WAZblog Waz man seinen Lesern eigentlich nicht zumuten sollte …

17. Juli 2009

Komasaufen als Unterrichtsfach und Zahlen über den Grat im Graben

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:09

Darauf hat die Welt gewartet: „Komasaufen soll Thema im Unterricht werden“. So heißt es zumindest in einer Headline auf der Titelseite. Auch wenn am Ende des Artikels ein Verbandsfunktionär mit den Worten zitiert wird: „Wir brauchen nicht für jedes gesellschaftliche Problem ein neues Unterrichtsfach“, stellt sich doch die Frage: Warum eigentlich nicht? In diesem Sinne: Prost!

Zumal auch die folgende Formulierung auf der Rhein-Ruhr-Seite nur unter Alkoholeinfluss entstanden sein kann: „Auf einigen dieser Autos liegt wiederum eine Schicht von Staub, die es nicht lohnen würde, täglich zu entfernen.“ Denn tatsächlich geht es ja um eine Staubschicht, bei der sich eine tägliche Entfernung nicht lohnen würde. So einfach könnte das sein. Und das Beste: Man muss sich nur an die Regeln des Satzbaus halten!

Aber selbst dann kann noch einiges schief gehen: „Auf einem schmalen Grat zu wandern, erfordert besonders viel Geschick, wenn man sich zwischen zwei Parteigräben bewegt und politischen Wurfgeschossen von beiden Seiten ausgesetzt ist.“ Diese mehr als blumige Formulierung finden wir auf der Politik-Seite. Zwischen zwei Parteigräben auf schmalem Grat wandern, das ist schon eine Herausforderung! Zumal man schon gar nicht weiß, was das überhaupt ist, ein Parteigraben. Ist das eine Art Schützengraben? Und dann sind zwei davon so eng nebeneinander, dass nur noch ein schmaler Grat dazwischen stehen bleibt? Könnte schon sein. Aber dann darauf wandern, wie muss man sich das vorstellen? Hinzu kommen noch die politischen Wurfgeschosse, und die auch noch von beiden Seiten.
Kaum haben wir diesen Einstieg überstanden, müssen wir dies lesen: „Seine Erfahrungen im Gratwandern wird Steg mutmaßlich gebrauchen können, wenn er in den Parteigraben der SPD steigt.“ Was als Bild auch ein bisschen schwer rüber kommt, weil man beim Herabsteigen in einen Graben selten auf einem Grat wandert. Und noch immer ist ungeklärt, was eigentlich ein Parteigraben ist.
Es sollte uns nicht weiter belasten, denn „umso erleichterter ist die SPD, den Strategen fest auf ihrer Seite zu wissen, in ihrem Graben also. In diesem gilt es für Steg zunächst ebenfalls, einen Grat zu bewandern.“ Jetzt ist der Parteigraben auf einen einfachen Graben geschrumpft, dort drin befindet sich aber immer noch ein Grat, und diesmal muss Herr Steg nicht nur auf ihm wandern, er soll ihn stattdessen bewandern! Damit er vielleicht im Gratwandern bewandert ist?
Da wundert es nicht, dass „Steg gern mit einem neutralen Kopfnicken bei gefalteter Stirn“ reagiert. Es wundert höchstens, dass es keine gerunzelte Stirn ist, weil es etwas schwierig ist, eine Stirn zu falten, selbst wenn man sie in Falten legen kann.

Damit könnte man eigentlich zum Ende kommen, aber wir haben noch etwas über: „Zahlen über wirklich exzessiven Alkoholmissbrauch“ im Seite-2-Kommentar. Die Universalpräposition schlägt wieder zu. Zahlen über etwas gibt es nicht. Vielleicht gibt es welche zu einem Thema.

Aber bevor Sie mit gefalteter Stirn reagieren, denken Sie daran, welch schmalen Grat wir hier bei exzessiven Alkoholmissbrauch bewandern mussten, den es nicht lohnen würde, täglich zu entfernen.

7. Mai 2009

Vorschläge über den internationalsten Konzern vergraulen Moskau

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:53

Die Rhein-Ruhr-Seite bemüht zunächst einmal wieder die Universalpräposition: „Und einmal entfacht, wird die Diskussion um die Stadt am Fluß heftig befeuert mit zahlreichen Vorschlägen über alternative Standorte für die Hochschule.“ Ich hätte da eher ein paar Vorschläge für besseres Deutsch.

Auch für die Wirtschafts-Seite, wo man Folgendes lesen kann: „Auslaufen der Atomenergie, wichtige Richtungsentscheidungen … , wachsende Widerstände … und ein miserables Image der Branche wegen starker Preiserhöhungen bei Gas und Strom – diese Gemengelage forderte einen ganzen Manager …“ Irgendwas muss die WAZ-Leute an diesem blödsinnigen Ausdruck faszinieren, weil er immer wieder vorkommt. Dabei hat er mit Grundstücken zu tun und absolut nichts mit einer Menge von politischen oder anderen Problemen, schon gar nicht mit einer Lage, die durch das Zusammenmengen verschiedener Probleme eintritt. Doch genau das scheint man bei der WAZ fest zu glauben und deshalb müssen wir immer wieder von einer Gemengelage lesen.
Da lesen wir doch viel lieber so etwas: „Seine geradlinige, sehr direkte Art ging aber schon mal nach hinten los.“ Ist zwar auch Humbug, weil nur Schüsse und im übertragenen Sinn allenfalls brisante Äußerungen nach hinten losgehen können, lässt sich aber viel lockerer überlesen.
Was man wiederum hiervon nicht sagen kann: „Seinen unternehmerisch wohl härtesten Kampf hatte Bernotat nicht bei seinen früheren Stationen … zu kämpfen, sondern 2006, als er sich anschickte … Eon zum internationalsten Energiekonzern der Welt zu machen.“ International – internationaler – am internationalsten. Und am Ende sogar am internationalsten in der Welt – wenn das keine Steigerung ist! Dagegen ist die UNO ja gar nichts.

Kein Wunder, dass es da zu internationalen Verstimmungen kommt: „Nato-Übung in Georgien vergrault Moskau“, lautet eine Headline auf der Politik-Seite. Was allerdings hieße, dass die Russen vertrieben oder verscheucht worden wären, also irgendwie weggemobbt. Davon kann man aber im eigentlichen Artikel nichts lesen. Allenfalls so etwas: „Bei einigen Nato-Partnern zeigt das russische Grollen bereits Wirkung.“ Und graulen oder grollen – ist denn der Unterschied wirklich so groß, dass man ihn bemerken könnte? Eigentlich schon!

20. April 2009

Der Wahlkampf zieht herauf, ein vertieftes Europa hat Chancen und die Unternehmen müssen Ausblicke abgeben

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:42

Schon der Aufmacher überrascht uns mit einer interessanten Formulierung: „Die Vorschläge, die am Dienstag im Landeskabinett beraten werden sollen, sind brisant, nicht nur, weil der Wahlkampf heraufzieht.“ Was man bisher nur vom Gewitter kannte, vermag nun auch eine simple politische Veranstaltung. Man mag mich jetzt gerne wieder der Pingeligkeit zeihen, aber Wahlkämpfe ziehen nicht herauf. Die kündigen sich an, beginnen oder befinden sich meinetwegen sogar im Anzug, wenn man unbedingt an etwas ziehen will.

Die „intelligente Autobahn“ am Ende des Artikels wollen wir nicht weiter kommentieren und uns lieber der Seite 2 zuwenden, weil hier noch schönere Formulierungen zu finden sind. Nicht nur „SPD und Grüne, die Atom-Ausstiegler …“, sondern auch so etwas wie das Folgende: „NRW: Allenfalls Mittelmaß bei der Forschung, sagt Dahrendorfs Kommission ungeschminkt.“ Unerhört, das niemand Dahrendorfs Kommission geschminkt hat, wo sie doch vor Kameras treten musste! Nicht, dass sie noch total blass ausgesehen hat, als sie vielleicht die ungeschminkte Wahrheit sagen wollte!
Ein bisschen drollig ist dagegen der Satz ein paar Zeilen weiter: „Ganz einfach: Weil embryonale Stammzellen ganz neue Therapiemöglichkeiten eröffnen könnten für bislang unheilbare Krankheiten: Parkinson, Alzheimer, Herz-Klabaster.“ Drollig nicht nur wegen der doppelten Doppelpunkte oder des falschen Bindestrichs, sondern auch wegen dieser furchtbaren Krankheit namens Herzklabaster, welche wahlweise Herzklopfen, Herzrhythmusstörung oder auch Herzinfarkt bedeuten kann. Eine unheilbare Krankheit ist es jedoch in keinem Fall, und man fragt sich, welcher Teufel einen Chefredakteur reitet, damit jener Parkinson, Alzheimer und den – wenn überhaupt – nur umgangssprachlich möglichen Herzklabaster in einem Atemzug nennt. Wollte er zynisch sein oder besonders witzig? Oder wollte er nur überprüfen, ob seine Artikel überhaupt gelesen werden?
Zumindest setzt er noch einen drauf: „Müsste man den … Kommissionsbericht in die politische Gesäß-Geographie von links nach rechts einordnen, man käme auf: durchweg liberal.“ Ich käme da eher auf: Arsch?
Aber ich bin ja nicht die entscheidende Instanz, wenn ich auch manchmal so tue. Lesen wir also lieber weiter: „Richtig gerungen haben sie in der Kommission, wie man hört, über die Integrationspolitik …“ Aha, über die Politik wird gerungen! Wieder einmal ein kreativer Einsatz der Universalpräposition. Aber warum auch nicht: Worüber man streiten kann, kann man doch sicher auch ringen!
„Ob ein vertieftes Europa so überhaupt noch eine Chance hätte?“ werden wir gegen Ende des Artikels gefragt, und wir würden ja auch gern mit darüber nachdenken, wenn wir nur wüssten, was eigentlich sein soll: ein vertieftes Europa. Die Niederlande und ein bisschen drumherum?
Tja, und dann haben wir am Ende noch eine Formulierung, die irgendwie rätselhaft ist: „Die Flexibilität, das Mantra der Globalisierer, die allseitige Verfügbarkeit nicht nur von Kapital, sondern auch von Menschen, wird glasklar als Zumutung verstanden. Das ist neu. Und ermöglicht auch globalisierten Existenzen, in, sagen wir, Hattingen oder Herne weiterzuwohnen, wenn der Weltmarkt mal wieder zuschlägt.“ Also: Wenn der Weltmarkt mal wieder zuschlägt: Keine Sorge, denn dann dürfen globalisierte Existenzen weiter in Hattingen wohnen, weil das Mantra der Globalisierer glasklar als Zumutung verstanden wird.
So etwas kann man doch eigentlich nur schreiben, wenn man Herzklabaster hat – oder ungeschminkt über den heraufziehenden Wahlkampf ringt.

Wenden wir uns der Rhein-Ruhr-Seite zu. Hier steht im schönsten Denglisch: „Vier Jahre sind seit dem Überfall vergangen. Henriette B. traut sich immer noch nicht, zur Bank zu gehen, um Geld abzuheben. Auf der Straße glaubt sie immer wieder, ein Gesicht, eine Figur zu erinnern.“ Im Englischen ginge das: „Remember the time“. Aber im Deutschen ist das Verb reflexiv, deshalb müsste es heißen: „Auf der Straße glaubt sie, sich an ein Gesicht zu erinnern“.
Im nächsten Absatz wurde die Rentnerin „… vom Angriff hinterrücks völlig überrascht“, was mich jetzt ein bisschen überrascht, wenn auch nicht völlig hinterrücks bzw. hinterrücks völlig.
Aber wie hinterrücks die Überraschung auch gewesen sein mag: „Ihre hochbetagte Mutter will eigentlich kein Aufheben um ihre Person machen.“ Das wiederum kann ich nachvollziehen, weil man normalerweise nicht viel Aufhebens um etwas machen will.

