… und ich weiß von nix! Jedenfalls nix von Grammatik. Anders wäre die folgende Headline auf der Rhein-Ruhr-Seite nicht zu erklären: „Karambolage wegen Hase“. Nun muss man in dem Fall glücklicherweise nicht streiten, ob nach „wegen“ der Genitiv oder der Dativ steht, zumal es in beiden Fällen „Karambolage wegen Hasen“ heißen müsste, aber eines ist klar: Der Nominativ ist in jedem Falle falsch!
Der Artikel hat zwar nur etwa 30 Zeilen, trotzdem gelingt es, auch da noch einen Fehler einzubauen: „Zum Glück verlies er das Fahrzeug sogleich …“ Zumindest, wenn man davon ausgeht, dass er das Fahrzeug nicht verlesen, sondern verlassen hat.
Und auf solche Dinge sollten man doch hin und wieder achten – schon wegen die Leser.
31. Januar 2009
Mein Name ist Hase
30. Januar 2009
Kampfkandidatin ein stückweit verloren
Wie weit ist ein stückweit? Nicht so weit, denn leider gibt es das gar nicht. Was die WAZ aber nicht daran hindert, immer mal wieder darauf zurück zu kommen. Heute zitiert sie auf der „Rhein-Ruhr-Seite“ eine türkischstämmige Akademikerin wie folgt: „Sie fühlen sich auch ein stückweit verloren.“ Wenn schon, dann wäre es ein Stück weit, allerdings kann ich vom Gebrauch dieser Floskel nur abraten, weil sie nicht nur nichts aussagt, sondern auch noch dämlich ist.
Aber kommen wir doch zur nächsten kreativen Wortneuschöpfung. Fett in der Headline auf der Politikseite: „Die Kampfkandidatin“! Was, bitte schön, ist das? Die Kandidatin für einen Kampf? Aber Frau Schwan, um die es in dem Artikel geht, kandidiert für das höchste Bundesamt, nicht für einen Kampf. Oder soll es vielleicht etwas mit einer „Kampfkandidatur“ zu tun haben? Von der spricht man allerdings nur, wenn es innerhalb einer Partei zu heftigen Auseinandersetzungen um ein Amt kommt. Kann also auch nicht sein.
Muss daher offen bleiben. Und warum sollten uns solch profane Dinge stören, denn „meistens bringt Gesine Schwan ihre verblichenen Freunde zu öffentlichen Auftritten mit.“ Und wer will angesichts solcher Voodoo-Fähigkeiten kleinliche Sprachkritik üben? Äh … ich!
29. Januar 2009
Betretene Mienen
Achtung! Nicht die Mienen betreten! Nein, nein, hier handelt es sich nicht um eine falsch geschriebene Warnung in einem Kriegsgebiet. Gemeint, auf der „Rhein-Ruhr“-Seite, sind hier wirklich die „Mienen“ im Sinne von Gesichtsausruck: „Betretene Mienen“ verheißt uns schon die Zwischenüberschrift und dann geht es im Text wie folgt weiter: „Mit betretenen Mienen, wortlos, ratlos, in Gedanken schon im Frühjahr, arbeitslos, und manchmal mit Galgenhumor: ‚Da kann ich schön den Garten machen, das ist die richtige Zeit.'“ Wenn Sie das übrigens insgesamt schon unverständlich finden, wundert mich das nicht. Denn erstens ist das kein Satz und zweitens sind die Kommata falsch gesetzt, was es zusätzlich erschwert, einen Sinn in dem Geschriebenen zu entdecken.
Doch zurück zu den Mienen. Betretenes Schweigen ist bekannt. Aber Mienen? Wo kommen die her? irgendwer muss da mal betretene Gesichter draus gemacht haben. Und von da ist der Weg zu den Mienen nicht weit. Google weist über 6000 betretene Mienen auf. Ich gebe mich geschlagen.
Auch von der umgangssprachlichen Formulierung ein paar Zeilen davor: „Jetzt in aller Frühe, als grad erst auf ist und alles noch leer, stehen sie beisammen.“ Zumindest ist ja nicht vom aufen Geschäft die Rede…
Ein paar Absätze weiter lesen wir von der „Tristesse des Augenblicks, der nicht weichen will“, was auch nicht viel besser ist, weil man nun nicht weiß, ob wirklich der Augenblick nicht weichen will (warum sollte er auch?) oder ob die Tristesse gemeint war.
