Schöne Sprachbilder, heute: Schon auf Seite 2 „sind es vor allem die besorgten Nato-Mitglieder Estland, Lettland und Litauen sowie die Polen und die Tschechen, die den russischen Teufel immer krasser an die Wand malen.“ Tut mir leid, aber das geht nicht. Man kann den Teufel an die Wand malen, wenn man übermäßig pessimistisch ist, das Schlimmste voraussieht oder dergleichen. Das ist dann aber ein allgemeiner Teufel, kein russischer. Und immer krasser malen? Wie malt man denn krass? Oder gar krasser?
Da ist dann die „Abschreckungswirkung gegen Russland gering“. Zumal eine Wirkung auf etwas ausgeübt wird und nicht gegen. Aber man muss ja schon froh sein, wenn es keine Wirkung „über“ Russland ist … Denn sonst könnte ja folgendes eintreten: „Es bestünde die Gefahr, dass sich alles hochschaukelt.“ Das befürchte ich allerdings auch!
Weiter geht’s auf Seite 3, denn dort „läuft … die Debatte um die Kohlenmonoxid-Röhre des Bayer-Konzerns heiß“ (wie soll das angehen? es mag heiße Debatten geben oder heißgelaufene Motoren) und „ein Parlaments-Votum zum Bayer-Projekt geriete zum Show-down über die NRW-Industriepolitik“. Klar: „über“. Die Universalpräposition mal wieder. Dabei wäre doch ein Showdown für die Industriepolitik viel sinnvoller gewesen!
Das schönste Sprachbild für heute ist auf der Sport-Titelseite. Dort liest man die dicke Headline: „Schalkes Narben sind noch nicht verheilt“.
Das wundert mich nicht, denn Narben können gar nicht verheilen. Schließlich sind sie selbst Ergebnis eines Heilungsprozesses; sie entstehen, wenn Wunden verheilen. Und so etwas wollte der Autor vielleicht auch zum Ausdruck bringen: dass nämlich Schalkes Wunden noch nicht verheilt, aber Narben geblieben sind …