Gleich zweimal hat die WAZ heute den als Doping-Sünder verdächtigten Springreiter Ahlmann ausgeschlossen. So heißt es auf Seite 1: „Christian Ahlmann ist … von den Reiterspielen suspendiert worden.“ Und exakt vier Zeilen später finden wir die sensationelle Neuigkeit: „Almann wurde von den Spielen ausgeschlossen.“ Wer hätte das gedacht. Aber vielleicht gibt es einen relevanten Unterschied zwischen Ausschließen und Suspendieren, von dem ich noch nichts weiß?
Aber die WAZ wäre nicht die WAZ, wenn das schon alles wäre. Im Kommentar auf Seite 2 kann man lesen, dass die CSU-Generalsekretärin versuchte, „den demonstrativen Charakter solcher Auftritte … in relativ missratener Form anzusprechen“. Schon frage ich mich, wie man das hinkriegt: einen demonstrativen Charakter anzusprechen. Und dann geht es ja noch um die Form der Ansprache. Die war zwar missraten, aber nur „relativ“. Na Gottseidank!
Dafür „begehen“ SPD und Union „eine leicht zu durchschauende Heuchelei“. Ja, was ist das denn jetzt? Man kann heucheln, ohne Frage, aber eine „Heuchelei begehen“, und dann noch eine leicht zu durchschauende, ist irgendwie ziemlich daneben …
Kommen wir zum Sport, also zum „Spocht“, wie es früher bei der Wochenshow hieß. Da haben wir zunächst unter der Überschrift „Max hält, hält, hält“ eine grammatikalisch recht eigenwillige Konstruktion: „Er hatte keine Chance, das auf ihn zustürzende Rudel … zu entkommen.“ Genauso wenig wie wir, das Geschreibsel zu entfliehen. Dabei hätte man hier ja mal so schön dem Dativ anwenden können, was wir doch sonst bei jeder Gelegenheit tun.
Wie auch immer, Max jedenfalls „überlebte diesen extatischen Ausbruch seiner Teamkollegen. Denn sie brauchen ihn noch“. Hatte der ein Glück! Wenn sie ihn nicht bräuchten, er hätte nicht überlebt! Und darum „drückte (die deutsche Mannschaft) noch einmal richtig aufs Gas“. Ahem. Bitte, bitte: Entweder drückte sie auf die Tube oder sie trat aufs Gas.
Aber kommen wir nun zum „Schandfleck auf dem Rock der Reiter“, wie der Sportkommentar überschrieben ist, bzw. dem zu Schandfleck, den Ahlmann „in Hongkong … hinterlassen hat“. Da fragen wir Sprachpuristen zunächst: Was ist eigentlich ein Schandfleck? Im normalen Sprachgebrauch finden wir dann Formulierungen wie: „das ist ein Schandfleck für die Olympische Bewegung“ oder: „Der Krieg im Irak – ein Schandfleck für die Menschheit“ und dergleichen. Dass man aber wahlweise einen Schandfleck auf einem Rock der Reiter oder aber in Hongkong „hinterlassen“ kann, ist „relativ missraten“, tut mir leid!
Das ist aber noch gar nichts dagegen, wenn „diese prickelnde Unwägbarkeit … durch den Versuch des gemeinen Betrugs ausgehebelt werden soll“. Echt, ey! Die prickelnd Unwägbarkeit! Wird ausgehebelt! Durch Betrug! Nein, durch gemeinen Betrug. Denn ein einfacher Betrug ist ja wohl nicht schlimm genug, er muss auch noch gemein sein. Aber es geht noch verschnörkelter: Durch den Versuch des gemeinen Betrugs. Hm, jetzt könnte ich ja noch ein bisschen gemeiner sein und fragen: „Was hat der gemeine Betrug denn versucht?“, aber das will ich mir mal verkneifen, weil es sonst „als glatte Lüge ausgelegt worden wäre“, wie ein paar Zeilen weiter zu lesen ist.
Und leider ist das auch mal wieder Humbug. Denn entweder ist etwas „eine glatte Lüge“, dann muss man es nicht als solche auslegen. Oder etwas ist eher zweifelhaft und wird nur gegen jemanden ausgelegt. Aber beides zusammen …
Hallo, Herr Justen! Sie waren einer besten Sportkommentatoren Deutschlands und sprachlich immer vorbildhaft. Was ist los mit Ihnen? Nehmen Sie irgend welche Medikamente? Oder sind Sie gar gedopt?