Und gegen Ende des Artikels tröstet der Oberbürgermeister sich und die Leser mit den Worten: „Auch wenn wir über einen stabilen Besatz an Einzelhändlern verfügen“. Müssen Politiker so reden? Dann wundert mich nicht, dass die Politikverdrossenheit zunimmt. Deutlicher kann man nicht zeigen, dass man auf einem anderen Planeten lebt.
Und nun möchte ich bei Ihnen mal eine betretene Miene sehen, Herr Oberbürgermeister!
28. Januar 2009
Harte Einschnitte
Das wird ja gern genommen: „Harter Schlag insbesondere für das ohnehin gebeutelte Ruhrgebiet“, beginnt der Artikel, und ich frage mich mich, warum man nicht einen schweren genommen hat.
Vermutlich, weil auch „Insgesamt … von den harten Einschnitten 520 Vollzeit-Arbeitsplätze betroffen“ sind. Auch, wenn es vielleicht eher tiefe gewesen wären.
Mit solchen Kleinigkeiten hat man glücklicherweise im Essener Lokalteil gar nichts zu tun, denn „Baumstümpfe sind ein Dorn im Auge“, heißt es da in einer fetten Headline. Und das muss erstmal einer nachmachen!
27. Januar 2009
Im angeklagten Zeitraum starrt ein Mond-äner Vamp das Gewissen an
Im Aufmacher auf der Titelseite kommt erneut die beliebte Universalpräposition zum Einsatz: Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde „zeigte sich irritiert über die Diskussion“, und nicht etwa von derselben.
Im nebenstehenden Kommentar zum Urteil im Fall Zumwinkel stellt man sich die Frage, „warum er im angeklagten Zeitraum … zehn Millionen Euro zahlte“ und ich frage mich, warum anstatt des Ex-Postchefs ein Zeitraum angeklagt wurde.
Vielleicht, weil der Arme ohnehin unter großem Druck steht, wie wir auf der „Rhein-Ruhr“-Seite erfahren: „Den Blick ins große Publikum im Saal vermied der ehemalige Post-Chef, als würde ihn dort ein schlechtes Gewissen anstarren.“ Das kommt öfter vor als man denkt. Da schaut man nichts ahnend ins Publikum, und schon starrt so ein schlechtes Gewissen voll zurück!
Überhaupt, was einem in Gerichtssälen so passieren kann! Darüber klärt uns ein kleiner Hintergrundartikel auf derselben Seite auf, der das Beispiel Al Capone referiert: „Doch der Richter in Chikago ließ die bestochenen Geschworenen auswechseln. Ergebnis: Elf Jahre Gefängnis. Oder Ägypten.“ Wie, konnte Capone zwischen Gefängnis und Ägypten wählen? Lesen wir weiter: „Zur Zeit der Pharaonen ließ der Staat Steuerhinterzieher auspeitschen.“ Passt aber immer noch nicht so richtig. Nach der Zwischenüberschrift („Im alten Ägypten“) können wir dann lesen: “ Genutzt hat diese Härte wenig. Al Capone führte sein Imperium vom Knast aus weiter…“ Also. War er nun im Knast oder in Ägypten? Wir werden es wohl nie erfahren…
Also blättern wir um. Und finden auf der Welt-Seite eine interessante Beschreibung der neuen Dschungel-Königin Ingrid van Bergen: „Aber es gab Jahre, da erschien sie eher als mond– (neue Zeile) äner Vamp…“ Das muss ein Geschöpf sein, das – ähnlich einem Werwolf – nur bei Mondlicht sein Unwesen treibt. Naja, als Vamp – warum nicht?
Es gibt Schlimmeres. Davon lesen wir auf der Wirtschaftsseite: „Gebeutelt durch die Wirtschaftskrise, durch Kreditklemmen, aber auch durch Fehlentscheidungen, hängt Schaeffler-Conti jetzt am Fliegenfänger des Staates und bettelt um materielle Hilfe.“ Selbst, wenn man nicht weiß, was ein Fliegenfänger des Staates ist, ist es schon grausam genug, durch Klemmen gebeutelt zu werden.
Da möchte man schon eher das Gewissen anstarren. Oder Ägypten.
26. Januar 2009
Mit grobem Keil das Profil schärfen und die Ordnung unterpflügen
Im Kommentar auf Seite 2 stellt „die Krise vieles auf den Kopf“. Offenbar auch das Sprachvermögen von Journalisten, denn „die Ordnung gerät mächtig durcheinander, untergepflügt von Krisenbekämpfern.“ Diese Krisenbekämpfer! Können die nicht einmal etwas unterpflügen, ohne gleich die Ordnung durcheinander geraten zu lassen?
