Chinesen nur wünschen kann, dass das der hier nicht nur gemalt und formuliert wird, sondern tatsächlich in die schwierige Situation der Gegenwart umgesetzt wird.” (Maischberger)

„Von dem Tai-Chi der Übergang jetzt zu Kung-Fu, offensichtlich ein Spaß für die Chinesen“ (Scholt)

„Und falls Sie sich fragen, wieviel junge Männer das sind, es sind natürlich wieder 2008“ (Maischberger)

„Das Bild übrigens wird uns wieder begegnen, später.“ (Maischberger)

“ … der erste chinesische Astronaut, der den Blick aus dem All genießen durfte“ (Scholt)
(die anderen chinesischen Astronauten hatten die Augen verbunden? Oder durften sie ihn nicht genießen?)

„… nun beginnt der von vielen mit höchster Spannung beobachtete Einmarsch der Nationen“ (Scholt)

“ … für den Bruder Fidel Castros, Raoul Castros, der jetzt die Amtsgeschäfte führt …“ (Maischberger)

“ … ob Basketball, im Radfahren, im Tennis, oder in anderen Sportarten, überall sind die Spanier dabei…“ (Scholt)

„Henry Kissinger, er war übrigens der erste westliche Politiker, der China geöffnet hat“ (Maischberger)

„… denn natürlich solche großen Delegationen lassen das Ganze hier ein wenig aus dem Ruder laufen, aber dafür sind wir ja schließlich hier.” (Scholt)

„… und hier ist: Willem und seine Maxima“ (Maischberger)

„… ich will’s nicht sagen, weil ich mich nicht täuschen möchte“ (Maischberger)

„… denn hier wird das chinesische Alphabet gebrochen…“ (Scholt)

„Und hier kommt Portugal, was haben die denn auf ihren Schals stehen?“ (Pause, Scholt redet, dann weiter:) „… jetzt wollen wir mal sehen – hach, da steht ‚Portugal‘ drauf“ (Maischberger)

„… hier kommt Österreich, angeführt von einem Segler, was ich nicht verstehe, aber vielleicht gibt es dafür eine einfache Erklärung“ (Maischberger)

“Und wer ist das, auf der italienischen Ehrentribüne? … Schöne Kopfbedeckungen, aber auch hier keine politischen Demonstrationen, auch hier nicht. Man muss es sagen: sie dürfen es nicht. Vielleicht haben Sie das nicht gewusst, wenn Sie erwartet haben, dass viele Mannschaften möglicherweise ihren Protest gegen Menschenrechtsverletzungen ausdrücken würden. In der Tat, in dem Moment, wo man ihnen das nachweisen könnte, auch in diesem Bild, müssten sie disqualifiziert werden, nach der olympischen Charta.” (Maischberger)

„Hier kommt der Jubel für die Deutschen“ (Maischberger) „So sieht’s aus!“ (Scholt)

„Man konnte einige Athleten vorher sehen, in ihrem Protest gegen das, was passiert, aber dieses ist nicht der Platz dafür“ (Maischberger)

„Hier sehen Sie einmal, wie es von oben aussieht“ (Maischberger)

„Es gibt kein Wasser da, jedenfalls haben wir nichts gesehen außer am Rücken der Athleten, und das kann man nicht trinken“ (Maischberger)

„Und eben ein kleiner Aufschrei, weil die chinesische Fahne, und damit die Gastgeber, stehen schon im Tunnel, aber Sambia, Ehre wem Ehre gebührt.“ (Scholt)

„Die chinesischen Athleten in Rot, in Weiß, es sind sehr viele rote Menschen dort unten“ (Maischberger)

„Hier wieder der kleine Junge aus dem Erdbebengebiet. Der ist ganz schön erstaunt. Aber immer, wenn (der Fahnenträger) ihn anlächelt, dann weiß er wieder, dass alles gut ist“ (Maischberger)

„Diesen Augenblick lassen sich die Chinesen nicht nehmen“ (Maischberger)