Also blättern wir um und schauen, was die Politik-Seite heute bietet. „Björn Böhning, Wortführer der SPD-Linke …“ lesen wir da und fragen uns, warum er nicht Wortführer der SPD-Linken sein darf.
Liegt es vielleicht daran, dass „Steinmeier … nach 20 Minuten die Debatte mit einer Formulierung abgebunden“ hat? Allerdings müssen wir uns jetzt fragen, warum der Kanzlerkandidat die Debatte nicht einfach abgebrochen hat, wie es jeder andere an seiner Stelle getan hätte. Zumindest jeder, der sie nicht unterbunden hätte.
Wie auch immer – es wird noch ein bisschen rätselhafter: „Böhning nickte brav. Wie der gesamte Entwurf wurde auch dieser Passus einstimmig verabschiedet. Sie hatten dem Kandidaten allenfalls ein Machtwörtchen abverlangt.“ Wer war das? Die Einstimmigen oder die Böhnings?
Egal, Steinmeier kriegt das schon hin, „darum halte er sich für das Amt ‚für geeignet’…“ Genau, denn halten wir uns nicht alle für Vieles für geeignet? Viele Journalisten ja sogar fürs Schreiben für!

Doch kommen wir nun endlich zur Wirtschaftsseite, denn hier “ … müssen die Unternehmen wieder Ausblicke abgeben“, wie uns eine Unterzeile verrät. Und das auch noch „mit Blick auf die geknickte Forscherehre“, die uns sogar noch in einer Zwischenüberschrift angekündigt wird. Nur: Wie knickt man eine Ehre? Man kann sie jemandem erweisen oder jemanden bei ihr packen, man kann sie sogar abschneiden. Aber knicken? Da gibt es höchstens Leute, die geknickt schauen. Vielleicht, weil sie in ihrer Ehre gekränkt wurden. Ansonsten kann man sich diesen Ausdruck knicken.
Überschrieben ist dieser Artikel mit „Prognosen müssen sein“ und als ich das sah, habe ich mich direkt gefragt, wann ich denn von den ersten „Prognosen über“ lesen muss. Vielleicht schon im ersten Absatz? Weit gefehlt! Hier heißt es noch ganz richtig: „Die staatlich finanzierten Wirtschaftsforscher verweigerten eine Prognose für die Entwicklung im kommenden Jahr.“ Aber im zweiten Absatz, hier heißt es: „Auch sie sind in diesem Jahr sehr vorsichtig mit Prognosen über den voraussichtlichen Geschäftserfolg.“ Und schon hat sich die Universalpräposition mal wieder durchgesetzt.
Macht ja nichts, es gibt Schlimmeres. Im folgenden Absatz steht zu lesen: „Ihr Geschäftserfolg ist auch in schlechten Zeiten unsicheren Zeiten sehr gut planbar.“ Ist das eine neue Soap bei RTL? Also sowas wie GZSZ, jetzt aber SZUZ?
Aber das kann eh nicht jeder gucken; so sind „die Dax-Gesellschaften … verpflichtet, einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr zu werfen.“ Dabei hätte es gereicht, einen Blick zu werfen, auf der anderen Seite hätte man sich einen Ausblick gestatten können.
Aber vielleicht war das „angesichts der Krise und der unerwartet starken Rückgänge bei Nachfrage und Umsätzen …“ ein bisschen viel verlangt, zumal mir ein einfacher Rückgang, der ohnehin keinen Plural kennt, gereicht hätte.
„Dennoch ist der Verzicht auf Prognosen für Investoren nicht dauerhaft annehmbar“, heißt es weiter, was irgendwie einleuchtend ist, da es richtigerweise „hinnehmbar“ heißen müsste.
Und nun geht der Artikel langsam auf sein wohlverdientes Ende zu, aber vorher müssen wir noch Folgendes lesen: „Die Ausgabe von Zielen für das laufende Geschäftjahr gehört wie Quartalsberichte oder Ad-Hoc-Meldungen zum Grundinstrumentarium, mit der Privatanleger Qualität und Aussichten ihres Investments überprüfen können.“ Ja, wenn es denn die Ausgabe von Zielen gewesen wäre, mit der Privatanleger ihre Aussichten überprüfen, dann wäre „der“ richtig gewesen. Wäre! Aber leider handelt es sich eindeutig um das Instrumentarium, mit dem die Anleger prüfen können.
Und das sollten sie auch tun, denn „die Aktien der Firmen, die ihre Ziele verfehlen, fallen wie Steine vom Börsenhimmel.“ Das ist überraschend, bislang sah man allenfalls Sterne vom Himmel fallen. Die sind zwar phonetisch ähnlich, aber letztendlich doch recht anders. Hauptsache, sie knicken keine Journalistenehre, während man einen Ausblick darauf wirft.

18. April 2009

Untersuchungen über Menschenrechtsverletzungen machen einfach wütend und gehen über Würsten und Rotkohl

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:23

Das ist schwer, aber nicht unmöglich. So heißt es heute im Aufmacher: „Muggenthaler forderte eine unabhängige Untersuchung über alle Menschenrechtsverletzungen im so genannten Krieg gegen den Terror.“ Nun ist ja bekannt, dass die Universalpräposition immer wieder gerne genommen wird, aber in diesem Zusammenhang hat sie nun mal überhaupt gar nichts zu suchen. Denn eine Untersuchung aller Menschenrechtsverletzungen würde allemal ausreichen.

Aber selbstverständlich hat man uns auch heute wieder mehr zu bieten als eine verunglückte Präposition. Im nebenstehenden Seite-1-Kommentar befindet sich folgende interessante Formulierung: „Wir neigen dazu, das Netz als einen Haufen abstrakter Pixel zu sehen“. Ehrlich gesagt, kenne ich niemanden, der das tut. Weder als Haufen abstrakter noch als konkreter Pixel. „Aber Kinder werden entführt, gefoltert, gemordet, Familien zerstört, um diese Pixel zu kreieren“. So schrecklich das alles ist und es sogar sein mag, dass gemordet wird, aber wenn es sich um konkrete Personen statt abstrakter Pixel handelt, werden diese immer noch er-und nicht ge-mordet. Oder kann man sich ein Geständnis vorstellen, in welchem der Täter zugibt: „Jawohl, dann hab ich das Opfer gemordet“? Möglicherweise noch mit dem Zusatz: „Ich hab es mit dem Messer gestochen“. Oder andersherum: Wenn ein Täter ein Opfer ermordet hat, dann hat er zwar gemordet, aber nicht das Opfer. Alles unklar?
Am Ende des Kommentars haben wir es wieder mit der Unsitte zu tun, eine notwendige Ergänzung wegzulassen, um damit – ja was? – vielleicht eine Allgemeingültigkeit vorzutäuschen, die nicht gegeben ist: „… die Datenschützer, die von Zensur reden, machen einfach wütend“. Ja, wen machen die wütend? Den Autor? Den Leser? Mich jedenfalls nicht; mich macht wütend, dass hier etwas für alle als allgemein gültig behauptet wird – und das noch wider die Regeln der Sprache.

Dafür belustigt eher, müsste man ja jetzt schreiben, aber es belustigt mich, was man nach dem Umblättern im Kommentar des Chefredakteurs lesen kann: „Kohl sind einige herzzerreißende Hässlichkeiten zu verdanken, wie ein sternenhimmelgleich funkelndes Licht-Etwas über dem runden Konferenztisch, an dem bisweilen Journalisten mit ihm abends über Würsten und Rotkohl gingen, staunend, wie viel davon in den räuberisch schaufelnden Koloss hineinpasste.“ Also, das ist schon echt klasse formuliert, vor allem das mit dem räuberisch Schaufelnden, nur das mit den Würsten und dem Rotkohl verstehe ich nicht. Ich habe schon davon gehört, das jemand über Tisch und Bank ging, aber über Würsten? Hauptsache, möchte man fast sagen, sind sie nicht über Leichen gegangen, wer weiß, ob die dann womöglich noch als Haufen abstrakter Pixel gemordet worden wären. Das hätte nämlich ganz schön wütend gemacht!

17. April 2009

Prominente Patienten ins Mäntelchen des Schweigens hüllen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:55

Die „Rhein-Ruhr“-Seite befasst sich heute hauptsächlich mit der Privatsphäre von Stars und benutzt zu diesem Zweck die beliebte Universalpräposition zweimal, wo sie nicht so recht hingehört. Der Anwalt einer „No-Angels“-Sängerin „wünscht …, dass die Presse schweigt. Über die Untersuchungshaft …“
Und während man hier noch geteilter Meinung sein kann, weil in letzter Zeit immer mehr über etwas anstatt „von“ etwas geschwiegen wird, so ist „das gesellschaftliche Problem, über das man aufklären muss“ am Ende des Artikels noch eine Spur schräger. Hier hätte zumindest ein Objekt wie z.B. „die Öffentlichkeit“ hingehört, das bzw. die man über das Problem aufklärt. Ansonsten wäre ein anderes Verb angebracht, wie z.B. „berichten“.
Aber schweigen wir von etwas Anderem: „Müssen Medien prominente Patienten ins Mäntelchen des Schweigens hüllen?“ fragt der Artikel an anderer Stelle und gibt auch gleich die Antwort: „Die Rechtsbeistände auch anderer guter Bekannter finden, wohl: …“
Ich bin nicht dieser Ansicht. Denn mal abgesehen von dem verkorksten Satzbau in der Antwort kann man zwar den Mantel des Schweigens über etwas breiten oder sich ein Mäntelchen umhängen (wahlweise ein demokratisches, fortschrittliches, religiöses), um sich zu tarnen, ja sogar sein Mäntelchen nach dem Wind hängen, aber was die Medien da mit dem Mäntelchen anstellen, das will nicht so recht funktionieren.
Muss man darüber aufklären oder schweigen? Ich finde, wohl.

11. April 2009

Schmallippig zu sieben Jahre Haft verurteilt

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:41

„Drei Kinder hatten sich mit Wodka betrunken und mussten ‚hochgradig alkoholisiert‘ in eine Klinik eingeliefert worden, sagte der Polizeisprecher“. So zumindest steht es heute in einem 20-Zeiler auf der Rhein-Ruhr-Seite. Ich hoffe ich doch sehr, dass der Beamte das nicht so von sich gegeben hat, gleichwohl frage ich mich, wer denn außerdem genügend alkoholisiert war, um zu diesen Satz zu formulieren.
Denn vermutlich der- oder dieselbe hat in einem 15-Zeiler nur wenige Zentimeter entfernt auch die folgende Formulierung hinterlassen: „Im Prozess um den Wurf von Zaunlatten auf die A3 bei Duisburg ist der 21-jährige Angeklagte … zu sieben Jahre Haft verurteilt worden.“ Andererseits steht zu befürchten, dass auch nüchtern niemand bei der WAZ den Dativ vorgezogen hätte, wodurch der Angeklagte zu sieben Jahren verurteilt worden wäre.

„Schmallippig reagierten Sprecher der Bundeswehr und des Auswärtigen Amtes auf die zugespitzte Lage vor Ostafrika. ‚Der Krisenstab tagt‘, hieß es wie immer einsilbig bei Geiselnahmen deutscher Staatsbürger im Ausland.“ Diese verunglückte Formulierung verdanken wir heute der Politik-Seite. Allerdings weiß niemand, wie man schmallippig reagiert, weil man allenfalls schmallippig antworten oder sich äußern kann, und dann ist es geheuchelt oder gelogen. Mit „einsilbig“ oder gar „verschwiegen“ hat dieses Wort relativ wenig zu tun, um genau zu sein: eigentlich gar nichts.

