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5. Juni 2009

VSteinmeier tabuisiert auf Gegenseitigkeit

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 06:24

Was ein IM ist, wissen wir durch die unsäglichen Stasi-Geschichten. Und einen V-Mann kannten wir auch schon, irgendwie. Aber was ist das hier, was uns auf der Wirtschaftsseite begegnet? „VSteinmeier kann sich indes vorstellen …“ Der VSteinmeier, eine neue Agenten-Art? Oder ist es nur eine Abkürzung für „Vrank-Walter? Es muss ein Geheimnis bleiben.

„Wer anderes behauptet, huldigt einem arg idealistischen Menschenbild“, steht im Seite-2-Kommentar, und wer wollte da widersprechen? „In begründeten Einzelfällen und unter Beachtung der Rechtslage sollte deshalb auch Observation nicht völlig tabuisiert werden“, heißt es weiter und damit ist klar, das in unbegründeten Fällen unter Nichtbeachtung der Rechtslage Observation völlig tabuisiert werden kann. Das ist ja beruhigend.

„Das Publikum dankte mit freundlichem Applaus wie auch bei vielen anderen Passagen der Grundsatzrede, die alle heißen Eisen zwischen der muslimischen Welt und den USA abhandelte …“, lässt uns die Politik-Seite wissen. Zwar werden heiße Eisen im Regelfall angepackt, da sie sich im vorliegenden Fall aber zwischen den Muslimen und den USA befinden, was ein völlig ungewöhnlicher Platz für heiße Eisen ist, mögen sie stattdessen vielleicht auch abgehandelt werden.
„Fehler der Vergangenheit ehrlich einzugestehen, sei Vorraussetzung für jeden Neuanfang“, ist ein paar Absätze weiter zu lesen und leider hat sich hier direkt schon wieder ein neuer Fehler eingeschlichen: Voraussetzung schreibt man nämlich nur mit einem „r“.
Ein paar Zeilen weiter “ … versprach er einen Kurswechsel, der Folter verbietet und das Gefängnis in Guantanamo schließt.“ Wobei allerdings anzunehmen ist, dass eher der US-Präsident derjenige ist, der Folter verbietet und Gefängnisse schließt, nicht der Kurswechsel.

„Tagelang wurden Alternativen gesucht, um dem demokratischen Kandidaten im amerikanischen Wahlkampf nicht zu viel, aber auch nicht allzu wenig Ehre zu erweisen“, steht im Artikel darunter. Wie erweist man jemandem allzu wenig Ehre?
Nicht ganz einfach. Und das Folgende auch nicht: „Den Bildern wird man kaum ansehen, dass Irritationen zwischen dem US-Präsidenten und der Kanzlerin stehen.
Es geht noch schlimmer, denn „der Reiseplan Obamas, in dem Deutschland nur als Zwischenaufenthalt vorgesehen ist, spricht drei bis vier Bände.“ Ist das jetzt Heinz Ehrhardt für Arme?
Denn ich muss drei- bis viermal stutzen, wenn ich das lese und daran ändern auch nichts „die ungelenken Platzierungsversuche im letzten Jahr, die schließlich an der Siegessäule endeten.“
Es kann nur noch schlimmer werden: „Obama will Merkel in ihrem Wahlkampf nicht allzu wenig Ehre erweisen, aber auch nicht zu viel.“ Hm, ja, so etwas hatten wir irgendwie schon, nur andersherum.
„Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier kommt erst gar nicht, um einen zweitrangigen Eindruck zu vermeiden“, erfahren wir nun und wundern uns, dass es erst- und zweitrangige Eindrücke gibt. Ich hätte da eher den erstrangigen Eindruck, das der Kanzlerkandidat deshalb nicht gekommen ist, um den Eindruck von Zweitrangigkeit zu vermeiden.
Sei es, wie es sei, zum Abschluss kommt noch eine total verwurstelte Formulierung: „Das Fremdeln zwischen Merkel und Obama beruht auf Gegenseitigkeit …“ Würde z.B. Frau Merkel fremdeln, dann könnte es auf Gegenseitigkeit beruhen, wenn auch Herr Obama fremdeln würde; da das aber weder sie noch Herr Obama tun, sondern nur ein Fremdeln zwischen ihnen ist, ohne dass man weiß, wo es herkommt, mit wem oder was soll es da auf Gegenseitigkeit beruhen?
Vielleicht sollte man da einmal den VSteinmeier drauf ansetzen, sofern er nicht gerade einem arg idealistischen Menschenbild huldigt oder heiße Eisen abhandeln muss, um einen zweitrangigen Eindruck zu vermeiden.

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