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14. März 2009

Angst hastet über Flure und Vater trat Polizist

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 08:26

Ich nehme alles zurück, was ich im Zusammenhang mit der Amoklauf-Berichterstattung lobend über die Printmedien gesagt habe, denn heute „hastet die Angst über die Schulflure“.
Und auch sonst finden wir merkwürdige Formulierungen im Seite-1-Kommentar. „Trittbrettfahrer … tummeln sich jetzt ungeniert …“ heißt es da z.B., ohne dass wir erfahren, wo sie sich tummeln, was aber zu diesem Begriff schon irgendwie dazu gehört. Sonst fange ich auch an, mich zu tummeln.
Auch, dass wir „wieder einmal ohnmächtig zugeben müssen“ verwundert mich etwas, weil wir ja auch mächtig zugeben könnten und „dass es aber soviel verstörte Kinder gibt“, wird mir nicht, wie im Artikel anempfohlen, den Schlaf rauben.

Eher schon, wenn im Aufmacher auf der Titelseite steht: „Der Amoklauf von Winnenden … hat erschreckend viele Trittbrettfahrer animiert.“ Da der Satz da endet, erfahren wir nicht, wozu er sie animiert hat und müssen so davon ausgehen, dass es sich um animierte Figuren aus einem Trickfilm handelt.

Auf der Rhein-Ruhr-Seite verkündet eine dicke Headline: „Neuer Amoklauf verhindert“, und man fragt sich, wen oder was der nun verhindert hat, denn wenn er selbst verhindert worden wäre, dann hätte man einen „neuen Amoklauf verhindert“. Hm, ich gebe zu, das war jetzt ein bisschen kompliziert und für Überschriften ist das natürlich überhaupt nichts.
Aber dann kommt im Artikel noch der Spruch eines Bürgermeisters: „Ich bin froh, dass eine Katastrophe an uns vorbei gegangen ist.“ Warum freut der sich über eine Katastrophe? Hätte er gesagt: „Ich bin froh, dass ein Supermodel an uns vorbei gegangen ist“ – das hätte ich verstanden!

Auf der Wirtschaftsseite wird folgender tief schürfende Satz zur Kenntnis gegeben: „Während Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach einem Treffen mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft versuchte, einigermaßen den Pfad der ordnungspolitischen Tugend zu treffen…“ Einen Pfad zu treffen, anstatt ihn zu beschreiten, finde ich schon ziemlich schwierig. Nun soll es aber auch noch der der ordnungspolitischen Tugend sein! Das ist ja kaum zu schaffen. Und darum muss sie ihn ja auch nur einigermaßen treffen – wie beruhigend!
Und dann kommt ein Zitat unseres Außenministers, dass sogar die WAZ (welch feine Ironie!) als „verschwurbelt bezeichnet: „Es kann im Augenblick niemand ausschließen, welche Formen staatlicher Hilfe, wenn sie denn geleistet werden können, am Ende zur Verfügung stehen“. Jawohl, so ist das. Ich kann auch nie ausschließen, welche Wortverbindungen, sollten sie denn gesprochen werden, am Ende zur Verfügung stehen. Und dazu muss ich noch nicht einmal Politiker sein.

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