Heute hat die WAZ gleich zu Beginn (Kommentar auf Seite 2) eine merkwürdige Empfehlung für uns: „Der wahrscheinlich beste Rat an jeden Einzelnen lautet daher: Leute, lasst die Tassen im Schrank.“ Hier fällt zunächst auf, dass jeder Einzelne mit „Leute“ (also Plural) angeredet wird, aber das ist nicht das Einzige, was uns verstört. Denn vermutlich wollte man uns so etwas empfehlen wie: „die Kirche im Dorf lassen“, oder so. Denn das ist der Ausdruck der Wahl, wenn man empfehlen will, die Dinge in Ruhe und mit Überlegung anzugehen. Warum da jetzt Tassen draus wurden, kann man nicht wirklich nachvollziehen (denn wenn einer nicht alle davon im Schrank hat, ist damit ja eher sein Geisteszustand gemeint). Vielleicht, weil der Schreiber nicht alle Nadeln an der Tanne lassen konnte?
Auf der Seite Rhein-Ruhr hat ein des sexuellen Missbrauchs angeklagter Pfarrer „14 Jahre lang … mit der Lüge gelebt, einen zwölf Jahre alten Jungen sexuell schwer missbraucht zu haben“. So schlimm das alles auch immer sein mag – wenn man’s genau nimmt (und ich tue das leider immer), dann hat er mit der Tatsache des Missbrauchs gelebt und vermutlich mit der Lüge, den frommen Pfarrer geben zu müssen, oder?
Der schönste Artikel des heutigen Tages steht indes auf der Menschen-Seite. Im Artikel über Romy Schneider, „die heute 70 Jahre alt würde“, wobei ich besser gefunden hätte, wenn sie heute 70 Jahre alt werden würde (Konjunktiv-Passiv ist ja fast völlig ausgestorben heutzutage), also jedenfalls starb die arme Romy „nach langen psychischen Kämpfen“. Will man diese noch tolerieren, so lässt aber total verwundern, „dass irgend etwas in ihrem Leben hätte passieren müssen, das ihr das Gleichgewicht, das von frühester Zeit an ins Trudeln geriet, wieder zurückgegeben hätte.“ Entweder ist sie aus dem Gleichgewicht geraten oder ins Trudeln gekommen; ansonsten ist der Satz ins Trudeln geraten, ein Gleichgewicht vermag das nicht.
Und so vermag sich auch nicht „der Wunsch nach Komplettheit zu erfüllen“, selbst wenn sie die Fähigkeit hatte, „ihr Geheimnis zu mischen“ und „und all die Sissi-Vergötterer… von ihr als Täter für diese schlimmen Ich-Krisen festgemacht“ wurden. Da hat die Schreiberin nun wirklich ein sprachliches Geheimnis gemischt und wird von mir als Täterin für schlimme Schreib-Krisen ausgemacht, äh, nein, festgemacht, weil da leider kompletter Unsinn raus gekommen ist.
Und „Warum Romys Weg keinen glücklichen Ort finden konnte“, wie am Ende des Artikels gefragt wird, wundert mich auch nicht: Wege können keine Orte finden, höchstens zu selbigen führen. Das zumindest finde ich.