Wir kennen Tagesordnungspunkte, Gesichtspunkte, ja sogar Knackpunkte. Aber was ist das hier? Heute im WAZ-Kommentar auf Seite 2: „Es gibt kein Endlager für hochradioaktive Abfälle. Dies ist der weiche Punkt in der deutschen Debatte über den Ausstieg aus dem Atomausstieg.“ Ein weicher Punkt. Wenn man drauf drückt, quietscht es, oder wie? Und wie kommt so etwas in eine Debatte? Werden wir es je erfahren?
Es kommt aber noch schlimmer, denn: „Dies ist das Kainsmal einer Technologie, die Strom erzeugt und dabei vergleichsweise wenig klimaschädliches Kohlendioxid produziert.“ Was für ein Mal? Wer einigermaßen bibelfest ist, der weiß, dass Kain seinen Bruder Abel erschlug und danach vom Herrn mit einem Zeichen versehen wurde, „damit ihn keiner erschlage, der ihn finde“. Das Kainsmal ist daher also „sowohl das Erkennungszeichen des Mörders als auch ein Schutzzeichen, das ihn vor einem gewaltsamen Tode bewahrt“, wie man bei Wikipedia erfahren kann. Was hat das nun alles mit einem Endlager zu tun, das es nicht gibt und deswegen einer weicher Punkt ist?
Zumal „der Streit um die Nutzung der Atomkraft einen tiefen Spalt durch Deutschland gezogen“ hat. Gräben, die kann man ziehen. Meinetwegen sogar quer durch Deutschland. Was machen wir nun aber mit dem Spalt, der sich normalerweise auftut?
Ein echtes Dilemma! Doch trösten wir uns, denn „in einem noch viel tieferen Dilemma steckt die SPD, die sich am Atomausstieg festgekettet hat.“ Dass sich Atomkraftgegner bisweilen irgendwo anketten, ist bekannt, aber wie kettet man sich an einem Atomausstieg fest?
Fragen über Fragen. Und das Schlimme ist: „Auf Antworten dürfen wir in dieser Legislaturperiode nicht mehr hoffen. Typisch für das Atomthema, vor dem man die Augen verschließt.“
Ich fürchte, das ist auch das Beste, was man angesichts eines solchen Artikel tun kann!
13. November 2008
Weicher Punkt hat einen tiefen Spalt durch Deutschland gezogen
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