Heute trotzen wir mal dem Genitiv. Dabei sei zugegeben: Früher wurde nach „trotz“ der Dativ benutzt. Doch das ist lange her und inzwischen auch vom Duden einkassiert.
Und nun muss gerade die WAZ, die ja sonst so gern bei jedem neuen Sprachunfug mitmacht, ausgerechnet hier auf der alten Form beharren – die heutzutage leider falsch ist. Im Kommentar auf Seite 2 müssen wir lesen, dass Deutschland: „… trotz allem Gemäkele … eines der besten Sozialsysteme …“ habe, obwohl unser Land allenfalls trotz allen Gemäkeles darüber verfügt.
Im anderen Kommentar auf derselben Seite „haben unsere Doktoren die Diagnose ausgerufen“ und es „war lange Zeit viel Hypochondrie im Spiel“, obwohl normalerweise Diagnosen gestellt werden und Hypochondrie – egal ob wenig oder viel – in diesem Zusammenhang eigentlich gar nichts zu suchen hat.
Eeine Gemengelage haben wir auch noch, und nicht zum ersten Mal. Im nebenstehenden Kommentar heißt es: „Es ist genau diese Gemengelage, die Dietmar Bartsch … fordern lässt … „
Ich weiß nicht, warum die WAZ-Schreiber diesen blödsinnigen Ausdruck so schön finden, dass sie ihn immer wieder benutzen. Eine Gemengelage hat was mit Bauvorhaben und dergleichen zu tun, nichts jedoch mit einer politischen, gesellschaftlichen oder sonstigen Lage, sei sie auch noch so verwirrend.
Auf der Rhein-Ruhr-Seite finden wir noch mehr Verwirrendes. Dort heißt es zunächst: „Beim Hautarzt gilt etwa ein Belastungs-EKG (15,94 Euro) als ‚Individuelle Gesundheitsleistung‘ (IGel)“ und ich habe mich sehr darüber gewundert, weil ich noch nie beim Hautarzt ein EKG habe machen lassen. Ein paar Zeilen weiter können wir jedoch erfahren, dass das Ganze jemand erklärt, der „Vorsitzender des Hattinger Hausärztenetzes“ ist. Daher müssen wir wohl davon ausgehen, dass wir unsere EKGs weiterhin beim Haus– und nicht beim Hautarzt machen lassen.
Auf der zweiten Rhein-Ruhr-Seite wird in einer fetten Headline der „U-Bahn-Bau ins Wasser gesetzt“, obwohl man gemeinhin etwas in den Sand setzt, wenn man große Fehler macht und das kann natürlich auch ein Schlag ins Wasser sein. Vielleicht sollten wir an dieser Stelle jedoch froh sein, dass nicht von einem Schlag in den Sand die Rede war.
Das absolute sprachliche Higlight finden wir heute jedoch auf der Wirtschfatsseite. Aber erst, nachdem man versucht hat, „Otto-Normal-Verbraucher durch den Anlage-Dschungel zu lavieren.“ Mit Lavieren bezeichnet man üblicherweise, dass sich jemand durchschlängelt, durchmogelt etc. Dass man jemand anderen nun durchschlängelt oder klug vorgeht oder dergleichen haut irgendwie nicht hin. Ein entsprechender Satz müsste dann heißen: „Wir versuchen, Otto mit Geschick Schwierigkeit zu überwinden“. Hört sich komisch an, nicht wahr?
Aber kommen wir zum angekündigten Highlight: „So würde der Drang rasch erlischen, Neulingen … Papiere anzudrehen“. (Glucks! Kicher!)
Da erlöscht mein Drang, die WAZ weiterzulesen.
Aber ich habe es trotzdem getan und bin auf einen interessanten Satz gestoßen. Im Essener Lokalteil schreibt ein Insider: „Pst, pst, ich kann das Folgende nur schreiben, weil Kollegen nie das lesen, was ein anderer Kollege hier verzapft.“
Das erklärt Vieles. Andererseits: Würde es etwas ändern? Warum nur mag ich das nicht glauben?