Vielleicht sieht deshalb auch im nebenstehenden Artikel „Handlungsbedarf, nun zum groben Keil statt zur Nagelfeile zu greifen, um ihr Profil zu schärfen.“ Na klar, auf den groben Klotz gehört ein grober Keil, so sagt zumindest die Redewendung, dass man damit aber nun auch ein Profil schärfen kann, ist eine echte Innovation.
Genauso wie die „Ban-dansagen“ gegen die man sich auf der „Rhein-Ruhr“-Seite wehren soll. Oder sind die Bandan-Sagen ein Teil anderer Sagen, z.B. der Nibelungen? Schade, leider stellen sie sich nur als Trennungsfehler heraus, denn gemeint waren Band-ansagen, die von unseriösen Telefonwerbern abgespielt werden.
Glücklicherweise kann man sich dagegen wehren. Nicht gegen die Trennfehler, aber ansonsten „hat der Kunde ein Wiederrufs- und Rückgaberecht…“ Dagegen möchte ich nun aber Widerspruch einlegen, weil es sich nunmal um ein Widerrufsrecht handelt.
Welches ich am liebsten auch auf der „Ratgeber Auto“-Seite angewendet haben will. Hier heißt es nämlich in einer fetten Headline: „Am Ende fiel David Bowie aus den Angeln“. Im Artikel selbst erfahren wir dann zwar, dass die Türen eines Autos, genannt „David Bowie“, aus den durchgerosteten Scharnieren fielen, nicht aber, woher die absonderliche Mischung von „aus den Angeln heben“ und „aus allen Wolken fallen“ stammen könnte.
Vermutlich von der mit dem groben Keil untergepflügten Ordnung.
24. Januar 2009
Finstere Vermutungen kochen den roten Faden
Oh, wie habe ich das vermisst! Formulierungen wie diese: „Der Präsident räumte ein, dass die rasche Verabschiedung des geplanten Konjunkturpakets den Kongress eine harte Aufgabe sei“. Das macht direkt Appetit auf mehr.
Und schon finden wir Folgendes im Sportkommentar: „Die traurige Nachricht … war kaum auf dem Markt, als finstere Vermutungen die Runde drehten. Der Verdacht des Dopings, der neuerdings immer sehr schnell hochkocht, wenn ein Spitzensportler ‚unter ungeklärten Umständen‘ stirbt, webte in vielen Kommentaren den roten Faden wilder Spekulationen.“
Da dreht bei mir sogleich die finstere Vermutung die Runde, dass der rote Faden verloren gegangen ist, weil das den Kongress eine zu harte Aufgabe war. Oder ist das jetzt eine hochgekochte Spekulation?
23. Januar 2009
In der Schmuddelecke sinken und in den Wunden bohren
„So tief sind wir gesunken, in der Schmuddelecke der Berufs- und Verbandspolitik“, wird heute auf der Titelseite der Chef der KV Nordrhein zitiert. Wir wollen mal zu seinen Gunsten annehmen, dass er nicht gemeint hat, man sei in der Schmuddelecke abgesunken oder gar, man sei in die Schmuddelecke herabgesunken, aber was hat er dann gemeint? Möglicherweise, dass man so tief gesunken sei, dass man sich nun in der Schmuddelecke befinde. Was aber auch schon die nächste Frage aufwerfen würde: Warum ist die Ecke unten?
Ich fürchte, wir werden das nicht abschließend klären können, genauso wenig, wie die folgende Formulierung des Chefredakteurs im Kommentar auf Seite 2: „Herr Philips ist Chefberater neue Medien von Barack Obama.“ Sollte er nicht wenigstens Chefberater für neue Medien sein? Oder wenn es eine Berufsbezeichnung sein sollte, müsste man dann nicht vom Chefberater „Neue Medien“ reden? Andernfalls fürchte ich, dass demnächst noch von einem Hilfsberater diverse Sendungen und Berichte die Rede ist. Und das wäre doch ganz furchtbar, oder?
22. Januar 2009
21. Januar 2009
Schwere Pfunde
Im Essener Lokalteil finden wir diese Headline: „Dünne Luft gegen schwere Pfunde“. Das erinnert mich an die alte Scherzfrage: Was ist schwerer, ein Pfund Blei oder ein Pfund Federn? Und warum hat man nicht einfach „Dünne Luft gegen dicke Pfunde“ getitelt? Das wäre zwar nicht richtiger, aber immerhin schöner gewesen.
