WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

6. Dezember 2008

Der Forellen-Tartar

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 23:50

Schon auf der Titelseite „zeichnet sich ein neues mögliches Erregungsthema ab“, und wenn man im Kommentar noch ein paar Zeilen weiterliest, dann erfährt man, dass der VRR „seine Geschäftsbeziehungen mit der DB Regio … drastisch gekürzt hatte…“ Dennoch bleibt eine Frage offen: Wie kürzt man eigentlich Beziehungen?

Auf der Kulturseite erleben wir „die Geschichte eines Verfalls“, womit die Buddenbrooks-Verfilmung gemeint ist und nicht die deutsche Sprache, auch wenn man beim Lesen der WAZ genau auf diese Idee kommen könnte. Denn „plötzlich fällt ein Schaffen auf diese Routine.“
Und noch bevor wir uns von diesem ungewöhnlichen Ereignis erholt haben, müssen wir lesen, dass die Filmemacher nicht versucht haben, „die über vier Erzähl-Jahrzehnte spannende Handlung …auch nur halbwegs vollständig widerzugeben.“ Das könnte ich widerlegen, muss mich aber darauf beschränken, die über mehrere Seiten scheiternde WAZ-Sprache halbwegs unvollständig wieder zu geben.
Und abgesehen davon verwirrt mich ein Geschichtsdatum, das ich ein paar Zeilen weiter lesen muss: „die Revolution von 1948″. Nicht nur, dass dadurch die spannende Handlung auf etwa 140 Jahre ausgedehnt wird; ich wusste auch bisher nichts von der 1948er Revolution in Deutschland, oder sollte ich im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst haben?

Auch die „Fernsehen am Samstag“-Seite überrascht mit ungewohnten Einsichten: „Eher möchte man sich die gertige Brünette als Loreley denken.“ Mal abgesehen davon, dass die Loreley die berühmteste Blondine Deutschlands ist – was, bitteschön, ist gertig?
Und da macht uns auch der nächste Satz nicht schlauer: „Geschaffen, die Männer mit den weißen Schürzen zu verwirren und erst recht Hobbyköche an den Felsen gehobener Kulinarik kentern zu lassen, bis sie den Löffel abgeben.“ Da frage ich mich, wann denn hier die Männer mit den weißen Jacken kommen, um Hobbyschreibern, die an den Felsen gehobener Sprachakrobatik gescheitert sind, die Tropfen in die Krone zu schlagen.

Das Highlight der heutigen Ausgabe finden wir allerdings im Lokalteil Essen. Und es geht sogar um Essen. In einer Bildunterschrift steht: „Der Tartar von Forelle und Lachs wird in Form gebracht.“ Der Tatar ist Angehöriger der wilden Horde Dschingis Khans, und er schreibt sich ohne „r“ in der ersten Silbe, schließlich heißt ja auch Banane und Barnarne. Der jedoch wurde mitnichten in Form gebracht, sondern das Tatar, was wiederum gehacktes Fleisch oder in dem Falle gehackter Fisch ist.
Aber vermutlich ist hier auch wieder nur ein Felsen gehobener Kulinarik im Weg gewesen…

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