„Das Leben der Anderen“ – dieser Filmtitel ist eine schwere Hypothek für die deutsche Sprache! Denn seitdem ist das Pronomen „andere“ Gegenstand großer Verwirrung und wird häufig groß geschrieben: „Lärm ist das Geräusch der Anderen“ , heißt es demzufolge auch in einer mindestens 48-Punkt-Headline (Montag, 27. Januar 2014, Rhein-Ruhr). Dabei sollte es ebenso klein geschrieben werden wie „jemand, alle, einer, keiner“ usw. Aber natürlich kann es auch substantiviert werden und wird dann, aber nur dann, groß geschrieben, wie in dem eingangs zitierten Filmtitel. Dann aber sind die „Anderen“ wirklich fremdartig, ein völlig anderes Völkchen, so etwas wie Aliens. Wenn bei zwei Leuten einer was sagt und der andere zuhört, bleibt es bei der Kleinschreibung.
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Auch sonst hat die deutsche Sprache so ihre Tücken. Und diese Erfahrung musste wieder einmal der Chefredakteur machen, als er sich in einer Laudatio auf Karikaturisten erging: „… ihre Anerkennung, wo sie sie denn überhaupt niederzeichnen, kommt durchweg mit einer bitteren Note daher“ (Mittwoch, 29. Januar 2014, Tagesthema). Wenn man etwas niederschreibt, dann kann man doch es doch wohl auch niederzeichnen, muss er sich wohl gedacht haben. Das war leider ein Kurzschluss, denn es gibt zwar eine Niederschrift, aber keine „Niederzeichnung“ und daher auch kein „Niederzeichnen“, allenfalls ein „Niederbrüllen“.
Auch wenn etwas später von den „Opfern seines scharfsinnigen Strichs“ die Rede ist, fragt man sich verwundert, was das denn sein mag. Und wird auch nicht schlauer, wenn man erfährt, dass „seine jüngste Karikaturensammlung … kein Streichelzoo“ ist.
Aber wenn schließlich von der „nach oben offenen Tiefgang-Skala“ berichtet wird, wundert einen gar nichts mehr.