20. Januar 2009
Größer wachsen
Auf der Politik-Seite sagt ein Politikwissenschaftler: „Je weniger Bürger wählen, desto größer wächst der Einfluss des Wählers.“ Er wächst nicht höher und auch nicht einfach „mehr“, aber der Mann ist ja auch Politik- und kein Sprachwissenschaftler…
19. Januar 2009
17. Januar 2009
16. Januar 2009
14. Januar 2009
Winterpause
In eigener Sache: Auch WAZblogger fahren hin und wieder in den Urlaub. Und ab morgen bin ich im Ausland und weiß nicht, ob ich dort eine WAZ bekommen kann.
Ich hole aber alles nach, versprochen! Spätestens am 25.1. sind wir wieder online.
Eine Botschaft, die aus zwei Seiten einer Medaille besteht
Nach dem Rettungsschirm und der Kreditklemme gibt es nun auch noch die Schuldenbremse. Aber nicht irgendeine: „Entscheidend ist, ob es gelingt, diese Schuldenbremse wasserdicht zu machen“, erläutert ein Finanzwissenschaftler auf der Titelseite. Das finde ich auch, wer will schon wasserdurchlässige Bremsen haben?
Das meint auch der Kommentar auf Seite 2: „Wähler muss auf die Bremse achten“. Nur bleibt dann offenbar keine Zeit, auf die Deklination zu achten: „Viel ist geschrieben worden auch an dieser Stelle über die Notwendigkeit eines solchen Impuls für die dramatisch absackende Konjunktur.“ Vielleicht sollte man daher auch mal ein bisschen schreiben über die Notwendigkeit des Genitivs auch bei Wörtern, die bereits mit „s“ enden. Vielleicht wäre dann die Notwendigkeit eines Impulses dabei herausgekommen.
Aber man kann sich ja nicht um alle „Milliardendetails“ kümmern, wie die Kanzlerin im nebenstehenden Artikel. Ahem, was ist eigentlich ein Milliardendetail? Das Milliardstel eines Details?
Egal, mit Politikern ist es eh nicht leicht: „Steinmeier lässt sich schwer zusammenfassen.“ Nicht wahr?
Vor allem, wenn er „drei kanzlerkandidatengerechte Botschaften vermitteln,“ will „was misslingt, weil mindestens eine der Botschaften aus zwei Seiten einer Medaille besteht und die Sache deshalb ausufert.“
Das kann nicht jeder, deshalb „schneidet etwa CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg die Entlastung der Bürger für seine Partei heraus,“ anstatt sie heraus zu stellen, was jeder andere getan hätte.
Und zum Schluss steuert die CDU noch „den Rettungsschirm für Unternehmen mit nachträglich ausgebauter Verstaatlichung“ bei, wobei unklar bleibt, ob die erst ein– und dann wieder ausgebaut wurde, oder ob sie lediglich erweitert, also weiter ausgebaut wurde.
Das kann ich aber hier nicht abschließend klären, weil sonst meine Botschaft, die aus zwei Seiten einer Medaille besteht und die ich hier einmal deutlich herausschneiden möchte, grenzenlos ausufern würde und mich dann keiner mehr zusammenfassen könnte.
13. Januar 2009
Das Jenseits wird immer beliebter
Es gibt Sprachdummheiten, die sich wie Viren in der Sprache ausbreiten. Wenn irgend jemand etwas Blödes sagt oder schreibt, und es kommt nur einigermaßen klugschwätzerisch daher, dann gibt es mit Sicherheit genügend Leute (meist Journalisten), die es weiter verbreiten. Und gerade bei der WAZ ist man natürlich äußerst anfällig für jeglichen sprachlichen Unsinn. Das neueste Beispiel ist das Jenseits.
So lesen wir z.B. heute auf der Seite 2, „dass Koch jede Koalition jenseits von Schwarz-Gelb ausschließt“. Und diesseits davon? Ist das besser? Und was soll das überhaupt heißen?
Alles ist plötzlich irgendwie „jenseits“ von irgendwas, wenn man es ausschließen möchte. Roland Koch seinerzeit hoffte „jenseits der Tatsache“, und seitdem gibt es eine Menge Nachahmer. Aber vielleicht hatte er das ja schon irgendwo aufgeschnappt.
Für mich ist das jedenfalls alles jenseits von Gut und Böse.