Blättern wir also um und lesen beim „Ratgeber Auto“ eine etwas rätselhafte Unterzeile: „EU schreibt ab 2011 den Schleuderschutz ESP für alle Neuwagen vor sowie spritsparendere Reife“. Was mag das für eine Reife sein, von der da die Rede ist? Die Mittlere oder gar das Abitur? Ich hatte da den Verdacht, dass es sich vielleicht um Reifen handeln könnte, allerdings findet man im Artikel selbst rein gar nichts mehr dazu. Hm, warum steht es dann in der Subline?
Egal, dafür findet man folgenden Satz: „Öffentlich wurde der Widerstand von Kleinbauern gegen die Autofabrik mit Unzufriedenheit über die Industrialisierung Indiens gerechtfertigt.“ Dabei wäre es die Unzufriedenheit mit der Industrialisierung gewesen und bei der Gelegenheit hätte man das andere „mit“ ohne Probleme gegen „durch“ austauschen können. Dazu hätte man sich allerdings wenigstens einmal dazu durchringen müssen, auf die Universalpräposition „über“ zugunsten einer korrekten Präposition zu verzichten.

Aber vielleicht wird jetzt alles gut, wenn wir die Worte eines Gottesmanns vernehmen: Ein leibhaftiger Weihbischof erklärt auf der Kulturseite: „Angesichts der weitverbreiteten Ängste benötigen wir einen nüchternen Blick für die umfassende Vergewisserung der Lage.“ Dem könnte man voll zustimmen, wenn man wüsste, was das heißen soll. Abgesehen davon, dass man seinen Blick auf etwas richtet und nicht für, erinnert mich das alles ein bisschen an Werner Bornheims Rede vor dem Deutschen Bundestag (dokumentiert von Loriot): „Erstens das Selbstverständnis unter der Voraussetzung, zweitens, und das ist es, was wir unseren Wählern schuldig sind, drittens die konzentrierte Be-Inhaltung als Kernstück eines zukunftsweisenden Parteiprogramms.“
Aber der Herr Bischof hat noch mehr zu bieten als konzentrierte Be-Inhaltung, nämlich „Regelungen, die zukunftskräftig sind“. Warum sie nicht zukunftsträchtig sind, kann man nur vermuten: Kann es sein, dass er zwar Gottes Wort verkündet, das eigene indes nicht kennt? Nun, ja: Die Wege des Herrn sind nun mal unergründlich und die Worte seiner Diener manchmal nicht minder.
Das gilt auch für die Formulierung im letzten Absatz: „Gerade in kritischen Zeiten muss gelten, dass bewährte Partnerschaft hält, was sie verspricht: Verlässlichkeit auf Augenhöhe.“ Das kann man irgendwie gar nicht richtig auseinander pfriemeln: Wir haben eine bewährte Partnerschaft, O.K. Und die soll halten, was sie verspricht, das kann man ja auch erwarten. Aber was verspricht sie? Verlässlichkeit, und die auf Augenhöhe. Nur: ist es nicht schon Verlässlichkeit, wenn jemand hält, was er verspricht? Und was hat die Augenhöhe damit zu tun? Ich fürchte, spätestens jetzt sind wir wieder beim Selbstverständnis unter der Voraussetzung und bei der konzentrierten Be-Inhaltung gelandet.

4. April 2009

Verwirrt über angebrochenen Neuanfang

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:54

Auf der Titelseite „relativierte die Regierung gestern ihre Planspiele, die Prämie … zu halbieren“ und man fragt sich, wie sie das wohl hinkriegt. Vielleicht kann man Kritik relativieren, Aussagen oder Pläne, aber mit Planspielen dürfte das nicht ganz einfach sein.

Dafür ist auf der Rhein-Ruhr-Seite „ein Neuanfang angebrochen“, was vielleicht ein bisschen zu viel des Guten, Pardon: des Neuen ist. Ein Anfang, ein Neuanfang, ein anbrechender Neuanfang.

Und auf der Politik-Seite erfahren wir, dass die Bundesregierung „die zweistellige Milliardensumme … als maßgeblichen Baustein“ wertet, „um durch eine schnelle Auftragswelle … die tiefe Wirtschaftskrise abzumildern.“ Aber nicht genug damit, dass ein Baustein durch eine Welle eine Krise abmildert, denn „viele Kommunen zeigten sich … verwirrt darüber, welche Investitionen erlaubt sind…“ Nun gut, hier ist wieder die Universalpräposition im Einsatz, man ist also verwirrt über statt von, aber man ist auch noch verwirrt darüber, welche Investitionen erlaubt sind, anstatt dass man völlig auf eine Präposition verzichtet und einfach nur verwirrt ist, weil nicht klar geregelt ist, welche Investitionen erlaubt sind und welche nicht. War das denn jetzt so schwer?
Oder, um mit der WAZ zu fragen: „Darf man Feuerwehrhäuser neu bauen, eine Schulkantine aus dem Boden gestampft werden?“ Oder anders gefragt: Darf man eine Kantine aus dem Boden gestampft werden? Ich glaube nicht!
Im letzten Absatz müssen wir dann noch lesen: „Die Beschränkung entfalle auch für Sportstätten, Kultureinrichtungen und Gefängnissen„. Ja, dass kann passieren, wenn man beim Schreiben einschläft: Für Stätten, Einrichtungen und – Achtung! – Gefängisse!
Am Ende des Artikels schließlich „weist Staatssekretär Günter Winands auf die neue Rechtslage“. Aber nein, das tut er nicht, er verweist darauf.

2. April 2009

Unwucht lässt Gegenwind um die Ohren zischen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:59

Die „Welt kämpft gegen die Krise“, so titelt die WAZ heute, aber muss das denn gleich dazu führen, dass „Obama … versucht, die Wogen zwischen den krisengeplagten Industrienationen zu glätten“? Kann er nicht einfach nur Wogen glätten?
Und es kommt auch etwas schräg daher, wenn Obama „ohne Vorwurf hinzu(fügte), dass es auch in Europa eine Unwucht zwischen Kontrolle und Kapitalströmen gegeben habe.“ Denn wir kennen eine Unwucht bisher nur von Rädern und dergleichen, oder, wie bei Wikipedia nachzulesen, von „rotierenden Körpern, deren Masse nicht rotationssymmetrisch verteilt ist“. Wie das nun die Kapitalströme und die Kontrolle hinkriegen sollen, werden wir dann wohl nicht mehr erfahren.
Stattdessen müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass „die Regierungsvertreter … darüber“ diskutieren, „den Finanzsektor transparenter und robuster zu machen, Steueroasen auszutrocknen und die Kontrolle über die Märkte zu stärken.“ Mal abgesehen davon, dass man hier getrost auf die Universalpräposition hätte verzichten können, da einen Kontrolle der Märkte sicher ausreichend gewesen wäre, stelle ich es mir ausgesprochen schwer vor, Oasen auszutrocknen, da wir sprachlich bisher nur über Erfahrungen verfügen, Sümpfe trocken zu legen. Aber wer weiß, vielleicht gehört das Austrocknen von Oasen demnächst auch zu den anerkannten Sprachbildern. Es steht zu befürchten.
Am Ende des Artikels kommen dann die Globalisierungsgegner noch einmal zum Zuge und „lieferten sich Rangeleien“. Wozu aber normalerweise noch jemand gehört. Sonst könnte ich mir jetzt auch mal schnell eine Rangelei liefern.

Und ich wüsste sogar, mit wem. Denn im Seite-1-Kommentar muss ich lesen, dass „Löw und seinem Team nach einer weiteren Enttäuschung ein scharfer Gegenwind um die Ohren gezischt“ ist. Ein scharfer Wind mag jemandem ins Gesicht blasen, dann hat er mit großem Widerstand zu rechnen, oder jemand hat viel um die Ohren, dann ist er vielleicht gestresst oder er hat viel zu tun, aber diese Kombination aus Gegenwind, Ohren und Zischen ist reichlich daneben.

Daneben finden wir übrigens auch eine Äußerung unseres Arbeitsministers, der laut WAZ „unter anderem die Schaffung von Lehrstellen für Altbewerber fördern und alle Auszubildende absichern“ will. Vielleicht sollte er lieber alle Auszubildenden absichern, aber ob er es dann hinkriegt, dass „auch in diesem Jahr jede und jeder Jugendliche einen Ausbildungsplatz“ erhält, ist eher fraglich. Es soll ja Jugendliche geben, die zur Schule gehen und daher gar keinen Ausbildungsplatz benötigen. Doch darüber kann ein Arbeitsminister im Eifer einer Rede schonmal hinwegsehen.

Auf der WAZ-Extra-Seite sind sehr viele Fotos und wenig Text. Trotzdem kann man dort einigen Unsinn unterbringen. Zunächst eine Ableitung der berüchtigten Koch-Rochade: „Was sie jetzt dazu treibt, ist der brutalst mögliche Bruch von Vertrauen“, und dann, als ob es nicht schon schlimm genug wäre, folgt der Satz: „Dies geschieht, weil Hasadeure maßlose Gier ausleben konnten, weil sie das beste denkbare Wirtschaftssystem bis über die Schwelle des weltweiten Desasters pervertieren konnten (Komma fehlt) ohne dass ihnen jemand Einhalt gebot.“ Da freut man sich fast, dass die Hasadeure keine maßvolle Gier auslebten. Aber wo finden wir die Schwelle des Desasters? Vielleicht in den geglätteten Wogen? Oder zischt uns da gar ein Gegenwind um die Ohren?

25. März 2009

Wo ein Alter stand, ist eine Erklärung über

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:34

Auf der Seite 2 „bräuchten die Menschen“ – so wird der Bundespräsident zitiert – „mehr Informationen und Erklärungen über das, was abläuft“. Die Informationen über sind ja O.K., aber warum musste der Bundesköhler die Universalpräposition auch noch auf die Erklärungen anwenden? Denn Erklärungen gibt man zu dem ab, was abläuft, denn man kann schlecht „über“ etwas erklären …
Doch noch schöner ist der Ort dieser Rede: „Wo einst der Alter stand, wurde das Rednerpult aufgestellt…“ Wir rätseln. Welcher Alte hat dort gestanden? In der Kirche? Ach so, es war der Altar! Was doch so ein kleiner Vokal alles anrichten kann!

16. März 2009

Jenseits aller Schuldfragen Schauspieler zuschneiden

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:20

Auf der Seite 2 schlägt mal wieder die Universalpräposition über – pardon! – zu: „Enttäuschung über mangelnde Unterstützung“.

Und in einem weitere Artikel hat sich Horst Seehofer „an der Unruhe in der Union maßgeblich beteiligt…“ Nächstes Mal, so hoffen wir, beteiligt er sich an der Ruhe.

Auf der Politik-Seite gibt es Neues vom Jenseits: „Er stehe zu dem, was geschehen sei – jenseits aller Schuldfragen.“

Auf der Kulturseite schließlich hat Daniel Craig „die richtige Schneidigkeit für die Rolle“ (des 007), und weil wir schonmal beim Schneiden sind, war Connery „lange Zeit unzufrieden damit … nur auf diese Rolle zugeschnitten zu werden.“ Das überrascht uns ein wenig, denn bisher kannten wir nur Rollen, die Schauspielern auf den Leib geschnitten wurden. Offenbar geht es neuerdings auch andersherum. Vermutlich allerdings nur jenseits normaler Filme.

2. März 2009

Fast fehlerfrei

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:44

Aber eben nur fast. Denn wenn man nix findet, ist meistens was über. Diese WAZ-Regel bewahrheitet sich auch heute. Und zwar schon auf der Titelseite. Dort verkündet eine fette Überschrift: „Unzufriedenheit über Opel-Konzept“. Die Universalpräposition hat wieder zugeschlagen und dann ist auf einmal die Unzufriedenheit mit dem Opelkonzept über.

