Das ist schwer, aber nicht unmöglich. So heißt es heute im Aufmacher: „Muggenthaler forderte eine unabhängige Untersuchung über alle Menschenrechtsverletzungen im so genannten Krieg gegen den Terror.“ Nun ist ja bekannt, dass die Universalpräposition immer wieder gerne genommen wird, aber in diesem Zusammenhang hat sie nun mal überhaupt gar nichts zu suchen. Denn eine Untersuchung aller Menschenrechtsverletzungen würde allemal ausreichen.
Aber selbstverständlich hat man uns auch heute wieder mehr zu bieten als eine verunglückte Präposition. Im nebenstehenden Seite-1-Kommentar befindet sich folgende interessante Formulierung: „Wir neigen dazu, das Netz als einen Haufen abstrakter Pixel zu sehen“. Ehrlich gesagt, kenne ich niemanden, der das tut. Weder als Haufen abstrakter noch als konkreter Pixel. „Aber Kinder werden entführt, gefoltert, gemordet, Familien zerstört, um diese Pixel zu kreieren“. So schrecklich das alles ist und es sogar sein mag, dass gemordet wird, aber wenn es sich um konkrete Personen statt abstrakter Pixel handelt, werden diese immer noch er-und nicht ge-mordet. Oder kann man sich ein Geständnis vorstellen, in welchem der Täter zugibt: „Jawohl, dann hab ich das Opfer gemordet“? Möglicherweise noch mit dem Zusatz: „Ich hab es mit dem Messer gestochen“. Oder andersherum: Wenn ein Täter ein Opfer ermordet hat, dann hat er zwar gemordet, aber nicht das Opfer. Alles unklar?
Am Ende des Kommentars haben wir es wieder mit der Unsitte zu tun, eine notwendige Ergänzung wegzulassen, um damit – ja was? – vielleicht eine Allgemeingültigkeit vorzutäuschen, die nicht gegeben ist: „… die Datenschützer, die von Zensur reden, machen einfach wütend“. Ja, wen machen die wütend? Den Autor? Den Leser? Mich jedenfalls nicht; mich macht wütend, dass hier etwas für alle als allgemein gültig behauptet wird – und das noch wider die Regeln der Sprache.
Dafür belustigt eher, müsste man ja jetzt schreiben, aber es belustigt mich, was man nach dem Umblättern im Kommentar des Chefredakteurs lesen kann: „Kohl sind einige herzzerreißende Hässlichkeiten zu verdanken, wie ein sternenhimmelgleich funkelndes Licht-Etwas über dem runden Konferenztisch, an dem bisweilen Journalisten mit ihm abends über Würsten und Rotkohl gingen, staunend, wie viel davon in den räuberisch schaufelnden Koloss hineinpasste.“ Also, das ist schon echt klasse formuliert, vor allem das mit dem räuberisch Schaufelnden, nur das mit den Würsten und dem Rotkohl verstehe ich nicht. Ich habe schon davon gehört, das jemand über Tisch und Bank ging, aber über Würsten? Hauptsache, möchte man fast sagen, sind sie nicht über Leichen gegangen, wer weiß, ob die dann womöglich noch als Haufen abstrakter Pixel gemordet worden wären. Das hätte nämlich ganz schön wütend gemacht!