12. Januar 2009
Die Butterseite in den Schatten rücken
Dass WAZ-Autoren mit Redensarten immer so ein klein bisschen auf Kriegsfuß stehen, ist bekannt. Und der Chefredakteur macht da keine Ausnahme. So schreibt er heute im Kommentar auf Seite 2: „Als Regierung kommt die SPD staatstragend daher, was Münteferings Lockerungsübungen Richtung Links-Partei in den Schatten rückt.“ Wenn man etwas oder jemanden übertrifft, dann kann es sein, dass man es (oder ihn) in den Schatten stellt. Genau das kann hier aber nicht gemeint sein und ist es auch nicht, weshalb sich der Autor dann im letzten Moment für ein anderes Verb entscheidet. Das macht die Sache aber nicht besser, denn nun haben wir eine Redewendung, die irgendwie ein Schattendasein führt, wenn man mir den Kalauer verzeihen will. Die „Lockerungsübungen Richtung Links-Partei“ will ich ihm dann auch mal verzeihen, nicht jedoch das direkt anschließende zweite zertrümmerte Sprachbild: „Diese Konstellation fällt jedenfalls Merkel auf die Butterseite.“
Und wenn der Chef schon mit derartig schlechtem Beispiel vorangeht, soll es da wundern, dass auf der Rhein-Ruhr-Seite „dem … beliebten Flughafen der Wind schärfer ins Gesicht wehen wird“?
Oder dass im selben Artikel „längere Betriebszeiten und eine Verlängerung der Start- und Landebahn … zur Rede stehen“ – anstatt zur Debatte. (Natürlich kann man auch jemanden zur Rede stellen – aber das ist nun wieder eine ganz andere Redensart.)
Manchmal hat es den Anschein, als versuchten die WAZ-Autoren besonders originell zu sein oder „eingefahrenen Gleise“ zu verlassen, wenn sie vom oft Gehörten oder Geschriebenen abweichen. Nur: Zur Redensart gehört nun einmal, dass sie nicht besonders originell ist, sonst wäre sie keine Redensart.
Originalität schön und gut, aber kann sie sich nicht anders zeigen, als dass etwas in den Schatten rückt oder zur Rede steht? Ansonsten fällt nämlich jedes Sprachbild auf die Butterseite.
11. Januar 2009
Mit der Gießkanne durchs Land laufen
Die Samstags-WAZ bringt uns gleich auf der Titelseite die mahnenden Worte eines früheren McKinsey-Chefs zur Kenntnis: „Der Staat kann nicht mit einer Gießkanne durchs Land laufen und normale Marktprozesse behindern.“ Jetzt weiß ich endlich, warum die Tagessätze bei McKinsey so hoch sind. Äußerungen von solch ökonomischem Tiefsinn bei gleichzeitiger sprachlicher Eleganz sind eben nicht billig!
Die Universalpräposition schlägt mal wieder auf der Politik-Seite zu: „Über die Spekulationen zeigte sich Mannichel … betroffen.“ Auch, wenn man normalerweise von etwas betroffen ist.
Auf der Kulturseite erfahren wir, „dass die Ausstellungsmacher in Köln inmitten all der Fotos aus deutschen Reihenhäusern eine oppulente Polstergarnitur vor holzfurnierter Schrankwand drappierten.“ Vielleicht hätte man die Möbel drapieren sollen, dann wären sie noch besser zur Geltung gekommen.
Später im Text lesen wir dann noch von der „Ledergarnitur und dem gläsernen Tisch“, von dem ich allerdings vermute, dass es sich um einen Glastisch handelte.
Auch, wenn „bei Ihnen … sämtliche Möbel den Halt der Wände“ suchen. „Alles lehnt sich an, so wie er, der Tierarzt Alexander W., an seine Gattin, die Krankenschwester Elvira W..“ Stellen wir uns doch das alles einmal vor, die gesamte Anlehnerei: Der Stuhl an den Tisch, der an den Schrank, alle zusammen an die Wände und der Tierarzt an seine Gattin W (mit zwei Punkten). Warum kommt mir jetzt Loriot in den Sinn?
„Schöner wohnen eben.“ Schöner Wohnen hätte ich besser gefunden.
Zumindest ist das „anders als in England, wo das viktorianische Reihenhaus durchaus dem vermögendem Bürgertum ein stattliches Ambiente bot.“ Und wo man vielleicht eher dem vermögenden Bürgertum das Ambiente bot.
Egal, dem Reihenhaus tut das keinen Abbruch: „Ein Trend jedoch scheint seine Existenz zu befördern…“ Fragt sich nur, wohin.