Und außerdem haben wir noch ein paar interessante Formulierungen im Kommentar auf Seite 2: „Die allzu frühen Willensbekundungen … haben längst den Charakter von Festlegungen bekommen.“ Okay, das ist nicht besonders falsch, aber schon irgendwie schräg.
Oder das hier: „…keiner kann einfach zusehen, wie Werke, an denen tausende Beschäftigte hängen, den Bach runtergehen.“ Tut mir leid, aber ich stelle mir das immer bildlich vor: Tausende Beschäftigte hängen an Werken, die den Bach runter gehen! Das kann doch keiner wirklich schreiben! Oder klingt das nur in meinen Ohren komisch? Ich finde, da muss man einfach kichern, und so wird es dem Ernst der Lage nicht gerecht.
Und der Satz direkt danach: „Inzwischen aber hat sich die Kakofonie der politischen Unternehmensretter derart hochgedreht, dass ein Stopp zum Crash für die Kommunalwahlkämpfer im Lande NRW geriete.“ Eine Kakofonie ist ein Missklang und meinetwegen kann man das auch im übertragenen Sinne für die Missverständnisse und -stimmigkeiten in der Koalition benutzen, aber wie soll sich da irgendwas „hochdrehen“, und dann auch noch bei politischen Unternehmensrettern?
Und gegen Ende des Kommentars haben wir noch das „Risiko Nr. 2: Die Politik hat sich in die Position des Getriebenen begeben.“ Ein Getriebener, darauf hatte ich schonmal hingewiesen, ist jemand, der aus starkem inneren Antrieb handelt. Genau der ist hier aber – wie so oft – nicht gemeint, sondern wohl eher Politiker (warum werden die eigentlich in letzter Zeit dauernd als „die Politik“ bezeichnet?), die durch die Ereignisse zum Handeln gezwungen sein, anstatt selbst zu handeln. Die mögen getrieben sein, oder manch einer mag sie vor sich her treiben, damit sind sie aber noch längst keine Getriebenen.

20. Februar 2009

Heute ist ein Prozess über

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:19

Und wie so oft liegt das nur an der falschen bzw. überflüssigen Universalpräposition. Heute tritt sie auf der Politik-Seite wie folgt auf: „Die Geschworenen in Moskau haben die Beweisführung der Anklage im Prozess über die ermordete Journalistin Politkowskaja mit einem Freispruch quittiert.“ Das Schlimme dabei: Es klingt schon fast normal. Aber normal ist das nicht: Der Prozess über. Denn ein Prozess wird wegen etwas geführt und gegen jemanden! Im konkreten Fall war es der Prozess wegen des Mordes an einer Journalistin. Warum kann man das nicht einfach so schreiben, anstatt uns Leser in Selbst- und andere Zweifel zu stürzen?

Kommen wir zum Ende. Und davon haben wir sogar einige auf der Titelseite: „Zugleich rücken die Studier-
(neue Zeile) endenpolitisch mehr nach rechts.“ Und damit wollen wir es jetzt wirklich beenden.

11. Februar 2009

Über und über

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:48

Wieder mal die Universalpräposition, und diesmal besonders kreativ: „… die seit 13 Jahren als NRW-Datenschutzbeauftragte arbeitende frühere Richterin Bettina Sokol ist über das Ausmaß der Vorfälle schockiert“, heißt es auf der Seite 2. Und während ich noch von dieser Aussage schockiert bin, muss ich im selben Artikel lesen: „Zudem fehle eine Kennzeichnungspflicht über die Herkunft von Daten“.
Dass man eine Pflicht über etwas haben könnte, ist mir jetzt wirklich total neu, ich hätte eher gedacht, man habe die Pflicht, etwas zu tun oder zu lassen und im konkreten Fall die Herkunft von Daten zu kennzeichnen.
Und dass im weiteren Verlauf des Artikels Daten von Bürgern „ohne Anlass und im voraus“ erhoben werden, vermag mich kaum noch zu schockieren, weil sie nicht im Voraus erhoben wurden.

Vielmehr schockiert mich, was ich auf der Politik-Seite lesen muss. Und zwar nicht nur, dass die Union „Michael Glos … dort (Wirtschaftsministerium, d.Verf.) gegen dessen Willen eingewiesen hatte…“ sondern auch das Folgende: „Steinbrücks Kompetenz zweifeln auch politische Gegner intern nicht an, und rhetorisch kann der 62-Jährige bezwingen.“ Wen oder was kann er bezwingen? Was ist das nur für eine idiotische sprachliche Mode, die sich da wieder einmal zeigt? Es fing an mit: „Das gefällt nicht!“ Wem gefällt es nicht? Mir? Dir? Onkel Theobald? Und nun auch noch so was! Er kann bezwingen! Onkel Theobald kann verlassen. Ich kann bewältigen. Aber so’n Zeugs nicht mehr, tut mir leid!

9. Februar 2009

Bewusstsein über hat Eingang ins Bewusstsein gefunden

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 23:12

Es hat sich doch nichts geändert: Heute ist die WAZ wieder voll schlimmen Klopfern. Das beginnt schon auf Seite 2, im Kommentar: „Nun wundern sich Atomkraftgegner über diese Volten…“ Ich wette, das tun sie nicht, den die wenigsten werden dieses Wort kennen, v.a. nicht in diesem Zusammenhang. Aber Moment mal, das mit den Volten hatten wir doch erst kürzlich? Und es passte damals schon nicht, aber diesmal noch weniger, denn im gesamten Artikel findet sich keinerlei Hinweis auf Finten, Im-Kreis-Reiten oder Sonstiges. Bleibt die Vermutung, dass hier wieder einmal ein Autor von einem anderen etwas übernommen hat, was sich zwar gut anhörte, aber weder nachgeprüft noch verstanden wurde.
Dafür kommt jetzt wieder die allseits beliebt Universalpräposition zum Einsatz: „Atomenergie ist neuerdings aus ökologischen und ökonomischen Gründen salonfähig. Ökologisch, weil das Bewusstsein über das klimaschädigende Kohlendioxid dank jahrelanger Warnungen der Grünen Eingang ins weltweite Bewusstsein gefunden hat.“ Aha, jetzt gibt es also auch ein Bewusstsein über etwas. Und das findet auch noch Eingang in ein übergeordnetes Bewusstsein. Das weltweite. Na fein.
Es kann aber noch schlimmer kommen, „wenn Putin mal wieder an der Gasschraube dreht.“ Was mag das denn sein? Vielleicht eher der Gashahn? Hm, sollte vielleicht direkt die Preisschraube integriert werden?

Im nebenstehender Artikel hätte „… Michael Glos auch bei langem Nachdenken nicht ungewöhnlicher wählen können.“ Richtig, einfach deshalb, weil man ungewöhnlich leider nicht steigern kann. Ein solches „Un“-Wort bringt nun mal zum Ausdruck, dass z.b. jemand etwas nicht ist. Wenn also jemand ungewöhnlich ist oder Ungewöhnliches tut, dann ist er nicht-gewöhnlich oder oder tut Nicht-Gewöhnliches. Und noch nichter geht’s nicht.
Vielleicht folgt deshalb jetzt eine Verkleinerung: „Eine Vorabmeldung der „Bild am Sonntag” informierte eine ziemlich globale Öffentlichkeit über den Brief an Seehofer…“ Wie global ist ziemlich global?
Das werden wir wohl nicht erfahren, denn „ob Glos bis zur Bundestagswahl bleibt oder nicht… , spielt für Merkel keine tragende Rolle.“ Das leuchtet mir ein, obwohl ich glaube, dass eigentlich nur der Glos keine tragende Rolle spielte, sein Bleiben-oder-nicht konnte das schlecht übernehmen.
Rolle hin und Rolle her: „Der vorübergehenden Weigerung Seehofers, den amtstodmüden Glos gehen zu lassen, hat Merkel sich mutmaßlich mit dem Blick auf das Vorschlagsrecht des CSU-Vorsitzenden angeschlossen.“ Ich weiß nicht recht, wie das geht, sich einer vorübergehenden Weigerung anzuschließen, aber mehr interessiert mich im Moment auch, wie der Glos amtstod-müde werden konnte. Zumindest muss es sehr dramatisch gewesen sein – vielleicht ist der „Amtstod“ ja auch eine Vorstufe des Hirntodes?
Muss wohl, sonst wär‘ das Folgende kaum zu erklären: „Vor den Augen der Welt einen Wirtschaftsminister im Amt einzusperren, macht aus mehreren Gründen keinen guten Eindruck. Und den Blick einiger Augen der Welt hatte Glos mit Hilfe der Sicherheitskonferenz immerhin auf sein Schicksal gelenkt.“

Auf der Politik-Seite das Interview mit einem Mann, der mir schon früher durch sein exrem distinguiertes Deutsch aufgefallen ist („Wir haben das nicht aus dem Kaugummiautomat“): Hubertus Heil, seines Zeichens SPD-Generalsekretär.
Und schon im ersten Satz macht seinem Ruf alle Ehre: „Rüttgers ist durchsichtig.“ Nein, Heil, ist er nicht! Seine Manöver vielleicht, oder seine fadenscheinigen Argumente, aber er selbst kann höchstens leicht zu durchschauen sein. Und ein undurchsichtiger Mensch ist wieder was ganz anderes, da kann man nicht mal einfach das Gegenteil bilden!
Nur: das nehmen wir in der nächsten Stunde, jetzt kommt erst einmal die Aussage, dass die Kanzlerin „taktisch vor innerparteilichem Druck einknickt.“ Einknicken kann man – was Druck angeht – nur unter ihm, wenn man vor jemandem einknicken will, dann muss man sich dazu eine Person aussuchen, und dann bleibt immer noch ungeklärt, wie man taktisch knickt.
Und auch das hier gefällt mir nicht: „Der Vorgang wirft ein bezeichnendes Licht auf den Zustand der Unions-Schwesterparteien.“ Reicht es nicht, wenn der Vorgang nur ein Licht wirft? Oder wenn er bezeichnend für den Zustand ist? Warum muss man da ein bezeichnendes Licht draus machen?
Und da bin jetzt mit Herrn Heil einer Meinung, „…dass diese Frage zügig geklärt werden muss“, wobei mir reichen würde, wenn sie jemand beantwortete.

Auf der zweiten Politik-Seite „… stellte … Angela Merkel ihre Vorstellungen … vor“ – und das in einer reichlich großen Unterzeile. Was sollte sie auch sonst damit machen, fragt man sich unwillkürlich.
Im Artikel selbst ist dann von „Obamas Gedankenüberbringer“ die Rede, vom „kalt umstrittene(n) Raketenabwehrsystem“ und von „Merkels Vorstellungen von einer „vernetzten Sicherheit”, in der sich politische, entwicklungspolitische und polizeiliche Ansätze mit militärischen Maßnahmen zur Krisen-Bewältigung bündeln müssten…“ was ich jetzt alles einmal unkommentiert stehen lassen will.

27. Januar 2009

Im angeklagten Zeitraum starrt ein Mond-äner Vamp das Gewissen an

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:57

Im Aufmacher auf der Titelseite kommt erneut die beliebte Universalpräposition zum Einsatz: Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde „zeigte sich irritiert über die Diskussion“, und nicht etwa von derselben.

Im nebenstehenden Kommentar zum Urteil im Fall Zumwinkel stellt man sich die Frage, „warum er im angeklagten Zeitraum … zehn Millionen Euro zahlte“ und ich frage mich, warum anstatt des Ex-Postchefs ein Zeitraum angeklagt wurde.

Vielleicht, weil der Arme ohnehin unter großem Druck steht, wie wir auf der „Rhein-Ruhr“-Seite erfahren: „Den Blick ins große Publikum im Saal vermied der ehemalige Post-Chef, als würde ihn dort ein schlechtes Gewissen anstarren.“ Das kommt öfter vor als man denkt. Da schaut man nichts ahnend ins Publikum, und schon starrt so ein schlechtes Gewissen voll zurück!