„Es wurde im Vorfeld viel diskutiert darüber, ob das eine martialische Veranstaltung wird, ob die Chinesen die Gelegenheit nutzen werden, um … äh … eine Kraftdemonstration, eine Demonstration ihrer Stärke, der künftigen, zurückkommenden Macht der Welt, zu … zu machen. Fröhlich jedenfalls kann man das nennen, was die musikalische Begleitung zu diesem Teil ist, und, vielleicht, um eine kleine Zwischenbilanz des unterhaltsamen, des Showteils zu ziehen, man sieht, dass die Chinesen natürlich viel Übung damit haben, große Menschenmengen synchron zu bewegen. Das kann man bewundern, man kann es vielleicht auch kritisch sehen, oder es damit erklären, dass eben sehr viel in diesem Land nicht individuell gemacht wird, sondern eben als Teil eines Großen und Ganzen gemeinsam, das Individuum eben in seltensten Fällen… Darüber hinaus war es eine … äh …eigentlich sehr leichte Vorstellung, es war nicht sehr martialisch, natürlich wurde die Fahne von (unverständlich, hört sich an wie „Mugabe“) gehisst, aber das machen alle, die ein solches Fest ausrichten.“ (Maischberger)

Übrigens: Maischbergers Lieblingswort war übrigens: „übrigens“. Ich weiß nicht genau, wie oft sie das benutzt hat, denn nach dem 21. Mal habe ich aufgehört zu zählen.

Ehrlich gesagt, auch wenn die WAZ meint, dass „unaufgeregt“ berichtet wurde, mich regt das alles total auf!!

Hm, vermutlich muss man noch einen ARDblog einrichten …

8. August 2008

Freiheit wird geknebelt

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:36

Kann man Freiheit knebeln? Und dann auch noch auf mal erträgliche und mal unerträgliche Weise? Man kann:
“ … wo die Freiheit auf oft unerträgliche Weise geknebelt wurde“, heißt es heute im Kommentar in der WAZ (Seite 2) über China.
Aha. Die Freiheit wurde also geknebelt. Wie macht man das eigentlich?
Wohl: „Auf unerträgliche Weise.“ Aber nur auf „oft“ unerträgliche Weise. Also manchmal auch auf erträgliche …

7. August 2008

Schwarze Schafe verhageln Renommee, während die Schuhe blinken

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 23:29

Danke, WAZ, danke. Hatte ich gestern schon fast die Befürchtung, man habe bei der WAZ einen Korrektoren eingestellt und dieser Blog wäre nun endlich überflüssig, gab’s dann heute wieder eine Reihe heftiger Klopfer gleichzeitig.
Na bitte!

1. Schön sind ja sowieso immer die Kommentare, hier ist ja geradezu ein Spielfeld für durcheinander purzelnde Sprachbilder, weil Kommentatoren immer meinen, besonders … äh …kommentatorenhaft (also wohl: möglichst blumig) daher kommen zu müssen. Da strengen sie sich gewaltig an. Schwelgen in Sprachbildern. Und schon geht’s schief:
Unter der Überschrift „Der hohe Preis der Polit-Prominenz“ lässt sich der Kommentator wie folgt vernehmen: „… dass es wie immer die schwarzen Schafe sind, die das Renommee der gesamten Kaste verhageln“.
Wow! Schwarze Schafe verhageln das Renommee einer Kaste! Wie mag das angehen? Wie tun die das?
Nun gut: Es kann schon mal jemandem „die Petersilie verhageln“ (wer es nicht weiß: das ist ein feststehender Begriff für: „es geht ihm nicht gut“ oder „ihm ist was Schlimmes widerfahren“ – oder so.) Aber wie verhagelt man ein Renommee? Und dann noch das einer Kaste! Und wie sollen Schafe das machen? Schwarze zudem? Die dann auch noch kleingeschrieben sind?
Fragen über Fragen …

