Im Aufmacher auf der Titelseite kommt erneut die beliebte Universalpräposition zum Einsatz: Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde „zeigte sich irritiert über die Diskussion“, und nicht etwa von derselben.
Im nebenstehenden Kommentar zum Urteil im Fall Zumwinkel stellt man sich die Frage, „warum er im angeklagten Zeitraum … zehn Millionen Euro zahlte“ und ich frage mich, warum anstatt des Ex-Postchefs ein Zeitraum angeklagt wurde.
Vielleicht, weil der Arme ohnehin unter großem Druck steht, wie wir auf der „Rhein-Ruhr“-Seite erfahren: „Den Blick ins große Publikum im Saal vermied der ehemalige Post-Chef, als würde ihn dort ein schlechtes Gewissen anstarren.“ Das kommt öfter vor als man denkt. Da schaut man nichts ahnend ins Publikum, und schon starrt so ein schlechtes Gewissen voll zurück!
Überhaupt, was einem in Gerichtssälen so passieren kann! Darüber klärt uns ein kleiner Hintergrundartikel auf derselben Seite auf, der das Beispiel Al Capone referiert: „Doch der Richter in Chikago ließ die bestochenen Geschworenen auswechseln. Ergebnis: Elf Jahre Gefängnis. Oder Ägypten.“ Wie, konnte Capone zwischen Gefängnis und Ägypten wählen? Lesen wir weiter: „Zur Zeit der Pharaonen ließ der Staat Steuerhinterzieher auspeitschen.“ Passt aber immer noch nicht so richtig. Nach der Zwischenüberschrift („Im alten Ägypten“) können wir dann lesen: “ Genutzt hat diese Härte wenig. Al Capone führte sein Imperium vom Knast aus weiter…“ Also. War er nun im Knast oder in Ägypten? Wir werden es wohl nie erfahren…
Also blättern wir um. Und finden auf der Welt-Seite eine interessante Beschreibung der neuen Dschungel-Königin Ingrid van Bergen: „Aber es gab Jahre, da erschien sie eher als mond– (neue Zeile) äner Vamp…“ Das muss ein Geschöpf sein, das – ähnlich einem Werwolf – nur bei Mondlicht sein Unwesen treibt. Naja, als Vamp – warum nicht?
Es gibt Schlimmeres. Davon lesen wir auf der Wirtschaftsseite: „Gebeutelt durch die Wirtschaftskrise, durch Kreditklemmen, aber auch durch Fehlentscheidungen, hängt Schaeffler-Conti jetzt am Fliegenfänger des Staates und bettelt um materielle Hilfe.“ Selbst, wenn man nicht weiß, was ein Fliegenfänger des Staates ist, ist es schon grausam genug, durch Klemmen gebeutelt zu werden.
Da möchte man schon eher das Gewissen anstarren. Oder Ägypten.