WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

13. August 2008

Kassandra-Zungen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:22

Es gibt Kassandra-Rufe und es gibt böse Zungen. Neu ist eine Kombination aus beidem. Das sind dann „böse Kassandra-Zungen“. So heute im WAZ-Kommentar auf Seite 1 (ich sage ja, die Kommentare sind immer ergiebig). Übrigens sind diese Zungen laut Kommentar sogar „sehr böse“. Wie die meine.

„Wenn ein Eigenname auf einen stimmlosen S-Laut endet und kein Artikel davor steht, wird zur schriftlichen Kennzeichnung des Genitivs der Apostroph verwendet.“ Einleuchtende Regel. Kennt aber bei der WAZ keiner. So heißt es dort auf der Politik-Seite: „So soll nach Rüttgers Ansicht …“. Denn ein „s“ reicht doch! Das klingt doch schon fast wie ein Genitiv. Warum sich also mit weiterem Schnickschnack abgeben? Aber warum dann nicht so: “ … Rüttgers seine Ansicht“. Oder, damit nicht wieder zwei „s“ aneinander stoßen: „Rüttgers ihm seine…“
Ein paar Zeilen davor lässt die WAZ den Rüttgers ein „Programm … schnüren“. Nun kann man ja mit Programmen allerlei machen: schreiben, veröffentlichen, man kann sie sogar ausstrahlen. Aber schnüren? Das war bisher den Paketen vorbehalten …

Und nun noch etwas aus der Rubrik: „Tippfehler, die keine sind“. Auf einer anderen „Politik“-Seite („Nach dem Krieg“) lesen wir: „Das Moskau dem zustimmt … ist kaum vorstellbar.“ Ja, ja, das „Das“ und das „Dass“! Seitdem man das „ß“ in solchen Fällen mit „Doppel-s“ auflöst, weiß wohl kaum noch einer, wo’s langgeht. Sicherheitshalber kümmert man sich bei der WAZ gar nicht erst darum und benutzt einfach in allen Fällen das normale „s“.

Auch mit den Personalpronomen bzw. der Unterscheidung von Singular und Plural haben wir so unsere Probleme bei der WAZ. Auf der „Ratgeber-Seite“ liest man den bemerkenswerten Satz: „Neben 14 weiteren Chefärzten gehört Prof. Baumgart zum Kolumnisten-Team, die den Lesern wöchentlich Tipps geben.“ Aber was reg ich mich auf? Im Team sind doch mehrere Leute, das ist doch Plural, oder? Das sollte Schule machen: „die Fußball-Elf haben gewonnen“, oder „die Familie fahren in Urlaub“, oder auch: „Die WAZ-Redaktion schreiben nix gut“.

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