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2. Dezember 2008

Klamme Städte sorgen geschlossen für Geschlossenheit

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:40

Wenn eine Kommune kaum noch Geld in der Kasse hat, kann man sagen, sie ist klamm. Aber darf man dann auch Folgendes schreiben: „Trotz 100-Millionen-Schulprogramm halten sich klamme Städte zurück“, wie die WAZ das heute in einer Subline auf der Titelseite verkündet? Für mich klingt die klamme Stadt genauso falsch wie die aufe Tür und das zue Fenster.

Darunter im Artikel über den CDU-Parteitag benutzt der FDP-Generalsekretär ein derartig grandioses Sprachbild, er könnte glatt als Kommentator bei der WAZ anfangen: „Friedrich Merz … wirkt im Meer der taktierenden CDU wie ein Schiffbrüchiger auf einer Insel des politischen Sachverstands.“ Toll, nicht wahr?

Auf der Seite 2 will man sich an solcherlei Sprachakrobatik offenbar ein Beispiel nehmen und schwimmt daher ebenfalls in einem Meer von Stilblüten, ohne sich jedoch auf eine Insel sprachlicher Einsicht retten zu können: „Parteitagsreden bergen viele Gefahren. Sie können überladen sein, oder unterladen oder auch ausgewogen langweilig.“ Was ist ausgewogen langweilig? Kann man Langweiligkeit auswiegen? Ich kenne Reden, die ausgesprochen langweilig waren, hätte hier jedoch eher die Vermutung, dass man uns etwas über eine langweilig ausgewogene Rede berichten wollte, also eine Eede, die so ausgewogen ist, dass sie langweilt.
Im übernächsten Absatz sollen Banken veranlasst werden, „unter den Rettungsschirm zu gehen“, was mich völlig an meinem Bild von diesem merkwürdigen Schirm zweifeln lässt. Also, wie muss man sich das Ding jetzt vorstellen? Eine Art Fallschirm? Dann kann man aber nicht darunter gehen. Eine Art Regenschirm? Aber wie rettet er dann?
Vielleicht muss man sich das Ganze irgendwie geschlossener vorstellen, so etwa: „Es war verabredet, dass die Parteispitze geschlossen für Geschlossenheit sorgen werde…“ Sollte man meinen!

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