So steht es zumindest heute im Kommentar auf der Titelseite: „Die Zerreißprobe der Dortmunder SPD ist ein Trauerspiel.“ Das ist aber noch nicht alles, denn „zwar ist mit dem Verzicht Gerhard Langmeyers … der Vorhang gefallen. Allerdings ist erst ein Akt vorbei.“ Aha!
Und noch mehr Wunderliches geschieht: „Die grassierende Politik-Verdrossenheit, die in Wahrheit eine Parteien-Verdrossenheit ist, hat neue Nahrung erhalten.“ Ich weiß auch nicht, wie das geht, dass eine Verdrossenheit Nahrung erhält, aber bei der WAZ ist ja nichts unmöglich.
Auch das hier nicht: „Diskutiert wird jetzt über Langemeyers angebliche Verfehlungen, sein Missmanagement, seinen Machttrieb.“ Machthunger ist bekannt, Machtstreben ebenfalls, und vielleicht treibt den Langemeyer auch irgend etwas an, aber ein Machttrieb ist weder in der Psychologie noch in der deutschen Sprache bekannt (außer vielleicht bei Journalisten, die ja gerne von einander abschreiben).
Und zum Abschluss des Artikels lesen wir noch Folgendes: „Dass Dortmund unter seiner Regie einen beachtenswerten Schub nach vorne gemacht hat, rückt in den Hintergrund.“ Dabei bekommt man entweder einen Schub oder man macht einen Sprung. Nun ja, aber warum sollte auch ein WAZ-Autor auf solche Sachen Rücksicht nehmen, wenn er ein Trauerspiel schreibt?
Die Wirtschaftsseite überrascht uns mit dieser Überschrift: „Autobänder stehen noch länger still“. Was, bitte schön, sind Autobänder? Sind es „Selbst“-Bänder? Also eine Art Schlips? Oder ist ein Autoband etwas, das man um sein Auto(mobil) schlingt, um es hübscher zu machen? Nichts dergleichen. Der Artikel klärt uns auf, dass bei Opel in Bochum die Bänder stillstehen. Also die Fließbänder. Und nicht die Autobänder.
Ansonsten ist dann der Essener Lokalteil noch ziemlich ergiebig. In der Unterzeile zur „Lupus“-Kolumne bleiben „Stadt und Oberbürgermeister … hart in der Frage Philharmonie-Intendant“.
Im Artikel selbst wird gefordert: „Eine Brücke muss her, die die Verbindung zwischen Stadt und Sponsoren wiederherstellt“.
Und noch bevor wir uns von der Brücke erholt haben, lesen wir Folgendes: „Die Theater und Philharmonie GmbH … muss auch künftig ein Essener Leuchtturm bleiben.“ O-Oh, muss es denn unbedingt wieder ein Leuchtturm sein? Und wenn schon, dann reicht es, wenn man entweder sagt: „er soll es auch künftig sein“ oder: „er soll es bleiben“. Soll er es „auch künftig … bleiben“, ist es reichlich doppeltgemoppelt.
Eine Seite weiter sagt ein Essener Buchhändler, von dem man eigentlich Besseres erwarten sollte: „Nach der anfänglichen Schockstarre über die Entscheidung habe ich mich … informiert“. Allerdings wohl nicht über den Gebrauch von Präpositionen und so sind wir wieder bei der Universalpräposition gelandet, darüber könnte ich dann glatt in eine Schockstarre verfallen.
Noch eine Seite weiter haben wir dann einen Artikel über eine Straßenbahnlinie, und hier heißt es: „Mit mehr als 37000 Einssteigern pro Tag ist sie die Abstand nachfragestärkste Linie…“ Jetzt würde ich direkt nachfragen, ob’s auch Zwei- oder Dreisteiger gibt, aber ich befinde mich noch immer in Schockstarre…