Überhaupt, was einem in Gerichtssälen so passieren kann! Darüber klärt uns ein kleiner Hintergrundartikel auf derselben Seite auf, der das Beispiel Al Capone referiert: „Doch der Richter in Chikago ließ die bestochenen Geschworenen auswechseln. Ergebnis: Elf Jahre Gefängnis. Oder Ägypten.“ Wie, konnte Capone zwischen Gefängnis und Ägypten wählen? Lesen wir weiter: „Zur Zeit der Pharaonen ließ der Staat Steuerhinterzieher auspeitschen.“ Passt aber immer noch nicht so richtig. Nach der Zwischenüberschrift („Im alten Ägypten“) können wir dann lesen: “ Genutzt hat diese Härte wenig. Al Capone führte sein Imperium vom Knast aus weiter…“ Also. War er nun im Knast oder in Ägypten? Wir werden es wohl nie erfahren…

Also blättern wir um. Und finden auf der Welt-Seite eine interessante Beschreibung der neuen Dschungel-Königin Ingrid van Bergen: „Aber es gab Jahre, da erschien sie eher als mond– (neue Zeile) äner Vamp…“ Das muss ein Geschöpf sein, das – ähnlich einem Werwolf – nur bei Mondlicht sein Unwesen treibt. Naja, als Vamp – warum nicht?

Es gibt Schlimmeres. Davon lesen wir auf der Wirtschaftsseite: „Gebeutelt durch die Wirtschaftskrise, durch Kreditklemmen, aber auch durch Fehlentscheidungen, hängt Schaeffler-Conti jetzt am Fliegenfänger des Staates und bettelt um materielle Hilfe.“ Selbst, wenn man nicht weiß, was ein Fliegenfänger des Staates ist, ist es schon grausam genug, durch Klemmen gebeutelt zu werden.
Da möchte man schon eher das Gewissen anstarren. Oder Ägypten.

11. Januar 2009

Mit der Gießkanne durchs Land laufen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 14:18

Die Samstags-WAZ bringt uns gleich auf der Titelseite die mahnenden Worte eines früheren McKinsey-Chefs zur Kenntnis: „Der Staat kann nicht mit einer Gießkanne durchs Land laufen und normale Marktprozesse behindern.“ Jetzt weiß ich endlich, warum die Tagessätze bei McKinsey so hoch sind. Äußerungen von solch ökonomischem Tiefsinn bei gleichzeitiger sprachlicher Eleganz sind eben nicht billig!

Die Universalpräposition schlägt mal wieder auf der Politik-Seite zu: „Über die Spekulationen zeigte sich Mannichel … betroffen.“ Auch, wenn man normalerweise von etwas betroffen ist.

Auf der Kulturseite erfahren wir, „dass die Ausstellungsmacher in Köln inmitten all der Fotos aus deutschen Reihenhäusern eine oppulente Polstergarnitur vor holzfurnierter Schrankwand drappierten.“ Vielleicht hätte man die Möbel drapieren sollen, dann wären sie noch besser zur Geltung gekommen.
Später im Text lesen wir dann noch von der „Ledergarnitur und dem gläsernen Tisch“, von dem ich allerdings vermute, dass es sich um einen Glastisch handelte.
Auch, wenn „bei Ihnen … sämtliche Möbel den Halt der Wände“ suchen. „Alles lehnt sich an, so wie er, der Tierarzt Alexander W., an seine Gattin, die Krankenschwester Elvira W..“ Stellen wir uns doch das alles einmal vor, die gesamte Anlehnerei: Der Stuhl an den Tisch, der an den Schrank, alle zusammen an die Wände und der Tierarzt an seine Gattin W (mit zwei Punkten). Warum kommt mir jetzt Loriot in den Sinn?
„Schöner wohnen eben.“ Schöner Wohnen hätte ich besser gefunden.
Zumindest ist das „anders als in England, wo das viktorianische Reihenhaus durchaus dem vermögendem Bürgertum ein stattliches Ambiente bot.“ Und wo man vielleicht eher dem vermögenden Bürgertum das Ambiente bot.
Egal, dem Reihenhaus tut das keinen Abbruch: „Ein Trend jedoch scheint seine Existenz zu befördern…“ Fragt sich nur, wohin.

Schließlich hält noch die Essener Lokal-Sport-Seite eine ganz besonders schöne Bildunterschrift für uns bereit: „Felix Quecke is derzeit bei der U19-Nationalmschaft.“
Also bitte! Wenn schon trinken, dann richtig! Und dann müsste die Bildunterschrift so lauten: „Flix Qucke ss drzt b dr U-nnnzhn-Nzo … Nahzoo … uups! Nassio … Nazional … mampf … mnnschfft! Jawoll!“

3. Januar 2009

Appell ans Helmtragen, Tendenz über die Entwicklung

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 19:29

Geht das? Offenbar schon! Auf der Titelseite geschieht das mit folgenden Worten: „Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft appelliert ‚mit Nachdruck‘ an das Helmtragen, nicht aber an den Gesetzgeber.

Und im Kommentar auf Seite 2 gibt es „berechtigte Ansätze für ein düsteres Jahr 2009″, aber dennoch „zu ausladender Schwarzmalerei keinen besonderen Anlass.“ Das ist beruhigend, hatte ich doch schon befürchtet, dass die Ansätze für ein düsteres Jahr, seien sie nun berechtigt oder nicht, zu weit ausladenden Malereien einladen würden …

Schließlich gibt es mal wieder einen besonders kreativen Einsatz der beliebten Universalpräposition „über“, diesmal auf der Wirtschaftsseite. Dort sagt ein Sprecher von TUI mit Blick auf die Internationale Touristik-Börse: „Dann gibt es eine ziemlich gute Tendenz über die Entwicklung der Branche“. Ich habe wirklich lange versucht, diesem Satz einen Sinn abzugewinnen, es bleibt mir aber nur eine Tendenz über die Entwicklung von Managergehirnen, und die sieht nicht besonders rosig aus. Da möchte dann auch lieber an das Helmtragen appellieren.

17. Dezember 2008

Gerüchte-Verteilung auf dem prominentesten roten Teppich

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 16:19

O Mann, ist das viel heute! Aber ich kann nichts dazu: Ich schreibe nur auf, was ich finde. Und das ist heute eben wieder eine ganze Menge:

Schon im Kommentar auf der Titelseite springt uns ein gleichermaßen unverständlicher wie bemerkenswerter Satz ins Auge: „Bei der Gerüchte-Verteilung spielt jeder sein eigenes Spiel, die gebotene Pflicht zur sofortigen Beweisführung gilt offenbar nicht mehr.“ Gerüchte-Verteilung! Was muss man sich darunter vorstellen? Eine Art Essensausgabe bei der Gerüchteküche? Heute werden hier 1a-Gerüchte verteilt! Aber nur, wenn wir dabei noch ein eigenes Spiel spielen dürfen! Und so gilt dann auch die gebotene Pflicht nicht mehr. Nur noch die ungebotene.

Im Artikel direkt daneben lesen wir, dass Betriebe, die Finanzinvestoren gehörten, „mangels Eigenkapital schnell in Zahlungsschwierigkeiten… “ gerieten. Wieder einmal wird der Dativ gerettet, wo er gar nicht hingehört. Aber es gibt ja immer eine Gelegenheit, ihm anzuwenden, manchmal auch mangels grammatikalischen Eigenkapitals. Oder wie die WAZ schreiben würde: „mangels grammatikalischem Eigenkapital“. Tut das weh!

Und die Schmerzen nehmen noch lange kein Ende. Im Kommentar auf Seite 2 z.B. „füllen so viele Vorschläge den öffentlichen Raum“, dass man sich fragt, wie der das aushalten soll. Zumal der öffentliche Raum der ebenerdige Teil einer Gemeindefläche ist, was schon im Artikel vom 12.12. schief gelaufen ist und weshalb an dieser Stelle die Frage erlaubt sein muss, ob wirklich jeglicher Unsinn, den ein WAZ-Autor schreibt, auch zwangsläufig von den anderen WAZ-Autoren abgeschrieben werden muss.

Da kann man nur hoffen, das das Folgende aus dem nebenstehenden Artikel keine Nachahmer findet: „Solch eine Gesprächsbitte über die Verwendung von Zuwendungen sei allerdings ungewöhnlich…“ Dies ist ein ganz besonderes Beispiel über den Gebrauch der Universalpräposition: Eine Bitte über– und sei es auch eine Gesprächsbitte – ist leider komplett unmöglich. Ein Gespräch über geht schon, aber was machen wir mit der Bitte, bitte?

Auf der Seite „Rhein-Ruhr“ finden wir auch wieder eine Menge schräger Formulierungen. Überhaupt ist die Serie „Spendenaktion für Bangladesh“ eine Fundgrube (ich habe schon mehrfach daraus zitiert). Es beginnt mit: „Wie sollten die einfachen Leute, in diesem Land am Golf von Bengalen, weit weg von Deutschland und Europa, fern von Bildung und überhaupt einer Idee von internationalen Beziehungen.“ Wie sollten die was?
Rätselhaft ist dann auch die Formulierung im nächsten Absatz, in dem von einem Besuch Christina Raus die Rede ist: „Und wenn die 52-Jährige, die selbst zwei Töchter und einen Sohn großgezogen hat, ein Kind auf den Arm nimmt oder in den Arm, dann, weil sie es meint. Und sie tut das oft.“ Was tut sie oft? Ein Kind auf den Arm nehmen? Oder oft etwas meinen?
Egal, denn sie „ist eine, die sich im Wohnheim der ungewollt schwangeren Mädchen zu den Müttern auf die Erde setzt und ihre Babys streichelt.“ Sind das die Mütter der Mädchen oder die der Babys?
Scheint nicht wichtig zu sein, „weil sich den Leuten das Gefühl vermittelt: Dieser fremden Frau kann ich vertrauen.“ Das wusste ich noch gar nicht: Ein Gefühl ist nichts, was man fühlt, nein, es vermittelt sich einem.

Auf der zweiten „Rhein-Ruhr“-Seite wird dann ein „Schlüsselwerk deutscher Literatur … aus der Taufe gehoben“, gemeint ist die Filmpremiere von Buddenbrooks. Und hier finden wir auch den „roten Teppich – übrigens einer der längsten und prominentesten, den Essen seit langem erlebte“. Wie erlebt man einen roten Teppich? Außerdem hab ich ihn mir angeschaut: Er war recht unscheinbar, und prominent waren allenfalls die Schauspieler, die darauf herum liefen…

Auf der Politik-Seite wird gefragt: „Kann Europa Wohltaten verteilen?“ Ich glaube nicht, denn Taten kann man eigentlich nur … äh… tun, wie sollte man sie verteilen?

Im Artikel darunter „… entwickelten sich nach der letzten Kommunalwahl 2004 Ratssitzungen zu Marathon-Veranstaltungen mit zweifelhaftem Wirkungsgrad, weil zehn Fraktionen, Gruppen und Einzelkämpfer um das Wort ringen.“ Das stelle ich mir schön vor, wie Fraktionen, Gruppen usw. mit zweifelhaften Wirkungsgrad, nach Worten ringend, auch noch mit einander ringen…

Auf der Kulturseite (ausgerechnet!) steht die Headline: „Maurice Jarre erhält Berliner Ehrenbär“, wären wir im zugehörigen Artikel erfahren, dass er „im kommenden Jahr mit dem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnet“ wird. Warum nicht gleich so?

Auf der „Welt“-Seite ist der „Terrorschreck mitten im Pariser Weihnachtstrubel…“, und da „Terror“ zu deutsch „Schrecken“ heißt, haben wir es also mit einem Schreckenschreck zu tun. Vielleicht ist das sowas wie der FIlmfilm von Sat1?

