WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

22. Februar 2015

Sich ehrlich machen mit ausgepacktem Damoklesschwert

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 16:44

Einer der schlimmsten Ausdrücke neuerer Zeit ist: „sich ehrlich machen“. Ich weiß nicht, wer das über uns gebracht hat hat, aber es hängt vermutlich mit einem „Lied“ von Naddel abd el Farrag zusammen, in dem es hieß: „Zieh dich aus, kleine Maus, mach dich nackig“.
Wenn man sich nackig machen kann, warum also nicht auch ehrlich? Das muss sich jemand gedacht haben, als er dann diese Sprechblase platzen ließ, die zum dümmsten Dummdeutsch gehört, das in unserer an Dummdeutsch nicht gerade armen Zeit produziert worden ist.
Und da bekanntlich kein Dummdeutsch blöd genug ist, um nicht von der WAZ schnellstmöglich aufgegriffen zu werden, lesen wir nun: „Köln-Bonn muss sich ehrlich machen“ (Montag, 16.Februar 2015, Tagesthema). So macht sich die WAZ mal wieder lächerlich und wir können uns darüber lustig machen.

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Nach dem Dummdeutsch ein völlig unverständlicher Absatz: „‚Ich hab mich so auf den Karneval gefreut, sagt Tom in seinem Gockel-Kostüm. Sagt es und beißt in seine Möhre – das Bier möchte nicht so recht alle werden“ (ebd., Rhein-Ruhr). Dazu muss man schon einigen Bierkonsum hinter sich haben …

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„Mensch Putin – Porträt über Russlands Präsident“ (Dienstag, 17. Februar 2015, Hören und Sehen). Wenn man schon ein unsinnige Präposition benutzt, sollte man vielleicht wenigstens den Präsidenten deklinieren, oder?

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„… etwa 30 Prozent der Gelder wurde in Wertpapiere angelegt, etwa in ausländische Staatsanleihen“ (ebd., Wirtschaft).

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„Bis zum Mai 1945 wurden Handwerker … mit den Aufräumarbeiten beauftragt und vor allem KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene zur Strafarbeit verpflichtet worden“ (ebd., Lokalteil Essen).

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„‚Wir sind sehr zufrieden‘, sagte Patricia Adamski, Geschäftsführerin des Festkomitee Essener Karneval, der WAZ“ (Mittwoch, 18. Februar, Essener Lokalteil). Das Genitiv-S steht schon auf der Roten Liste!

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„Der Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL war zwar vordergründig in eine Art Winterschlaf gefallen.
Hinter den Kulissen blieb der Druck im Kessel jedoch hoch. Schon in seiner Weihnachtsbotschaft an alle GDL-Mitglieder hatte Gewerkschaftsboss Weselsky die Lokführer mit säbelrasselnder Rhetorik auf einen harten Arbeitskampf 2015 eingeschworen.
Am Mittwoch packte der GDL-Chef das dazu passende Damoklesschwert aus“ (Donnerstag, 19. Februar, Titelseiten-Kommentar). Der Druck hinter den Kulissen führt zu Säbelrasseln mit ausgepacktem Damoklesschwert, ah-ja!

15. Februar 2015

Über festgefahrene Fronten drängen sich Fragen auf

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 14:54

„Wenn nicht alle Anzeichen trügen, dann kommt offenbar Bewegung in die festgefahrenen Fronten des Ukraine-Konflikts“ (Montag, 9. Februar 2015, Tagesthema). Normalerweise trügt ja der Schein, während Zeichen und Wunder geschehen, aber da wollen wir jetzt nicht so pingelig sein. Schlimmer sind da schon die festgefahrenen Fronten, weil die nämlich eigentlich verhärtet sind, während festgefahren allenfalls Verhandlungen sein können …
„Über die Absichten Putins aber rätselt der Westen seit langem“(ebd.). Auch wenn seit Langem schon seit Langem groß geschrieben wird …

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“ … die … die europäischen Partner immer lautstärker zur Waffenhilfe … aufgefordert hatte“ (ebd.). Na bitte: Geht doch!

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„Der laute Ruf … hat gerade einen großen Schalldämpfer bekommen“ (Dienstag, 10. Februar 2015, Tagesthema).
„Wer Obama in diesem Augenblick dabei beobachtete, wie er Merkel beobachtete, spürte eine Wertschätzung, die sich bei der Frau aus dem Osten beinahe physisch auswirkte“ (ebd.). Vor lauter Gesülzte und Geschleime ist hier die Semantik komplett aus der Kurve geraten …
„Auch dann noch, wenn Washington doch noch auf Waffenlieferungen verfallen sollte?“ (ebd.). Vielleicht verfällt Washington eher auf den Gedanken, Waffen zu liefern.

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“ … Sigmar Gabriel, der an Angela Merkels Seite schnell einen schmelzenden Blick bekommt“ (Mittwoch, 11. Februar 2015, Politik). Bekanntermaßen hat Superman den Hitzeblick – aber er ist nix gegen Supersigmar!

