„Wie nennt man noch mal jemanden, der verspricht, was er nicht halten kann?“ fragt uns der Chefredakteur im Titelseitenkommentar provokant. Hm, keine Ahnung. Ist das ein falscher Versprecher? Oder ein Versprechen-nicht-Halter? Auch doof. Die Lektüre des Artikels hilft da leider auch nicht weiter. Es geht am Schuldenabbau vorbei, an Steuererhöhungen, hin zum „Oder“: „Das Oder aber wird zum Tabu erklärt.“ Und schlägt den Bogen (fast) zurück zur ebenso provokanten Schlussfrage: „Wie nennt man noch mal jemanden, der sich versprechen lässt, was nicht zu halten ist?“ Weiß ich auch nicht. Wissen Sie’s?
Also: Jemandem wird etwas versprochen. Er weiß, dass das Versprechen gebrochen werden wird. Und anstatt laut zu rufen, was jeder andere tun würde: „He, das lasse ich mir nicht versprechen!“ lässt er er sich dann doch etwas versprechen, ohne zu murren. Muss ein merkwürdiger Vogel sein. Und dafür soll es einen speziellen Namen geben?
Vielleicht ist das ein Ökopax? Denn „die einstigen Ökopaxe stellen sich inhaltlich breiter auf …“ vermittelt uns der Kommentar auf Seite 2. Ich wusste bis dato nicht einmal, dass es Ökopaxe gibt (gleichwohl scheinen sie dennoch zu existieren, der Duden kennt sie), geschweige denn, dass sie sich breiter aufstellen können – und das auch noch inhaltlich.
Doch es geht noch etwas weniger verständlich: „Der fortgesetzte Linksruck der Linkspartei bis ins realpolitische Nirwana macht Rot-Rot-Grün im Industrieland NRW zunehmend unrealistisch.“ Ist das Nirwana schon so gut wie nicht zu beschreiben (außer vielleicht, dass es etwas mit dem „höchsten Glück“ zu tun hat), so ist noch weniger vorstellbar, was es mit Realpolitik zu tun haben kann. Und wie nun ausgerechnet ein Linksruck, ein fortgesetzter zumal, dorthin führen kann, werden wir wohl auch nie erfahren. Eigentlich schade!
Dafür erfahren wir Folgendes im nebenstehenden Artikel: „Die Frage steht im Raum, umso mehr als Merkels Machtwort verhallte.“ Als ob es nicht schon bedrohlich genug wäre, dass da überhaupt eine Frage im Raum steht, jetzt steht sie sogar noch mehr! Und nur, weil Merkels Machtwort verhallte (was man übrigens auch auf der Titelseite lesen kann). Dabei ist das doch gar nicht so schlimm. Schlimmer wäre gewesen, wenn ihr Ruf verhallt wäre, und, wie die Redensart es vorsieht, ungehört. Einfach so verhallen, das tut schließlich jedes Geräusch.
Auf der Politik-Seite wollen die Grünen „den vom Bundesparteitag beschlossenen ‚Grünen New Deal‘ … für NRW herunterbrechen.“ Das kann übel ausgehen!
Zuvor forderte der Grünen-Landeschef: „Daran müssen wir anknüpfen und ausbauen!“ Klare Worte, überzeugender Stil! Daran wollte ich auch schon immer mal ausbauen.
Und das alles „mit erneuerbare Energien und Gebäudesanierungen.“
„Brilliant!“ ist der Sportkommentar überschrieben, und ich könnte mich dem anschließen, wenn auch nur brillant. Vielleicht, indem ich mit meine nicht-erneuerbare Energien daran ausbaue? Nun weiß ich nur nicht mehr, wie man noch mal so jemanden nennt.