Einen (Artikel) hab ich noch: Auf der Seite „Hören und Sehen“ ist zunächst die Rede von einer Heilerin, die durch dörfliches Handauflegen mehr bewirkt als die Chemo…“, was ich hier mal unkommentiert stehen lassen will, und dann von „Menschen, die auch gern mal Elmar Gunsch als Weihnachtsmann sehen würden oder Iris Berben als Osterhase“, während ich sie viel lieber als Osterhasen gesehen hätte.
Und dann haben wir in dem Artikel noch eine Schlussbemerkung, die ich gar nicht verstehe: „Die Zeit sagt man, heilt alle Wunden. Die Heilerin, sagen wir, lässt einen sich wundern, wohin die GEZ zeitverbrennende Mittel fließen lässt.“ Um so etwas zu schreiben, muss man doch schon ein bisschen zeitverbrannt sein, oder?
Aber vielleicht reicht ja auch ein Terrorschreck aus, damit eine Gesprächsbitte über den Ehrenbär nach Worten ringt und sich mir das Gefühl vermittelt, bei der Gerüchte-Verteilung im öffentlichen Raum die gebotene Pflicht… äh… Tut mir leid, den Satz kriege ich nicht mehr zu Ende. Vielleicht sollte ich bei der WAZ anfangen.

7. November 2008

Sich um die Frage herumschleichen

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 00:46

Man weiß ja nicht, ob er’s wirklich so gesagt hat, der Helmut an de Meulen, Vorsitzender des Vereins Pro Ruhrgebiet. Zumindest wird er in der WAZ von Donnerstag auf der „Rhein-Ruhr“-Seite so zitiert: „Niemand soll sich um die Frage ,Wie hältst Du’s mit der Stadt Ruhr’ herumschleichen können“.
Leider kann das ohnehin niemand. Man kann sich herumtreiben, oder um etwas herumschleichen, vielleicht kann man sogar sich schleichen, (was im Österreichischen soviel heißt wie abhauen), alles andere ist ziemlicher Humbug, und gemeint war wohl eher, dass sich niemand um die Beantwortung dieser Frage drücken können soll. Insofern hat der Vorsitzende sein Meulen ein bisschen überstrapaziert (wenn man mir bitte diesen Kalauer verzeihen möge), ansonsten war es ein schöner Satz.

Was man von diesem hier auf der Politik-Seite nicht unbedingt behaupten darf: „Jenseits der Frage – Wieso Ulf aus Deutschland? – tut man sich schwer mit der Vorstellung …“ Wieso jenseits? Warum nicht diesseits? (Ich vermute, der Autor hat diese unsinnige Formulierung im Koch-Interview gelesen, und sie scheint ihm auch noch gefallen zu haben!) Warum nicht ober- oder unterhalb der Frage?

Und im Artikel darunter „haben die Vereinigten Staaten ihre Obsession mit der Verschiedenheit und Unvereinbarkeit der Rassen abgelegt, sie entwickeln sich zu einer halbwegs farbenblinden Nation.“ Den ein bisschen konstruierten Zusammenhang zwischen Hautfarbe und Farbenblindheit könnte man vielleicht noch verzeihen, aber wie ist man halbwegs farbenblind?
Auch der nächste Satz ist nicht besser: „Dazu hat der Kandidat Barack Obama erheblich beigetragen – indem er selbst nicht dem Stereotyp gehorchte, das weiße Wähler über schwarze Politiker pflegen.“ Denn auch hier ist die Universalpräposition „über“ mal wieder völlig fehl am Platz, weil man ein Stereotyp von einer Erscheinung pflegt, mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wie man ihm gehorchen sollte, wenn man ihm schon nicht entspricht.
Und gegen Ende des Artikels muss man dann noch lesen, dass Obama „,cool‘ genug (war), um den kosmopolitischen Schmelztiegel zu verkörpern.“ Da wundert mich dann gar nichts mehr.

Auf der Kulturseite (Kommentar, rechte Spalte) „stehen CDU und Grüne … in der Kaufmann-Frage in Frontalstellung“. Hier kann man wieder einmal nur raten, was gemeint war. Stehen sie frontal gegeneinander oder beziehen sie frontal Stellung? Vielleicht gibt es aber auch Fronten in der Auseinandersetzung? Werden wir es je herausfinden?
Wohl kaum, denn: „Diese Essener Gemengelage lässt sich nicht durch Zahlenprüfungen allein entwirren.“ Das fürchte ich auch, denn eine Gemengelage hat in erster Linie mit Grundstücken zu tun, auch wenn dieser Begriff in letzter Zeit häufig in den Medien auftaucht, wenn von irgendeiner unübersichtlichen oder gefährlichen Mischung die Rede ist. Aber selbst die kann man nicht entwirren, dass kann man allenfalls mit Fäden oder einem Knäuel.
Und da hilft es auch nicht weiter, „den klaren organisatorischen Schnitt zu machen“, wie uns der Artikel weiter empfiehlt. Weil ich mir einen organisatorischen Schnitt nicht vorstellen kann, sei er nun klar oder unklar. Wobei ich allerdings schon froh bin, dass es diesmal keine klare Kante ist.

Zu guter Letzt haben wir dann noch ein sprachliches Kleinod auf der „Menschen“-Seite, das ich hier in weiten Teilen unkommentiert wiedergeben möchte:
„Essen. 15 Jahre. So viel liegt zwischen diesen Bilder: Zwischen Becker und Sandy Meyer-Wölden, die ex-verlobt wurde mit zwei dürren Sätzen ihres Boris. ‚Wir beide haben den Alltag nicht zusammen geschafft …‘ Der Alltag spielte sich wohl eher zwischen New York, Paris, München ab denn zwischen Waschmaschine, Berufsverkehr und Supermarkt …“
Und weiter: „Medienberater meinen ja, Becker verscherze mit seinen Frauengeschichten sein Image. Da haben die Medienberater bestimmt lange überlegt für. So einen Job möchte man mal haben.“

Wäre dem Autor dieses Artikels nur zu wünschen, denn man fragt sich: War er nur betrunken oder etwa heftig bekifft oder gar auf dem Weg nach Poona? Doch um diese Frage muss ich mich leider herumschleichen!

11. Oktober 2008

Die Zerreißprobe ist ein Trauerspiel

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:05

So steht es zumindest heute im Kommentar auf der Titelseite: „Die Zerreißprobe der Dortmunder SPD ist ein Trauerspiel.“ Das ist aber noch nicht alles, denn „zwar ist mit dem Verzicht Gerhard Langmeyers … der Vorhang gefallen. Allerdings ist erst ein Akt vorbei.“ Aha!
Und noch mehr Wunderliches geschieht: „Die grassierende Politik-Verdrossenheit, die in Wahrheit eine Parteien-Verdrossenheit ist, hat neue Nahrung erhalten.“ Ich weiß auch nicht, wie das geht, dass eine Verdrossenheit Nahrung erhält, aber bei der WAZ ist ja nichts unmöglich.
Auch das hier nicht: „Diskutiert wird jetzt über Langemeyers angebliche Verfehlungen, sein Missmanagement, seinen Machttrieb.“ Machthunger ist bekannt, Machtstreben ebenfalls, und vielleicht treibt den Langemeyer auch irgend etwas an, aber ein Machttrieb ist weder in der Psychologie noch in der deutschen Sprache bekannt (außer vielleicht bei Journalisten, die ja gerne von einander abschreiben).
Und zum Abschluss des Artikels lesen wir noch Folgendes: „Dass Dortmund unter seiner Regie einen beachtenswerten Schub nach vorne gemacht hat, rückt in den Hintergrund.“ Dabei bekommt man entweder einen Schub oder man macht einen Sprung. Nun ja, aber warum sollte auch ein WAZ-Autor auf solche Sachen Rücksicht nehmen, wenn er ein Trauerspiel schreibt?

Die Wirtschaftsseite überrascht uns mit dieser Überschrift: „Autobänder stehen noch länger still“. Was, bitte schön, sind Autobänder? Sind es „Selbst“-Bänder? Also eine Art Schlips? Oder ist ein Autoband etwas, das man um sein Auto(mobil) schlingt, um es hübscher zu machen? Nichts dergleichen. Der Artikel klärt uns auf, dass bei Opel in Bochum die Bänder stillstehen. Also die Fließbänder. Und nicht die Autobänder.

Ansonsten ist dann der Essener Lokalteil noch ziemlich ergiebig. In der Unterzeile zur „Lupus“-Kolumne bleiben „Stadt und Oberbürgermeister … hart in der Frage Philharmonie-Intendant“.
Im Artikel selbst wird gefordert: „Eine Brücke muss her, die die Verbindung zwischen Stadt und Sponsoren wiederherstellt“.
Und noch bevor wir uns von der Brücke erholt haben, lesen wir Folgendes: „Die Theater und Philharmonie GmbH … muss auch künftig ein Essener Leuchtturm bleiben.“ O-Oh, muss es denn unbedingt wieder ein Leuchtturm sein? Und wenn schon, dann reicht es, wenn man entweder sagt: „er soll es auch künftig sein“ oder: „er soll es bleiben“. Soll er es „auch künftig … bleiben“, ist es reichlich doppeltgemoppelt.

Eine Seite weiter sagt ein Essener Buchhändler, von dem man eigentlich Besseres erwarten sollte: „Nach der anfänglichen Schockstarre über die Entscheidung habe ich mich … informiert“. Allerdings wohl nicht über den Gebrauch von Präpositionen und so sind wir wieder bei der Universalpräposition gelandet, darüber könnte ich dann glatt in eine Schockstarre verfallen.

Noch eine Seite weiter haben wir dann einen Artikel über eine Straßenbahnlinie, und hier heißt es: „Mit mehr als 37000 Einssteigern pro Tag ist sie die Abstand nachfragestärkste Linie…“ Jetzt würde ich direkt nachfragen, ob’s auch Zwei- oder Dreisteiger gibt, aber ich befinde mich noch immer in Schockstarre…

4. Oktober 2008

Kotrolmechanismen miteinbeziehend

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:45

„Mit Kritik an den Kotrolmechanismen des Senders wurde ebenfalls nicht gespart“, vermeldet die WAZ auf der Seite „Hören und Sehen“ in der Subline, und die ist ja immerhin so groß, dass es auffällt. Auch, wenn man keinen Hund besitzt.

Auf der Kulturseite finden wir einige interessante Adjektive, und der dazugehörige Satzbau ist reichlich schräg: „Die Theateradaption … hatte Regisseur Ivo van Hove … spielen lassen, dabei die Ingenieurskunst der Architektur ins Konzept miteinbeziehend.“ Hä? Oder: „Wördehoff meint einverständig: Die Verbindung … sei gelungen“. Wieso einverständig? Und schließlich „kam der begeisterungsfähige Chefdramaturg erinnerungsselig … ins Reden“. Da komme ich, die Sprachkunst einbeziehend, völlig einverständig und sprachselig ins Grübeln.

Zum Abschluss noch was aus „derwesten.de“, das ist die WAZ-Onlineausgabe, die ich mir in Ermangelung der echten WAZ angeschaut habe:

„Neu Delhi. US-Außenministerin Condoleezza Rice ist zu Gesprächen des umstrittenen Atomvertrags in Indien eingetroffen“. Da rege ich mich laufend über die Benutzung der Universalpräposition „über“ auf. Aber so war das nicht gemeint! Denn diesmal hätte man getrost mal „über“ benutzen können, anstatt eine so merkwürdige Genitiv-Konstruktion zu wählen. Aber mir kann man es ja irgendwie nie Recht machen …

30. September 2008

Know-how über Kohle am Automat

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:55

Nachdem uns also gestern schon das Image entgegen geschlagen ist, schlägt es heute auf der Politik-Seite zu: „Wahl-Fiasko schlägt Breschen in die CSU-Riege“. Und kaum davon erholt, finden wir auf der Wirtschaftsseite die nächste Über-Headline: „Deutsches Kow-how über Kohle mit führend“. Warum nicht einfach: deutsches Kohle-Know-how? Und schon hätte man wenigstens einmal auf die Universalpräposition verzichten können, die in diesem Zusammenhang nun wirklich keinen Sinn macht: Oder wer hat „Gewusst-Wie“ über?
Über habe ich allerdings Formulierungen wie: „… Abbaugebiet in rund 1000 Meter Tiefe“, die ich im zugehörigen Artikel lesen muss. Auch wenn mich ein Freund einmal die gefragt hat: „Warum stellst du dich eigentlich wegen eines einzelnen Buchstaben, diesem ,n‘, so an?“

Ja, warum eigentlich? Und müsste ich mich nicht noch mehr anstellen, wenn sogar zwei Buchstaben fehlen? Tu ich auch! Gerade bei der dicken Headline im Essener Lokalteil: „Immer mehr Datenklau am Automat“. Au weia, tut das weh! Liebe WAZ, so dekliniert man Automat: der Automat, des Automaten, dem Automaten, den Automaten. Und wo findet also der Datenklau statt? Am Au-to-ma-ten! Hhhhhnnnng!!!

