WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

3. April 2009

Elel … Elelll… lextri …lex … trixität … Eelelktrizität, jawoll!

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:54

„Allohol mcht dsszzplnrt!“ heißt es und die heutige Ausgabe scheint das zu bestätigen.

Doch zuvor begeben wir uns in die wunderbare Welt journalistischer Fabulierkunst. Und da finden wir im Seite-1-Kommentar die Bemerkung: „Das Hin und Her bei der Abwrackprämie nimmt immer chaotischere Züge an, bei der der Bürger nicht mehr durchblickt.“ Bei wem oder was blickt der Bürger nicht mehr durch? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Bei der Hin und Her oder bei der chaotischere Züge. Und beides klingt ein bisschen seltsam, oder?
Im nächsten Absatz „müsste der Bund noch mehr Schulden aufnehmen“. Auch auf die Gefahr, dass ich als Pingel und Erbsenzähler gelte: Man macht Schulden, und zwar dann, wenn man Kredite aufnimmt.
Es geht aber noch weiter, denn „damit würde er weiter ein Strohfeuer schüren“. Leider ist ein Strohfeuer schnell ausgebrannt und eben gerade nicht schürbar, genau dadurch zeichnet sich aus und genau das ist der Grund für die Benutzung dieses Sprachbildes, jedenfalls dann, wenn man es richtig benutzt.

Im neben stehenden Artikel ist die Rede davon, dass „der Abschlusserklärung … ein zähes und hektisches Ringen um einen Konsens zwischen den unterschiedlichen Ländern vorangegangen“ war. Für mich eher zwei Begriffe, die sich ausschließen: Entweder ist etwas zäh, dann kann es nicht hektisch sein, oder ein Ablauf ist hektisch, dann wird er aber wohl kaum als zäh empfunden.

Auf der Rhein-Ruhr-Seite treten uns „zwölf Wachleute vom überwiegenden Typus großgewachsener Glatzkopf“ entgegen, obwohl zwölf Wachleute, überwiegend vom Typus großgewachsener Glatzkopf gemeint waren, aber vermutlich „ist das ein typischer Schein-Superlativ, der immer kleiner wird, je näher man ihn durchdenkt“, wie am Ende des Artikels zu lesen ist. Je näher ich das durchdenke, desto stärker wird mein Verdacht, dass es sich bei dieser Formulierung um Unsinn handelt.
Und im folgenden Satz steht etwas, das vermutlich inzwischen schon korrekt ist: „… schon im Dezember diesen Jahres wird in Witten ein größeres Einkaufszentrum eröffnet.“ Dabei lautet der Genitiv dieses Demonstrativpronomens „dieses“ und demzufolge müsste es „im Dezember dieses Jahres“ heißen.

Auch auf der Politik-Seite finden wir heute interessante Formulierungen. Da wird der „‚hässliche Deutsche … im Ausland immer wieder gern beschworen“ und ein paar Zeilen weiter sogar „einiges dafür getan, dieses Bild zu aktualisieren“. Und dann kommt „auch Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy in den Genuss einer ähnlichen Zuschreibung.“
Und es geschehen merkwürdige, unserer bekannten Physik widersprechende Dinge: „Der Gipfel rollte am Mittwoch Abend gerade an.“ Naja!
Und im vierten Absatz dann wieder ein ganz grandioses Sprachbild. „Von „öffentlicher Effekthascherei” war die Rede, die Premier Brown die Parade verregne…“ Bekannt war bisher, dass man jemandem in die Parade fahren konnte, ja, selbst, dass jemandem die Petersilie verhagelt. Aber das mit dem Verregnen, das ist komplett neu, allerhöchstens fällt mir ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter ein, aber keine Möglichkeit, das mit einer Parade in Verbindung zu bringen.

Doch kommen wir endlich zum heutigen Highlight, und das steht auf der „Events-Aktuell“-Seite. Unter der Headline „Ein seltsames Paar“ steht eine auch noch recht große Subline: „Elelktropop-Duo stellt neues Album (‚Yes‘) vor“. Und das kann man wirklich nur aussprechen, wenn bereits einige Becher intus hat. Und dann vermutlich auch schreiben, zum Wohle!

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