Schließlich hält noch die Essener Lokal-Sport-Seite eine ganz besonders schöne Bildunterschrift für uns bereit: „Felix Quecke is derzeit bei der U19-Nationalmschaft.“
Also bitte! Wenn schon trinken, dann richtig! Und dann müsste die Bildunterschrift so lauten: „Flix Qucke ss drzt b dr U-nnnzhn-Nzo … Nahzoo … uups! Nassio … Nazional … mampf … mnnschfft! Jawoll!“
9. Januar 2009
Ausgestaltung des Rettungsschirms bei Kreditklemme
Gefällt uns die Kreditklemme besser als der Rettungsschirm? Auf der Titelseite haben wir heute beides. Wobei laut Headline ein „Ringen um den Rettungsschirm“ stattfindet, im Artikel die Große Koalition allerdings allerdings nur „um die Ausgestaltung des Rettungsschirms für gefährdete Unternehmen“ ringt.
Während im Kommentar daneben der Staat „großes Interesse (hat), die Kreditklemme aufzuheben. Jene Klemme, die die Banker so gern kleinreden…“ Es ist also eher eine große Klemme, die Kreditklemme. Aber die Herkunft dieses Sprachungeheuers zu erklären, fühl ich mich ein bisschen überfordert. Da sitze ich sozusagen in der Klemme. Ich fürchte nur, dass es 2009 zum „Wort des Jahres“ werden könnte…
8. Januar 2009
Zwischen Fliegen steckenbleiben
Auf der Titelseite jagt heute ein „neuer Rettungsschirm“ (Headline) „ein neues Rettungspaket“ und „nach dem 500 Milliarden Euro schweren Banken-Rettungspaket bereits der zweite staatliche Schutzschirm“ den Deutschlandfonds. Oder andersherum.
Da ich aber die vielen Schirme und Pakete nicht mehr kommentieren will, wenden wir uns doch lieber der „Rhein-Ruhr“-Seite und damit der Spendenaktion für Bangladesch zu, die ja auch immer wieder für außergewöhnliche Formulierungen gut ist.
Beispielsweise diese: „Heute muss Lima also etwa 24 sein, eine hübsche Frau mit sehr glänzenden schwarzen Haaren, die sie in einem schweren Knoten bändigt.“
Oder dieses sprachliche Kleinod: „Lima trägt heute Grün, es hebt sich leuchtend ab von ihrer dunklen Haut, und den Kopf oben.“ Es hebt sich ab von der Haut und den Kopf oben? Müsste es nicht „von dem Kopf oben“ heißen? Ach, nein, so war das ja gar nicht gemeint! Sondern so: Sie trägt Grün und den Kopf oben – was einerseits nicht sonderlich überrascht, denn wo trägt man den Kopf sonst? Unterm Arm? Und was andererseits schon für sich eine ziemliche gewagte Verbindung ist, die durch den Einschub wahrlich nicht besser wird.
Aber Limas Kopf geht es besser: „Eben hat sie ihn noch verschämt gesenkt, aber nun, da sie ihre Geschichte erzählt hat, sieht sie aus, als wäre sie sie losgeworden, sie hebt jetzt die Augen und blickt in die Zukunft: Lima will dem Besuch etwas zeigen.“ Erst hatte sie den Kopf oben, nun hebt sie die Augen (nicht etwa den Blick!). Wohl, damit sie besser in die Zukunft schauen kann. Gleichzeitig will sie etwas zeigen. Nur was? Das erfahren wir nicht, stattdessen geht es naht- und atemlos weiter:
„Das Baby von damals, geboren im Herbst 1998, kann sie nicht mehr zeigen; es kam schwer behindert auf die Welt, lebte, geliebt und gepflegt von den Frauen im Heim, keine vier Jahre.“ Sozusagen totgepflegt.
„Aber Lima hat andere Schätze, die so viele andere in ihrem armen Land nicht haben.“ Wie tröstlich!
„Ohne das Heim hätte sie nichts von dem, das sie nun vorführt schnellen, selbstbewussten Schritts.“Ich glaube, der letzte, den ich mit selbstbewusstem Schritt sah, war Arnold Schwarzenegger als Terminator. Allerdings hat er dabei nichts vorgeführt, dürfte ja auch ein bisschen schwerfallen.
