WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

22. Juli 2009

Gefechtsnebel ist nur eine Option

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:41

Undurchsichtiges heute im Seite-2-Kommentar: „Wenn der Gefechtsnebel sich legt, der den Bruch der Koalition und die Entlassung der SPD-Minister umhüllt …“
Hier ist mal wieder einiges durcheinander geraten: Normalerweise umhüllt Nebel nicht, sondern er verhüllt. Außerdem lichtet er sich später und legt sich nicht. Was sich wiederum gerne legt, das ist der Pulverdampf, der in diesem Fall als Sprachbild auch angebracht gewesen wäre, denn was Gefechtsnebel ist, weiß sowieso niemand. „Gefechtslärm“ hätten wir da noch anzubieten und die Tatsache, das möglicherweise etwas vernebelt werden soll. Nun gut, wenn man das alles zusammen mixt, dann kann daraus vielleicht ein sich legender Gefechtsnebel werden.

Im Kommentar zur Rentendiskussion müssen wir Formulierungen hinnehmen wie: „Die Zukunft der gesetzlichen Rente gehört eindeutig nicht zum Kerngeschäft der Bundesbank.“ Ich wüsste nicht, dass die die Zukunft von irgendwas je zum Kern- oder auch sonstigen Geschäft von irgend jemandem gehört hätte.
Oder solche: „Dennoch trägt die einhellige Empörung von Politik, Gewerkschaften und Verbänden Züge von Heuchelei“ Wie soll das gehen? Was sind Züge von Heuchelei und wie kann die Empörung derlei tragen?
Auch „dass den Jungen Überforderungen drohen“, mag man in diesem Zusammenhang nicht recht glauben, da solche selten etwas mit finanziellen Forderungen zu tun haben. Ich bin z.B. oft überfordert, wenn ich angesichts solcher Schreibereien ruhig bleiben soll.
So geht es mir dann auch, wenn Peer Steinbrück „… die Rentengarantie seines Ministerkollegen Olaf Scholz als ‚grenzwertig‘ bezeichnet“.
Was ist heutzutage nicht alles „grenzwertig“! Und was soll das eigentlich sein? Für die Luft oder Nahrungsmittel werden für bestimmte Giftstoffe Grenzwerte bestimmt. Was über diesen Werten liegt, gilt als gefährlich. Und was knapp darunter ist, ist dann grenzwertig? „Wir haben eine ganz schön grenzwertige Luft heute“, sagt der Umweltschützer, wenn er die Staubbelastung gemessen hat. Oder wie?
Was der Duden dazu sagt: „… gerade noch im Bereich des Positiven, Erträglichen o. Ä. liegend“, klingt recht einleuchtend, macht es aber nicht besser. Für mich bleibt der Gebrauch dieses Wortes weiterhin … äh … grenzwertig!
Nach diesem ganzen Zeugs tut der kleine Rechtschreibfehler am Ende des Artikels fast schon gut: „Die Angst der Politik hat etwas würdeloses …“, was man hätte groß schreiben müssen, da es sich um eine Substantivierung handelt.

Fast etwas Würdevolles hat dagegen der Opel-Interessent RHJ, der laut Wirtschaftsseite „garantiert, dass keine Rückkaufoption mit GM vereinbart ist, sondern dies nur eine Option sei.“ Janee, iss klar!

Und schließlich versucht man noch auf der Politik-Seite, „Worms’ Zurückhaltung und Bescheidenheit ins richtige Licht zu rücken.“ Nur geht das leider nicht, da es auch kein falsches Licht gibt. Man versucht, jemanden oder etwas ins rechte Licht zu rücken, damit es besser dargestellt und gesehen werden kann.
Oder damit es nicht im Gefechtsnebel umhüllt und damit zur grenzwertigen Option wird.

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