Auf der Titelseite überrascht uns die WAZ unter der Headline „Fürstin gegen Pille und Kondome“ mit einer sehr eigenwilligen Form des Konjunktivs von „bieten“: „… Treue bietete wirksameren Schutz vor HIV als Kondome“. Da bietete ich dann wirklich nicht mehr mit.
Käm‘ ich auch nicht weit mit, denn, wie man im Kommentar auf Seite 2 lesen kann: „Die Ausländer laufen aus dem Ruder.“ Natürlich kann einem so einiges aus dem Ruder laufen – und die WAZ-Artikel sind beredtes Beispiel dafür – aber Ausländer?
Auf der Wirtschaftsseite („Barmer hilft – bei Kündigungen“) mal wieder einer der üblichen Beziehungsfehler: „Krankenkassen haben ein vitales Interesse daran, sich mit Arbeitgebern gut zu stellen. Schließlich sammeln sie für die Kassen das Geld ein und überweisen die Beiträge.“ Wer sammelt da für wen ein, bitte?
Und schließlich noch eine schöne Unterzeile auf der Welt-Seite: „Nach Inzest-Skandal wogt die Aufregung hoch“. Nun ist „wogen“ ja ohnehin schon ein merkwürdiges Verb, aber der Duden kennt es, und nicht nur als Präteritum von „wiegen“ (nebenbei – wie bildet man von „wogen“ eigentlich das Präteritum? Wie wäre es denn – analog zum kreativen Konjunktiv auf Seite 1 – mit: „er/sie/es wogtete“?). Aber „hochwogen“ gibt es nun wirklich nicht. Und dann auch die Aufregung. Warum schlägt sie nicht einfach hohe Wellen? Ansonsten wogte nämlich auch bei mir das Unverständnis hoch …