Doch muss sie vorsichtig sein, wo sie hergeht, mit selbstbewusstem oder unbewusstem Schritt, denn „in den Gängen muss man quer gehen, um nicht stecken zu bleiben zwischen den Fliegen.“
Es ist überhaupt ziemlich eng: „Es gibt hier mehr Kinder, als zwischen den brüchigen Zaun passen…“ Die einen passen nicht zwischen den Zaun, die anderen bleiben zwischen Fliegen stecken, „aber es ist ein Zuhause. Limas Zuhause. Lima, die Ausgestoßene, hat hier ihren Platz in der Gesellschaft gefunden. Es ist ein enger, übelriechender Platz, den bei gutem Wetter die Sonne verbrennt und der bei schlechtem droht fortzuspülen.“
Aha, der Platz in der Gesellschaft riecht schlecht und droht außerdem fortzuspülen. Nicht etwa, fortgespült zu werden. Und was spült er fort? Nach Lage der Dinge fällt mir dazu eigentlich nur eins ein: verständliches Deutsch.
7. Januar 2009
Steinmeier wechselt Steinbrück ab
Das ist ja mal eine nette Abwechslung bei der WAZ: „SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier wechselt Steinbrück ab als Mann an Merkels Seite“, verkündet eine fette Subline auf der Politik-Seite. Und man fragt sich, warum niemand solche Autoren abwechselt. Möglicherweise, weil man sie entweder ablösen müsste oder aber sich mit ihnen abwechseln.
Wir erfahren aber noch mehr Überraschendes im Artikel: „In Krisenzeiten können Kanzler ihre Fußstapfen vergrößern. Oder auch nicht.“ Ja klar: je größer die Fußstapfen, desto schwerer fällt es einem Nachfolger, dort hineinzutreten. Also will jeder Kanzler seine Fußstapfen, damit keiner dort hineintapfen kann. So gesehen, gewinnt der Eintrag vom 5. Januar noch eine ganz andere Bedeutung.
Und auch dies kann dann nicht mehr verwundern: „Anfangs traten Angela Merkel und Peer Steinbrück zusammen auf. Sie teilten einen ernsten Gesichtsausdruck sowie die Einschätzung, dass man nicht mit Geld um sich werfen dürfe.“ Auch, wenn ich noch nie meinen Gesichtsausdruck mit jemand anderem geteilt habe. Aber das kann ja noch kommen: Vielleicht, wenn ich mit Geld um mich werfe.
In der Zwischenzeit „kann Merkel nur Kompromisse aus den Forderungen von Steinmeier und Seehofer heraushandeln.“ Das, fürchte ich, dürfte ein bisschen schwierig sein, da man Kompromisse normalerweise schließt; dass sie jemand aus Forderungen heraushandelt, ist vergleichsweise selten.
Indes: „Merkel wollte sich nach dieser Legislatur die Leistung anheften können, den Haushalt in Ordnung gebracht zu haben.“
Dafür hefte ich mir jetzt die Leistung an, diesen Artikel bis zum Ende durchgestanden zu haben, selbst wenn ich meinen Gesichtsausdruck mit niemandem teilen kann.
6. Januar 2009
Mit straffer Hand vorsichtig denken
Man kennt sanfte Hände, schöne Hände, vielleicht auch eine Politik der harten Hand. (Ach ja: straffe Zügel, die gibt es natürlich auch). Aber das hier, auf der heutigen Kultur-Seite, ist neu: „Mit straffer Hand in die oberste Liga“. Und demnächst wird wohl jemand mit harten Zügeln in die Liga reiten!
Dafür ist „an eine Verlegung in die Uniklinik im heimischen Jena allenfalls vorsichtig zu denken“, wie uns der Althaus-Artikel auf der „Welt“-Seite belehrt. Wie denkt man vorsichtig und was passiert dem armen Althaus, wenn man etwa unvorsichtig an eine Verlegung denkt?
5. Januar 2009
Die Tapf-Erste und die Genesungswünsche unter den Genesungswünschen
Wer tapft so spät durch Nacht und Wind? Es sind die Genesungswünsche, mein Kind!
Ich hoffe, man verzeiht mir diesen Kalauer, aber diesen Reim konnte ich mir einfach nicht verkneifen.
Und die Trennung auf der zweiten Essener Lokalseite lädt ja auch zum Kalauern ein: „Eine Frau ist derzeit die Tapf- (neue Zeile) erste unter den 180 Mitgliedern der … Essener … Segler.“ So wüsste man ja auch nur zu gerne: Wer ist die Tapf-Zweite oder die Tapf-Dritte?
Überhaupt kommt es heute wieder unheimlich tapf (verzeihung!) taff daher. Schon auf der Titelseite mit einer kleinen Meldung über einen Verkehrsunfall: „Sein Wagen kam von der Fahrbahn ab und prallte einen Baum“.