Über die Sisypha der Weltpolitik drängen sich vertraute Fragen auf …“ (ebd.). Was für Dinger? Über die sich Fragen aufdrängen?

Sisyphoshaft nimmt sie nach jedem Fehlschlag den nächsten Verhandlungsversuch in Angriff …“

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„Je auftrumpfender diese Aussage daherkam …“ (Donnerstag, 12. Februar 2015, Tagesthema).

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„… die Raketenangriffe gegen das ukrainische Hauptquartier …“ (ebd.). Tja, es ist schon ein Kreuz mit den Präpositionen! Da richtet sich etwas „gegen“ und trotzdem muss man „auf“ benutzen! Wie soll das ein einfacher WAZ-Schreiber je verstehen?

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„Natürlich hat die heute 41-Jährige viel getan dafür (Komma!!) vom Model zur Marke zu werden. Wie kaum eine Zweite verstand sie es (Komma!!) auf der Klaviatur der sozialen Medien zu spielen“ (ebd., Leute). Worauf verstand sie zu spielen, bitte?

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„Das Valentins Geschenk für Verliebte“ (ebd., Termine, Anzeige Starlight Express). Merke: Valentins Geschenk ist etwas anderes als ein Valentins-Geschenk!

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„… zweimal bestand die Gefahr, dass er sie wie kleine Kinder abserviert“ (Freitag, 13. Februar 2015, Tagesthema).

„Putinberater Wjatscheslaw Surkow zeigte ihnen dagegen den ausgestreckten Zeigefinger“ (ebd.).

„Aber man dürfe sich keinen falschen Illusionen hingeben …“ (ebd.). Aber richtigen schon, oder?

Der folgende Abschnitt ist sprachlich soweit korrekt. Und entgegen meiner Aussage, hier keine inhaltlichen Dinge zu kommentieren, mache ich jetzt mal eine Ausnahme, denn er wirft ein interessantes Schlaglicht auf die WAZ als glühende Verteidigerin der Pressefreiheit: Der Gipfel war von Anfang an ein Nervenkrieg: ‘Herr Poroschenko, warum töten Ihre Truppen friedliche Zivilisten?’, rief ein russischer Fernsehkorrespondent dem eintreffenden Ukrainer quer durchs Foyer des Palastes entgegen. Der Schreihals wurde von Sicherheitsbeamten abgeführt“ (ebd.).

8. Februar 2015

Wasser im Ouzo

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 14:28

„Die in Europa gehegte Hoffnung, er werde schon gleich nach der Wahl Wasser in seinen Ouzo gießen, erscheint als blauäugiges Wunschdenken“ (Montag, 2. Februar 2015, Tagesthema). Hier purzeln die Sprachbilder schneller durcheinander, als man sie wieder aufdröseln kann. Versuchen wir es trotzdem: Wenn jemand „Wasser in den Wein gießt“, dann dämpft er zu hohe Erwartungen oder die Begeisterung für etwas, indem er eine eher schlechte Nachricht überbringt. Nun spricht eigentlich nichts dagegen, als Gag den Wein durch ein anderes Getränk zu ersetzen. Aber man sollte das Wasser dann schon in den Drink der anderen gießen, nicht in den eigenen. Und der Ouzo ist für solche Manöver leider generell ungeeignet, da er häufig und gerne mit Wasser verdünnt wird.
Was dann wiederum das Wunschdenken dabei soll, das zu allem Überfluss auch noch blauäugig erfolgt, werden wir aber nicht mehr ergründen …

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„Aus 30 Meter Entfernung … “ (ebd., Panorama). Metern! Warum ist das nur so schwer …?

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„Mindestlohn befeuert Schwarzarbeit“ (Mittwoch, 4. Februar 2015, Wirtschaft).

1. Februar 2015

Gemengelage immer lautstarker

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:20

„In dieser Gemengelage wurde Tsipras zum strahlenden Sieger …“ (Montag, 26.Januar, Tagesthemen). Ja, was würden wir nur machen, wenn wir keine Gemengelage hätten? Dann müssten wir uns mit einer einfachen Lage zufrieden geben. Und wer will das schon? Die Lage gibt’s nicht mehr, an ihre Stelle tritt die Gemengelage, ob passend oder nicht, denn sie klingt ja so viel bedeutsamer.

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„Dass die Separatisten … besonders blutig hinlangen …“(ebd., Politik).

„Dagegen allerdings spricht, dass die Führer der Separatisten immer lautstarker Großoffensiven ankündigen“ (ebd.).

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„Der erste ’Nor’easter‘ … sollte … Schneemassen von mindestens 60 Zentimeter bringen“ (Dienstag, 27. Januar 2015, Panorama). Das tut einem in den Ohren weh!
„Die geltende Rekordmarke … ist neun Jahre alt und liegt bei 68 Zentimer“ (ebd.). Aua!

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