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2. Mai 2009

Überbietungswettbewerb mit Folterinstrumenten

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:56

„Der Überbietungswettbewerb mit Folterinstrumenten, den sich Bsirske, Sommer und Co. gestern geleistet haben, wirkte gleichwohl ein wenig lächerlich“, schreibt die WAZ heute im Seite-2-Kommentar. Ich finde ihn eher etwas unverständlich, weiß man doch nicht, ob es es sich um einen Wettbewerb handelt, der mit Folterinstrumenten ausgetragen wird oder um einen Wettbewerb, der klären soll, wer die besten Folterinstrumente hat. Und wenn dass geklärt sein sollte, weiß man noch immer nicht, was ein „Überbietungswettbewerb“ ist. Zumal es das Wort bisher noch nicht gab und ein Wettbewerb in vielen Fällen damit zu tun hat, dass sich die Teilnehmer gegenseitig zu übertreffen suchen, was manche vielleicht für überbieten halten könnten. Letzteres findet allerdings eher in einer Versteigerung als in einem Wettbewerb statt.
Nachdem das also schon ungeklärt bleiben muss, verwirrt uns dieses hier noch ein bisschen mehr: „Diese Krise ist aber nicht zu bewältigen, indem der Berufsstand der Bosse am Pranger steht. Deutschland braucht gute Manager, um den Schlamassel zu bewältigen.“ Denn was ist das für ein Berufstand: „Bosse“? Und wenn es ihn gäbe, würde er nicht am Pranger stehen, sondern dorthin gestellt werden. Und einen Schlamassel bewältigt man auch nicht, sondern man wird da herausgezogen oder zieht jemanden heraus. Also wer steht hier wo und wer macht was?
Wir werden es nie erfahren und uns stattdessen mit folgendem Rätselwort beschäftigen müssen: „Aber soziale Verwerfungen herbeizureden mit dem Fingerzeig auf ‚die da oben‘, ist billigster Populismus und vergisst, dass unsere Marktwirtschaft der Sozialpartnerschaft einen Wohlfahrtstaat begründet.“
Sind schon die sozialen Verwerfungen so gut wie unmöglich herbeizureden, ist der Fingerzeig schon völlig fehl am Platze (weil es sich dabei um einen guten Tipp handelt), so gerät der Satz dann am Ende vollends aus der Kurve: Die Marktwirtschaft begründet der Sozialpartnerschaft einen Wohlfahrtstaat? (Der vielleicht auch besser ein Wohlfahrt-s-staat sein sollte.) Oder sollte es die Marktwirtschaft der Sozialpartnerschaft sein, die einen Wohlfahrtsstaat begründet? Alles eher Unsinn.
Vielleicht darf ich mal einen Fingerzeig geben: Bevor man einen Überbietungswettbewerb mit Phrasen startet, bei dem die Folterinstrumente am Pranger stehen, sollte man weniger herbeireden, sonst landet man in einem sprachlichen Schlamassel, den man nicht bewältigen kann und aus dem einen auch keiner mehr rauszieht.

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