2. Auf der Wirtschafts-Seite geht’s dann ähnlich verquer weiter:

Unter der Überschrift: „Seine Majestät, Middelhof“ heißt es über den Arcandor-Chef:
„Da mag zum einen Ehrfurcht mitschwingen, es könnte aber auch eine gewisse Abschätzigkeit zum Ausdruck kommen.“
Ogottogott! „Abschätzigkeit“! Was ist das denn, bitteschön, für eine Wortschöpfung? Gemeint ist vermutlich „Geringschätzung“. Die hat aber mit „Abschätzen“ nix zu tun. Man kann etwas abschätzen, vielleicht die Zeit, die man braucht, um einen WAZ-Artikel zu schreiben (in dem Fall vielleicht 35 Minuten). Aber „Abschätzigkeit?“ Mal abgesehen davon, dass, wenn was „zum einen“ mitschwingt, auch irgendwas „zum anderen“ passieren sollte, aber mit solchen Feinheiten braucht man einem durchschnittlichen WAZ-Schreiber ja gar nicht erst zu kommen.
Aber es geht in dem Artikel noch weiter: „Middelhoff sieht es indes gar nicht als Ziel, Jedermanns Liebling zu mimen.“ Verständlich, denn dann müsste er bei den Salzburger Festspielen auftreten, ansonsten wird jedermann nämlich klein geschrieben.
Es geht aber noch weiter. Ein paar Zeilen später steht der bemerkenswerte Satz: „Den Urlaub … hatte er gerade beendet und legte mit breitem Lächeln seine Zwischenbilanz.“ Punkt.
Ja was denn? Hin? Weg? Auf den Boden? Ins Auto? Oder einfach: vor?
Die WAZ lässt uns rätseln.
Und noch ein paar Zeilen später überrascht uns der Autor mit einer Innovation in der Bekleidungsindustrie: „… und wollen ihm eine moralische Mitverantwortung in die stets blinkenden Schuhe schieben“. Aha: blinkende Schuhe. Wie muss man sich die vorstellen? Mit Leuchtdioden, wenn man etwa links einbiegen will? Oder ist dem Autor einfach nur die passende Vokabel („blitzblank“) entfallen und da kamen ihm die „blinkenden“ einfach nur gerade recht?
Hinzu kommt: Man kann jemandem etwas in die Schuhe schieben. Aber nur dann, wenn er eigentlich unschuldig ist und mit gefälschten Beweisen belastet wird. Aber eine Mitverantwortung? Und dann noch eine moralische? Und das alles rein in die blinkenden Schuhe?
Dazu muss man wohl WAZ-Autor sein.

5. August 2008

Meter

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:45

Tja, auch heute keine große Ausbeute. Zwar heißt es auf der Seite: „Menschen“ (in einem Artikel über Frau Obama):

„Mit 1,80 Meter Körpergröße …“, aber das sagt ja heutzutage jeder: Selbst beim WDR, in den Verkehrsnachrichten, redet man dauernd von „Staus ab zwei Kilometer Länge“ und auch sonst weiß keiner mehr, dass es „ab zwei Kilometern“ heißt, und, ja sogar der große Frank Schätzing schreibt laufend von „1000 Meter Tiefe“.

Mir klingeln dabei zwar die Ohren (Metern!!!), aber ich bin ja auch Sprachpurist … (O-Oh, hoffentlich mache ich hier nie Fehler …)

4. August 2008

Nix gefunden

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:39

Das kann doch gar nicht sein. Die WAZ heute fehlerfrei? Vermutlich hab ich nur schlampig gelesen …

2. August 2008

Wie föhn, äh, schön: Föhn oder Fön?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:15

Bei der alten Rechtschreibung wussten wir noch alle, woran wir waren (außer der WAZ möglicherweise): Kommt der heiße Wind vom Berg, ist es ein „Föhn“, kommt er aus der Maschine, so heißt diese „Fön“. MaW: Der Haar-Fön war ohne „H“, der Wind jedoch mit. Durch die neue Rechtschreibung ist diese „H“-Spalterei glücklicherweise entfallen, es heißt jetzt nur noch: „Föhn“.
Soweit, so föhn, äh, schön.
Da die WAZ das alles offenbar nicht weiß, benutzt sie zur Sicherheit beide Schreibweisen. Heute steht auf der Seite „Rhein – Ruhr“ in der Zwischenüberschrift: „Wenn ich darüber nachdenke, krieg ich ’nen Fön“ und etwa 25 Zeilen darunter: „Dann krieg ich ’nen Föhn„.

1. August 2008

Der falsche oder der Richtige?

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:52

Der falsche oder der richtige Buchstabe:

„Ist Karadzic der falsche?“ fragt die WAZ in ihrer Ausgabe vom 31.7.08 (Politik).

Aber wenn er der Falsche wäre? Der Schöne, der Große, der Beste, der Falsche – der Richtige. Üben wir doch noch ein bisschen…

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