Da bin ich mal zwei Tage nicht da, und schon schlägt die WAZ komplett über die Stränge (unterschiedliche, an denen auch noch gezogen wird):
Am Freitag geht es schon heftig los:
Nicht nur, dass sich auf Seite 1 die „Hochschulbildung fortpflanzt“ (naja), und auf Seite 3 „Spuren noch heiß sind“, da „wachsen“ im Kommentar auf Seite 2 „die Differenzen“ – nein, nicht ins Unermessliche, wie es richtig wäre – sondern „ins Grundsätzliche“. Wie, bitteschön, wächst irgend etwas ins „Grundsätzliche“? Als ich noch ein Computer-Neuling war, stürzte mein Rechner mal ab mit der kryptischen Meldung: „Der Stack ist in den Heap hineingewachsen“. Nach der Lektüre dieses Kommentars denke ich, dass das eine vergleichsweise verständliche Mitteilung war.
Aber leider geht es in besagtem Kommentar noch weiter. Die Rede ist da von „Merkels außenpolitischen Büchsenspanner(n)“, während „Steinmeiers Bataillone in Georgiens hitzköpfigem Präsidenten Saakaschwili die Züge eines hasardeurhaften Abenteurers entdeckten“. Wie machen die das? Lt. Wikipedia ist ein Hazardeur jemand, „der ein hohes Risiko eingeht, ein Glücksspieler oder Abenteurer“. Demnach ist also von einem abenteurerhaften Abenteurer die Rede, dessen Züge irgendwo in einem Staatsoberhaupt verborgen sind, so dass sie nur von mehreren Bataillonen (das sind jeweils 300 bis 1.200 Soldaten) gefunden werden können. Hm.
Leider ist der Kommentar da noch nicht zu Ende: „Während Merkel … demokratische Defizite beschwört …“ heißt es weiter. Moment mal! Was kann man eigentlich so alles beschwören? Außer der Wahrheit ist das gern die „Gemeinsamkeit der Demokraten“ zum Beispiel oder sonst was Positives. Aber „demokratische Defizite“? So etwas beschwören kann nur die WAZ, vor allem, wenn die Kanzlerin „ihren Hintersassen Steinmeier als einen Beschwichtiger darstellen“ lässt (hä?), während der „im Gegenzug pfeift“ und im Übrigen auch „kein Hehl aus seinem Unverständnis macht“. Mach ich auch nicht, denn der Artikel ist ohnehin total aus der Kurve.
Da hat die Kanzlerin dann ja auch wirklich Recht, wenn sie das alles „mit einem gewissen Befremden versagte“ und „an unterschiedlichen Strängen“ zieht.
Ja, ja, es gibt in der Tat das Sprachbild, dass man „an einem Strang zieht“, wenn man gemeinsam was erreichen will. Aber „unterschiedliche Stränge“? Da ziehen wir doch lieber Leine!
Am Samstag werden wir vor allem im Sportteil fündig:
„Aus dem Mund der 24-jährigen Berlinerin sprudeln in den Katakomben des Aquatic-Cube die Worte heraus“. Aah-ja! Na klar: „Das Beste war gut genug, auch, wenn ihre Zeit drei Zehntelsekunden über dem Weltrekord lag“. Soso. Denn „keine andere Schwimmerin kann eine so starke zweite Bahn in das Becken zaubern.“ Ja nee, iss klar. Denn: „Britta Steffens Zustand war gut, sehr gut, obwohl sie eine durchwachte Nacht hinter sich gebracht hatte. Um zwei Uhr schon war sie hellwach gewesen.“ Im Gegensatz zu dem Verfasser dieser Zeilen, dem das offenbar den ganzen Tag über nicht gelungen ist.
Dafür hat der Schreiber des Artikels direkt darunter („Endlauf verpasst“) offenbar hellwach einen wundervollen Satz geprägt: „Dagegen konnte die 24-jährige Berlinerin die deutsche 4×100-m-Lagenstaffel … nicht in den Endlauf verhelfen“. Hauptsache, sie wurden geholfen.
Aber auch nebenan kein Highlight: Unter der Headline „Eigentlich nicht mehr auf der Rechnung“ finden wir die bemerkenswerte Formulierung „… dass der Superstar Michael Phelps eine Goldmedaille nach der anderen aus dem olympischen Teich zaubert …“
Vielleicht kann man was aus dem Hut zaubern, oder ein … äh … Storch, kann ein Baby aus einem Teich … oder so. Aber aus einem olympischen Teich? Und dann zaubern?
Da, um es mit der WAZ ein paar Zeilen weiter zu sagen, „schwappt eine Flutwelle an Zweiflern hoch“! Jawoll! Das ist es! Besser kann man es gar nicht ausdrücken!