Was haben wir heute? Zunächst auf der Seite 2: „die Opposition von SPD und Grüne“ und im selben Artikel „die starke Vorverlegung der Kommunalwahl auf den 7. Juni“. Ob sich die Grünen über eine schwache Vorverlegung weniger geärgert hätten? Man weiß es nicht.
Auf der Rhein-Ruhr-Seite erfahren wir, dass der Fritzl-Prozess „im wesentlichen hinter verschlossenen Türen stattfindet“ und nicht im substantivierten Wesentlichen.
Die schönsten Sachen finden wir jedoch auf der Wirtschafts-Seite. Hier heißt es z.B.: „Dieser Wirtschaftskrise ist nichts Menschliches mehr fremd“. Mit dieser Redewendung beschreibt man normalerweise Menschen, die alle menschlichen Schwächen kennen. Wie das die Wirtschaftskrise hinkriegen soll, muss ein Geheimnis des Autors bleiben.
Er hält sich damit auch nicht weiter auf und schließt sofort mit dem folgenden Satz an: „Die Welle des Finanztsunami spült Dramen und Tragödien an die Oberfläche“ und verzichtet damit nicht nur auf ein notwendiges Genitiv-s, sondern macht auch die Doppelwelle – schließlich bedeutet „Tsunami“ bereits „große Hafen-Welle“. Und wenn die Welle der Welle auch noch Dramen an die Oberfläche spült, wen soll das nun noch schrecken?
Der Artikel endet, wie er begonnen hat und beglückt uns mit einem Satz beispielloser Schönheit: „Diesem Risiko ist sich auch Bischoff bewusst“. Grandios, nicht wahr? Und so wird uns allen deutlich: Auch bei der WAZ ist man sich stets dem Genitiv bewusst.
Ich gehe da noch einen Schritt weiter: Ich gedenke ihm sogar! Oder muss man heute sagen: Ich gedenke an ihm?