„Wenn Michael Glos an diesem Dienstag in die Freiheit entlassen wird, hat die Republik ein politisches Abenteuer erlitten, dessen Ausmaß womöglich nicht absehbar ist“, müssen wir heute im Kommentar auf Seite 2 lesen. Vor allem ist nicht absehbar, was die Sprache dadurch erleidet, denn Abenteuer werden normalerweise erlebt und nicht erlitten. Indes kann man durchaus einen Herzanfall oder ein Schädel-Hirntrauma erleiden, doch was eine Republik so alles erleiden kann, entzieht sich momentan leider meiner Kenntnis, nur: ein Abenteuer kann es nicht sein.
Ein paar Zeilen weiter lesen wir von „staunenden Weltgästen“ und staunen selbst, was das für merkwürdige Besucher sein sollen, weil es dieses Wort bisher noch gar nicht gab.
Dafür haben wir dann im nächsten Absatz das hier: „Die Welt wird sich nicht lange mit dem Gedanken aufhalten, dass es in Deutschland zugehe wie in einem Käfig voller Narren. Die Union aber schon.“ Wenn wir das einmal übersetzten, dann heißt das, dass sich die CDU lange mit dem Gedanken aufhalten wird, dass es in Deutschland zugeht wie in einem Käfig voller Narren. Was soll uns das sagen? Eigentlich irgendwie … nichts.
Aber vielleicht sagt uns der daneben stehende Artikel mehr. Denn hier stehen solche Formulierungen wie diese: „München: CSU-Chef Horst Seehofer schildert vor Kameras mit sichtbar wachsendem Vergnügen an der Absurdität der Ereignisse, wie absurd diese sich tatsächlich ereignet haben. Samstag, er, Seehofer auf der Münchner Sicherheitskonferenz.“ Ist das Deutsch? Ist das überhaupt irgendeine Sprache?
Und dann kommt die Heimsuchung: „Ich habe die Faxe persönlich heimgesucht”, soll Seehofer gesagt haben. Kann ich mir nicht vorstellen.
Kurz danach haben wir sie wieder, „die Parteien jenseits der Union…“ Dieses Jenseits, das seinerzeit der gute Hessen-Koch beschworen hat und das seitdem alle WAZ-Redakteure irgendwie gut finden. Was es aber nicht besser macht.
Und jenseits von dem Jenseits heißt der ganze Satz: „Die Parteien jenseits der Union sind sich ausnahmsweise derart einig in der Kritik an Seehofer und Kanzlerin Angela Merkel, dass man die Äußerungen ebenfalls ausnahmsweise in einem Atemzug zusammenfassen darf…“
Darf man nicht! Auch nicht ausnahmsweise. Man darf höchstens etwas in einem Atemzug nennen. Von „Zusammenfassen“ weiß diese Redensart nix.
Gegen Ende des Artikel haben wir dann noch einige Formulierungen, die ich jetzt ohne weiteren Kommentar wiedergebe, auf dass Sie selbst entscheiden, ob man so etwas ungestraft schreiben darf: „,Sie müssen sich die Situation vorstellen.‘ Zwei Generäle zum Gespräch. Sicherheitskonferenz. Kurz vor dem Empfang des Ministerpräsidenten für 500 hochrangige Gäste. ,Dann hab ich den Michel Glos erreicht.‘ Lage geschildert. Kann Wunsch nicht entsprechen. ,Da ist die ganze Welt in der Residenz versammelt.‘ In dieser Situation. ,Des kann i net entsprechen.‘ Um halb drei nach Hause. Morgens früh angefangen zu telefonieren. Inzwischen alles gut. Sehr offenes Gespräch mit Glos geführt. ,Ich habe nicht den geringsten Groll.'“
Ich will Sie ja nicht beeinflussen: Aber das Lallen eines total betrunkenen Bierkutschers finde ich verständlicher.
Eigentlich reicht das für heute, und zwar „nicht erst, seitdem im Januar der mutmaßliche Missbrauch eines Häftlings durch seine beiden Zellengenossen öffentlich hoch gekocht ist“, wie auf der „Rhein-Ruhr“-Seite zu lesen ist. Echt interessant, was man alles so hochkochen kann, sogar Missbräuche. Und auch noch öffentlich!
Irgendwie fällt es mir schwer, das alles in einem Atemzug zusammen zu fassen, vielleicht so: Ich. Gelesen, alles. Die Absurdität absurd gefunden. Alles heimgesucht und hochgekocht.