15. September 2008

Ringe über die Kante

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:39

Wieder einmal ein besonders kreativer Einsatz unserer Universalpräposition. Auf der Politik-Seite, im Bericht über die Papstreise nach Frankreich, sind es nun die französischen „Spitzen-Sozialisten“, die „am Ende beeindruckt über diesen Kirchenführer“ waren. Und nicht etwa von ihm.
Dabei hatte der Artikel doch schon so gut angefangen: „Die Ringe unter den Augen sprechen Bände.“ Da hören wir doch schon gleich ganz gespannt zu.
Und gegen Ende des Berichtes „gab sich der Papst indes ein Stück weit volksnäher“, diesmal wenigstens richtig geschrieben (vgl. Eintrag vom 13.08.08). Wirklich besser wird der Ausdruck dadurch allerdings nicht …

Auf der Wirtschafts-Seite dann wieder die beliebte Kante. Diesmal wird keine Kante gezeigt, wie bei der Polizei in Duisburg (vgl. 03.09.08), auch keine klare, diesmal hat Ferdinand Porsche „den Konflikt zwischen Porsche und Volkswagen auf Kante geschoben.“ Wie macht man denn sowas?

9. September 2008

Irritiert über das Heft des Handelns und die Spreizung der Gesellschaft im ruhigen Fahrwasser

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:21

Kaum ist so ein Kurt Beck zurückgetreten, werden wieder reichlich Bilder bemüht. Wobei die Betonung auf „Mühe“ liegt. Und gerne purzeln sie durcheinander.
So ist auf Seite 3 davon die Rede, ob es „Steinmeier und Müntefering gelingt, den Kahn SPD wieder auf Kurs zu bringen“.
Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, und man doch schon so schön im sprachlichen Wasser planscht, wird dann noch von einem SPD-Mitglied berichtet, dass „sich auf ruhigeres Fahrwasser ein(stellt).“
Nun bedeutet aber die Redewendung, der oder das „ist im Fahrwasser von“, dass man jemandem nacheifert oder gar abhängig von ihm ist. Etwas völlig anderes ist es, wenn man sich freut, aus stürmischer See in ruhigere Gewässer zu kommen. Das heißt dann etwa, dass sich die Lage beruhigt, und das war wohl auch gemeint, mit dem Fahrwasser. Ein anderer Kommentator (Seite 2) hat das Problem übrigens umschifft, er fragt sich, „ob das neue Führungsduo die Partei auch inhaltlich wieder in ruhigere Gewässer steuern kann.“ (Wobei für mich allerdings neu ist, dass man die Wahl hat, formal oder inhaltlich zu steuern.)
Leider geht der Artikel aber noch weiter. Wir erfahren im Weiteren, dass „in der SPD nun mehr Disziplin, an der Spitze wie an den Flügeln“ erwartet wird, „zumal die Auswechselbank geräumt ist“. Wir hören, dass „Politik auch für junge politische Sprinter zu schnell geht“ und dass es nur gut sein kann, „wenn es denn die neue Spitze schaffe, die Flügel halbwegs auf Kurs zu bringen. Schön wär’s, sagt (das SPD-Mitglied) Stock nach all den Querelen, Talfahrten und dem ständigen Hauch von Mitleid …“ Ständiger Hauch von Mitleid? Den habe ich eher, wenn ich so was lesen muss. Und vor allem am Ende: „Junge Leute in Foren und Projekte einbinden … sie nicht als Alibi für eine Scheinverjüngung missbrauchen.“ Dieser Satz ist so verknotet, dass es schwer fällt, da überhaupt einen Sinn zu entdecken. Ein Alibi ist der Beweis dafür, dass man zur Tatzeit „anderswo“ gewesen ist. Daneben gibt es umgangssprachlich auch die „Alibifrau“ (einzige Frau in einem Männergremium) und darum meinetwegen auch „Alibijugendliche“ in einer vergreisten Partei. Aber wie die Jugendlichen als Alibi für eine Scheinverjüngung herhalten oder gar missbraucht werden können, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Im Artikel: „Ein Putsch auf Raten“ (Seite 2) muss der arme Beck dann gleich zweimal Unmögliches vollbringen: „Allerdings konnte niemand außer ihm wissen, dass der Putsch gelingen würde, denn Beck hat ihn mit seinem Rücktritt erst selbst vollzogen.“ Demnach hat Beck gegen sich selbst geputscht (was dem Wesen eines Putsches radikal widerspricht) und konnte daher wissen, dass derselbige gelingen würde.
Es kommt indes noch schlimmer: „… ein politischer Mord im Orientexpress, bei dem viele einmal zugestochen haben, und auch Beck selbst.“ Ich stelle mir das gerne bildlich vor, wie ein Mordopfer, von vielen Messern gestochen, aus vielen Wunden blutend und mehr tot als lebendig, sich auch noch das Messer selbst irgendwo rein rammt (mich erinnert das an den alten Witz, wonach der Richter den Angeklagten fragt: „Sie wollen uns doch nicht im Ernst erzählen, Ihre Schwiegermutter sei Ihnen 23 mal ins Messer gefallen?“)
Und das, obwohl seinen Beratern daran lag, „ihm das Heft des Handelns in die Hand zu drücken.“ Wer das Heft in der Hand hat, der übt die Kontrolle aus, der hat alles im Griff. Im Schwertgriff übrigens, denn daher kommt die Redewendung, mit einem Schreibheft hat das nichts zu tun. Und woher nun das unsägliche „Heft des Handelns“ kommt (von dem ich nicht nur in der WAZ lesen oder hören musste), weiß der Geier. Deutsch ist das jedenfalls nicht.
Genauso wenig wie die Aussage, dass „Müntefering den Vorsitzenden mit einer brillanten Rede in einen nachtfarbenen Schatten gestellt“ hat, was man gegen Ende des Artikels noch lesen muss.

Gleich zweimal bekommen wir es heute mit der beliebten Universalpräposition „über“ zu tun: Auf der Titelseite ist der IG Metall-Chef „mehr als irritiert über den SPD-Führungswechsel“ und nicht etwa von ihm, und im Essener Lokalteil verkündet eine Headline: „Politik will klare Zahlen über die Philharmonie“.

Und darüber bin ich mindestens genauso irritiert wie über die „Spreizung der Gesellschaft in arm und reich“, die die Grünen auf der der Rhein-Ruhr-Seite beklagen. Hätte es nicht eine normale Spaltung auch getan? Zumal es die zwischen Arm und Reich ist. Entschuldigung, aber darüber musste ich mich jetzt einfach noch ein bisschen ausspreizen.

4. September 2008

Museum über

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 18:50

Haben Sie vielleicht ein Museum über? Vielleicht über Vertreibung? Die WAZ schon: „Berlin ebnet Museum über Vertreibung den Weg“, steht heute auf der Seite 6. Da ist sie nun wieder, die Universalpräposition. Und dass man sie jetzt auch über ein Museum anwenden kann, überrascht mich eigentlich kaum noch.

30. August 2008

Verheilende Narben

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:18

Schöne Sprachbilder, heute: Schon auf Seite 2 „sind es vor allem die besorgten Nato-Mitglieder Estland, Lettland und Litauen sowie die Polen und die Tschechen, die den russischen Teufel immer krasser an die Wand malen.“ Tut mir leid, aber das geht nicht. Man kann den Teufel an die Wand malen, wenn man übermäßig pessimistisch ist, das Schlimmste voraussieht oder dergleichen. Das ist dann aber ein allgemeiner Teufel, kein russischer. Und immer krasser malen? Wie malt man denn krass? Oder gar krasser?
Da ist dann die „Abschreckungswirkung gegen Russland gering“. Zumal eine Wirkung auf etwas ausgeübt wird und nicht gegen. Aber man muss ja schon froh sein, wenn es keine Wirkung „über“ Russland ist … Denn sonst könnte ja folgendes eintreten: „Es bestünde die Gefahr, dass sich alles hochschaukelt.“ Das befürchte ich allerdings auch!

Weiter geht’s auf Seite 3, denn dort „läuft … die Debatte um die Kohlenmonoxid-Röhre des Bayer-Konzerns heiß“ (wie soll das angehen? es mag heiße Debatten geben oder heißgelaufene Motoren) und „ein Parlaments-Votum zum Bayer-Projekt geriete zum Show-down über die NRW-Industriepolitik“. Klar: „über“. Die Universalpräposition mal wieder. Dabei wäre doch ein Showdown für die Industriepolitik viel sinnvoller gewesen!

Das schönste Sprachbild für heute ist auf der Sport-Titelseite. Dort liest man die dicke Headline: „Schalkes Narben sind noch nicht verheilt“.
Das wundert mich nicht, denn Narben können gar nicht verheilen. Schließlich sind sie selbst Ergebnis eines Heilungsprozesses; sie entstehen, wenn Wunden verheilen. Und so etwas wollte der Autor vielleicht auch zum Ausdruck bringen: dass nämlich Schalkes Wunden noch nicht verheilt, aber Narben geblieben sind …

28. August 2008

Die Maus vor der Katze

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 21:46

Der Chefredakteur höchstselbst lässt sich herab, seinen Lesern die Welt zu erklären. Ein Essay, „ibergetitelt“ (wie mein Deutschlehrer zu sagen pflegte): „Geschichte ohne Ende“.
Aber was müssen wir da lesen? „Es gibt keine Gesetze der Geschichte (außer dieses).“ Ich habe bei besagtem Deutschlehrer gelernt, dass nach „außer“ der Dativ steht: „außer diesem„. Alles andere tut mir in den Ohren weh.
Doch damit nicht genug. Es gibt noch eine schönen Formulierung am Ende des Artikels: „Und Europa? Pflegt sein ergrünendes Lebensgefühl. Erschöpft sich im Kampf gegen den Klimawandel. Wirkt darüber hinaus seltsam hilflos. Und erstarrt. Wie die Maus vor der Katze.
Nun möchte man fast mit „Radio Eriwan“ antworten: „Im Prinzip ein schönes Bild. Nur erstarrt nicht die Maus, sondern das Kaninchen. Und das nicht vor der Katze, sondern vor der Schlange.“ Die Schlange kann ja angeblich ihre Beutetiere hypnotisieren, so dass diese in eine Starre verfallen (und daher kommt jenes Sprichwort). Eine Katze vermag das allerdings nicht. Und deshalb haut die Maus schnellstens ab, wenn eine Katze hinter ihr her ist. Es gibt zwar auch ein „Katz-und-Maus-Spiel“, wenn die Katze eine gefangene Maus immer wieder laufen lässt, um sie anschließend wieder zu fangen, aber mit „Erstarren“ hat das nun einmal gar nix zu tun. Darum möge man doch beide Bilder bitte tunlichst auseinander halten! Gerade, wenn man Chefredakteur ist.