Im Kommentar auf derselben Seite wird „Dieter Althaus gebraucht von den seinen“. Was werden nur die Seinen dazu sagen, dass sie plötzlich klein geschrieben werden?
Auf der Politik-Seite arbeitet Horst Seehofer „momentan mit Hochdruck an einem Konjunkturpaket, in dessen Mittelpunkt er selbst steht.“
Aber das ist noch nicht alles, denn „diesem Treffen hatte Seehofer zwei Interviews vorangestellt, in denen er seine Forderung nach Steuersenkung festmauerte.“
Und wo wir gerade mal dabei sind: „Gleichzeitig mauerte die SPD … ihre Ablehnung nicht nur fest.“ Da kann man ja fast dankbar sein!
Die SPD-Chefin von NRW übrigens, die laut eines Artikels darunter „mit frischer Angriffslust ins neue Jahr“ geht, gibt dann noch Folgendes von sich: „Beim Ministerpräsidenten von NRW erkenne ich dagegen eine Politik nach dem Motto von Pipi Langstrumpf: ,Ich mal mir die Welt, so wie sie mir gefällt'“. Schön gesagt. Leider ist ihr da ein kleiner, aber entscheidender Fehler unterlaufen: Pipi Langstrumpf nämlich macht sich die Welt, so wie sie ihr gefällt. Ja, schade eigentlich, aber nun haut der ganze schöne Vergleich nicht mehr hin.
„Schon jetzt finden sich nicht nur Genesungswünsche unter den Genesungswünschen, die zu hunderten einlaufen …“ überrascht uns ein Artikel auf der Welt-Seite zum Ski-Unfall des Ministerpräsidenten von Thüringen, „sowie Helmpflicht für Kinder unter 14 Jahre“. Unter wem? Unter Jahren! Fast möchten man sagen, damit’s vielleicht mal hängenbleibt: Unter Jahrenden!
3. Januar 2009
Appell ans Helmtragen, Tendenz über die Entwicklung
Geht das? Offenbar schon! Auf der Titelseite geschieht das mit folgenden Worten: „Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft appelliert ‚mit Nachdruck‘ an das Helmtragen, nicht aber an den Gesetzgeber.“
Und im Kommentar auf Seite 2 gibt es „berechtigte Ansätze für ein düsteres Jahr 2009″, aber dennoch „zu ausladender Schwarzmalerei keinen besonderen Anlass.“ Das ist beruhigend, hatte ich doch schon befürchtet, dass die Ansätze für ein düsteres Jahr, seien sie nun berechtigt oder nicht, zu weit ausladenden Malereien einladen würden …
Schließlich gibt es mal wieder einen besonders kreativen Einsatz der beliebten Universalpräposition „über“, diesmal auf der Wirtschaftsseite. Dort sagt ein Sprecher von TUI mit Blick auf die Internationale Touristik-Börse: „Dann gibt es eine ziemlich gute Tendenz über die Entwicklung der Branche“. Ich habe wirklich lange versucht, diesem Satz einen Sinn abzugewinnen, es bleibt mir aber nur eine Tendenz über die Entwicklung von Managergehirnen, und die sieht nicht besonders rosig aus. Da möchte dann auch lieber an das Helmtragen appellieren.
2. Januar 2009
Eingebüsste Vorstösse und Schussverletzungen durch Macheten
Wirklich Erstaunliches passiert heute auf der „Menschen“-Seite. Hier lässt die WAZ einen Arzt die Grausamkeiten in Nigeria mit den Worten schildern: „Schussverletzungen durch Macheten, sowie abgeschlagene Arme und Beine gehören zum Alltag.“ Erstaunlich, weil Macheten bekanntermaßen große Messer sind, die hier die Schussverletzungen verursachen.
Dass die WAZ nicht so richtig mit der Benutzung des „ß“ und seiner Ersetzung durch „Doppel-S“ klarkommt, haben wir schon einmal bemerkt. Auf der Kulturseite finden wir dazu heute sogar zwei Beispiele. Zu Beginn des Artikels über die Varus-Schlacht heißt es: „Der Verursacher des kaiserlichen Weinkrampfes konnte nicht mehr dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dass das Imperium innerhalb von vier Tagen ein Achtel seiner Streitkräfte eingebüsst hatte.“
Und etwas später: „… obwohl Rom offenbar… bis weit ins dritte Jahrhundert hinein militärische Vorstösse unternahm.“