Wirtschaftliche Zusammenhänge zu begreifen, ist schon schwer genug. Warum macht es uns die WAZ noch schwerer? Z.B. im Kommentar auf Seite 2 mit Formulierungen wie dieser: „Das Kuriositäten-Kabinett aus dem Reich der Finanzen ist um eine schillernde Facette reicher.“ Ein Kabinett mit Facetten? Naja. Oder dieser: „Der staunende Zuschauer auf den Rängen fragt sich völlig zu Recht, wie eine an sich seriöse und sinnvolle Einrichtung derart verkommen kann und ohne Schiedsrichter Exzessen freien Lauf lässt.“ Da hätt ich nicht nur die Frage, auf wie vielen Rängen der staunende Zuschauer denn so sitzt, oder ob er immer hin- und her springt, und ob man Exzessen lieber mit Schiedsrichter freien Lauf lässt oder ohne keinen. Aber ich frage natürlich nicht, seit wann die Börse eine „an sich seriöse und sinnvolle Einrichtung“ ist …
Aber wie das hier funktioniert, wüsste ich schon gern: „Volkswagen machte zeitweise mehr als ein Viertel des Wertes im gesamten Dax aus, was wiederum zu einem Automatismus führt.“ Wieso wiederum? Wieso Automatismus? Man versteht es einfach nicht, und das liegt nicht an uns Leserinnen und Lesern.
Doch den Spitzenreiter an Unverständlichkeit erleben wir mit folgendem Absatz. „Voodoo, mögen manche rufen und die sofortige Schließung aller Börsen fordern. Dabei ist es sinnvoll, wenn sich Unternehmen nicht nur bei Banken Geld borgen, sondern bei anderen Kapitalgebern welches besorgen können – was die drohende Kreditklemme der Finanzkrise deutlich macht.“
Versteht das jemand? Manche mögen „Vodoo“ rufen und dann alle Börsen schließen. Hm. Dabei ist es irgendwie sinnvoll, wenn Unternehmen bei anderen (also nicht bei Banken) Geld besorgen können. Also dann über die Börsen, scheint gemeint zu sein. Gut, das ist noch nachvollziehbar. Aber wieso macht das die Kreditklemme deutlich? Und warum ist es die der Finanzkrise? Äh, und was ist eigentlich eine Kreditklemme?
Aber selbst, wenn wir die Kreditklemme jetzt mal überwunden haben, dann ist „der Dax … nicht nur irgendeine Kurve im Auf und Ab, sondern er gibt im Idealfall die Entwicklung des Wertes der Top-30-Unternehmens wider.“ Da er sie aber nicht widerspiegelt, sondern nur wiedergibt, hilft das alles nicht wirklich weiter. Und der kreative Genitiv-Plural mag mich auch nicht überzeugen, denn da hätte mir bei die Unternehmens deutlich besser gefallen – das ist wenigstens echte Ruhrsprache, die einer Dr. Antonia Cerwinski-Querenburg würdig gewesen wäre. Vielleicht hätte sie dann sogar ein paar neue Ruhr-Formulierungen wider gegeben …
30. Oktober 2008
Kreditklemme der Finanzkrise widergeben
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