Gab es gestern noch die „auseinander klaffenden“ Gehälter, so ist es heute ein „auseinandergehender Trend“, ausgemacht übrigens von unserer Schulministerin, Frau Sommer. Und die muss es ja wissen. Zumal sie das Wörtchen „muss“ in ihrem Interview in jeder zweiten Antwort benutzt. Außerdem will sie Kinder so fördern, „das erste Unterschiede weg sein müssen„. Wie wäre es denn mal mit einer Sprachförderung für Schulminister?

Auf der Politik-Seite zeigt sich unsere Kanzlerin „,tief erschüttert‘ über den Anschlag“, nicht etwa von demselben (wieder einmal „über“ als Universalpräposition). Und im selben Artikel sagt der stellvertretende Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, die „permanente Ignoranz berechtigter Kritik“ an Defiziten des Einsatzes erweise sich als Bumerang. „Und das wird auf dem Rücken unserer Soldaten ausgetragen.“ Wenn man das mal aufdröseln will, dann würde das Folgendes heißen: Auf dem Rücken der Soldaten wird ein Bumerang ausgetragen, der daraus besteht, dass berechtigte Kritik an Defiziten des Einsatzes permanent ignorant ist. Aaaah-ja!

Nach einigen Tippfehlern, die u.a. für eine Geschlechtsumwandlung der SPD-Vorsitzenden sorgen: „NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und Opposionsführer Hannelore Kraft …“ (Subline auf der Politik-Seite), oder aber auch den Unterschied zwischen Singular und Plural aufheben: „… dass vor allem der Auskunftsdienst über Änderungen im Angebot informiert sind“ (Essener Lokalteil) finden wir dann noch eine recht hübsche Formulierung über Hillary Clinton auf einer weiteren Politik-Seite: „Niemand kann ihr vorwerfen, dass sie Barack Obama nur halbherzig unterstützt hat, dass ihre Rede von bösen Hintergedanken durchtrieben war …“ Durchtrieben ist ein Mensch, der raffiniert, gerissen, möglicherweise gar hinterhältig ist, eine Rede mag von bösen oder anderen Gedanken durchsetzt sein. Ansonsten wird die Absicht des Schreibers hintertrieben.

25. August 2008

Das Abfackeln der olympischen Flamme in den Blickpunkt gerückt

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 22:28

Es beginnt mal wieder mit „über“, der Universalpräposition. Diesmal ist es die „Geschichte von Carol Thatcher über das Vergessen ihrer Mutter … “ wie wir auf der Titelseite im Kommentar lesen können. Eine Geschichte „über“, nicht etwa „von“.

Im Kommentar auf Seite 2 haben „wir im Westen … die Themen in den Blickpunkt gerückt, ohne sie lösen zu können“. Das wundert mich nicht, wer kann schon Themen lösen? Mit Problemen wäre das was anderes … Und außerdem nehme ich an, dass entweder der Mittelpunkt oder das Blickfeld gemeint war, wohin wir die nicht lösbaren Themen gerückt haben.

Es folgt (auf der Politik-Seite) einer der üblichen Tippfehler: „… ihre Tochter erwartete wie immer eine schlagfertiges, blitzgescheites Polit-Alphatier …“

Und schließlich der Sportkommentar, in dem es heißt: „Jacques Rogge hat es sich verkniffen, beim Abfackeln der olympischen Flamme in Peking …“ Das ist neu: eine Flamme abfackeln. Bisher kannte ich den Begriff „Abfackeln“ im Zusammenhang mit Brandstiftung. „Da hat jemand die alte Scheune abgefackelt“, heißt es zum Beispiel, wenn jemand so ein Gebäude in Brand gesetzt hat. Die olympische Flamme wurde allerdings abgedreht, ausgepustet, gelöscht. Und das ist nunmal das krasse Gegenteil von „Abfackeln“.
Auch im übernächsten Absatz eine nette Formulierung: „Olympia zwischen Glanz, Tristesse – ja, und auch zwischen Zwielicht.“ Ja, zwischen wem oder was, bitte? „Zwischen A und B“, zum Beispiel. Aber: „zwischen A und zwischen B“ – das geht einfach nicht.
Gegen Ende des Artikels finden wir dann mal wieder etwas, das „im Drogensumpf wurzelt“ (letztes Mal war es noch der Dopingsumpf, in dem gewurzelt wurde), diesmal sind es „finstere Vermutungen“ und am Ende gibt es dann noch den bemerkenswerten „defizitären Erklärungsbedarf“, und den habe ich jetzt auch, weil ich mir darunter schlichtweg nichts vorstellen kann.

23. August 2008

Wie man Hoffnungen furchtloser trägt …

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 20:35

Gibt es eine Steigerung von „furchtlos“? Kann es eigentlich nicht geben, denn wenn man furcht-los ist, ist man ohne Furcht, und „ohnerer“ geht es ja nicht. Sollte man meinen. Für die WAZ ist das aber kein Grund, auf die Bildung eines Komparativs zu verzichten. Und schon lesen wir (im heutigen Kommentar auf Seite 2) den übrigens auch sonst recht rätselhaften Satz: „Volksparteien wie CDU und SPD könnten die Dynamik der direkten Demokratie und ihrer Köpfe furchtloser annehmen.“
Auch sonst ist dieser Satz, wie gesagt, recht rätselhaft. Denn wie kann man man „die Dynamik der direkten Demokratie“ annehmen? (Ach ja: und ihrer Köpfe.) Ob furchtlos oder furchtloser?
Ein paar Zeilen weiter kommt es dann noch ein bisschen dicker: „Nur sie (die Parteien) können Entscheidungen … durch die unverzichtbaren Strukturen der repräsentativen Demokratie navigieren.“ Entscheidungen navigieren. Durch Strukturen. (Welche unverzichtbar sind). Strukturen der repräsentativen Demokratie. Das können nur die Parteien und sonst niemand. Hat das jemand verstanden? Ich nicht.
Mindestens genauso unverständlich (wenn nicht „unverständlicher“, um hier auch mal einen unmöglichen Komparativ zu bilden) ist ein Satz ein paar Zeilen zuvor: „Wer gleich mit dem Gesinnungsverdikt ‚Lebenslänglich‘ droht oder dem Schriftführer, wirkt auf Quereinsteiger … wenig attraktiv“. Wer droht da jetzt wem, warum und womit?
Aber auch der Schlusssatz gibt uns Rätsel auf: „Der politische Diskurs vor Ort darf nicht allein von der eher zufälligen Durchsetzungskraft einzelner Initiativen abhängen.“ Dazu kann man irgendwie nicken: Jau, find ich auch. Jetzt müsste man nur noch wissen, was der Autor damit gemeint haben könnte. Denn der Diskurs ist ein ziemlich kompliziertes Ding (ursprünglich ein hin und her gehendes Gespräch, aber seit Habermaß u.a. „Schauplatz kommunikativer Rationalität“, wie man bei Wikipedia nachlesen kann) und inwieweit das von irgendwas „abhängen“ kann, und gar „von der eher zufälligen Durchsetzungskraft“ will mir nicht einleuchten.
Schade, dabei hatte der Kommentar so gut begonnen. Und sogar ein in unseren Breiten vermutlich völlig unbekanntes Wort einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht: „Die Bereitschaft, sich für Belange in seinem Sprengel einzusetzen …“ Hut ab, dachte ich und habe extra nachgeguckt: Laut Duden ist ein Sprengel das Amtsgebiet eines Pfarrers oder Bischofs. Man ist ja so unendlich dankbar, wenn sich merkwürdige und ungewohnte Wörter in WAZ-Artikeln als normale, vom Duden akzeptierte Wörter entpuppen – und nicht etwa als Wortneuschöpfungen eines durchgeknallten WAZ-Redakteurs.
Schade, dass dann der Artikel im weiteren Verlauf so total aus der Kurve geraten ist …

Aber kommen wir nun endlich zu den getragenen Hoffnungen (nicht etwa zu den Hoffnungsträgern), selbige begegnen uns – mal wieder im Sportteil. Unter der Überschrift: „Zu viel Bolt für die USA“ lesen wir so schöne Sätze wie: „So sehr die Zweifel auf der Bahn und im Becken liegen, weltweit überwiegt die Euphorie über die unvorstellbaren Vorstellungen gegenüber der Skepsis über deren Sauberkeit.“ Viermal „über“. Das muss man erstmal hinkriegen! Und das schafft man auch nur, wenn man „über“ mal wieder als Universalpräposition nutzt: Euphorie über. (Gibt’s nicht). Skepsis über. (Wenn es wenigstens „gegenüber“ gewesen wäre!) Und nicht zuletzt die Zweifel, die auf der Bahn und im Becken liegen! ich stelle mir sowas ja immer gleich bildlich vor … Zweifel, die im Becken liegen!
Und dann kommt erstmal wieder einer von meinen Lieblingsfehlern: „Vor Tagen hieß es noch, er sei 1,93 Meter groß, nun wird von 1,96 Meter gesprochen.“ Metern! Es wird von 1,96 Metern gesprochen, verd …!!
Anschließend eine Passage, die ich jetzt mal in voller Länge wiedergebe:
„Mit welchen Mitteln sich Usain Bolt und seine Kollegen diese schnellen Beine gemacht haben, darüber kann nur spekuliert werden. Eines ist jedoch klar, für das, was sich einige andere Staffeln geleistet haben, gibt es nichts in der Apotheke. Gegen“ (na was nun, für oder gegen?) „Dummheit gibt es keine Medikamente. In den Vorläufen der Männer-Sprintstaffeln waren die USA, Nigeria und Großbritannien gescheitert. Sie waren nicht in der Lage, das Staffelaluminium ins Ziel zu tragen. Aber auch auf der Reggae-Insel wird es einen heißen Tanz geben, denn das läuferisch praktisch unschlagbare Frauen-Quartett aus Jamaika ließ ebenfalls den Stab fallen.“
Das gelbe Trikot schreibt man übrigens nicht immer groß, sondern nur bei der Tour de France, aber das juckt uns bei der WAZ natürlich nicht: „Dem Himmel am nächsten kam im Gelben Trikot der Australier Steve Hooker mit 5,96“
Und schließlich kommen dann unserer Hoffnungsträger: „Nach dem Qualifikations-Aus von Tim Lobinger trug vor allem der Weltmeisterschafts-Dritte Danny Ecker aus Leverkusen die Hoffnungen.“ Und nicht etwa sein Päckchen, das müssen wir tragen …

Nun „holen“ wir uns noch schnell „die ungeteilte Hochachtung ab“ (Sportkommentar) und sinnieren noch einen Moment über „die Gold-Gewinnerin, die wohl leider aussichtslos von besseren Zeiten träumt“. Dann machen wir Schluss für heute.

Ein weiterer schöner Artikel, in dem jemand „von erfüllten Träumen umzingelt ist“ muss dann leider erstmal bis morgen warten.

19. August 2008

Über-Macht

Filed under: Allgemeines — msteinmen @ 09:22

„Über“ ist eine Universalpräposition. Was musste ich da nicht schon alles lesen und hören! Da ist jemand „verletzt darüber, dass du das jetzt sagst“ (anstatt dass er davon verletzt worden ist), oder es ging „um den Konflikt über das iranische Atomprogramm“. Und einmal wurde sogar ein „Krieg über die Ölinteressen“ geführt und selbst das „Lügen über“ etwas scheint heutzutage möglich zu sein. Die WAZ fügt dem heute eine weitere schöne Variante hinzu: „Athleten und Funktionäre sind sehr zufrieden über den reibungslosen Ablauf“, und sie sind nicht etwa mit demselben zufrieden (Kommentar „Halbzeit in Peking“, Seite 2).

Auf der Titelseite finden wir dann „wackere Leistungs-Helden“, und der Sportkommentar hat es immer noch mit den Teichen: „Michael Phelps, der acht Goldmedaillen aus dem Schwimmteich fischte“, während „überirdische Kräfte“ … „im Doping-Sumpf“ wurzeln“. Darüberbin ich jetzt irgendwie unzufrieden …

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