Es gibt Neues aus Pisa. Und wie immer, wenn’s um die PISA-Studie geht, geht die WAZ voran – vor allem mit schlechtem Beispiel. Denn während sie einerseits heftig die mangelnde Leistungsfähigkeit der Schulen und Schüler beklagt, liefert sie andererseits selbst genügend Beispiele für mangelnde Rechtschreib- und andere sprachliche Kompetenzen.
Die harmloseren Fälle sind da noch die Trennfehler: „Die 22 führ- (neue Zeile) enden Industrieländer“ (Titelseite); „Die KfW-Banke- (neue Zeile) ngruppe“ (Wirtschaftsseite); „Die Vielfalt an Vorn- (neue Zeile) amen…“ (Seite „Rhein-Ruhr“).
Und dieser kreative Umgang mit der Rechtschreibung ist sicher auch Pisa-würdig: „… was einem von Rechtswegen zusteht… “ (Rhein-Ruhr). Ja, ja, die Rechtswege. Die könnten einem glatt von Rechts wegen zustehen.
Und dann noch die üblichen Sprachverwirrungen. Auf der Seite 2 im Artikel über den Grünen-Parteitag finde ich einen Satz, über den ich lange nachdenken musste (mal abgesehen davon, dass Cem Özdemirs Wurzeln mal wieder „in der Türkei liegen„, anstatt sich dorthin zu erstrecken): Claudia Roth „deklinierte das grüne Glaubensbekenntnis von Atomausstieg bis Zuwanderung.“ Wie dekliniert man ein Glaubensbekenntnis? Normalerweise „das Glaubensbekenntnis“, „des Glaubensbekenntnisses“ (Achtung! Auf keinen Fall „des Glaubensbekenntnis“, wie es heutzutage gerne genommen wird). Aber das kann nicht gemeint sein, denn die Deklination soll ja irgendwie „von Atomausstieg bis Zuwanderung“ gegangen sein. Das hat nun aber nichts mit deklinieren zu tun. Aber vielleicht mit… An diesem Punkt meiner Überlegungen stutzte ich: Das kann doch nicht sein! Sollte hier ein WAZ-Autor deklinieren mit deklamieren verwechselt haben? (Passt ja auch irgendwie besser zum Glaubensbekenntnis… ) Da legt sich der Turm doch glatt noch ein paar Grade schiefer!
Doch warum auch nicht? Mit dem Deklinieren tut sich die WAZ ohnehin ein bisschen schwer. Damit kommt selbst der Chefredakteur nicht klar. Im Kommentar auf Seite 2 schreibt er: „… eine Trennung von den Amerikanern würde auch die Werke in Rüsselsheim, Bochum und Eisenach samt deren Zulieferer sichern.“ Nach „samt“ steht der Dativ, Herr Chefredakteur, und demzufolge muss es „Zulieferern“ heißen.
Der Dativ kommt heute überhaupt schlecht weg: „Das ist eine Forderung, die besonders die Bundesregierung am Herzen lag“, lese ich auf der Wirtschaftsseite. Wem, bitte, lag diese Forderung am Herzen? Richtig! Dem Dativ!